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„Ausschlagen“ wird nochmals ca. 1,5 Stunden<br />
sportartspezifisch trainiert. Zeitplanabhängig<br />
wird dann eventuell vor oder nach<br />
dem Abendessen für etwa 1 bis 1,5 Stunden<br />
behandelt (gedehnt, gelockert, massiert<br />
etc.). Häufig beginnt ein Arbeitstag<br />
um 4.30 oder 5.30 Uhr und endet gegen<br />
23 Uhr. Die Tage sind oft lang aber die Zeit<br />
vergeht trotzdem wie im Fluge.<br />
Worin liegen Ihrer Ansicht nach Martin<br />
Kaymers Stärken, wo seine Schwächen?<br />
Klöttschen: Sein absoluter Siegeswille, seine<br />
mentale Stärke, die Ruhe zu bewahren und<br />
abwarten zu können, machen sicherlich<br />
seine Stärken aus. Schwächen? Er kann<br />
schlecht verlieren.<br />
Wieviel Zeit verbringen Sie in der Regel<br />
an Martin Kaymers Seite?<br />
Klöttschen: Dieses Jahr sind es etwa 15<br />
Turniere. Alles erfolgt nach individueller<br />
Absprache und Planung mit Martin.<br />
Wie wichtig ist gegenseitige Sympathie<br />
für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
zwischen Physiotherapeut und<br />
Sportler?<br />
Klöttschen: Die fachliche Kompetenz ist<br />
natürlich Grundlage für Alles, aber ohne gegenseitige<br />
Sympathie, Vertrauen, Respekt<br />
und einem ehrlichen und offenen Umgang<br />
kann in solch einer Individualsportart meiner<br />
Meinung nach keine langfristige Zusammenarbeit<br />
bestehen.<br />
Warum haben Sie diesen Beruf ergriffen?<br />
Klöttschen: Ich wollte immer mit Menschen,<br />
Sport und Sprachen zu tun haben.<br />
Diese drei Komponenten kann ich jetzt prima<br />
miteinander verbinden.<br />
Hätten Sie während Ihrer Ausbildung damit<br />
gerechnet, einmal die Nummer 3 des<br />
Golfsports zu betreuen?<br />
Klöttschen: Nein! Ich denke, es gehört viel<br />
Arbeit und Aufwand dazu, einmal in solch<br />
eine Position kommen zu können. Aber es<br />
ist schon toll, ein kleiner Teil vom Ganzen zu<br />
sein!<br />
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?<br />
Klöttschen: Olympia wäre eine tolle Sache.<br />
Ich denke, das wäre aus sportartspezifischer<br />
Sicht der absolute Traum für jeden<br />
Athleten und natürlich auch Physiotherapeuten!<br />
Ansonsten hoffe ich, dass uns noch<br />
eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
verbindet. Natürlich wünsche ich mir<br />
für alle noch viel Gesundheit und dass<br />
meine Familie weiterhin so hinter meiner<br />
Arbeit steht!<br />
Marcel Siem spielt ja gerade wieder sehr<br />
gutes Golf. Welchen Anteil daran haben<br />
Sie?<br />
Klöttschen: Diese Frage kann wohl eher<br />
Marcel selber beantworten (lacht). Generell<br />
denke ich, dass sein allgemeiner Fitnesszustand<br />
deutlich besser geworden ist. Hierdurch<br />
ist er sicherlich auch mental stärker<br />
belastbar.<br />
Kaymer und Siem sind zur Zeit die mit Abstand<br />
besten deutschen Golfer. Können<br />
wir für die Zukunft auf weitere deutsche<br />
Spitzenspieler hoffen?<br />
Klöttschen: Ich hoffe ja und denke auch,<br />
dass sich in Sachen Nachwuchs noch einiges<br />
tun wird. Wir haben einige gute Talente<br />
im Amateurbereich. Es wird sich zeigen, wer<br />
die nötige Ausdauer, Härte, Konsequenz<br />
und Bereitschaft zum Profi mitbringt.<br />
Wenn Sie an Ihre Arbeit mit Profifußballern<br />
denken, die Sie ja auch betreuen,<br />
worin liegt der Unterschied zu Golfern?<br />
Klöttschen: Jede Sportart hat ihr individuelles<br />
Training. Natürlich gibt es Basics,<br />
die in vielen Sportarten vorkommen. Im<br />
Golf-Sport finden sich viele Apekte aus der<br />
EARLY BIRD 131<br />
Martin Kaymer (Mitte) mit seinem langjährigen Golfphysiotrainer Rolf Klöttschen (links)<br />
und seinem Caddie Chris Donald in Dubai Dezember 2011.<br />
Foto: v.p.<br />
Leichtahtletik wieder, wie Schnellkraft,<br />
Kraftübertragung, Sequenzen, Explosivkraft,<br />
Beweglichkeit und so weiter. Ein Unterschied<br />
ist auf jeden Fall der Zeitaufwand:<br />
Auf dem Golfplatz verbringt man bei 18<br />
Loch etwa 4 bis 5 Stunden. Um hier über<br />
einen solch langen Zeitraum mental belastbar<br />
zu sein, braucht man eine gute Grundlagenausdauer.<br />
Die benötigt ein Fußballer<br />
beispielsweise auch! Generell wird Golf als<br />
Sportart meist völlig unterschätzt. Wie überall<br />
im Spitzensport, ist eine entsprechende<br />
optimale, körperliche Verfassung das A&O<br />
eines Leistungssportlers. Spitzensportler<br />
wie Martin Kaymer können es mit ihrer Fitness<br />
jederzeit mit der eines Fußballers –<br />
mindestens der 2. Liga – aufnehmen!<br />
Spielen Sie selbst Golf und wenn ja, wie<br />
hoch ist Ihr Handicap?<br />
Klöttschen: Ja, wenn ich die Zeit bei all den<br />
Reisen, Familie und Praxis noch koordiniert<br />
bekomme, schlage ich schon mal abends<br />
ein paar Bälle. Mein größtes Handicap ist<br />
der Zeitmangel für regelmäßiges Training.<br />
Welcher Platz in Deutschland ist Ihr Lieblingsplatz?<br />
Klöttschen: Ich glaube, ich kenne mehr<br />
Plätze im Ausland als in Deutschland, aber mir<br />
gefallen Lerchenhof und Bad Saarow gut.<br />
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Welcher<br />
wäre das?<br />
Klöttschen: Meinen Beruf noch so lange<br />
wie möglich ausüben zu können und zwar in<br />
einem optimalen Umfeld, mit einem professionellen<br />
Team, gesund, voller Enthusiasmus<br />
und Unterstützung von allen Seiten.