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Zeitschrift "Eindruck", EMBA Berlin (PDF-Datei; ca. 4

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Seite 10 Eindruck<br />

deutlich höheren Einwohnerzahl nur 6000<br />

offizielle Mitarbeiter in drei Geheimdiensten<br />

hatte, wobei die Stasi insgesamt<br />

nicht mit dem Geheimdienst von demokratischen<br />

Staaten verglichen werden kann.<br />

Alles was beobachtet wurde, Verurteilungen,<br />

Informationen über Mitarbeiter und<br />

Opfer, ist in Akten abgelegt worden.<br />

Nach dem Fall der Mauer im Herbst 1989<br />

fing die Stasi an ihre Akten zu vernichten. Es<br />

wurden Reißwölfe aus dem Westen besorgt.<br />

Nachdem die Reißwölfe heiß gelaufen<br />

waren wurde per Hand weiter vernichtet.<br />

Die Papierfetzen wurden dann auf<br />

Säcke verteilt, verbrannt oder in Papierfabriken<br />

gebracht.<br />

Am Morgen des 4. Dezember 1989 wurde<br />

die Bezirksstelle des MfS in Erfurt von Bürgern<br />

besetzt, nachdem bekannt geworden<br />

war, dass die Stasi-Akten vernichtet werden<br />

sollten. Am Abend desselben Tages<br />

wurden die Dienststellen in Leipzig und<br />

Rostock besetzt. Besetzungen in den anderen<br />

Bezirksstädten folgten, zuletzt am 15.<br />

Januar 1990 in der Zentrale in <strong>Berlin</strong>. Die<br />

Stasi öffnete die Tore der Zentrale, ließ die<br />

Menschen hinein und schickte diese erstmal<br />

in ein falsches Gebäude. Es flogen haufenweiße<br />

Schriftstücke in den Hof, aber<br />

kein brauchbares Material war zu finden.<br />

Einer Gruppe gelang es jedoch in das richtige<br />

Gebäude zu gelangen und die Vernichtungen<br />

der Akten zu stoppen.<br />

Heute sind noch 160 Kilometer Schriftgut<br />

(50 Kilometer alleine in <strong>Berlin</strong>), und tausende<br />

Bild- und Tonaufnahmen vorhanden. Es<br />

Foto: Maximilian Fritz<br />

42 Millionen Karteikarten müssen den Stasiakten zugeordnet werden.<br />

wurde begonnen die zerstörten Akten wieder<br />

zusammenzusetzen und zu ordnen, ein<br />

Prozess, der bis heute andauert.<br />

Im Jahre 1993 wurde ausgerechnet, dass es<br />

alleine 375 Jahre dauern würde, die Schnipsel<br />

in den 15.000 Säcken zusammenzusetzen.<br />

Das Lesen und Sortieren ist dabei<br />

noch nicht mit eingerechnet. Mit moderner<br />

Technik kann die Zeit zum Zusammensetzen<br />

von 375 Jahren auf sechs bis sieben Jahre<br />

verkürzt werden. Anhand der Risskanten<br />

finden spezielle Maschinen heraus, welche<br />

Schnipsel zusammengehören. Nachdem die<br />

Papierschnipsel einges<strong>ca</strong>nnt wurden, werden<br />

die Daten auf einem Server gespeichert<br />

und können zusammengesetzt werden.<br />

Es wir aber noch Jahre dauern bis alle<br />

Akten gelesen und archiviert sind.<br />

Ein großer Teil erhaltener beziehungsweise<br />

neu zusammengesetzter Akten befindet<br />

sich in der ehemaligen MfS-Zenrale in Lichtenberg.<br />

Um die Übersicht zu gewährleisten,<br />

wird, wie schon zu Stasi-Zeiten, mit<br />

einem Karteikartensystem gearbeitet. Auf<br />

42 Millionen Karteikarten sind Namen, Geburtsorte,<br />

Anschriften und Berufe vermerkt.<br />

In der Decknamenkartei sind alle<br />

Decknamen der IM vermerkt und verweisen<br />

auf deren Akten.<br />

Zudem sind Personenkarteien vorhanden<br />

auf denen alle Verurteilungen von Betroffenen<br />

zu finden sind. Auf einer Karteikartei<br />

kann bis zu 40 Jahren „Rechtsprechung“<br />

notiert sein.<br />

Welche Menge an Akten sich in den ehemaligen<br />

Gebäuden des MfS befindet, lässt sich<br />

mit der Größe eines Magazinraumes verdeutlichen.<br />

Der Magazinraum ist 645 Quadratmeter<br />

groß und hat ein Fassungsvermögen<br />

von 8365 Meter Gleitregalanlagen.<br />

Die Beschaffenheit einer Akte ist meistens<br />

sehr ähnlich, sie besteht in der Regel aus<br />

drei Teilen: Der Vorlauf, in dem das Umfeld<br />

des Mitarbeiters erfasst ist, welcher Zielgruppe<br />

der Mitarbeiter angehört und welche<br />

Gespräche mit diesem geführt wurden.<br />

Zudem die Erklärung zur Mitarbeit des IM<br />

und die Aufzeichnungen und Berichte, die<br />

der IM angefertigt hat. Ein Inoffizieller Mitarbeiter<br />

hatte gesellschaftliche und berufliche<br />

Vorteile und bekam besondere Geschenke<br />

zum Geburtstag.<br />

Durch die Wiederherstellung der quasi<br />

schon zerstörten Akten kann jede Menge<br />

herausgefunden werden. So können Opfer<br />

erfahren, ob und von wem sie bespitzelt<br />

wurden. Sogar der Ehepartner oder andere<br />

Familienmitglieder werden dabei als Stasispitzel<br />

entlarvt. Außerdem hat man herausgefunden,<br />

dass in der DDR schon Kinder<br />

gedopt wurden, um bessere<br />

Sportleistungen zu bringen. Durch das Doping<br />

sind einige Kinder gestorben, meint<br />

der Mitarbeiter der BStU.<br />

Jeder hat das Recht seine Akte einzusehen<br />

und kann deshalb bei der BStU einen Antrag<br />

auf Einsicht stellen.<br />

David Koch<br />

Zentralstelle <strong>Berlin</strong><br />

Hausanschrift:<br />

Karl-Liebknecht-Straße 31-33<br />

10178 <strong>Berlin</strong><br />

Postanschrift:<br />

BStU<br />

10106 <strong>Berlin</strong><br />

Homepage: www.bstu.bund.de<br />

Telefon: (030) 23 24 - 50<br />

Fax: (030) 23 24 - 77 99<br />

E-Mail: post@bstu.bund.de

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