Zeitschrift "Eindruck", EMBA Berlin (PDF-Datei; ca. 4
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Eindruck Seite 21<br />
Klopp: „Unsere Gesellschaft ist schon lange<br />
bereit für Outings. Nur unser Fußball nicht!<br />
Was für Geschichten würden auch in den<br />
Medien entstehen, wenn sich der erste<br />
Spieler zu seiner Homosexualität bekennen<br />
würde. So etwas im Fußball sozialvertäglich<br />
zu äußern, das geht meiner Meinung<br />
noch nicht.“<br />
Aber vor nicht allzu langer Zeit gab es noch<br />
ganz andere Meinungen zum Thema Homosexualität<br />
im Profifußball. Im Jahr 2008<br />
sagte Christoph Daum, damals noch Trainer<br />
des 1. FC Köln, er hätte wirklich Bedenken,<br />
wenn von Theo Zwanziger irgendwelche<br />
Liberalisierungsgedanken einfließen<br />
sollen. Er würde den Schutz der Kinder<br />
über jegliche Liberalisierung stellen. Damit<br />
brachte er Homosexuelle in Verbindung<br />
mit Kindesmissbrauch. Beispiele für Homophobie<br />
gab es schon früher. Der ehemalige<br />
Libero des 1. FC Köln, Paul Steiner (von<br />
1981 bis 1991), fasste den verbreiteten Tenor<br />
in den achtziger Jahren so zusammen:<br />
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Schwule<br />
Fußball spielen können.“ 1982 wurde in<br />
England Justin Fashanu von seinem Coach<br />
bei Nottingham Forrest beschimpft und<br />
vom Platz gestellt, nachdem er erfahren<br />
hatte, dass er schwul ist. Als erster und bislang<br />
einziger homosexueller Fußballprofi<br />
outete sich Fashanu 1990, und verkaufte<br />
seine Geschichte für 80.000 Britische Pfund<br />
an eine englische Boulevardzeitung. Acht<br />
Jahre später erhängte er sich in einer Londoner<br />
Garage. Er ertrug die Beleidigungen<br />
nicht mehr.<br />
Nur langsam setzte in den folgenden Jahren<br />
ein Umdenken ein. Der kroatische Fußballtrainer<br />
Otto Baric wurde als Erster wegen<br />
Homophobie vom europäischen Fußballverband<br />
Uefa verurteilt. „Ich sage das, was<br />
viele denken: Ich werde niemals einen<br />
Schwulen in meinem Team spielen lassen”,<br />
so äußerte sich Baric 2007 und musste<br />
3000 Schweizer Franken Strafe zahlen.<br />
Nach Meinung des FC St. Pauli- Präsidenten<br />
Corny Littmann wird Homosexualität weiter<br />
ein Tabu-Thema bleiben. Er könne verstehen,<br />
dass sich schwule Fußball-Profis<br />
nicht outen wollen. Die Gefahr, dass sie an<br />
den Pranger gestellt werden, sei hoch. Littmann,<br />
selber schwul, meint, wenn sich<br />
plötzlich einer oute, werde ihm ewig anhängen,<br />
der erste schwule Fußballer der<br />
Bundesliga gewesen zu sein. Ob ein junger<br />
Mensch mit diesem Prädikat wohl rumlaufen<br />
wolle?<br />
David Koch<br />
Foto: Maximilian Fritz<br />
Beschimpfungen gehören im Stadion zum guten Ton