GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte
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des Nachbarhauses Großer Hirschgraben 11, von dem aus man in die<br />
eigenen Gewölbe gelangte. Nachts wurde alles mit Trümmersteinen getarnt.<br />
So bald als möglich wurde der Verkauf wieder aufgenommen, sofern<br />
es denn überhaupt etwas zu verkaufen gab. Der Warennachschub<br />
wurde durch Zonengrenzen zusätzlich erschwert.<br />
Der Wiederaufbau der Firma Farben Jenisch wurde von Heinrich Josef<br />
Imig und seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen rasch vorangetrieben.<br />
Zunächst einmal räumte man mit Hilfe einer Lore, einem Kippwagen auf<br />
Schienen, und einem Förderband, die man von Philipp Holzmann bzw.<br />
Wayss-Freytag geliehen hatte, den Schutt weg. Dabei wurden noch<br />
brauchbare Steine abgeklopft und ebenso wie alte Eisenträger, die sich<br />
noch geradebiegen ließen, <strong>für</strong> den Wiederaufbau verwandt. So entstand<br />
in wenigen Monaten ein neues Geschäfts- und Lagerhaus. 1947 konnte<br />
hier das erste Richtfest im Großen Hirschgraben nach dem Krieg gefeiert<br />
werden.<br />
Überall begann sich nun neues Leben zu regen. Im Eckhaus Großer<br />
Hirschgraben 5/Bethmannstraße 21 wurde das Erdgeschoß wieder hergerichtet<br />
und zu einem Vergnügungslokal, dem Sport Café, ausgebaut,<br />
das sich schnell zu einem Treffpunkt der Halb- und Unterwelt entwickelte.<br />
Auf dem Trümmergrundstück Großer Hirschgraben 9 entstand vorübergehend<br />
eine Holzhütte, in der eine Blondine mittleren Alters ein Vergnügungslokal<br />
der besonderen Art unterhielt.<br />
Obwohl der Krieg nahezu alle Häuser im Großen Hirschgraben dem<br />
Erdboden gleichgemacht und damit das Band zur Vergangenheit zerschnitten<br />
hatte, blieb doch der alte Verlauf der Straße noch einige Jahre<br />
zu erkennen. Erst mit Anlage der Berliner Straße Anfang der 50 Jahre<br />
ging auch dieser letzte Hinweis auf die Zeit vor der Zerstörung verloren.<br />
Der Große Hirschgraben begann nun auf der westlichen Seite mit der<br />
Hausnummer 15 und auf der östlichen Seite mit der Hausnummer 20.<br />
Die Grundstücke Großer Hirschgraben 1-11 und 6-18 gingen beim Straßenneubau<br />
entweder gänzlich unter oder wurden nunmehr zur neuen<br />
Straße gezählt. Der Blick von der Berliner Straße in den übriggebliebenen<br />
Teil des Großen Hirschgrabens wurde zudem 1970 durch den Neubau<br />
des Jenisch-Hauses verstellt, das weit über den alten Gehsteig des<br />
Hirschgrabens hinausragte.<br />
Nach der Wiedereröffnung des Goethehauses wurden auch die Grundstücke<br />
in der Nachbarschaft in rascher Folge bebaut. Im Jahre 1953<br />
wurde das Haus des Deutschen Buchhandels, Großer Hirschgraben 17-<br />
19, eingeweiht, das der Börsenverein Deutscher Verleger- und Buchhändlerverbände<br />
bezog. Dieser Verein war 1825 als Börsenverein der<br />
Deutschen Buchhändler in Leipzig gegründet worden. Damals hatte sich<br />
der Brauch entwickelt, daß die Buchhändler jährlich in der Woche Cantate<br />
zur Abrechnung, zur Börse gingen. In Erinnerung an diese Tradition<br />
wurde daher auch in dem Haus Großer Hirschgraben 19 bzw. in dem<br />
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