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110 Jahre Zahnarztausbildung in Jena - Zahnärzte in Thüringen

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8 Titelthema tzb 04|2003<strong>110</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Zahnarztausbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Jena</strong>Wegbereiter der <strong>Zahnarztausbildung</strong>Adolph Witzel und se<strong>in</strong>e Tätigkeit an der Universität <strong>Jena</strong>Adolph Witzel (1847-1906) gilt als e<strong>in</strong>er derWegbereiter der <strong>Zahnarztausbildung</strong> <strong>in</strong>Deutschland. Der gebürtige Bad Langensalzaer,der <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Zahnheilkunde studiert undspäter <strong>in</strong> Essen e<strong>in</strong>e Zahnarztpraxis betriebenhatte, gründete am 25. April 1893 e<strong>in</strong> zahnärztlichesLehr<strong>in</strong>stitut an der Universität<strong>Jena</strong>. Obwohl zu dieser Zeit schon mehrereUniversitäten <strong>in</strong> Deutschland, darunter auchdie benachbarten Hochschulen <strong>in</strong> Halle undLeipzig, Zahnärzte ausbildeten, genoss das<strong>Jena</strong>er Institut Seltenheitswert, gab es dochnur wenige spezielle Lehr<strong>in</strong>stitute für diepraktische Ausbildung angehender Zahnärzte.Zahnheilkunde <strong>in</strong> denK<strong>in</strong>derschuhenDie zahnärztliche Versorgung breiter Schichtender Bevölkerung und die Ausbildung vonZahnärzten hatte Ende des 19. Jahrhundertsmit wissenschaftlicher Zahnheilkunde imheutigen Verständnis wenig zu tun. Haupttätigkeitdes Zahnarztes war das Zahnziehen.Das „Reißen“ der Zähne wurde von Laienausgeübt, später von so genannten Technikern,von Badern, Barbieren, Zahnbrechern,Kurpfuschern oder Zahnkünstlern. Es bestandGewerbefreiheit. Zahnärzte beschäftigtenTechniker als Assistenten, die dann relativselbstständig arbeiteten. Dies wurde erst1883 durch Gesetz untersagt. Die „verheerenden“Zustände <strong>in</strong> der Ausübung der Zahnheilkundewaren auf mangelndes Wissen undauf die unzureichende Ausbildung der Zahnärztezurückzuführen. 1825 wurden Zahnärzteals Mediz<strong>in</strong>alpersonen anerkannt unde<strong>in</strong>e erste zahnärztliche Prüfungsordnung erlassen.Dabei wurden die Zahnärzte nach denChirurgen, Apothekern und Wundärzten als„sechste Klasse“ e<strong>in</strong>gestuft.Lange Zeit war das Abitur ke<strong>in</strong>e notwendigeVoraussetzung für das Studium der Zahnmediz<strong>in</strong>.Die Studenten der Zahnheilkundemussten sich an der Philosophischen Fakultätimmatrikulieren. Welche Vorlesungen sieAdolph Witzel, Gründer des ersten Institutszur Ausbildung von Zahnärzten<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Foto: Universität <strong>Jena</strong>hörten, war ihnen überlassen. Empfohlenwurden Chemie, Physik, Anatomie, Physiologie,Allgeme<strong>in</strong>e Pathologie, Präparierübungenund der mikroskopische Kurs. Die praktischeAusbildung konnte entweder bei e<strong>in</strong>erzahnärztlichen höheren Lehranstalt oder beie<strong>in</strong>em approbierten Zahnarzt abgeleistet werden.Der jeweilige Lehrer legte fest, was fürdas spätere Berufsleben dienlich war. Erste<strong>in</strong>e Prüfungsordnung aus dem <strong>Jahre</strong> 1909forderte das Reifezeugnis e<strong>in</strong>er höherenSchule und e<strong>in</strong> abgeschlossenes Studiumüber sieben Semester an der Mediz<strong>in</strong>ischenFakultät e<strong>in</strong>er Universität. Die e<strong>in</strong>heitliche,nur auf dem Weg über Abitur und Universitätsstudiummögliche zahnärztliche Ausbildungund Approbation setzte sich aber erstMitte des 20. Jahrhunderts durch.Adolph Witzel wurde am 14. Juli 1847 imthür<strong>in</strong>gischen Bad Langensalza als ältesterSohn e<strong>in</strong>er schließlich elfköpfigen Familie geboren.Se<strong>in</strong> Vater Friedrich Witzel war alsBarbier und Heilgehilfe tätig. Adolph Witzel,der nach e<strong>in</strong>em Unfall beim Spielen mit e<strong>in</strong>erGewehrpatrone e<strong>in</strong> Auge verlor und wegendieses gesundheitlichen Handicaps das Gymnasiumverlassen musste, arbeitete sich auseigener Kraft hoch. Die für die Universitäterforderliche Vorbildung erwarb er durchPrivatunterricht am Köllnischen Realgymnasium<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Danach studierte er von1866 bis 1868 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Zahnheilkunde undbestand das Examen mit „vorzüglich gut“.Nach der Approbation führte er <strong>in</strong> Essen dankse<strong>in</strong>er großen Geschicklichkeit bald e<strong>in</strong>e umfangreichePrivatpraxis. Später ermöglichteer auch se<strong>in</strong>en fünf Brüdern das Universitätsstudium.Se<strong>in</strong> Bruder Julius Witzel gründetedas zahnärztliche Institut der UniversitätMarburg. Er promovierte und wurde 1897zum Professor ernannt. Prof. Oskar Witzelgilt als Mitbegründer der Mediz<strong>in</strong>ischen Akademie<strong>in</strong> Düsseldorf. Er ist durch e<strong>in</strong>e nachihm benannte künstliche Magenfistel und dieE<strong>in</strong>führung der Äthernarkose bekannt geworden.Auch se<strong>in</strong>e Brüder Karl und Anton Witzelhaben sich als Zahnärzte verdient gemacht.Adolph Witzel begann <strong>in</strong> frühen <strong>Jahre</strong>n se<strong>in</strong>erTätigkeit <strong>in</strong> der Praxis wissenschaftlich zu arbeiten.Er gilt als e<strong>in</strong> scharfer Beobachter, der<strong>in</strong>teressante Fälle „buchte“, von Zeit zu Zeithervorholte und mit späteren Behandlungsmethodenbezüglich des Erfolges verglich,der se<strong>in</strong>e Resultate wissenschaftlich aufsorgfältigste Weise ausarbeitete. Mitglied desZentralvere<strong>in</strong>s deutscher Zahnärzte war erseit 1872. Auf den Versammlungen trug erregelmäßig se<strong>in</strong>e Forschungsergebnisse undBeobachtungen vor. Se<strong>in</strong>en wissenschaftlichenRuf erwarb er sich schon damals mite<strong>in</strong>er großen Zahl von Aufsätzen, Monographienund Vorträgen.1882 bis 1884 studierte Witzel <strong>in</strong> Heidelbergerneut und zwar Mediz<strong>in</strong> und promovierte mite<strong>in</strong>er Arbeit über „Die Indikation der chirurgischenund technischen Behandlung der Gaumendefektenebst Beiträgen zur Zwischenkieferfrage“.Sieben <strong>Jahre</strong> später (1891)stellte Witzel e<strong>in</strong>en Antrag zur Habilitationund für die Genehmigung zur E<strong>in</strong>richtunge<strong>in</strong>es zahnärztlichen Instituts <strong>in</strong> <strong>Jena</strong> und

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