kopernikanische System9) ausschließt, scheint es mir doch mehr als problematisch, ob „esdurchaus denkbar ist, daß alles Brauchbare, Fruchtbare, Erfahrungsmäßige am mechanistischenPrinzip sein Recht und seine Einordnung im paracelsischen Weltbild hätte finden können“10). Den Ausgang hat die Umwälzung der Welt seit 1500 jedenfalls nicht von Paracelsusgenommen.Angriffe gegen die Grundlagen der derzeitigen Physik sind ja von verschiedenen Seiten neuerdingsoft vorgetragen worden. Ich führe nur Karl Schreber an11), der nach Zaunicks treffenderKritik allerdings eine systematische Auseinandersetzung mit dem Quellen- und Schrifttumsstoffdurchaus vermissen läßt12). Schreber sieht in der gesamten modernen Physik („Bewegungslehre“ )einen Fehlweg „romanischen“ Arbeitsverfahrens (in der Terminologie Barthel-Krieck: „mechanistisch, was mir viel bezeichnender scheint als der in diesem Zusammenhang völlig schillerndeBegriff „romanisch“) und wünscht einen Neuansatz beim „germanischen“ Forschimgs-vorgang Keplers. Uns interessiert hier bei der Anführung Schrebers nur seine bemerkenswerteVerschiedenheiten gegenüber der logischen Auffassung Barthel-Kriecks zeigende Inanspruchnahmedes Kopernikus für die „deutsche Physik“ . Das Hereintragen von rassenpsychologischenErwägungen in die Diskussion dürfte, wenn sie in so wenig stichhaltiger und eindeutiger Weisevorgetragen werden, wie durch Schreber (was eben der Gegensatz Barthel-Kriecks und Schrebersbei der Zuordnung von Kopernikus so treffend hervorhebt), eine Einsicht in die Probleme zunächstjedenfalls reichlich erschweren, wie auch Dingler13) bemerkt. Es wird andrerseits allerdingsauch nicht so leicht halten, Kepler, einen der Vollender des Weltbildes des Kopernikus, vom„Kopernikanismus“ abzuziehen und ihn für ein organisches Weltprinzip nach Paracelsus’ Vorgangin Anspruch zu nehmen, wie es Krieck14) vorschlägt.Krieck sagt mit Recht: „Wenn auch... die exakte Meßbarkeit und Rechenbarkeit auf Blutkreisund Stoffwechsel, auf Muskel- und Nervenfunktion angewendet werden können, so istdamit der Organismus doch noch kein Mechanismus geworden“ 15). Er fordert dasselbe Organischeim Verhältnis von Weltall zu Prinzip und Wissenschaft der Mechanistik: „Die Lehre vom unendlichen,mittelpunkt- und grenzlosen Raum mit seinen Abgründen des Nichts ist nicht dasletzte und unerschütterliche Wort menschlicher Erkenntnis. Wir wollen aus diesem fatalistischenGefängnis in die Freiheit des Lebendigen“ .Wenn die Mutter Erde und die Natur „entgöttert und entseelt“ wurden, nur mehr „die rationaleGesetzmäßigkeit und Berechenbarkeit dieses Mechanismus..., nicht die schaubare unmittelbareWirklichkeit“ 16) bewundert werden kann, ist dafür sicher nicht allein die Entwicklung des Weltbildesauf der Grundlage der euklidischen Mathematik verantwortlich zu machen. Auch hierliegt das Problem tiefer und greift an die Grundfrage nach der menschlichen Existenz überhaupt.In dem Gedanken, daß „einmal aus dem Toten das Lebendige geboren, hervorgesprungen, aufgebrochensei, liegt nach Krieck „der Irrsinn bloß“ 17). Wie einfach war und ist es für den Bibelgläubigen,die mit diesem Gedanken aufgeworfene Frage zu beantworten. Wir Heutige, für diein der Mehrzahl weder religiöse noch rationale „Sekurität“ gilt, müssen mit diesem „Irrsinn“zunächst jeder für sich fertig werden. Es wird eine Frage der Zukunft sein, ob das völlig berechtigtePostulat Kriecks „der Mensch in der Mitte“ nicht auch mit einem Weltbild, das nicht von8) K r ie c k , 169.10) K r ie c k , 169.“ ) S c h w e r K arl Bewegungslehre oder Physik? Eine W anderung durch die Entwicklungsgeschichte der Physikseit Kepler, in: Sudh. Arch. 32. (1939) 176 ff.12) Mitteilungen z. Gesch. Med. u. Naturw. 38. (1939), 306.13) D in g le r H ugo, Mitteilungen ebd. 307.14) K r ie c k , 169.16) K r ie c k , 172.“ ) K r ie c k , 171.17) K r ie c k , 171.88
~ irN A C H E IN E M G E M Ä L D E V O N PROF. H E IN R . K N IR R , 1926D E U T SC H E S M U S E U M M Ü N C H E N
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