Grundriss der menschlichen Erblichkeitslehre und ... - dullophob
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Auslese durch Syphilis <strong>und</strong> Gonorrhoe. 27<br />
<strong>der</strong> Oonorrhoe eher noch größer als die <strong>der</strong> Syphilis, weil<br />
die Gonorrhoe viel häufiger ist <strong>und</strong> weil sie verhältnismäßig<br />
recht oft Unfruchtbarkeit zur Folge hat. Mindestens die Hälfte<br />
aller kin<strong>der</strong>losen Ehen ist auf Gonorrhoe zurückzuführen. Noch<br />
häufiger tritt nach <strong>der</strong> Eheschließung eines gonorrhoischen Mannes<br />
zunächst eine Empfängnis ein, zugleich aber auch die An-<br />
steckung <strong>der</strong> Frau <strong>und</strong> im Anschluß an die erste Geburt ein<br />
Aufsteigen <strong>der</strong> Trippererreg-er in die inneren Geschlechtsorgane<br />
<strong>der</strong> Frau. Die „Einkindsterilität'' ist geradezu typisch für Gonor-<br />
rhoe. Im Deutschen Reich gibt es etwa 10 Millionen Ehen, von<br />
denen etwa eine Million kin<strong>der</strong>los sind ; also bleibt wohl mindestens<br />
eine halbe Million Ehen in je<strong>der</strong> Generation wegen<br />
Gonorrhoe kin<strong>der</strong>los ; <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausfall infolge Einkindsterilität<br />
dürfte eher noch größer sein, so daß in je<strong>der</strong> Generation viele<br />
Millionen Kin<strong>der</strong> wegen Gonorrhoe <strong>der</strong> Eltern nicht geboren<br />
werden. Es fragt sich nur, inwieweit dadurch eine günstige Aus-<br />
lese <strong>und</strong> inwieweit eine Gegenauslese bewirkt wird.<br />
Bei robustem Körperbau sind die geschlechtlichen Triebe<br />
im allgemeinen stärker als bei schwächlicher Konstitution, <strong>und</strong><br />
entsprechend ist auch die Gefährdung größer. Der verhältnismäßig<br />
kleine Teil <strong>der</strong> großstädtischen Männer, welcher von <strong>der</strong><br />
Ansteckung verschont bleibt^ dürfte daher im Durchschnitt kör-<br />
perlich wohl etwas weniger kräftig sein, als <strong>der</strong> welcher <strong>der</strong><br />
Gonorrhoe o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Syphilis verfällt. Diese Krankheiten wirken<br />
daher gerade umgekehrt wie die Tuberkulose eher auf eine Züch-<br />
tung <strong>der</strong> asthenischen <strong>und</strong> infantilistischen Konstitution hin.<br />
Auch in bezug auf seelische Anlagen kommt eine ungünstige Aus-<br />
lesewirkung immerhin in Betracht. Neurastheniker, die schon<br />
durch die gewöhnliche Arbeit des Tages stark ermüdet werden,<br />
sind verhältnismäßig wenig <strong>der</strong> Versuchung ausgesetzt, bedenk-<br />
lichen Verkehr zu suchen. Hypochondrische Ängstlichkeit bedingt<br />
natürlich einen gewissen Schutz vor Ansteckung. An<strong>der</strong>erseits<br />
werden freilich haltlose Naturen, die dem Sinneseindruck des<br />
Augenblicks hingegeben sind <strong>und</strong> bei denen die normalen „Hem-<br />
mungen'' fehlen, vorzugsweise betroffen. Was die geschlecht-<br />
lichen Triebe im beson<strong>der</strong>en angeht, so geht die Auslese durch<br />
Gonorrhoe <strong>und</strong> Syphilis unzweifelhaft auf <strong>der</strong>en Abschwächung<br />
hin. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das so häufige Fehlen