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10 EARLY BIRD<br />
HISTORIE<br />
Jahre Golfgeschichte zurück. Das prägt.<br />
Nicht umsonst ist St Andrews für viele<br />
Golfer das Mekka, zu dem sie einmal in<br />
ihrem Leben pilgern und dort eine Runde<br />
auf dem berühmt-berüchtigten Old Course<br />
spielen wollen, laut R&A der älteste noch<br />
existierende Golfplatz der Welt.<br />
Ganz so schlecht, wie man meinen könnte,<br />
stehen die Chancen dafür übrigens nicht,<br />
denn der Old Course gehört nicht, wie oft<br />
behauptet wird, dem Royal & Ancient Golf<br />
Club, sondern wird gemäß eines Parlamentsbeschlusses<br />
von der Stadt St Andrews verwaltet.<br />
Das heißt, es handelt sich um eine<br />
städtische Golfanlage, die gegen Greenfee<br />
für jedermann bespielbar ist.<br />
Aufgrund seiner immensen Bedeutung ist<br />
der Platz allerdings mit über 40.000 Runden<br />
pro Jahr fast immer ausgebucht, so<br />
dass man viel Geduld aufbringen muss, bis<br />
man dort abschlagen darf. Die Startzeiten<br />
müssen nämlich schriftlich für das darauffolgende<br />
Jahr beantragt oder im Rahmen<br />
eines Urlaubs über exklusive Reiseveranstalter<br />
gebucht werden. Wer lieber auf sein<br />
Glück setzen möchte, kann sich entweder<br />
früh morgens am Starterhäuschen im<br />
Schatten des ehrwürdigen Clubhauses aufstellen<br />
und hoffen für einen ausfallenden<br />
Spieler einspringen zu dürfen oder an der<br />
täglichen Lotterie teilnehmen.<br />
Der Platz selbst gilt als einmalig, auch –<br />
oder besser – weil er im jahrhundertelangen<br />
Foto: Swilcan Bridge, Old Course<br />
Spiel von Zeit und Gezeiten zu dem wurde,<br />
was er heute ist: eine klassische Küstenanlage<br />
mit so manchen spielerischen wie<br />
taktischen Schwierigkeiten, zu denen unter<br />
anderem viele der zahlreichen Bunker gehören.<br />
Aber auch die harten Fairways, die<br />
trickreichen Grüns und nicht zuletzt die unberechenbaren<br />
Winde tragen ihren Teil zum<br />
Schwierigkeitsgrad des Platzes bei. Zudem<br />
ist der Old Course auch Vorbild für viele andere<br />
Links-Plätze.<br />
Dabei ist der Old Course nur einer von insgesamt<br />
sieben Golfplätzen, die zu den St<br />
Andrews Links, einer der größten Golfanlagen<br />
weltweit gehören. Seit 1974 wird der gesamte<br />
Komplex vom St Andrews Links Trust<br />
und dem St Andrews Links Management<br />
Committee betrieben. Beide Organisationen<br />
wurden eigens dafür gegründet und sind<br />
laut R&A nicht profitorientiert. Auch hier ist<br />
die Stadt St Andrews Eigentümerin.<br />
Ebenfalls zu dem Komplex gehören umfangreiche<br />
Übungsanlagen und zwei Clubhäuser,<br />
das Links Clubhouse und das Eden<br />
Clubhouse, die für die Öffentlichkeit zugänglich<br />
sind. Anders verhält es sch mit<br />
dem berühmten Clubhaus des R&A, das<br />
1854 gebaut wurde und das ausschließlich<br />
dessen weltweit 2.400 männlichen Mitgliedern<br />
vorbehalten ist. Frauen sind dort nach<br />
wie vor nicht zugelassen. Nicht zuletzt das<br />
mag Mr. Peter Dawson, der 1999 Chef-<br />
Manager des R&A wurde, dazu bewogen<br />
haben, ein paar Reformen auf den Weg zu<br />
Foto: St Andrews Links Trust<br />
bringen – Tradition hin oder her. So wurde<br />
im Jahr 2004 der Verein aufgeteilt in The<br />
Royal and Ancient Golf Club und eine Gruppe<br />
von eigens zu diesem Zweck gegründeten<br />
Firmen, die unter der Bezeichnung The<br />
R&A oder auch R&A Rules Limited firmieren.<br />
Damit wurde zum einen die historisch<br />
entstandene Doppelfunktion – lokaler Golfclub<br />
einerseits, international führende Autorität<br />
des Sports andererseits – aufgelöst.<br />
Zum anderen ist der eigentliche Golfclub,<br />
der weiterhin The Royal and Ancient Golf<br />
Club of St Andrews heißt und sich in erster<br />
Linie der Betreuung seiner Mitglieder widmet,<br />
privater Natur und kann somit ohne<br />
große Außenwirkung jeglichen weiblichen Zulauf<br />
verbieten. Das R&A-Unternehmen kümmert<br />
sich derweil um die offiziellen Administrationsfunktionen<br />
und übernimmt die Verantwortung<br />
für die großen Turniere, wie die<br />
Open Championship, über deren Austragung<br />
es sich auch finanziert. Außerdem ist<br />
das R&A-Unternehmen neben der USGA, dem<br />
amerikanischen Golfverband, Herausgeberin<br />
der offiziellen Golfregeln und „Decisions“,<br />
der Regelauslegungen.<br />
Allzuviel hat sich im traditionsbewussten<br />
St Andrews seit der Zeit der ersten Golfschwünge<br />
also nicht geändert. Oder sind<br />
die Reformen der Beginn eines neuen Zeitalters<br />
in den ehrwürdigen Hallen und auf<br />
den altehrwürdigen Plätzen? Läuten sie gar<br />
die Moderne ein? Die Tatsache, dass 2007<br />
zum ersten Mal Damen auf den Platz durften,<br />
um die Women’s Open Championship<br />
auszutragen, könnte ein Indiz dafür sein.<br />
Warten wir es ab, die Zukunft wird es zeigen.<br />
Die Swilcan Bridge<br />
Sie dürfte das beliebteste Foto-Motiv<br />
auf den Golfplätzen dieser Welt sein:<br />
die noch aus der Römerzeit stammende<br />
Swilcan Bridge, die auf dem Old Course<br />
von St Andrews das einzige Wasserhindernis<br />
im wahrsten Sinne des Wortes<br />
überbrückt. Der Bach verläuft quer über<br />
das 1. und 18. Fairway, bevor er außerhalb<br />
des Golfplatzes in die Nordsee<br />
mündet. Links im Hintergrund erhebt<br />
sich majestätisch das Clubhaus des<br />
Royal and Ancient Golf Club.