Lernstraße: „So wurde die Bibel“ - service.bistumlimburg.de
Lernstraße: „So wurde die Bibel“ - service.bistumlimburg.de
Lernstraße: „So wurde die Bibel“ - service.bistumlimburg.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Um Störungen von Seiten <strong>de</strong>r Zuschauen<strong>de</strong>n<br />
vorzubeugen, empfiehlt es<br />
sich, <strong>de</strong>n Beobachter/-innen zu ver<strong>de</strong>utlichen,<br />
wie wichtig es ist, dass sie<br />
das Geschehen gut beobachten, und ihnen<br />
klare Beobachtungsaufträge zu geben<br />
(z.B.: Wie stehen <strong>die</strong> Personen am<br />
Anfang zusammen? Wie am En<strong>de</strong>? Bewegen<br />
sie sich aufeinan<strong>de</strong>r zu o<strong>de</strong>r<br />
voneinan<strong>de</strong>r weg? ...). Diese Beobachtungsaufträge<br />
wer<strong>de</strong>n dann im folgen<strong>de</strong>n<br />
Auswertungsgespräch aufgegriffen<br />
(s.u.).<br />
4. Schritt: Den Ablauf wie<strong>de</strong>rholen<br />
Um <strong>die</strong> Bewegungen <strong>de</strong>s Textes<br />
<strong>de</strong>utlich vor Augen zu stellen, empfiehlt<br />
es sich manchmal, im Anschluss<br />
an das Szenische Lesen <strong>die</strong> Bewegungen<br />
<strong>de</strong>s Textes in ihrer Abfolge gleich<br />
noch einmal wie<strong>de</strong>rholend in <strong>de</strong>n<br />
Raum zu stellen. Die Schüler und<br />
Schülerinnen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> biblischen Personen<br />
gelesen und verkörpert haben,<br />
spielen stumm noch einmal <strong>die</strong> Bewegungen,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong>se Personen im Lauf<br />
<strong>de</strong>r Erzählung ausführen. Dies erleichtert<br />
<strong>de</strong>n Zuschauer/-innen, <strong>de</strong>n<br />
Gesamtablauf <strong>de</strong>r Bewegung <strong>de</strong>r biblischen<br />
Erzählung vom Anfang bis<br />
zum Schluss noch besser nachzuvollziehen.<br />
5. Schritt: Aus <strong>de</strong>r Rolle heraustreten<br />
Im Anschluss an das Szenische Lesen<br />
ist es notwendig, dass alle Schüler/<br />
-innen, <strong>die</strong> eine biblische Person verkörpert<br />
haben, bewusst aus ihrer Rolle<br />
heraustreten. Eine Möglichkeit ist z.B.,<br />
<strong>die</strong> Rolle wie einen Overall abzustreifen<br />
(von <strong>de</strong>r Schulter abwärts, erst über<br />
<strong>de</strong>n rechten, dann über <strong>de</strong>n linken Arm<br />
abstreifen, danach über <strong>de</strong>n Oberkörper<br />
und <strong>de</strong>n Bauch, über bei<strong>de</strong> Beine<br />
herunterziehen, schließlich mit <strong>de</strong>m<br />
rechten und danach mit <strong>de</strong>m linken Fuß<br />
heraustreten und danach das „Kleidungsstück“<br />
hinter sich ablegen, z.B.<br />
über <strong>die</strong> Stuhllehne). Alle Schüler/-innen<br />
recken und strecken sich und versammeln<br />
sich dann im Stuhlkreis zum<br />
Auswertungsgespräch.<br />
6. Schritt: Auswertungsgespräch<br />
Zunächst äußern <strong>die</strong> Schüler/-innen,<br />
<strong>die</strong> eine Rolle übernommen haben,<br />
wie es ihnen in <strong>de</strong>r Rolle erging,<br />
wie sie sich als betreffen<strong>de</strong> biblische<br />
Figur fühlten und was ihnen durch <strong>die</strong><br />
Darstellung an <strong>die</strong>ser Person aufgefallen<br />
ist. Anschließend tragen <strong>die</strong> Beobachterinnen<br />
und Beobachter zusammen,<br />
was sie an Textbewegungen<br />
wahrgenommen haben. Hilfreich sind<br />
hier einige strukturieren<strong>de</strong> Impulsfragen<br />
<strong>de</strong>s Lehrer/<strong>de</strong>r Lehrerin:<br />
– Was haben wir gehört? Welche Bewegungen<br />
haben wir gesehen?<br />
– Mit wem und womit fängt <strong>die</strong> Erzählung<br />
an? Mit wem und womit<br />
hört sie auf?<br />
– Wie stehen <strong>die</strong> Personen am Anfang<br />
<strong>de</strong>r Geschichte zusammen? Wie am<br />
En<strong>de</strong>? Bewegen sie sich voneinan<strong>de</strong>r<br />
weg o<strong>de</strong>r aufeinan<strong>de</strong>r zu?<br />
Im Anschluss an <strong>die</strong>se Auswertungsrun<strong>de</strong><br />
können entwe<strong>de</strong>r im Unterrichtsgespräch<br />
o<strong>de</strong>r mit Hilfe von gezielten<br />
Arbeitsaufträgen in (evtl. arbeitsteiliger)<br />
