GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

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Künstlern ihrer Zeit. Zu ihren Bekannten zählten die als Schwedische Nachtigall berühmt gewordene Sängerin Jenny Lind, Felix Mendelssohn, Clara Schumann, Eduard Schmidt von der Launitz und Karl Theodor Reiffenstein. Ihr Haus war ein Sammelplatz bedeutender Persönlichkeiten. Auf ihren Empfängen und Gesellschaften waren nicht selten mehr als hundert Personen zugegen. Die Familie Koch benutzte das Haus im Großen Hirschgraben in der Regel nur als Winterquartier und wohnte ansonsten auf ihrem Landsitz an der Mainzer Landstraße. 1850 zog sie sogar ganz dorthin um. Das Stadthaus wurde 1852 für 45.000 Gulden an die Kolonialwarenhändlerin Tempel aus der Fahrgasse verkauft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging das Kochsche Stadtpalais wie bereits das Haus Zum grünen Laub an die Stadtkämmerei und schließlich an das Freie Deutsche Hochstift über. Der Rote Engel des Herrn Ochs von Ochsenstein Auf der östlichen Seite des Großen Hirschgrabens folgten auf das Eckhaus zur Weißadlergasse, in dem sich im 20. Jahrhundert jahrzehntelang die Bäckerei und Konditorei Gross befand, zunächst zwei schmale Häuser und dann das dem Goethehaus gegenüber gelegene Haus Zum roten Engel, besser bekannt unter dem Namen Haus Ochsenstein, Großer Hirschgraben 20 (vormals 18). Der Rote Engel existierte bereits seit 1601. Er besaß damals sogar, was für diese Seite des Hirschgrabens die Ausnahme war, einen Garten. 1712 wurde der Rote Engel von dem Ratsherrn Dr. jur. Johann Christoph Ochs erworben. Ochs ließ das alte Haus abreißen und an seiner Stelle ein neues erbauen. 1717 kaufte er außerdem einen Hof hinzu, den hinteren Teil des Schwarzenberger Höfchens, das von der Westseite der Rosengasse bis in den Großen Hirschgraben reichte. Auch diese Gebäude ließ Ochs abreißen und durch einen Neubau im gleichen Stil wie der Rote Engel ersetzen, so daß jenes bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg charakteristische zweigiebelige Haus entstand. Da das Haus Roter Engel hieß, ließ Ochs es durch den damals bekannten Maler Konrad Unsinn für 34 Gulden rot anstreichen und mit Gemälden verzieren. Die Drachenköpfe aus Blech, die das Wasser von den Dächern auf die Straße leiteten, und die Knäufe der beiden Wetterfahnen wurden vergoldet. Johann Christoph Ochs (1674-1747) war seit 1704 Ratherr und 1714 und 1725 Bürgermeister. In den Jahren 1726/27 und 1729/32 weilte er als Gesandter Frankfurts in Wien, wo er im Streit um die Frankfurter Verfassung verhandelte. Es galt dabei, zwischen drei Interessengruppen zu vermitteln: dem Rat der Stadt, der Bürgerschaft, die sich gegen den 28
selbstherrlich regierenden und oft hochmütigen Rat aufgelehnt hatte, und dem Kaiser, der sich als oberster Herr der Stadt die letzte Entscheidungsgewalt zu sichern strebte und mit dem Einsatz eines Inspektors drohte. Großer Hirschgraben 20-28 mit Rotem Engel bzw. Haus Ochsenstein (Gasthaus Goethe- Halle) nach Norden. Vömel, 1904. 29
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