Nr. 21 - Tiroler Jagdaufseher Verband
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Gesellschaft ändern sich laufend,<br />
deshalb gehören auch Richtlinien<br />
angepasst. Wie ein Bezirksfunktionär<br />
einmal treffend sagte: ,Richtlinien<br />
sind ein Menschenwerk und<br />
somit auch vergänglich.’ Derzeit<br />
spreche ich speziell die Klasse III<br />
beim Rotwild an, aber auch bei den<br />
anderen Wildarten bedarf es Erneuerungen.<br />
Hier gibt es bereits in<br />
Nachbarbundesländern gute Ansätze.“<br />
Frage: Flexibilität in der Abschussplanung?<br />
Peter Stecher: „Die Abschusserfüllung<br />
unterliegt auch anderen<br />
als nur jagdlichen Einflüssen.<br />
Etwa Wetterbedingungen, sonstige<br />
Naturnutzung, Bauprojekte, Hubschrauberflüge<br />
usw. lassen ein Jahr<br />
besser, ein anderes schlechter ausfallen.<br />
Trotzdem verlaufen Abschussplanungen<br />
über Jahre hinweg<br />
gleich, obwohl sich wichtige<br />
Faktoren verändern. Einer meiner<br />
Gedanken zu mehr Flexibilität<br />
wäre z.B. die hegebereichsweise<br />
Einführung eines Pools. Der derzeit<br />
geforderte Abschuss ist in vielen<br />
Fällen ohnedies nicht zu 100 %<br />
erfüllbar bzw. aus dem Bestand nutzbar.<br />
Weiters wäre bei den Abschussverhandlungen<br />
wünschenswert, dass<br />
alle Beteiligten sich auf ,Augen-<br />
höhe treffen’, um umsetzbare Stückzahlen<br />
zu erreichen.“<br />
Frage: Fütterung?<br />
Peter Stecher: „Ich spreche hier<br />
Rot- und Rehwild an. Eine tirolweite<br />
Lösung ist schon aus topographischer<br />
Sicht undenkbar. Eine<br />
artgerechte Winterfütterung ist<br />
in winterintensiven Gebirgstälern<br />
nicht zuletzt im Zusammenhang<br />
mit eingeschränktem Lebensraum,<br />
starken Niederschlägen und touristischer<br />
Nutzung unverzichtbar.<br />
Fütterungsbeginn und Art der vorgelegten<br />
Futtermittel könnten auf<br />
Grund großteils identer Voraussetzungen<br />
innerhalb des Hegeberei-<br />
Jagdleiter Peter Stecher<br />
ches geregelt werden.“<br />
Frage: Trophäenbewertung?<br />
Peter Stecher: „Veränderungen in<br />
Natur, Wildbestand und Richtlinien<br />
stetig nachzukommen, würde<br />
zwangsläufig auch eine Änderung<br />
in der Trophäenbewertung bedeuten.<br />
Auffällig ist die trotz geltendem<br />
Landesgesetz unterschiedliche<br />
Handhabung in den einzelnen<br />
Bezirken. Ob durch eine Bestrafung<br />
bei einem Fehlabschuss – vorausgesetzt<br />
bei waidgerechtem Verhalten<br />
– vorgebeugt werden kann,<br />
vermag ich in vielen Fällen zu<br />
bezweifeln. Die Entscheidungsfindung<br />
des Erlegers sollte hier stärker<br />
mit einbezogen werden, zumal<br />
nicht einmal die Entscheidung am<br />
„grünen Tisch“ immer leicht fällt.<br />
Deshalb sollte der Prozentsatz von<br />
Fehlabschüssen eines Revieres,<br />
z.B. der der letzten drei bis vier<br />
Jahre, mitberücksichtigt werden.“<br />
Frage: Jagdzeiten?<br />
Peter Stecher: „Eine Verlängerung<br />
der Schusszeiten kommt für<br />
mich keinesfalls in Frage, da diese<br />
unmittelbar in die Notzeit und<br />
interVieW<br />
Ruhephase des Wildes hineinfallen<br />
würde. Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
kann eine Vorverlegung<br />
durchaus von Vorteil sein, wie zum<br />
Beispiel eine frühzeitige Minderung<br />
des Jagddruckes. Die Jagd-<br />
und Schonzeiten im <strong>Tiroler</strong> Jagdgesetz<br />
entsprechen in höchstem<br />
Maß dem Tierschutz und der Waidgerechtigkeit<br />
(Tragzeiten, Not-<br />
zeit …).“<br />
Frage: Ruhegebiet?<br />
Peter Stecher: „Hier muss in manchen<br />
Gebieten ehestmöglich gehandelt<br />
werden. Der touristisch<br />
starke Einfluss nimmt stetig zu.<br />
Einvernehmliche Lösungen könnten<br />
nach Verhandlungen hier durchaus<br />
gefunden werden. Hier sind die<br />
Verantwortlichen in der Landesregierung<br />
sowie auch wir vom TJV<br />
gefordert. Nur so wird es der Jägerschaft<br />
möglich sein, den Lebensraum<br />
für unser Wild zu erhalten.“<br />
Frage: Welchen gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen wird sich der<br />
<strong>Jagdaufseher</strong> deiner Meinung nach<br />
in nächster Zukunft zu stellen<br />
haben?<br />
DER TIROLER JAGDAUFSEHER 23