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Nr. 21 - Tiroler Jagdaufseher Verband

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12<br />

Bezirk landeck<br />

gesamten Gebiet zeitgleich, am<br />

besten zwischen 6 Uhr und 10 Uhr<br />

morgens, gezählt. Die Zeiten und<br />

die Orte, an denen Gams gezählt<br />

werden, sind in einer Karte zu markieren,<br />

damit sie später zwischen<br />

den Sektoren verglichen werden.<br />

Auf diese Weise kann man Doppelzählungen<br />

ausschließen. Und<br />

selbstverständlich gilt: Nur erfahrene<br />

Gamskenner sollten zählen,<br />

die Gams auch sicher ansprechen<br />

können.<br />

Und wann treibt man am besten<br />

diesen Aufwand? Aus detaillierten<br />

Aufnahmen, die in den italienischen<br />

Alpen in übersichtlichem<br />

Gelände durchgeführt werden,<br />

wissen wir heute, dass zwei Zählungen,<br />

eine im Juli und eine im<br />

Oktober, einen Bestand genauso<br />

gut erfassen können, als wenn<br />

jeden Monat gezählt wird.<br />

Doch je mehr Gams im Wald stehen,<br />

desto schlechter kann man<br />

den Bestand erfassen. Je größer<br />

der Waldanteil im Revier, desto<br />

höher ist die Dunkelziffer, die mit<br />

Spektiv und Stift nicht bestimmt<br />

werden kann.<br />

Es gibt eine Reihe von alternativen<br />

Methoden, die man je nach Gelände,<br />

Bedarf und Geldbeutel einsetzen<br />

kann:<br />

Befliegungen: Sie sind unspezifisch<br />

und teuer. Vor allem der Einsatz<br />

von Wärmebildkameras steckt<br />

noch in den Kinderschuhen, weil<br />

sich damit Tierarten nicht eindeutig<br />

unterscheiden lassen.<br />

Zähltreiben: Sie erfordern einen<br />

hohen Personaleinsatz, der nur<br />

kleinräumig und bei geeignetem<br />

Gelände sinnvoll sein kann.<br />

Transektverfahren: Sie bieten<br />

eigentlich eine gute Alternative zu<br />

aufwändigen Zählverfahren, können<br />

aber keine absoluten Zahlen<br />

liefern. Durch ein wiederholtes,<br />

regelmäßiges Abgehen der immer<br />

Referentin Dr. Christine Miller<br />

gleichen Strecken – zu gleichen<br />

Zeiten – werden Sichtungen oder<br />

auch indirekte Hinweise, wie Fährten<br />

oder frische Losung, erfasst.<br />

Daraus wird ein Dichteindex<br />

(Streckenlänge mal gezählte Tiere/<br />

Spuren) errechnet. Nach einer<br />

Anlaufzeit von etwa fünf Jahren ist<br />

so ein Index ein guter Zeiger für<br />

Trends im Bestand und vor allem<br />

bei Veränderungen „empfindlich“.<br />

Warum wird gezählt?<br />

Weil man Bestandsentwicklungen<br />

erkennen möchte, auf die man<br />

natürlich jagdlich reagieren will.<br />

Entscheidend ist daher zu erkennen,<br />

wie der Motor der Population<br />

läuft: Also wie viele Tiere werden<br />

geboren und wie viele Tiere sterben<br />

wann und warum.<br />

Die Fortpflanzung ist ein enges<br />

Termingeschäft. Der Zeitpunkt des<br />

Setzens ist entscheidend für die<br />

Kitzsterblichkeit im folgenden<br />

Winter. Genügt ein Bock, um dieses<br />

Termingeschäft im Geißenrudel<br />

zu erledigen? Das kommt darauf<br />

an – auf das Wetter und auf den<br />

Altersaufbau des Rudels.<br />

Der Eisprung ist beim Gamswild<br />

hoch synchronisiert. Wenn die<br />

DER TIROLER JAGDAUFSEHER<br />

Geißen aufnahmebereit sind, sollte<br />

alles auf einmal passieren. Dabei<br />

haben die dominanten, erwachsenen<br />

Geißen Vorfahrt. Wer beim<br />

ersten Durchgang nicht zum Zug<br />

kam, hat bei einer Nachbrunft im<br />

dreiwöchigen Abstand die nächste<br />

Chance. Das bedeutet aber dann<br />

auch eine um drei Wochen verschobene<br />

Setzzeit.<br />

Auch viele junge Böcke, die bei<br />

der Brunft ein „wildes Treiben“<br />

veranstalten und lange brauchen,<br />

um die Rangordnung einzustellen,<br />

führen zu einer Desynchronisation.<br />

Außerdem kann die starke körperliche<br />

Belastung einer langen<br />

Brunft zu höheren Verlusten von<br />

Böcken im Winter führen. In praktisch<br />

allen bejagten Populationen<br />

herrscht ein leichter Geißenüberhang.<br />

Aber Werte von 1 zu 1,2 sind<br />

ohne Auswirkungen auf die Dynamik<br />

des Bestandes. Es gibt aber<br />

auch Regionen, in denen auf einen<br />

Bock bis zu drei Geißen kommen.<br />

Solche extremen Werte wirken<br />

destabilisierend, vor allem durch<br />

lange Nachbrunften und Setzzeiten.<br />

Dr. Christine Miller

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