Nr. 21 - Tiroler Jagdaufseher Verband
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WaFFenrecht<br />
26<br />
Waffen- und jagdrechtliche urkunden – ein<br />
überblick<br />
Dr. Harald Wille<br />
Nicht selten können wir im jagdlichen<br />
Alltag und in entsprechenden<br />
Diskussionen feststellen,<br />
dass über das Wesen von jagd-<br />
und waffenrechtlichen Urkunden<br />
erhebliche Ungewissheit besteht<br />
und der mit diesen Urkunden<br />
verbundene Berechtigungs-<br />
umfang beizeiten strittig ist. es<br />
soll daher an dieser Stelle ein<br />
kurzer Überblick über den mit<br />
einer jagd- und waffenrechtlichen<br />
Urkunde verbundenen<br />
Berechtigungsumfang gegeben<br />
werden:<br />
Vorab müssen jedoch – da verschiedene<br />
Urkunden an Rechtsbegriffe,<br />
wie Besitz und Führen verschiedener<br />
Waffen unterschiedlicher<br />
Waffenkategorien, anknüpfen<br />
– gewisse Grundbegriffe kurz geklärt<br />
werden.<br />
I. Führen einer Waffe – Grundregel<br />
und Ausnahme<br />
Eine Waffe „führt“ gemäß § 7<br />
WaffG, wer sie bei sich hat (am<br />
Körper, in einer mitgeführten<br />
Tasche, in einem Pkw etc.). Grundsätzlich<br />
stellt jedes „bei sich haben“<br />
einer Waffe daher ein „Führen“ dar<br />
(Grundregel). Ob die Waffe gela-<br />
den oder ungeladen ist, spielt dabei<br />
ebenso wenig eine Rolle wie die<br />
Eigentumsverhältnisse an der Waffe.<br />
Eine Waffe „führt jedoch nicht“<br />
(Ausnahme), wer sie<br />
1. innerhalb von Wohn- und<br />
Betriebsräumen oder eingefriedeten<br />
Liegenschaften (also z. B.<br />
einem durchgehend abgezäunten<br />
Grundstück oder z. B. einem mit<br />
einer durchgehenden, abtrennenden<br />
Hecke versehenen Grundstück<br />
– Zugangshinderung für Unbefugte)<br />
etc. mit Zustimmung des zu<br />
ihrer Benützung Berechtigten<br />
oder<br />
2. wer Waffen – in den Fällen einer<br />
Schusswaffe ungeladen – in einem<br />
geschlossenen Behältnis und lediglich<br />
zum Zweck, sie von einem Ort<br />
zu einem anderen zu bringen, bei<br />
sich hat (reiner Transportzweck).<br />
Diese beiden Sonderfälle stellen<br />
daher den gesetzlichen Ausnahmefall<br />
des „Nichtführens“ einer Waffe<br />
dar – jedes sonstige „bei sich haben<br />
einer Waffe“ stellt daher ein „Führen“<br />
dar und ist ohne entsprechende<br />
Legitimation gesetzwidrig und<br />
strafbar (zum Teil gerichtliche<br />
Strafbarkeit [Bezirksgericht – Vorstrafe],<br />
zum Teil verwaltungsbehördliche<br />
Strafbarkeit [Bezirksverwaltungsbehörde],<br />
mangelnde<br />
Verlässlichkeit, Waffenverbot etc.).<br />
Geladen ist eine Schusswaffe dann,<br />
wenn sich im Patronenlager oder<br />
der Trommel (geladen) oder in dem<br />
in die Waffe eingeführten bzw.<br />
angesteckten Magazin (halbgeladen<br />
bzw. unterladen) eine oder<br />
mehrere Patronen befinden (VwGH<br />
28.03.1980, 564/80, Slg. 10.091/A).<br />
Ob die Waffe gesichert ist, hat<br />
dabei keinen Einfluss (VwGH<br />
29.10.1993, 92/01/0838).<br />
DER TIROLER JAGDAUFSEHER<br />
II. Arten von Schusswaffen –<br />
Urkunden<br />
Das WaffenG unterscheidet bekanntlich<br />
ganz unterschiedliche<br />
Arten von Waffen. In Anlehnung<br />
und Durchführung der EU-Richtlinie<br />
91/477/EWG werden Waffen<br />
in Waffen der Kategorien A, B, C<br />
und D eingeteilt und daran Bewilligungen<br />
(Urkunden – Rechte)<br />
geknüpft:<br />
1. Kategorie-A-Waffen (verbotene<br />
Waffen und Kriegsmaterial):<br />
Darunter versteht das Gesetz in §<br />
17 und § 18 WaffG verbotene Waffen<br />
und Kriegsmaterial, also z. B.<br />
Waffen, die andere Gegenstände<br />
vortäuschen oder die mit Gegenständen<br />
des täglichen Gebrauches<br />
verkleidet sind, von Schusswaffen,<br />
die über das für Jagd- und Sportzwecke<br />
übliche Maß zusammenklappbar<br />
oder zusammenschiebbar<br />
sind (auch schleuniges Zerlegen),<br />
Flinten mit Vorderschaftrepetiersystem<br />
(„Pumpguns“), Schusswaffen<br />
mit Schalldämpfer oder<br />
Gewehrscheinwerfer (auch die<br />
Vorrichtungen alleine sind schon<br />
verboten – z. B. Schalldämpfer<br />
alleine) oder Flinten mit einer<br />
Gesamtlänge von weniger als 90<br />
cm oder mit einer Lauflänge von<br />
weniger als 45 cm, etc. Was Kriegsmaterial<br />
ist, bestimmt eine eigene<br />
Verordnung zum Kriegsmaterialliengesetz<br />
(z. B. Maschinenpistolen,<br />
alle vollautomatischen Gewehre,<br />
halbautomatische Gewehre,<br />
ausgenommen Sport- und Jagdgewehre,<br />
Sprengköpfe, Zünder, Granaten<br />
etc. sowie viele andere<br />
Kriegsmaterialien und Kriegsgerätschaften<br />
mehr).<br />
Für die oben genannten Waffen