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NIKOLAUS KOPERNIKUS D I E B U R G

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freigab, nicht ohne im zweiten Band eine vom Kommissar des heiligen Offiziums stammendeAnmerkung beizufügen, welche die Ablehnung der kopetnikanischen Lehre durch die Kirche alsdem buchstäblichen Sinne der Heiligen Schrift widersprechende zu rechtfertigen versucht. Aufeine weitere Einrede des Magisters Sacri Palatii A n fo ssi sahen sich die Kardinale der Inquisitionnunmehr genötigt, wohl oder übel klar Stellung zu nehmen, und am 11. September 1822 beschlossensie denkwürdigerweise, es sei in Rom der Druck von Werken gestattet, „in denen von der Beweglichkeitder Erde und der Unbeweglichkeit der Sonne gemäß der allgemeinen Ansicht der modernenAstronomen (iuxta communem modernorum astronomorum opinionem) gehandelt werde“ 270).(Bestätigt am 25. September von P ius VII.).In der nächsten Ausgabe des Index vom Jahre 1835 wurden denn auch die Bücher vonK op ern ik u s, F oscarin i, K ep le r und G a lile i weggelassen, nachdem sie 1819 — es istnoch nicht 5/4 Jahrhunderte her — zum letzten Male dort aufgeführt worden waren271).Um unsere Betrachtungen über die Beurteilung des kopernikanischen Systems abzuschließenund — auf unseren Ausgang zurückkommend — zu runden, sei nun noch die Unbegründetheitdes gegen Kopernikus erhobenen Vorwurfs als Vertreter eines rein mechanistischen Weltbildesaufgezeigt, ein Problem, das sich zugleich mit der Frage nach dem Keim, dem geschichtlichenUrsprung der kopernikanischen Idee verknüpft.G old beck hat meines Wissens als erster überzeugend versucht, die heliozentrische Lehre beiKopernikus „in ihren Grundgedanken als einen Abkömmling des Platonismus der Renaissance“ 272)darzustellen.Für viele ist zwar das Licht heute bloß nocb eine Erscheinung, die sachlich auf ihre physikalischoptischenGrundlagen zurückgeführt wird, so daß das Verständnis für metaphysische Zusammenklängeund Urwirkungen durch das Licht stark erschwert ist273). Trotzdem wissen wir alle, daßtrübe oder sonnige Tage vor allem auf stark „integrierte“ (im Sinne Jaenschs) und besondersauch schöpferische Menschen entscheidende Stimmungswechsel bewirken können, das Lichtfür uns also doch mehr ist als eine bloße physikalisch-optische Erscheinung.Wohl ist mathematisch-harmonische Weltbetrachtung der Vorläufer des heutigen Weltbildes,aber wenn es zu einer wesentlich spekulativen Verknüpfung des Mathematisch-Schönen (mandenke an die geometrische Ornamentik, die auch bei heute noch erdverbundensten Völkern zufinden ist) mit den Prinzipien der körperlichen Welt kam274), dann war der G edanke derS ch ön h eit, nicht aber die Vergötterung des mathematischen Schemas hier der Grund. „AlleSchönheit ist Ahnung eines Naturgesetzes“ , sagt Goethe275). Zu diesem Reich von Schönheitund Mathematik führt aber das Licht hinan, und zwar durch die Betrachtung des Sternenhimmels276).Bei P la to führt diese Spekulation für die Lichtphilosophie zur Sonne, für die Schönheitund Mathematik zur Idee des Guten. „Der Zusammenhang von Licht und Sonne im harmonischenWeltbild und der Gottheit als Idee des Guten wird von den platonischen Schulen in wechselndenAusprägungen im Laufe der Jahrhunderte der beginnenden Neuzeit übermittelt277).“ In27°) R e u s c h , 442.271) Z in n e r , Bibi. 44.272) G o ld b e c k , Plato und Copernicus, in: Sammelband: Der Mensch und sein W eltbild, 1925 (zit. G o ld b e c k ).Für das Folgende besonders noch B r a c h v o g e l, Coppernicus und die neuplatonische Lichtmetaphysik, in: Zs.Erml. 26, 451 ff (zit. Brachvogel). — Brachvogel hatte Goldbeck zunächst (in seinem Beitrag: Nikolaus K op -pernikus im neueren Schrifttum, in: Altpr. Forschungen 1925, H . 2) leichthin abgetan („es lohnt sich kaum , aufEinzelheiten des Goldbeckschen Essays einzugehen“ , B r a c h v o g e l 14), sich dann aber wohl eines anderen besonnen.S. auch W asiutynski, Ergänzungen B d . 6, 625 ff.27S) Vgl. G o ld b e c k , 64/65.274) V g l. G o ld b e c k , 67.a76) Bei G o ld b e c k , 67.27e) Hierzu und zum folgenden G o ld b e c k , 68.ä77) Bei G o ld b e c k , 74/75.131

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