PresseförderungWo bleibt die UnVon zehn auf 50 Millionen Euro Presseförderung fürDas Ineinandergreifen von Politik und Medien wirdIm Zuge einer Enquete Mitte Novemberfordert der VerbandÖsterreichischer Zeitungen (VÖZ)eine vehemente Erhöhung derPresseförderung – mit dem Argument:Die Tageszeitungen könntensomit einen wesentlichen Beitragdazu leisten, die PISA-Ergebnissekünftig nicht mehr katastrophalausfallen zu lassen und dassinnerfassende Lesen auch bei älterenGenerationen zu verbessern.Seitens des MedienstaatssekretärsOstermayer im Bundeskanzleramtwurden Studien herangezogen, diediese Zusammenhänge auch nochuntermauern sollen. Was bedeutetnun aber diese schon bislang extremefinanzielle Nähe von Politik und Tageszeitungenfür die Demokratie?Von Wolfgang Hasenhütlund Michaela Falkenberg
Presseförderungabhängigkeit?Tageszeitungen:immer verzahnter.Muss man das Wort „unabhängig“ nicht künftigaus dem Zeitungstitel nehmen?Die österreichische Medienlandschaftist geprägt von einer außerordentlichenKonzentration an Tageszeitungen,Wochenzeitungen und Nachrichtenmagazinenin einigen wenigen Verlags- bzw.Medienhäusern – ein Unikum in Europa, dassich in Folge nicht nur in journalistischenKreisen den spöttischen Vergleich gefallenlassen muss, dass selbst Albanien eine höhereMedienprosperität aufweise. Aber wer sindnun diese Medienkonglomerate, die sichÖsterreich untereinander aufteilen?Auszug der Mediennach EigentümernBeginnend mit dem ORF, unterliegt der „öffentlichrechtliche Sender“ – ein Euphemismusfür Staatsfernseh- bzw. -radioanstalt –durch seinen politisch entsandten Stiftungsrateinem Regulativ, das nicht den Parameterndes Medienmarktes gehorcht, sondern derpolitischen Einflussnahme. Die Entsendungder Räte erfolgt unter der Maßgabe der Aufteilungder 183 parlamentarischen Abgeordnetenim Verhältnis zu ihrer Parteizugehörigkeit.Als weiterer Player gilt die Mediaprint, dieals Hauptprodukte die Kronenzeitung undden Kurier beinhaltet, wobei der Umstandnicht außer Acht gelassen werden darf, dassder Kurier wiederum 25,3 Prozent an der VerlagsgruppeNews hält. Zu deren mannigfaltigenProdukten zählen unter anderem trend,profil, Format, News, tv-media, woman bishin zur Yachtrevue. Als weitere Eigentümergelten Gruner & Jahr/Bertelsmann sowie dieFamilie Fellner mit der Tageszeitung „Österreich“(siehe Grafik).Ein nicht minder mächtiger Faktor in der heimischenMedienlandschaft ist durch die StyriaMedia Group besetzt: Kontrolliert durcheine Stiftung und wesentlich beeinflusstdurch die Diözese Seckau sowie durch Raiffeisen,zeichnet sie für Medien wie KleineZeitung, Die Presse, Wirtschaftsblatt etc. verantwortlichund hältAnteile an der Regio-Die veröffentlichte Meinungdivergiert zunehmend von deröffentlichen Meinung.nalmedia Austria(RMA mit <strong>12</strong>9 Wochenzeitschriften,z.B.Woche) sowie an willhaben.at,Antenne, Wiener,Wienerin, Sportmagazin,redmail, sat1Österreich etc. etc. etc.(siehe Grafik). In enger Kooperation mit derStyria steht die Tiroler Moser Holding mitder Tiroler Tageszeitung und weiteren Magazinverflechtungen– außerdem hält sie dieanderen 50 Prozent an der RMA.Desgleichen bedürfen noch weitere Verlagsgruppenbesonderer Erwähnung: etwa dasNiederösterreichische Pressehaus, Herausgeberder Wochenzeitung NÖN – NiederösterreichischeNachrichten und unter der Patronanzdes Katholischen Pressevereins bzw. derDiözese St. Pölten stehend. Das VorarlbergerMedienhaus wiederum dominiert wie keinanderes Verlagshaus ein heimisches Bundesland:Während die Kronenzeitung im Bundesgebieteine Reichweite von ca. 39 Prozentaufweist (und somit, bezogen auf die Einwohnerzahl,weltweit als größte Tageszeitunggilt), deckt sie den Vorarlberger Markt geradeeinmal mit 4,3 Prozent ab! Der überwältigendgrößere Anteil wird von den VorarlbergerNachrichten und der Vorarlberger Tageszeitungaus dem Hause Ruß abgedeckt. Ein Status,der sich zwischen Dominanz und Monopolisierungansiedeln lässt.Nicht unerwähnt darf die APA (AustriaPresse Agentur) bleiben: Sie liegt zu 44,7Prozent im Eigentum des ORF, die restlichen55,3 Prozent teilen sich – mit Ausnahme derKronenzeitung – österreichische Tageszeitungenauf. U.a. besitzen eine aus denWIRTSCHAFTSNACHRICHTEN <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 21