03.12.2012 Aufrufe

GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kaspar Goethe wegen des geplanten Umbaus seines Hauses mit seinem<br />

Nachbarn J.W. Siegener, seit 1748 neuer Besitzer des Hauses Zum<br />

grünen Laub, über Einzelheiten der Bauausführung verständigen. Auch<br />

unter Siegener und seinem Nachfolger dem Bierbrauer Schumann wurde<br />

Bier gebraut. Erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Braukessel<br />

stillgelegt.<br />

Nach mehrfachem Besitzerwechsel kam das Haus 1871 an Louise und<br />

Johann Philipp Haag (Mercerie en gros) und wurde im Stil der Gründerjahre<br />

zu einem Geschäftshaus umgebaut. Als Mieter finden wir in der<br />

Folgezeit Handlungen mit Spiel- und Modewaren, eine Kunstwäscherei,<br />

einen Arzt sowie die Landwirtschaftliche Kreditkasse. 1888 erwarb die<br />

Merceriewaren-Handelsgesellschaft Gebr. Hamburg die Liegenschaft.<br />

Kurz nach 1900 ging das ehemalige Haus Zum grünen Laub in den Besitz<br />

der Stadtkämmerei über und 30 Jahre später ans Freie Deutsche<br />

Hochstift.<br />

Das folgende Haus an der Ecke zum Salzhaus wurde erst im späten 19.<br />

Jahrhundert in die Nummerierung des Großen Hirschgrabens miteinbezogen.<br />

Vorher hatte man es zu den Häusern in der Straße Am Salzhaus<br />

gezählt. Dieses Haus war 1782 <strong>für</strong> 11.300 Gulden von der Witwe Maria<br />

Elisabeth Fingerlin, der Inhaberin der Englischwollwaren- und Bankfirma<br />

Fingerlin & Schaaf, erworben worden. Maria Elisabeth Fingerlin hatte<br />

das Haus gewählt, um ihrer Tochter nahe zu sein, die mit dem Bankier<br />

Johann Friedrich Metzler verheiratet war und im Nebenhaus, dem Haus<br />

der späteren Rosenapotheke, wohnte. Die neue Besitzerin ließ sich ihr<br />

Haus im Louis-Seize-Stil umbauen. Nach ihrem Tod fiel das Haus 1804<br />

an ihren Sohn Marx Christoph Fingerlin, Teilhaber des Bankhauses<br />

Metzler. Dieser vererbte es 1815 seiner Nichte Marie Elisabeth Koch-<br />

Metzler. 1840 zog deren Sohn Robert, der Juniorchef des Handelshauses<br />

Gogel, Koch & Co. und englischer Konsul, mit seiner Frau Clotilde<br />

ein, einer geborenen Gontard, die er auf einem Ball im Palais Thurn und<br />

Taxis kennengelernt und 1833 geheiratet hatte.<br />

Clotilde Koch-Gontard (1813-1869), die von 1840 bis 1850 Hausherrin<br />

im Großen Hirschgraben 27 war, widmete sich nicht nur ihrem Ehemann<br />

und ihren vier Kindern, sondern auch der Politik. Durch Geschäftsreisen<br />

mit ihrem Mann in die Pfalz hatte sie die Vertreter des rheinischsüdwestdeutschen<br />

Liberalismus und der deutschen Einheitsbewegung<br />

kennengelernt – Heinrich von Gagern, Franz Peter Buhl, Ludwig Andreas<br />

Jordan – und sich selbst <strong>für</strong> deren Ideen begeistert. Sie stand mit ihnen<br />

im Briefwechsel und versammelte sie schließlich um sich, als 1848<br />

in der Paulskirche die Nationalversammlung tagte, deren Verhandlungen<br />

und Schicksal sie mit großem Interesse verfolgte.<br />

Clotilde war von erstaunlicher Vielseitigkeit. Sie war nicht nur sprachbegabt<br />

und gesellschaftlich gewandt, sondern besaß auch musikalisches<br />

Talent. Sie unterhielt freundschaftliche Kontakte zu vielen namhaften<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!