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110 Jahre Zahnarztausbildung in Jena - Zahnärzte in Thüringen

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6 Titelthema tzb 04|2003<strong>110</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Zahnarztausbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>Von Prof. Dr. Eike GlockmannDie moderne Zahnheilkunde hat nicht nur dieBehandlung des Zahnes und se<strong>in</strong>es Halteapparateszum Inhalt, sondern hat denSchritt zur Zahn-, Mund- und Kieferheilkundelängst vollzogen und ist zu e<strong>in</strong>em untrennbarenBestandteil der Mediz<strong>in</strong> geworden. Damitg<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Wandel der Tätigkeitsprofile desZahnarztberufes e<strong>in</strong>her. Der Aufgabenbereichdes Zahnarztes umfasst heute über die Zahnbehandlungh<strong>in</strong>aus die Erhaltung oderWiederherstellung der Gesundheit des orofazialenSystems mit se<strong>in</strong>en knöchernen, artikulären,muskulären und nervalen Anteilen.Entsprechend den zahlreichen Beziehungender Mundhöhle zum Gesamtorganismus s<strong>in</strong>ddazu spezielle Kenntnisse über Infektionskrankheiten,Allgeme<strong>in</strong>erkrankungen, Erkrankungendes Halte- und Bewegungsapparatesund altersspezifische Besonderheiten unerlässlicheVoraussetzung. Die Mundhöhle iste<strong>in</strong>erseits Ort früher Manifestationen vonzahlreichen Erkrankungen und andererseitsdie E<strong>in</strong>trittspforte pathogener Mikroorganismenund damit Ausgangsort von z. T.schwerwiegenden Infektionen.Jeder Zahnarzt wird während se<strong>in</strong>er Berufstätigkeitzum Beispiel mit Krankheitszeichene<strong>in</strong>es Diabetes mellitus und se<strong>in</strong>en auf Gefäßschädigungenberuhenden Folgen für dasParodont und der darauf beruhenden therapeutischenProbleme konfrontiert. Dies trifftunter anderem auch auf die Erkrankungendes leukozytären Systems zu. Nicht seltenist der Zahnarzt dazu berufen, lokale Krankheitsersche<strong>in</strong>ungen,wie bei der Immunschwäche-Erkrankung(AIDS) oder andererschwerwiegender Infektionserkrankungenbei den zahnärztlichen Rout<strong>in</strong>euntersuchungenzuerst festzustellen und e<strong>in</strong>er speziellenBehandlung zuzuführen. Größte Verantwortungträgt unsere Berufsgruppe für die Früherkennungvon Tumoren der Mundhöhle undihrer Umgebung. Gerade <strong>in</strong> diesem Bereichist unsere große Verantwortung für die Gesunderhaltungder Patienten unübersehbar.Voraussetzung für richtiges, nicht seltenLeben rettendes Handeln ist e<strong>in</strong>e entsprechendemediz<strong>in</strong>ische Ausbildung und Fortbildungder Zahnärzte.Auf der anderen Seite mehren sich dieH<strong>in</strong>weise, dass von der Mundhöhle außerTumoren auch andere schwerwiegende Erkrankungenausgehen können. Neben denbekannten spezifischen und unspezifischenEntzündungen s<strong>in</strong>d hier die von profundenParodontitiden ausgehenden BakteriämienProf. Dr. med. dent. Eike Glockmannist geschäftsführender Direktor desZentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkundeder Universität <strong>Jena</strong> undDirektor der Polikl<strong>in</strong>ik für konservierendeZahnheilkunde. Foto: ZeißE<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierter Bestandteil der Mediz<strong>in</strong>Zahnmediz<strong>in</strong> als akademischer Studiengang – Gedanken zu e<strong>in</strong>em Jubiläumdurch parodontopathogene Keime zu nennen.Die Diskussionen um darauf zurückzuführendeerhöhte Risiken von Frühgeburten,koronaren Herzerkrankungen oderSchlaganfällen s<strong>in</strong>d noch nicht abgeschlossenund bedürfen weiterer <strong>in</strong>tensiver <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärerForschungen.Die häufigen Schmerzen im Kopf- undGesichtsbereich verlangen e<strong>in</strong>e fachübergreifendeBehandlung unter E<strong>in</strong>beziehung derZahnärzte, um mögliche Ursachen aus demBereich von Erkrankungen der Zähne, der Kiefer,der Muskulatur und der Kiefergelenke<strong>in</strong>klusive traumatologischer Anamnesen e<strong>in</strong>schließlichhäufig übersehener funktionellerStörungen zu erkennen. Auch dieser Problemkreis,der <strong>in</strong> der ärztlichen wie zahnärztlichenPraxis e<strong>in</strong>e zunehmende Rolle spielt, führtÜberlegungen e<strong>in</strong>er Abgrenzung der Zahnmediz<strong>in</strong>von der Mediz<strong>in</strong> ad absurdum.Diese wenigen Beispiele sollen genügen, umzu dokumentieren, dass nicht e<strong>in</strong>e Loslösungvon der Mediz<strong>in</strong>, sondern vielmehr e<strong>in</strong>e verstärkteIntegration Ziel der Überlegungen zurweiteren Entwicklung der Zahn-, Mund- undKieferheilkunde se<strong>in</strong> muss.Unser Berufsstand muss sich davor hüten,

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