Grundriss der menschlichen Erblichkeitslehre und ... - dullophob
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Auslese durch Alkohol.<br />
die eigentlichen Trinker häufiger von kräftigem als von schw^äch-<br />
lichem Körperbau, was sich einfach daraus erklärt, daß schwäch-<br />
liche Personen eben weniger „vertragen" können <strong>und</strong> daher eher<br />
mäßig bleiben. Wir haben aber Gr<strong>und</strong> zu <strong>der</strong> Annahme, daß<br />
eine Schädigung <strong>der</strong> Erbmasse bei robusten Menschen vielfach<br />
schon früher als eine Schädigung ihrer persönlichen Ges<strong>und</strong>heit<br />
erfolgt. Wenn also die Trinker zunächst auch eine größere Kin-<br />
<strong>der</strong>zahl als die Mäßigen haben mögen, so ist es doch ganz gut<br />
möglich, daß ihre Nachkommenschaft in den weiteren Generationen<br />
infolge <strong>der</strong> durch die Erbschädigung bedingten Schwäche<br />
einer um so stärkeren Ausmerzung verfällt.<br />
Auch in bezug auf geistige Anlagen hat eine Gegenauslese<br />
durch Alkohol wenigstens bis zur Zeit des großen Krieges in-<br />
sofern bei uns stattgef<strong>und</strong>en, als gerade die gebildeten <strong>und</strong> be-<br />
sitzenden Kreise, insbeson<strong>der</strong>e die akademische Jugend, dem Al-<br />
koholmißbrauch beson<strong>der</strong>s ausgesetzt waren. Diese Gegenaus-<br />
lese wird verstärkt durch den Umstand, daß unter dem Einfluß<br />
des Alkohols sich gelegentlich auch junge Leute, die sonst kaum<br />
dazu kommen würden, <strong>der</strong> Gefahr geschlechtlicher Ansteckung<br />
aussetzen. Das unmäßige Trinken hat ja gegenwärtig bei <strong>der</strong><br />
gebildeten Jugend zwar stark abgenommen, in <strong>der</strong> Hauptsache<br />
aber offenbar nur unter dem Zwange <strong>der</strong> wirtschaftlichen Not,<br />
die gerade diese Kreise betroffen hat. Wie sich die Dinge weiter-<br />
hin gestalten werden, bleibt daher abzuwarten.<br />
An<strong>der</strong>e Genußgifte, wie das Nikotin, das Morphin <strong>und</strong> das<br />
Kokain haben eine ähnliche Auslesewirkung wie <strong>der</strong> Alkohol.<br />
Einerseits werden auch durch diese Gifte vorzugsweise haltlose<br />
<strong>und</strong> krankhaft veranlagte Personen von <strong>der</strong> Fortpflanzung aus-<br />
geschaltet ; an<strong>der</strong>erseits aber werden auch davon die gebildeten<br />
Stände ganz beson<strong>der</strong>s betroffen. Dem Morphinismus <strong>und</strong> Kokai-<br />
nismus sind beson<strong>der</strong>s Ärzte, Apotheker, Heilgehilfen <strong>und</strong> Kran-<br />
kenschwestern ausgesetzt; <strong>und</strong> obwohl diese Übel für die Ge-<br />
samtbevölkerung keine beson<strong>der</strong>e Rolle spielen, ist die durch sie<br />
bedingte Auslese um so ungünstiger.<br />
Man ist oft geneigt zu meinen, daß instinktges<strong>und</strong>e Menschen<br />
den Mißbrauch von Alkohol <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Giften ganz von<br />
selbst vermeiden würden, da ja die normalen Instinkte auf Her-<br />
beiführung rasseför<strong>der</strong>licher Zustände <strong>und</strong> Handlungen <strong>und</strong> auf<br />
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