GROSSER HIRSCHGRABEN - Institut für Stadtgeschichte
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Die Mehrzahl der Häuser im Großen Hirschgraben besaß keinen Garten,<br />
sehr zum Bedauern so mancher Bewohner. Dennoch waren die Häuser<br />
und ihre Wohnungen begehrt. Der freie Blick, den man aus den rückwärtigen<br />
Fenstern der Häuser auf der Westseite des Hirschgrabens über die<br />
Gärten und Häuser der Gallusgasse hinweg auf die Mainebene und den<br />
westlichen Taunus hatte, war überaus reizvoll und entschädigte <strong>für</strong> die<br />
fehlenden Gärten.<br />
Attraktiv war der Große Hirschgraben auch durch eine hygienische Einrichtung.<br />
Unter den Häusern der nahen Schüppengasse verlief die Antauche,<br />
ein Abwasserkanal, der einst die Begrenzung der vorstaufischen<br />
Ansiedlung gebildet hatte. Auch die Häuser im Hirschgraben profitierten<br />
von diesem Kanal und nutzten ihn zur Ableitung ihrer Abwässer. Johann<br />
Kaspar Goethe entrichtete <strong>für</strong> die Nutzung des Kanals eine jährliche Abgabe.<br />
Auch das dem Goethehaus benachbarte Haus Zum grünen Laub<br />
zahlte dem Rechneiamt jährlich zwei Gulden <strong>für</strong> zwei in die Antauche<br />
gehende Privatsitze (Privets).<br />
Weißer Hirsch<br />
Zu den wenigen Häusern im Hirschgraben, die über einen Garten verfügten<br />
und dazu auch noch über ein recht großen, gehörte der Weiße<br />
Hirsch, der 1592 als Gasthof erstmals erwähnt wird. 1753 gelangte das<br />
Haus nebst Garten in den Besitz des Handelsmanns Jakob Friedrich<br />
Gontard, Sohn des aus Grenoble stammenden Glaubensflüchtlings Peter<br />
Gontard. Der neue Besitzer bewohnte den Weißen Hirsch jedoch<br />
nicht selbst, sondern vermietete ihn an den kaiserlichen Gesandten Johann<br />
Nepomuk Graf von Neipperg.<br />
Nach dem Tode Jakob Friedrich Gontards fiel das Haus 1773 an seinen<br />
jüngsten Sohn Johann Heinrich. Dieser vermietete den Weißen Hirsch<br />
1786 an seinen Neffen Jakob Friedrich Gontard und dessen Ehefrau Susanna<br />
geb. Borkenstein. Für das junge Paar wurde der Weiße Hirsch<br />
zum prächtigsten Haus im Hirschgraben umgestaltet.<br />
Jakob, genannt Cobus, Friedrich Gontard (1764-1843) und seine Frau<br />
Susanne, genannt Susette, (1769-1802) hatten vier Kinder: Henry, Henriette,<br />
Helene umd Amalie. Für den 1787 geborenen Sohn Henry engagierte<br />
man als Hofmeister den von Freunden empfohlenen Friedrich Hölderlin<br />
(1770-1843), dessen Dichtertalent damals schon allgemein aufgefallen<br />
war. Hölderlin traf am 28. Dezember 1795 in Frankfurt ein. Er<br />
entsprach voll und ganz den Erwartungen der Familie. Der Hausherr war<br />
zufrieden. Als vielbeschäftigter Bankier bekannte er: „Den Börsencours<br />
verstehe ich aufs Haar, aber wie die Kinder geleitet werden sollen oder<br />
was sie lernen müssen, das ist nicht meine Sache; da<strong>für</strong> muß die Mutter<br />
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