Zeitschrift "Eindruck", EMBA Berlin (PDF-Datei; ca. 4
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Eindruck Seite 11<br />
Kunstszene <strong>Berlin</strong><br />
Das (Über)Leben<br />
der Kunstgalerien<br />
B<br />
erlin bietet mit seinen unzähligen<br />
Museen, Sammlungen<br />
und Galerien eine vielseitige<br />
und kreative Kunstszene.<br />
Viele Künstler aus aller Welt sorgen<br />
für einen ständigen kreativen<br />
Nachschub für die verschiedensten<br />
Ausstellungen. Um einen<br />
kleinen Überblick zu erhalten, haben<br />
wir drei unterschiedliche Galerien<br />
besucht und auf uns wirken<br />
lassen.<br />
Es ist ganz schön was los in der Tucholskystraße.<br />
Alles hier scheint sich der Kunst<br />
verschrieben zu haben, was man an den<br />
großen Schaufenstern erkennen kann, in<br />
denen so manche Kunstwerke ausgestellt<br />
sind. Immer wieder ist in der Straße eine<br />
neue kleine Galerie zu entdecken. Mittendrin<br />
befindet sich unser erstes Ziel: Die<br />
[DAM]<strong>Berlin</strong>, die eine Gruppenausstellung<br />
Foto: Franziska Seilkopf<br />
Gewöhnungsbedürftige Kunstobjekte für die Wand.<br />
namens GaMe! zum Thema Computerspiele<br />
und elektronisches Spielzeug zeigt.<br />
Die Galerie ist Teil eines umfassenden Konzeptes<br />
der Kunstvermittlung, welches sich<br />
ausschließlich dem Einfluss des Computers<br />
und des Digitalen auf Kunst und Gesellschaft<br />
widmet, wie uns die Homepage verrät.<br />
Daher werden hier seit 2003 Ausstellungsstücke<br />
junger und zeitgenössischer<br />
Künstler gezeigt, die sich mit dem Thema<br />
digitale Kunst beschäftigen.<br />
Als wir durch die Tür treten, fallen uns zunächst<br />
ein paar Tierköpfe an der Wand gegenüber<br />
ins Auge: Ein Nashorn, ein Leopard<br />
und ein Zebra. Dabei handelt es sich nicht<br />
etwa um ausgestopfte Jagdtrophäen, son-<br />
dern um kleine Roboterköpfe, die uns nicht<br />
mehr aus den Augen lassen und unsere Bewegungen<br />
verfolgen. Während wir uns einen<br />
ersten Eindruck verschaffen, kommt<br />
eine freundliche Dame auf uns zu und animiert<br />
uns dazu, die Computerspiele, die Teil<br />
der Ausstellung sind, auszuprobieren. Gesagt<br />
- getan. Und so stürzen wir uns die<br />
nächsten Minuten abwechselnd in drei unterschiedliche<br />
Computerspiele. Nach dem<br />
Ausflug in die Welt der Spiele sehen wir<br />
uns in Ruhe die ausgestellten Bilder an, bei<br />
denen das Thema die Erschaffung künstlichen<br />
Lebens durch Klonen ist. So entsteht<br />
zum Beispiel aus den unterschiedlichen<br />
Komponenten Hund, Schwein, Mensch und<br />
Nacktheit ein „Flyingpig“. Zusätzlich sind<br />
Fotos ausgestellt, die Jugendliche auf einer<br />
LAN-Party zeigen. Die Atmosphäre in der<br />
Galerie ist sehr entspannt, ein kleiner Hocker<br />
lädt zum Verweilen vor einem Bildschirm<br />
ein, auf dem unterschiedliche animierte<br />
Welten zu sehen sind. Nur wenn<br />
jemand dem Sockel mit einem Hund-<br />
Schaukelpferd-Roboter zu nahe kommt,<br />
wird die Stille kurz von den mechanischen<br />
Geräuschen, die das „Tier“ beim Vor- und<br />
Zurückschaukeln erzeugt, unterbrochen.<br />
Nachdem wir uns alle Ausstellungsgegenstände<br />
angesehen haben, machen wir uns<br />
auf den Weg zu unserem zweiten Ziel: Eine<br />
Vernissage in einer Galerie in der Straße<br />
Unter den Linden namens Showroom.<br />
Dies ist einer von zwei Standorten, die die<br />
Galerie <strong>Berlin</strong> Art Projects in <strong>Berlin</strong> führt.<br />
Laut ihres Prospektes hat es sich diese zur<br />
Aufgabe gemacht, junge und internationale<br />
in <strong>Berlin</strong> arbeitende Künstler aufzubauen.<br />
Sie begleitet und fördert mit wechselnden<br />
Ausstellungen und Veranstaltungen die<br />
Künstler auf ihrem Weg in die internationale<br />
Kunstwelt.<br />
Als wir dort ankommen, ist es draußen bereits<br />
dunkel geworden und ein paar Neugierige<br />
stehen vor den großen, hell erleuchteten<br />
Schaufenstern. Sie spähen nach innen,<br />
um ein paar Blicke auf die ausgestellten Fotografien<br />
des Künstlers Carsten Sander<br />
werfen zu können. Wir haben heute das<br />
Privileg auf der Gästeliste zu stehen und<br />
betreten wenig später einen großen, offenen<br />
und hellen Raum, in dem mannsgroße<br />
Hochglanzfotos an den Wänden hängen.<br />
Das Motto der Ausstellung lautet to surface,<br />
was im Deutschen „zum Vorschein kommen“<br />
bedeutet. Es handelt sich um Portraitfotografien<br />
von bekannten Film- und<br />
Showgrößen, dargestellt auf eine ungewöhnliche<br />
und zum Teil sehr fantastische<br />
Art und Weise, zum Beispiel als Ritter, Kapitän<br />
oder Rotkäppchen. Anfangs ist die<br />
Galerie noch nicht überfüllt und wir nutzen<br />
die Gelegenheit, die Werke ausgiebig zu bewundern<br />
und hier und da ein paar Fotos für<br />
dieses Magazin zu schießen.<br />
Während im Hintergrund ein DJ beginnt<br />
Elektrobeats zu spielen, füllt sich die Galerie<br />
langsam mit immer mehr Gästen in<br />
feiner Abendgarderobe. Die Stimmen wer-<br />
Foto: Maximilian Fritz<br />
Mirko Freiwald erläutert einer Besucherin iranische Kunst.<br />
den mit jedem Glas Wein etwas lauter, die<br />
Aussicht auf die Bilder dafür immer kleiner.<br />
Ein ganz besonderes Flair entsteht und man<br />
wird von der Aufregung, die in dem Raum<br />
durch das Stimmengewirr entsteht, mitgezogen.<br />
Zwischen den Gästen entdecken<br />
wir sogar den ein oder anderen Prominenten.<br />
Auch für die „Außenwelt“ wird es<br />
immer interessanter, was in dieser Galerie<br />
los ist, und so sieht man immer wieder<br />
plattgedrückte Nasen an den Schaufenstern.<br />
Allerdings: Wer sich die Bilder ohne<br />
Einladung ansehen möchte, der muss sich<br />
bis zum nächsten Tag gedulden. Erst dann<br />
wird die Ausstellung für die Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht und jeder kann sich die<br />
Fotografien von Nahem ansehen. Wer da-