GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

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schrecklich es kommen und sich ausbreiten sollte, vermochte man sich nicht vorzustellen. Der folgende fünfzigminütige Angriff der 1.000 Flugzeuge, die 1.200.000 Stabbrandbomben abwarfen, vernichtete über 4.000 Wohngebäude und beschädigte annähernd 6.000 mehr oder weniger schwer. 120.000 Menschen wurden obdachlos, 1.001 getötet. Die Bewohner des Hauses Großer Hirschgraben 15 überlebten. Auch ihr Haus stand noch. Als der Angriff vorüber war, kletterte man auf den Dachboden. Von dort aus bot sich ein erschütterndes Bild. Ringsum loderten Flammen, die sich, vom starken Westwind geschürt, zu einem einzigen Feuer zu vereinen schienen. Man mußte zusehen, wie große Teile der Frankfurter Alt- und Innenstadt in einem Inferno untergingen. Auch das eigene Haus fing nun Feuer und brannte in wenigen Stunden völlig aus. Die Häuser und Straßenzüge, die der Feuersturm in dieser Nacht verschonte, wurden zwei Tage später durch einen weiteren Luftangriff in Schutt und Asche gelegt. Die Luftangriffe vom 18., 22. und 24. März 1944 verwandelten die einstige Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Könige und Kaiser in eine Trümmerwüste. Wer kurz nach Kriegsende durch die Stadt zog, mußte über riesige Schuttberge klettern. Kaum eine Straße in der Alt- und Innenstadt, die nicht unter zusammengestürzten Häusern begraben war. Auch im Areal rund um den Großen Hirschgraben bot sich ein Bild des Schreckens. Von all den Häusern mit ihrer reichen Geschichte, all den Stätten, mit denen sich so viele Erinnerungen verbanden, waren selten mehr als ausgebrannte Ruinen übriggeblieben. Für die kulturelle Welt war die Zerstörung von Goethes Geburtshaus besonders schmerzlich. Das Goethehaus war bereits am 26. November 1943 leicht beschädigt worden. Ein Brand im zweiten Stock am 18. März 1944 hatte gerade noch gelöscht werden können. Doch am 22. März 1944 war eine Rettung nicht mehr möglich gewesen. Das Haus fing Feuer und brannte nieder, zwar nicht so lichterloh wie der angrenzende Museumsbau, sondern – weil es zu feucht und bereits von allem leicht Brennbaren befreit worden war – nur langsam, dennoch unerbittlich. Es dauerte eine Weile, bis sich das Leben nach dem Krieg wieder zu normalisieren begann. Da viele Häuser und Wohnungen zerstört oder unbewohnbar geworden waren, richteten sich die Frankfurter in den Ruinen ein. Man lernte, mit dem Mangel zu leben. Und bevor an einen Wiederaufbau zu denken war, mußten zunächst einmal die Straßen freigeräumt, einsturzgefährdete Ruinen abgerissen und die Unmengen von Schutt beiseite geschafft werden. Erste Aufräumungsarbeiten hatte es in der Stadt bereits unmittelbar nach Kriegsende gegeben. Die planmäßige und durchgreifende Trümmerbeseitigung begann jedoch erst 1946 mit einer publikumswirksam inszenierten Aktion des Magistrats und der Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Walter Kolb auf dem Römerberg. Auch der Große Hirschgraben wurde nach und nach enttrümmert. 34
Zwischen den Ruinen regte sich erstes Leben. Der Wiederaufbau wurde angepackt. Zu den Wiederaufbauleistungen mit symbolischer Bedeutung zählte neben dem Wiederaufbau der Paulskirche vor allem auch der Wiederaufbau des Goethehauses. So wie die Paulskirche <strong>für</strong> die Anfänge der Wiederaufbau des Goethehauses, Richtfest. 1949. 35
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