GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte
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sorgen.“ Und auch dieser gefiel der junge Hauslehrer auf den ersten<br />
Blick, erinnerte er sie doch an ihren Bruder.<br />
Susette galt als junge Frau mit ihrer griechischen Gestalt, ihrem langen<br />
schwarzen Haar und ihren schwarzen Augen als vollendete Schönheit.<br />
Von ihrer Mutter war sie sorgfältig erzogen worden: Sprachen, Musik,<br />
Literatur, aber auch Handarbeiten waren ihr vertraut. Bei aller Bildung<br />
war sie von natürlicher Einfachheit geblieben.<br />
ette Gontard und Friedrich Hölderlin.<br />
Für Friedrich Hölderlin war Susette Gontard mehr als nur eine vollendete<br />
Schönheit. Er fand in ihr ein verwandtes Wesen – und sie in ihm. Sie<br />
kamen zum Vorlesen der neuesten Bücher zusammen, und sie musizierten<br />
gemeinsam. Zum Ideal gesteigert ging Susette in seine Dichtungen<br />
ein: in den in Frankfurt entstandenen Entwurf zum Drama Empedokles,<br />
vor allem aber in den Roman Hyperion mit der Gestalt der Diotima<br />
oder auch in Gedichte, die gleichfalls Diotima gewidmet sind: „Nun!<br />
ich habe dich gefunden / Schöner als ich ahndend sah / In der Liebe<br />
Feierstunden, / Hohe! Gute! bist du da; / O der armen Phantasien! / Dieses<br />
Eine bildest nur / Du, in ewgen Harmonien / Frohvollendete Natur!“<br />
Die enge Verbundenheit zwischen Hölderlin und Susette führte in der<br />
Stadt zunehmend zu Gerede. Auch im Hause Gontard blieben Spannungen<br />
nicht aus. Schließlich kam es zum Bruch mit Jakob Friedrich Gontard.<br />
Hölderlin verließ Frankfurt im September 1798 und ging nach Bad<br />
Homburg. In der Folgezeit konnten er und Susette sich nur noch heimlich<br />
treffen. Das letzte Treffen der beiden fand im Mai 1800 auf dem Adlerflychthof,<br />
dem Sommersitz der Gontards am Oederweg, statt. Susette<br />
starb 1802 während einer Ruhrepidemie. In der gleichen Zeit ver-<br />
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