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GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

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Goethehaus<br />

Im Jahre 1733 kaufte Cornelia Goethe (1668-1754) im Großen Hirschgraben<br />

ein um 1600 von dem flämischen Goldschmied van Hinsberg erbautes<br />

Haus nebst einem kleinen Anbau, der ehemaligen Malzdarre des<br />

benachbarten Brauhauses Zum grünen Laub. Mit seinen tiefen Kellern,<br />

seinem steinernen Erdgeschoß, den beiden überhängenden Fachwerkstöcken,<br />

vor allem mit seiner reichen Wasserversorgung durch zwei<br />

Pumpen in der Küche und im Hof war dieses Haus ganz nach dem<br />

Wunsch der Gasthalterswitwe.<br />

Drei Jahre bevor sie sich zusammen mit ihrem Sohn Johann Kaspar im<br />

Hirschgraben niederließ, war Cornelia Goethe zum zweiten Mal Witwe<br />

geworden. 1703 hatte sie, die Tochter des Schneidermeisters Walther<br />

aus Frankfurt, im Alter von 35 Jahren ihren ersten Mann, den Gasthalter<br />

Zum Weidenhof auf der Zeil, Johann Schellhorn, verloren. Die Ehe mit<br />

Schellhorn war kinderlos geblieben. 1730 war ihr zweiter Mann, der 1657<br />

in Artern in Thüringen geborene Schneider Friedrich Georg Goethe, gestorben.<br />

Cornelia und Friedrich Georg Goethes Sohn Johann Kaspar, geboren<br />

am 31. Juli 1710, studierte nach dem Besuch des Gymnasium in Gießen<br />

und Leipzig Jura. Nach seiner Promotion unternahm er 1740 eine Bildungsreise<br />

nach Italien. Ende 1741 nach Frankfurt zurückgekehrt, kaufte<br />

er 1742 von Kaiser Karl VII. den Titel eines Kaiserlichen Rats und wurde<br />

dadurch zum Rechtsbeirat und Geschäftsträger von Reichsständen und<br />

städtischen Körperschaften. Ein Sitz im Rat blieb ihm verwehrt, da dort<br />

bereits sein Halbbruder, der Zinngießermeister Hermann Jakob Goethe,<br />

ein Sohn aus der ersten Ehe seines Vaters mit Anna Elisabeth Lutz, saß;<br />

Verwandschaft war im Rat Ausschließungsgrund.<br />

1748 heiratete Johann Kaspar Goethe die einundzwanzig Jahre jüngere<br />

Katharina Elisabeth Textor. Das Paar blieb bei Cornelia Goethe im<br />

Hirschgraben wohnen. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Am 28.<br />

August 1749 wurde der Sohn Johann Wolfgang, am 7. Dezember 1750<br />

die Tochter Cornelia geboren; vier weitere Kinder starben früh.<br />

Nach dem Tode seiner Mutter ließ Johann Kaspar Goethe die beiden<br />

alten, nur notdürftig miteinander verbundenen Häuser im Hirschgraben<br />

1755/56 nach und nach abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Um<br />

die <strong>für</strong> einen Neubau gültigen Bauvorschriften zu umgehen, wurde der<br />

Neubau offiziell als Umbau deklariert.<br />

Johann Kaspar Goethe wurde als steif und zeremoniös charakterisiert.<br />

Doch bei aller Starrheit und Pedanterie war er doch auch Kunst- und Literaturliebhaber.<br />

Da ihm die Teilhabe am politisch-öffentlichen Leben der<br />

Stadt weitgehend versperrt war, galt sein Interesse vor allem seinen<br />

Sammlungen und der Erziehung der Kinder. An erster Stelle der Sammlungen<br />

stand die Bibliothek, die im Laufe der Jahre auf die <strong>für</strong> die dama-<br />

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