Nr. 21 - Tiroler Jagdaufseher Verband
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gefährliches Virus jetzt auch in tirol!<br />
Nun ist es also doch übergeschwappt,<br />
dieses gefährliche Virus,<br />
das die Gehirne vernebelt und<br />
die Herzen erkalten lässt. Ein Virus,<br />
mindestens so gefährlich wie die<br />
Schweinegrippe, ja schlimmer<br />
noch als der Rinderwahn: das<br />
BWRW-Virus. Noch nie gehört?<br />
Oh doch, in diesem Heft ist er<br />
mehrfach erwähnt, der Bayerische<br />
Wildreduktionswahn, der jetzt<br />
auch in Österreich seine Opfer<br />
unter den Entscheidungsträgern<br />
gefunden hat.<br />
Was die Bayern schon in den letzten<br />
Jahrzehnten in den jagdlichen<br />
Bankrott getrieben hat, wird nun<br />
also auch in Österreich populär.<br />
Viel zu viel Rotwild gibt es in den<br />
österreichischen Revieren, hören<br />
wir da, allein in Tirol 10.000 Stück<br />
zu viel, und die müssen natürlich<br />
alle geschossen werden.<br />
Dass wir uns richtig verstehen: Auf<br />
der Vollversammlung des TJAV<br />
wurde es von verschiedenen Rednern<br />
deutlich angesprochen: In<br />
Tirol gibt es tatsächlich nur in einzelnen<br />
Revieren Probleme mit<br />
einem zu hohen Rotwildbestand –<br />
und nun sollen alle schießen, was<br />
das Zeug hält? Die wenigen so<br />
genannten schwarzen Schafe unter<br />
den Jägern, die wegen ihres Fehlverhaltens<br />
als Verursacher von<br />
Tuberkulose und Schälschäden<br />
fungieren, sind doch bekannt, also<br />
sollen sie auch zur Rechenschaft<br />
gezogen werden. In der übrigen,<br />
überaus großen Mehrzahl der<br />
Reviere gibt es dagegen kein Problem<br />
mit dem Rotwild!<br />
Mich stört, dass bei all diesen dogmatisierten<br />
Diskussionen folgende<br />
Fakten vergessen oder bewusst<br />
unterschlagen werden:<br />
1. Anhand alter Fotos lässt sich<br />
klar beweisen, dass wir heute so<br />
viel Wald, auch Bergwald, haben,<br />
wie noch nie zuvor.<br />
2. Der Schaden, der in den Wäldern<br />
durch das Holzrücken entsteht,<br />
ist ungleich größer als der<br />
Schaden, den das Wild verursacht.<br />
3. Der größte Schädling auf dieser<br />
Erde ist der Mensch!<br />
Ich habe lange Jahre als freischaffende<br />
Redakteurin für die beiden<br />
wichtigsten deutschen Jagdzeitschriften<br />
gearbeitet. In dieser Zeit<br />
hatte ich mit vielen Forstleuten zu<br />
tun. Jedem von ihnen, ob hoher<br />
Ministerialbeamter oder kleiner<br />
Forstinspektor, habe ich dieselbe<br />
folgende Frage gestellt: „Herr<br />
Sowieso, wir haben heute so viel<br />
Wald wie nie zuvor. Dieser Wald,<br />
wie er heute dasteht, wuchs aber<br />
genau zu der Zeit, als wir angeblich<br />
viel zu viel Rotwild hatten.<br />
Wie ist das Ihrer Meinung nach<br />
möglich?“ Keiner von ihnen hat<br />
mir widersprochen, aber auch keiner<br />
von ihnen konnte meine Frage<br />
beantworten. Ich erntete stets<br />
betretenes Schweigen oder mein<br />
Gegenüber wechselte schnell das<br />
Thema.<br />
Was den Wildreduktionswahn anbelangt,<br />
sind die Bayern den<br />
Österreichern inzwischen einen<br />
traurigen Schritt voraus: Am 2.<br />
Dezember 2010 teilte der „Münchner<br />
Merkur“ in großen Lettern mit:<br />
„Der Rothirsch – Freund oder<br />
Feind?“ Darin wird berichtet, dass<br />
der Landesjagdverband Bayern<br />
„Freiheit für den Rothirsch“ fordert.<br />
Das Rotwild solle sich auch<br />
außerhalb der aktuellen Schutzgebiete<br />
frei bewegen können. Bravo!<br />
Auch schon aufgewacht?<br />
Die Ökojäger und Waldbesitzer<br />
sind natürlich dagegen. Ist doch<br />
klar!<br />
Pirschgedanken<br />
Meine persönliche Überzeugung<br />
ist: Alles gehört in unserer Schöpfung<br />
zusammen – vom Hirsch bis<br />
zur Ameise, vom Baum bis zum<br />
Grashalm, vom Wasser bis zur<br />
Erde. Die Natur sorgt für alle ihre<br />
Bewohner im Überfluss. Das kann<br />
sie alleine, den Menschen braucht<br />
sie dazu nicht! Die einzige Spezies,<br />
die das nicht wahrhaben will,<br />
ist der Mensch.<br />
Wer mir nicht glauben will, möge<br />
die katastrophalen Folgen des seit<br />
Jahrzehnten in Bayern grassierenden<br />
Wildreduktionswahns auf der<br />
alljährlichen Hegeschau im bayerischen<br />
Miesbach besichtigen und<br />
dann beschämt sein Haupt senken,<br />
angesichts dieser jagdlichen Bankrotterklärung.<br />
Wie gesagt, der BWRW-Virus vernebelt<br />
die Gehirne und macht die<br />
Herzen kalt. Wenn jemand einen<br />
Impfstoff gegen dieses gefährliche<br />
Virus findet, schlage ich ihn für<br />
den Nobelpreis vor.<br />
Ida Schmid<br />
DER TIROLER JAGDAUFSEHER 35