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NIKOLAUS KOPERNIKUS D I E B U R G

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wo oft mit der Goldwage gewogen wird, verfügen. Außerdem betont dieser Jesuit gegenüber dersonst von katholischen Forschern vertretenen Auffassung selbst, daß dem Dekret n ich t b lo ßd iszip lin ä rer, sondern zugleich d ok trin ärer Charakter eignete246). Es dürfte jedenfalls keinerDialektik gelingen, die Wirkungen des Verbots der kopernikanischen Lehre als unbedingt nach-teilig für die Wissenschaft, speziell in katholischen Ländern, völlig zu bagatellisieren oder wegzudisputieren247).W o h lw ill schreibt mit Recht: „Sieht man aber in der Geschichte der Erkenntnis zugleich einenwesentlichen Teil der Lebensgeschichte der Menschheit im großen ganzen wie in ihren mannigfaltigenGliederungen, so wird man sich schwer der Betrachtung entziehen können, daß geradejene äußeren Verhältnisse, die dem Wesen der wissenschaftlichen Tätigkeit fremd sind, dennochtausendfältig hemmend und fördernd ihren Gang bestimmen, und in diesem Sinne ist das Machtwortder Kirche wider die copernicanische Lehre ein zweifellos bedeutungsvolles gewesen248).“Daß sich das Verbot von 1616 nicht in voller Schärfe auswirkte, war weniger ein Verdienst derKirche, als der Umstände in politischer und sonstiger Hinsicht. Willenloser Gehorsam gegenüberdem Dekret herrschte bei katholischen Aristotelikern und Kopernikanern gleichermaßen, besondersin Italien249). Wenngleich, wie wir gezeigt hatten, auch in protestantischen Ländern dietheologischen Autoritäten dem neuen Weltbild genau die gleiche Ablehnung zollten, bedingtedoch die politische Situation in diesen allmählich ein gleichgültiges „Laisser-faire“ .K ep le r hatte ohne Kenntnis von den römischen Vorgängen250) 1618 den ersten Teil seiner „EpitomeAstronomiae Copernicanae“ veröffentlicht, die in Rom am 10. Mai 1619251) verboten wurde.Durch diese Erfahrung belehrt, traf selbst dieser protestantische Forscher mehrere Vorsichtsmaßregeln,um ernstlichere Gefahren bei dem Erscheinen seiner „Harmonie der W elt“ 1619 zuvermeiden252).Im Jahre 1625 war der 1622 in Form eines Briefes an V. C esarini bekannt gewordene „Saggia-tore Galileis, der gegen die Anschauungen des Jesuiten G rassi in der Kometenfrage253) Stellungnimmt, in dem eine versteckte Verteidigung der kopernikanischen Lehre ohne Mühe gefundenwerden kann, von den Feinden Galileis vergeblich beim römischen Inquisitionstribunal denunziertworden. Schon um 1622 aber begann Galilei die Ausarbeitung seines großen Werkes „Überdie Weltsysteme“ , das er 1632 als „Dialog über die beiden Weltgebäude“ 254) — mit Genehmigungder römischen Zensurbehörde unter dem Assistenten des Präfekten der IndexkongregationMagister Sacri Palatii Pater R ic c a rd i255) und der Florentiner Inquisition256) — in Florenzherausbringen konnte.Wie der Titel sagt, werden „die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das ptolemäisclie unddas kopernikanische, besprochen und die für das eine und für das andere sprechenden philosophischenund naturwissenschaftlichen Gründe entwickelt“ 257). Es wird zwar keine Entscheidunggetroffen, aber doch so argumentiert, daß das kopernikanische System als das bei weitem begründetereerscheinen muß, trotzdem die Vorrede betont, die kopernikanische Ansicht werde alsb lo ß e m a th e m a tisch e H y p o th e se vorgeführt.246) G r isa r , 147/48.247) M ü lle r, Cop., 139 ff versucht so etwas.248) W o h lw ill, I I, 1.249) Nachweis bei W o h lw ill, II, 6 u. 8.25°) W o h lw ill, II, 4.261) Z in n e r , Bibi. 43.252) Näheres bei W o h l w ill, II, 5.* / d C Al4S1

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