03.12.2012 Aufrufe

Zeitschrift "Eindruck", EMBA Berlin (PDF-Datei; ca. 4

Zeitschrift "Eindruck", EMBA Berlin (PDF-Datei; ca. 4

Zeitschrift "Eindruck", EMBA Berlin (PDF-Datei; ca. 4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Seite 20<br />

Schwule im Profifußball<br />

„Randgruppe“ im<br />

Mainstream<br />

E<br />

s ist eine der meist diskutierten<br />

Fragen im deutschen<br />

Fußball: Hat man als Homosexueller<br />

eine Chance, im<br />

Profifußball zu existieren und<br />

kann man es wagen sich zu outen?<br />

Der Deutsche Fußball Bund<br />

(DFB) und allen voran dessen<br />

Präsident Dr. Theo Zwanziger<br />

setzen sich für Toleranz gegenüber<br />

Homosexuellen ein. Jedoch<br />

gibt es auch Bedenken und verschiedene<br />

Meinungen auf Seiten<br />

der Trainer und Verantwortlichen.<br />

Zwanziger beschäftigt sich immer wieder<br />

mit dem Thema der sexuellen Orientierung<br />

im Fußball. Er stellte in seiner Rede vor<br />

dem Völklinger Kreis klar, dass die Würde<br />

eines jeden Menschen unantastbar sei. Es<br />

sei die Aufgabe der Zivilgesellschaft, zu der<br />

Fußball zweifellos gehöre, das deutlich zu<br />

machen. Fußball sei in Deutschland und der<br />

ganzen Welt sehr populär. Zwanziger führte<br />

weiter aus, dass neben dem sportlichen<br />

Vergnügen auch gesellschaftliche Beiträge<br />

geleistet werden müssten. Er nannte Beispiele,<br />

wie die Weltmeisterschaften 1954<br />

und 2006, die große gesellschaftliche Fortschritte<br />

in Deutschland gebracht hätten.<br />

Der Sieg der Weltmeisterschaft 1954 hätte<br />

ein neues Wir-Gefühl gebracht und ein<br />

neues Vertrauen in der schweren Nachkriegszeit<br />

herbeigeführt. Die Weltmeisterschaft<br />

2006 hätte in Deutschland ein neues<br />

Klima geschaffen und ein positives Bild im<br />

Ausland erzeugt. Wenn man als Fußballer<br />

solch eine Weltmeisterschaft im eigenen<br />

Land feiert, komme die Überlegung: Was<br />

kann für die Gesellschaft auch im Blick auf<br />

Toleranz und Akzeptanz getan werden?<br />

In den 1990er Jahren wäre man zur Einsicht<br />

gekommen: „Wenn man stark ist,<br />

muss man auch an die Schwächeren denken.“,<br />

so Zwanziger. Erste Projekte zur sozialen<br />

Verantwortung seien entstanden.<br />

1998 sei die Satzung des DFB erweitert<br />

worden. Der Verband trete entschieden jeder<br />

Art von Diskriminierung entgegen.<br />

Dies hätte nichts damit zu tun, dass man<br />

Politik machen wolle, aber der Sport müsse<br />

sich weiterentwickeln. Es ginge nicht darum,<br />

eine heile Welt auszurufen, sondern<br />

die Einstellung des DFB preiszugeben. Fußball<br />

sei sehr medienpräsent, es gebe also<br />

eine Chance einen Veränderungsprozess<br />

mitzugestalten. Jeder solle Fußball spielen<br />

können, Jungen und Mädchen egal welcher<br />

Religion, Hautfarbe oder sexueller Orientierung.<br />

Man könne durch Projekte, Kommunikation<br />

und klare Orientierung manche<br />

Tabus relativieren und mit der Zeit sogar<br />

verschwinden lassen, so Zwanziger. In den<br />

letzten Jahren habe man den Trainern und<br />

jedem der Verantwortlichen klar gemacht,<br />

dass sexuelle Orientierung nie ein Merkmal<br />

oder Kennzeichen für Ausgrenzung sein<br />

dürfe. Ein entsprechender Prozess würde<br />

auch allmählich voran schreiten, jedoch sei<br />

man noch nicht am Ende. Im Amateurbereich<br />

sei Homosexualität kein großes Thema<br />

mehr, im Profibereich aber sei die Situation<br />

äußerst schwierig.<br />

Zudem meldete Zwanziger Bedenken an,<br />

die er an zwei Überlegungen fest mache.<br />

Die erste stimme ihn sehr nachdenklich,<br />

Foto: David Koch<br />

Stolz vor Gleichberechtigung?<br />

Eindruck<br />

wenn sie richtig sei, denn nach mehreren<br />

Gesprächen halte er es für möglich, dass es<br />

im Profifußball mit Sicherheit nicht viele<br />

schwule Spieler geben würde, da diese gar<br />

nicht soweit kommen würden. Denn neben<br />

außergewöhnlichem Talent brauche man in<br />

der Regel einen freien Kopf. Er könne sich<br />

vorstellen, dass, wenn man ein junger, hoch<br />

talentierter, aber schwuler Fußballspieler<br />

sei, die Jahre des Versteckspiels viel Kraft<br />

kosten würden. Diese Kraft könnte fehlen<br />

um die erste Geige im Profisport zu spielen.<br />

Dadurch wiederum würde Talent verloren<br />

gehen, das man gut gebrauchen könne.<br />

Zweitens: Wenn es wirklich homosexuelle<br />

Profis gibt, so führte Zwanziger weiter aus,<br />

befinden die sich auch in einem Team aus<br />

den unterschiedlichsten Kulturen. Bei manchen<br />

dieser Kulturen sehe man Homosexualität<br />

allerdings eher kritisch. Außerdem<br />

könne der Trainer noch so tolerant sein<br />

und bei einem Coming-Out helfen, am<br />

Ende zähle nur der Erfolg der Mannschaft.<br />

Wer möchte schon seine Karriere aufs<br />

Spiel setzen oder verantwortlich sein, wenn<br />

das Team nach dem Outing nicht mehr<br />

funktioniere? Das alles sei mit einzukalkulieren.<br />

Doch der Verband stehe zu dem, was er<br />

formuliert habe. Man orientiere sich in die<br />

richtige Richtung, brauche aber Zeit, um<br />

alle Beteiligten nicht zu überfordern. Ein<br />

DFB-Präsident könne kein Coming-Out<br />

herbeiführen, sondern nur das Signal senden,<br />

dass Homosexuelle nicht aussortiert<br />

würden. Es sei auch eine Aufgabe für spätere<br />

Generationen, weil aufzeigt werden<br />

müsse, dass das menschliche Miteinander<br />

nicht von der sexuellen Orientierung abhängig<br />

sei.<br />

Bekannte Trainer wie Felix Magath oder<br />

Jürgen Klopp sagen zu der Frage, ob denn<br />

die Bundesliga reif für Outings sei, folgendes:<br />

Magath: „In unserer Gesellschaft hat man<br />

es schwer, wenn man anders ist. Wir neigen<br />

dazu, Dinge aufzubauschen. Es gehört sehr<br />

viel Mut dazu, sich zu etwas zu bekennen.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!