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Grundriss der menschlichen Erblichkeitslehre und ... - dullophob

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Auslese durch Alkohol.<br />

die entscheidende Todesursache ; neben dem Alter <strong>und</strong> äußeren<br />

Umständen spielen vielmehr die Erbanlagen dabei eine nicht zu<br />

unterschätzende Rolle. An Masern sterben fast nur schwächliche<br />

<strong>und</strong> kränkliche Kin<strong>der</strong>. Von Scharlach sind nach Fe er beson<strong>der</strong>s<br />

Kin<strong>der</strong> mit lymphatischer Konstitution gefährdet. Auch die Diph-<br />

therie rafft vorzugsweise Kin<strong>der</strong> mit lymphatischer <strong>und</strong> exsuda-<br />

tiver Diathese, mit Ernährungsstörungen <strong>und</strong> sonstigen Schwäche-<br />

zuständen dahin. Der Keuchhusten ist bei Kin<strong>der</strong>n mit spasmo-<br />

philer Diathese stets lebensgefährlich. Zusammenfassend kann<br />

man sagen, daß die Sterblichkeit im Kindesalter eher noch stärker<br />

durch erbliche Anlagen mitbedingt ist als im Säuglingsalter <strong>und</strong><br />

daß sie folglich wie jene eine starke Auslesebedeutung hat.<br />

g) Die Auslese durch Alkohol <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Genußgifte.<br />

Für das Zustandekommen <strong>der</strong> Trunksucht ist die erbliche<br />

Veranlagung wohl von nicht geringerer Bedeutung als die äußeren<br />

Umstände. „Wir dürfen annehmen, daß die große Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> hoffnungslosen Fälle von Hause aus haltlose, min<strong>der</strong>wertige<br />

Persönlichkeiten waren", sagt Kraepelin. Aus diesem Um-<br />

stände in Verbindung mit <strong>der</strong> Tatsache, daß vor dem Kriege bei<br />

12— 140/0 aller Todesfälle Alkoholmißbrauch mindestens eine<br />

mitwirkende Todesursache war, ergibt sich, daß <strong>der</strong> Alkohol auch<br />

erhebliche Auslesewirkungen haben muß. Die Sterblichkeit <strong>der</strong><br />

Trinker ist bedeutend größer als die <strong>der</strong> übrigen Bevölkerung.<br />

In Preußen betrug die Lebenserwartung <strong>der</strong> 25jährigen in Al-<br />

koholgewerben Beschäftigten nur 26 Jahre gegenüber 32 Jahren<br />

bei <strong>der</strong> sonstigen männlichen Bevölkerung. In England betrug<br />

die Lebenserwartung <strong>der</strong> Gastwirte mit 25 Jahren noch 31 Jahre<br />

gegenüber einer allgemeinen Lebenserwartung von 36 Jahren.<br />

Ein 20jähriger Münchener lebte im Durchschnitt noch 42 Jahre,<br />

ein Münchener Brauer aber nur 22,4.<br />

Entscheidend für die Auslese ist aber nicht das erreichte<br />

Lebensalter, son<strong>der</strong>n die Zahl <strong>der</strong> aufgezogenen Nachkommen,<br />

<strong>und</strong> da zeigt sich, daß die Kin<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> Trinker im allgemeinen<br />

nicht geringer ist als die <strong>der</strong> sonstigen Bevölkerung, son<strong>der</strong>n<br />

eher größer. So hat Laitinen an 5845 finnländischen Familien<br />

gef<strong>und</strong>en, daß die Trinker eine durchschnittliche Kin<strong>der</strong>zahl von<br />

Baur- Fischer-Lenz, <strong>Erblichkeitslehre</strong> IL<br />

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