Gruppenarbeit einige wesentliche<br />
Aspekte <strong>de</strong>r biblischen Erzählung<br />
weiter vertieft wer<strong>de</strong>n. Es lohnt<br />
sich, dabei immer wie<strong>de</strong>r einige aus<br />
<strong>de</strong>m Szenischen Lesen gewonnenen<br />
Beobachtungen in Erinnerung zu rufen.<br />
2.3. Erweiterungsmöglichkeit: Gedanken<br />
und Gefühle <strong>de</strong>r biblischen<br />
Personen<br />
Diese Erweiterungsmöglichkeit bietet<br />
sich an, wenn eine I<strong>de</strong>ntifikation mit<br />
<strong>de</strong>n Personen <strong>de</strong>r biblischen Erzählung<br />
angestrebt wird, wenn es darum geht,<br />
sich in <strong>die</strong> Gedanken und Gefühle <strong>de</strong>r<br />
han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen einzufühlen.<br />
Diese Ergänzungsmöglichkeit kann<br />
sinnvoll nach <strong>de</strong>m ersten Szenischen<br />
Lesen eingesetzt wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Text mit Gesten und Bewegungen wie<strong>de</strong>rgegeben<br />
<strong>wur<strong>de</strong></strong>. Nun können sich –<br />
in einem zweiten Durchgang – hinter <strong>die</strong><br />
Akteure, <strong>die</strong> das Textgeschehen darstellen,<br />
weitere Schülerinnen und Schüler<br />
stellen, welche <strong>die</strong> „Gefühle“ und „Gedanken“<br />
<strong>de</strong>r biblischen Personen wie<strong>de</strong>rgeben,<br />
<strong>die</strong> sie bei ihnen vermuten.<br />
Bei <strong>die</strong>ser Metho<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n unsere<br />
eigenen Projektionen, <strong>die</strong> wir beim Lesen<br />
in <strong>die</strong> Geschichte hineinlegen,<br />
sichtbar gemacht und getrennt vom<br />
Text gesehen. Im Vor<strong>de</strong>rgrund wird <strong>die</strong><br />
Textebene, im Hintergrund <strong>die</strong> Gefühls-<br />
und Erfahrungsebene <strong>de</strong>r Schüler/-innen<br />
sichtbar.<br />
Hier wird jeweils nach kleinen Sinnabschnitten<br />
(1-3 Verse) <strong>die</strong> Lesung<br />
durch <strong>de</strong>n Lehrer, <strong>die</strong> Lehrerin gestoppt,<br />
und <strong>die</strong> betreffen<strong>de</strong>n Schüler/-innen<br />
wer<strong>de</strong>n zur Äußerung <strong>de</strong>r „Gedanken“<br />
und „Gefühle“ <strong>de</strong>r jeweiligen biblischen<br />
Person aufgefor<strong>de</strong>rt: „Ich <strong>de</strong>nke o<strong>de</strong>r<br />
fühle als Jakob, als Sara, als Petrus ...“.<br />
Diese Variante eignet sich beson<strong>de</strong>rs<br />
gut bei Texten mit starken Gefühlsregungen<br />
o<strong>de</strong>r bei gefühlsmäßig<br />
vorbelasteten Texten, bei <strong>de</strong>nen damit<br />
zu rechnen ist, dass viele Vorurteile<br />
schon ins Verständnis <strong>de</strong>s Textes hineingetragen<br />
wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>nen<br />
(Ab-)Wertungen von biblischen Personen<br />
im Spiel sind (z.B. <strong>die</strong> Erzählung<br />
von <strong>de</strong>r „Sün<strong>de</strong>rin“ (Lk 7,36-50 / Mt<br />
26,6-13 / Mk 14,3-9), von Zachäus (Lk<br />
19,1-10) o<strong>de</strong>r das Gleichnis vom verlorenen<br />
Sohn (Lk 15,11-32) o<strong>de</strong>r vom<br />
Pharisäer und Zöllner (Lk 18,10-14).<br />
Allerdings erfor<strong>de</strong>rt <strong>die</strong>se Variante<br />
großes Einfühlungsvermögen und pädagogisches<br />
Geschick <strong>de</strong>r Leitung sowie<br />
eine empathische Atmosphäre (s.u.).<br />
3. Vorteile und mögliche Gefahren<br />
und Grenzen <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong><br />
Das Szenische Lesen ist eine anschauliche<br />
und <strong>die</strong> Grundschulkin<strong>de</strong>r<br />
ansprechen<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Texterarbeitung,<br />
bei <strong>de</strong>r es gelingt, <strong>die</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler in <strong>die</strong> biblische Erzählung<br />
einzubeziehen und mit ihr ins<br />
Gespräch zu bringen. Sie bleibt – im<br />
Unterschied zum freien Rollenspiel,<br />
bei <strong>de</strong>m wir viel Eigenes in <strong>de</strong>n Text<br />
eintragen – beim Text und seinen<br />
Strukturen, seinen Bewegungen, seinen<br />
Räumen.<br />
INFORMATIONEN 32 2/2003<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
125