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GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

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stisch. Man mochte sich nicht so recht anfreunden mit dem Nebeneinander<br />

von Alt und Neu, das da entstand. Dabei übersah man häufig, daß<br />

das Goethehaus selbst nichts anderes war und ist als eine detailgetreue<br />

Reproduktion des im Krieg auf immer vernichteten Originals. Vergessen<br />

wurde auch, daß selbst dieses Original der Vorkriegszeit – von seinem<br />

Äußeren einmal abgesehen – bereits ein Konstrukt war, das im ausgehenden<br />

19. Jahrhundert nach Jahrzehnten anderweitiger Nutzung des<br />

Hauses mühsam hatte wiederhergestellt werden müssen.<br />

Die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs, die Anlage der Berliner Straße<br />

und der Wiederaufbau der 50er Jahre haben das Gesicht des Großen<br />

Hirschgraben in einer Weise verändert, daß es einem heutigen Beobachter<br />

schwerfällt, sich vorzustellen, wie die Straße früher ausgesehen<br />

hat. Die einstige Wohn- und Geschäftsstraße mit ihrer in Jahrhunderten<br />

gewachsenen Bausubstanz, ihren markanten Einzelbauten hat sich in<br />

eine Allerweltsstraße verwandelt, die kaum noch zum Verweilen einlädt.<br />

Hieran haben weder der Umbau des Goethemuseums noch die Neugestaltung<br />

der Straße seit Mitte der 90er Jahre etwas ändern können. Häufig<br />

wirkt die Straße wie ausgestorben. Wie vielerorts in der Innenstadt<br />

findet man in der Straße kaum noch Wohnungen. Wer die Namen der<br />

Mieter in den einzelnen Häusern liest, stößt fast ausnahmslos auf die<br />

Namen von Rechtsanwälten, Ärzten und Firmen. Von den vielen Geschäfte<br />

(Juwelen Klebe, Optiker Weiß, Zigarren Firschung & Opitz, Kolonialwarenhandlung<br />

Fröhling, Metzgerei Remmele, Café Maurer, Café<br />

Hofmann, Feinkost-Härdtner, Konditorei Gross u.v.m.), die hier in der<br />

Vergangenheit zu finden waren, ist kaum etwas übriggeblieben. Nur die<br />

Bäckerei und Konditorei mit angeschlossenem Café an der Ecke zur<br />

Weißadlergasse, ein Nachfolgeunternehmen der traditionsreichen Konditorei<br />

Gross, die Büchergilde Gutenberg und die Firma Landkarten-<br />

Schwarz ziehen noch Kunden an. Von den Unternehmen der Vorkriegszeit<br />

hat sich nur die Firma Farben Jenisch erhalten, deren Haupteingang<br />

jedoch nunmehr zur Berliner Straße hin liegt. Folgerichtig wird ihre<br />

Adresse auch nicht mehr Großer Hirschgraben 15, sondern mit Berliner<br />

Straße 72 angegeben.<br />

Rückseite: Großer Hirschgraben 15-25 mit Goethehaus, Goethemuseum und Jenisch-Haus<br />

nach Süden. Schmidt, 2000.<br />

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