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NIKOLAUS KOPERNIKUS D I E B U R G

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von mir gewünscht hatten, bewirken könnten“ . Aber gerade diese Tatsache läßt die Art desKopernikus und seines Schaffens in einem besonderen Licht erscheinen.Man spricht oft von der „Tat“ des Kopernikus und erweckt damit unwillkürlich die Vorstellung,als ob der Künder des neuen Weltsystems zugleich Kämpfer gewesen sei für die Durchsetzungseiner Lehre gegen die Widerstände der Zeit; so wie man wohl auch gern die Parallele zieht zudem Reformator auf geistlichem Gebiet, Martin Luther. Es entspricht indessen wohl kaum einersolchen kämpferischen Haltung, ein Werk, über dessen säkulare Bedeutung der Verfasser sichdurchaus klar ist, jahre-, ja jahrzehntelang in der Schreibtischlade liegen zu lassen. Vielmehrtritt hier etwas zutage, was zum innersten Wesen des Kopernikus gehört und das seine Art desSchaffens kennzeichnet, die so ganz anders ist als die seines großen Vollenders Johannes Kepler.In Kopernikus sehen wir jenen Typus des Forschers verwirklicht, der in aller Stille seiner Arbeitsich hingibt, nur bemüht um die Erringung reiner Erkenntnisse, absoluter Wahrheiten, unbekümmertdarum, ob er bei der Allgemeinheit Anerkennung findet oder nicht. Ruhig und sorgenlosläuft das äußere Leben des Frauenburger Domherrn ab, dem seine nicht sehr umfangreichenDienstgeschäfte genügend Zeit lassen für die selbstgewählte Aufgabe, eine neue Theorie des Weltsystemsin allen Einzelheiten auszuarbeiten. Freigebig macht er Freunden gegenüber Mitteilungenvon den Einsichten, zu denen er gelangt ist, so daß sich die Kunde von dem neuen System inden Kreisen der Mathematiker und Astronomen allmählich verbreitet. Nichts aber drängt ihnselbst dazu, seine Theorie durch den Druck allgemein bekannt zu machen.Vielleicht macht gerade darum das Buch, dessen erstes gedrucktes Exemplar der 70jährige Verfasserauf dem Sterbelager in der Hand gehalten haben soll, diesen unübertrefflich abgeklärtenEindruck, den nur ein Meisterwerk hervorbringen kann, bei dem jede Zeile und jedes Wort überlegtund oft überprüft ist.Es ist bis auf das Vorwort mit der Widmung an den Papst und die Einleitung zum ersten Buchmit dem schönen Bekenntnis zur Himmelskunde als der Krönung aller Wissenschaften unpersönlichtrotz des Gebrauches des „Ich“ oder „W ir“ . Nüchtern-sachlich werden die Ergebnisse derverschiedenen Überlegungen abgeleitet, ohne etwas durchschimmern zu lassen von dem Erlebnisdes Forschers bei ihrer Gewinnung. Beobachtungstatsachen und mathematische Sätze werdenmit zwingender Logik aneinander gereiht. Nie wird der Versuch gemacht, den Leser mehr zuüberreden als zu überzeugen. Die im Vorwort aufgestellte Devise: „Mathematische Dinge werdenfür Mathematiker geschrieben“ beherrscht das Werk von der ersten bis zur letzten Zeile. Fasttrocken wirken die formal bei der Behandlung jedes einzelnen Planeten sich wiederholendenRechenvorschriften und die Durchführung der Reduktionen der Beobachtungen. Das großeWerk des Kopernikus ist nur zum kleinen Teil der Darstellung und Begründung des neuenSystems gewidmet und ist alles andere als eine glanzvolle Apotheose dieses Systems. Es istnicht mehr und nicht weniger als ein Lehrbuch der Himmelsmechanik seiner Zeit, worunter zuverstehen ist die Geometrie der Bewegung der Erde, des Mondes und der Planeten auf derGrundlage des heliozentrischen Gedankens.Alles ist so ganz anders bei Kepler! Er ist der Kämpfer, der nie müde wird, in Wort und Schriftfür die neue Lehre einzustehen, und der dem kopernikanischen System erst zum eigentlichenDurchbruch verhilft. Bedrückt von Sorgen um sein und seiner Familie tägliches Leben, in einermehr und mehr sich verwirrenden Zeit ruhelos von einem Ort zum ändern wandernd, verfaßter neben Kalendern, Prognostiken und Horoskopen jene unsterblichen Werke, in denen ein weiterBogen sich spannt von der mathematisch klaren Formulierung unverrückbarer Naturgesetzedurch den scharf denkenden Interpreten großer Beobachtungsreihen bis zu den dunklen Speku­67

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