Grundriss der menschlichen Erblichkeitslehre und ... - dullophob
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Auslese <strong>und</strong> Tüchtig keit d e r Organe. [3<br />
genug auch als Waffe dienen. Mit dem Aufkommen von Werkzeugen<br />
zur Zerkleinerung <strong>der</strong> Nahrung <strong>und</strong> ganz beson<strong>der</strong>s mit<br />
dem Gebrauch des Feuers zur Erweichung <strong>der</strong> Nahrung durch<br />
Braten o<strong>der</strong> Kochen nahm allmählich die Lebensvvichtigkeit eines<br />
starken Gebisses ab. Damit dürfte auch die Verkleinerung des<br />
Gebisses gegenüber den Urrassen des Menschen zusammen-<br />
hängen, was natürlich keine Entartung, son<strong>der</strong>n vielmehr eine<br />
Anpassung an neue Lebensbedingungen bedeutet. Mit <strong>der</strong> immer<br />
weiteren Verfeinerung <strong>der</strong> Nahrung konnten sich aber auch mehr<br />
<strong>und</strong> mehr Menschen mit ganz mangelhaften Zähnen halten <strong>und</strong><br />
ihre Anlage weitervererben. Immerhin findet auch heute noch<br />
eine gewisse Auslese nach <strong>der</strong> Beschaffenheit des Gebisses statt.<br />
So verfallen Menschen mit schlechten Zähnen erfahrungsgemäß<br />
häufiger als an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Tuberkulose (ohne daß diese freilich<br />
direkt dadurch begünstigt zu werden braucht). Bei <strong>der</strong> Ehe-<br />
wahl sind schöne Zähne deutlich von Einfluß. Auch diese Aus-<br />
lese wird aber mehr <strong>und</strong> mehr durch die Kunst <strong>der</strong> Zahnärzte<br />
durchkreuzt.<br />
Auch die Funktionstüchtigkeit <strong>der</strong> Verdauungsorgane<br />
hat infolge <strong>der</strong> sorgfältigen Zubereitung <strong>der</strong> Speisen viel von ihrer<br />
Lebenswichtigkeit verloren. Bei einer vorsichtig gewählten Diät können<br />
sich Personen mit Schlaffheit <strong>der</strong> Magenmuskulatur o<strong>der</strong> mit mangelhafter<br />
Abson<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Magensäfte fast ebenso gut halten wie solche mit kräftigem<br />
Magen. Auch die Anlage zu Magengeschwüren hat durch die Mög-<br />
lichkeit vorsorglicher Kostwahl <strong>und</strong> wirksamer ärztlicher Behandlung viel<br />
von ihrer Gefährlichkeit verloren. Die Möglichkeit weiterer Ausbreitung<br />
erblich bedingter Schwäche <strong>der</strong> Verdauungsorgane ist daher wohl gegeben.<br />
Erbliche Anfälligkeit <strong>der</strong> Atmungs Organe führte in jenen<br />
Zeiten, als <strong>der</strong> Mensch noch nicht in dem künstlichen Klima <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Wohnungen lebte, sicher viel öfter als heute zu Erkältungen mit lebensge-<br />
fährlichen Folgen. Menschen mit Neigung zu Asthma o<strong>der</strong> Bronchial-<br />
katarrhen können sich heute viel eher als damals erhalten.<br />
Eine unmittelbare Auslese findet natürlich auch heute noch<br />
in bezug auf alle Anlagen, von denen die Fortpflanzungstüchtigkeit<br />
abhängt, statt.<br />
Der Infantilismus, welcher eine <strong>der</strong> Hauptursachen weib-<br />
licher Unfruchtbarkeit ist, unterliegt natürlich auch heute einer<br />
fortdauernden natürlichen Ausmerzung. Wenn er nach Ansicht<br />
mancher Frauenärzte trotzdem in Zunahme begriffen ist, so<br />
spricht das für eine starke Neuentstehung krankhafter Erb-