Valerie BestMIT ANSTANDZURÜCKIch wollte keine Diebin sein, nicht einmal aus Versehen.Nach dem Nachmittagsunterrichtbesuchte ich auf dem Heimwegnoch einen kleinen Antiquitätenladen– das hatte ich schon langevorgehabt, deshalb ließ ich mich auchnicht davon abhalten, obwohl es immerstärker regnete. Ich war die einzigeKundin im Laden, und die Verkäuferinholte mir die Lampe, auf die ichein Auge geworfen hatte.Als sie eine Einkaufstüte öffnete,fielen mir einige bunte Armbän<strong>der</strong>auf, die auf dem Ladentisch ausgelegtwaren. Ich wollte gerade nach einemgreifen, als die Verkäuferin die Lampein <strong>der</strong> Tüte verstaute. Dabei streiftesie die Armbän<strong>der</strong>, und die Hälftedavon landete auf dem Boden. Sieschaute ein wenig ärgerlich drein,tippte aber zuerst meinen Einkaufin die Kasse ein. Dann verließ ichden Laden, den Regenschirm in einerHand, die Tüte mit <strong>der</strong> Lampe in <strong>der</strong>an<strong>der</strong>en.Ich ging nach Hause, zog dienassen Stiefel aus und schaltete Musikein. Als ich die Lampe aus <strong>der</strong> Tüteholte, bemerkte ich, dass unten in <strong>der</strong>Tüte noch etwas lag. Es war ein rotesArmband. Es musste vom Ladentischin die Tüte gefallen sein. Ich musstelächeln, weil es mich an eine typischeGeschichte aus dem alten JD-Leitfadenerinnerte: „Da dachte Valerie an dasThema, das eben erst in <strong>der</strong> Klasse<strong>der</strong> Lorbeermädchen besprochenworden war.“Ich warf das Armband aufs Bett undsteckte den Stecker <strong>der</strong> Lampe in dieSteckdose. Die Lampe verbreitete andiesem grauen Nachmittag ein warmesLicht. Ich sah aus dem Fenster. Es regnetenoch heftiger, und <strong>der</strong> Schnee amBoden verwandelte sich in dreckigenMatsch.Ich schaute das Armband an. Eswar kirschrot. Ich streifte es mir überdas Handgelenk. Das Preisschild hingnoch daran: 20 Dollar. Natürlich würdeich es zurückgeben. Es wäre mir nie inden Sinn gekommen, es zu behalten.Ich streifte es wie<strong>der</strong> ab und legte esauf einen Stapel Bücher, die ich schonlange hatte wegräumen wollen. Ichging in die Küche, um mir eine Tasseheiße Schokolade zu machen.Dann ging ich wie<strong>der</strong> zurück.Wie lange hatte ich es schon vor mirhergeschoben, diese Bücher wegzuräumen?Eine ganze Weile. Wie langewürde das Armband dort liegen, eheich es zurückbrachte?Ich hatte die Absicht, es zurückzubringen.Aber wann? Würde ich solange damit warten, bis es mir peinlichwäre, es zurückzugeben? Würde ich eseinfach vergessen?Ich zögerte. Ich blickte noch einmalaus dem Fenster. Ich dachte daran,dass meine Füße gerade wie<strong>der</strong>warm geworden waren. Ich dachte andie köstliche heiße Schokolade.Doch dann schnappte ich dasArmband, zog die Stiefel wie<strong>der</strong>ILLUSTRATION VON GREG NEWBOLD50 Liahona
JUGENDLICHEan und ging noch einmal hinaus.Als ich im Laden ankam, bedientedie Verkäuferin gerade jemand an<strong>der</strong>en.Ich wartete. Als sie fertig war, zogich das Armband aus <strong>der</strong> Manteltascheund erklärte ihr, was vorgefallen war.Sie sah überrascht aus, ein wenigverwirrt, bedankte sich, und das waralles. Sie bot mir keine Belohnung anfür meine Ehrlichkeit. Sie bedanktesich nicht einmal beson<strong>der</strong>s herzlich.Und niemand an<strong>der</strong>s bekam mit, wasich getan hatte.Auf dem Heimweg dachte ichdarüber nach, dass ich mich immer alseinen ehrlichen Menschen betrachtethatte. Ehrlichkeit ist eine Eigenschaft,die mir viel bedeutet und die ich mirauch von an<strong>der</strong>en wünsche. WahreEhrlichkeit ist jedoch, wie wahre Liebeund wahre Nächstenliebe, eine aktiveEigenschaft. Wie ehrenwert und aufrichtigmeine Absichten auch sein mochten,ich wurde erst dann zu einem ehrlichenMenschen, als ich die Stiefel wie<strong>der</strong> anzogund meine Absicht auch ausführte.Ich fühlte mein bloßes Handgelenkin <strong>der</strong> Manteltasche und musstelächeln. ◼Die Verfasserin lebt im Bundesstaat New York.<strong>Juli</strong> 2013 51
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