03.12.2012 Aufrufe

GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Mehrzahl der Häuser im Großen Hirschgraben besaß keinen Garten,<br />

sehr zum Bedauern so mancher Bewohner. Dennoch waren die Häuser<br />

und ihre Wohnungen begehrt. Der freie Blick, den man aus den rückwärtigen<br />

Fenstern der Häuser auf der Westseite des Hirschgrabens über die<br />

Gärten und Häuser der Gallusgasse hinweg auf die Mainebene und den<br />

westlichen Taunus hatte, war überaus reizvoll und entschädigte <strong>für</strong> die<br />

fehlenden Gärten.<br />

Attraktiv war der Große Hirschgraben auch durch eine hygienische Einrichtung.<br />

Unter den Häusern der nahen Schüppengasse verlief die Antauche,<br />

ein Abwasserkanal, der einst die Begrenzung der vorstaufischen<br />

Ansiedlung gebildet hatte. Auch die Häuser im Hirschgraben profitierten<br />

von diesem Kanal und nutzten ihn zur Ableitung ihrer Abwässer. Johann<br />

Kaspar Goethe entrichtete <strong>für</strong> die Nutzung des Kanals eine jährliche Abgabe.<br />

Auch das dem Goethehaus benachbarte Haus Zum grünen Laub<br />

zahlte dem Rechneiamt jährlich zwei Gulden <strong>für</strong> zwei in die Antauche<br />

gehende Privatsitze (Privets).<br />

Weißer Hirsch<br />

Zu den wenigen Häusern im Hirschgraben, die über einen Garten verfügten<br />

und dazu auch noch über ein recht großen, gehörte der Weiße<br />

Hirsch, der 1592 als Gasthof erstmals erwähnt wird. 1753 gelangte das<br />

Haus nebst Garten in den Besitz des Handelsmanns Jakob Friedrich<br />

Gontard, Sohn des aus Grenoble stammenden Glaubensflüchtlings Peter<br />

Gontard. Der neue Besitzer bewohnte den Weißen Hirsch jedoch<br />

nicht selbst, sondern vermietete ihn an den kaiserlichen Gesandten Johann<br />

Nepomuk Graf von Neipperg.<br />

Nach dem Tode Jakob Friedrich Gontards fiel das Haus 1773 an seinen<br />

jüngsten Sohn Johann Heinrich. Dieser vermietete den Weißen Hirsch<br />

1786 an seinen Neffen Jakob Friedrich Gontard und dessen Ehefrau Susanna<br />

geb. Borkenstein. Für das junge Paar wurde der Weiße Hirsch<br />

zum prächtigsten Haus im Hirschgraben umgestaltet.<br />

Jakob, genannt Cobus, Friedrich Gontard (1764-1843) und seine Frau<br />

Susanne, genannt Susette, (1769-1802) hatten vier Kinder: Henry, Henriette,<br />

Helene umd Amalie. Für den 1787 geborenen Sohn Henry engagierte<br />

man als Hofmeister den von Freunden empfohlenen Friedrich Hölderlin<br />

(1770-1843), dessen Dichtertalent damals schon allgemein aufgefallen<br />

war. Hölderlin traf am 28. Dezember 1795 in Frankfurt ein. Er<br />

entsprach voll und ganz den Erwartungen der Familie. Der Hausherr war<br />

zufrieden. Als vielbeschäftigter Bankier bekannte er: „Den Börsencours<br />

verstehe ich aufs Haar, aber wie die Kinder geleitet werden sollen oder<br />

was sie lernen müssen, das ist nicht meine Sache; da<strong>für</strong> muß die Mutter<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!