DerGeschichtenteppich66 Liahona
Wer hätte gedacht, dass so viele Geschichtenmit einem einzigen kleinen Teppich verknüpftsein könnten?KINDERILLUSTRATION VON G. BJORN THORKELSONKay TimpsonNach einer wahren Begebenheit„Drum suchen wir heute nach allunseren Lieben, vergessen sie nichtmehr für alle Zeit.“ („Wahrheit vonElija“, Kleiner Liahona, Oktober2001, Seite 10)Katy hüpfte den Gehweg entlangauf die große Eiche an<strong>der</strong> Straßenecke zu. Durchden alten Baum war Omis Hausleicht zu finden.Wie immer saß Omi im Wohnzimmer,flocht bunte Stoffstreifen undnähte sie zusammen. Es war ganzstill. Auf dem polierten Holzbodenin Omis Haus lagen farbenfroheFlickenteppiche, die Omi selbstangefertigt hatte.„Hallo Schatz“, sagte Omi, als Katyhereinkam. Schon bald unterhieltensie sich über die „alten Zeiten“, wieOmi sie nannte. Sie schauten gemeinsamSchwarz-Weiß-Fotos an. Katy sahsich vor allem gern die Kleidung unddie Frisuren an, die ihre Verwandtenfrüher getragen hatten.„Damals war alles ganz an<strong>der</strong>s“,sagte Omi seufzend. „Wir hattenwe<strong>der</strong> Autos noch Fernseher nochHandys.“Katy konnte sich gar nicht vorstellen,wie es war, überallhin zu Fußzu gehen. „Was habt ihr denn nurso zum Spaß gemacht?“, wollte Katywissen.„Wir haben gern miteinan<strong>der</strong>gesungen. Am Abend haben wir unsums Klavier geschart und unsereLieblingslie<strong>der</strong> gesungen. Manchmalhaben wir uns heiser gesungen! Wirhatten immer viel Spaß dabei.“Omi schaute abwesend in denGarten, als ob sie die Jahre zurückdrehenund sich alles noch einmalansehen könne.Katy setzte sich neben den aufgerolltenTeppich, <strong>der</strong> von Omis Schoßbis auf den Boden reichte. Mit demFinger fuhr sie die feinen Stichenach.„Ich hab da eine Idee“, sagteOmi bedächtig, „was hältst du davon,selbst einen Flickenteppich zumachen?“Katy sprang auf und klatschte indie Hände.„O ja, Omi! Können wir gleichheute anfangen?“Omi lachte vergnügt in sich hinein.„Zuerst musst du etwas an<strong>der</strong>esmachen. Geh nach Hause und suchein paar alte Kleidungsstücke zusammen,die wir in Streifen schneidenkönnen.“Zwinkernd beugte sie sich zuKaty hinüber und flüsterte, als obsie ihr ein Geheimnis verrate:„Deshalb ist <strong>der</strong> Flickenteppichetwas so Beson<strong>der</strong>es. Er bestehtaus Kleidungsstücken und kann dirGeschichten aus deinem Leben erzählen.Je<strong>der</strong> geflochtene Strang istwie ein Kapitel in einem Buch überdich. Wenn man den Stoff eines altenKleides betrachtet, erinnert mansich, wo man es getragen hat undwas man damals gemacht hat.“Katy machte große Augen. Siezeigte auf den Teppich, den Omigerade flocht.„Erinnerst du dich an alle Stoffein diesem Teppich?“Omi lächelte. „Aber sicher! Derrote Streifen stammt von dem Kleid,das ich getragen habe, als du geborenwurdest. Ich weiß noch, wie ichmir an <strong>der</strong> Scheibe zur Kin<strong>der</strong>stationdie Nase plattgedrückt habe, um dichgenauer betrachten zu können. Duwarst noch ganz runzlig und rosa.“Katy und Omi lachten viel, alsOmi weitere Geschichten erzählte,an die <strong>der</strong> Teppich sie erinnerte.Kaum war Katy wie<strong>der</strong> zu Hause,sortierte sie mit ihrer Mutti alteKleidungsstücke aus, die sie verwendenkonnte.Am nächsten Tag trug Katy dieKleidungsstücke hinüber zu Omi.Omi zeigte Katy, wie man denStoff in lange Streifen schnitt, ihnflocht und die geflochtenen Strängezusammennähte.Jeden Tag nach <strong>der</strong> Schule gingKaty zu Omi, um an ihrem Teppichzu arbeiten.Nach und nach wurde er größer.Die <strong>Tage</strong> vergingen, und Katykannte viele von Omis Geschichtenschon auswendig. An manchen<strong>Tage</strong>n erzählte sie ganz vieleGeschichten.Eines <strong>Tage</strong>s, nachdem sie einenblauen Strang angenäht hatte – daswaren einmal ihre Lieblingsjeansgewesen –, strich Katy mit <strong>der</strong> Handüber den bunten Teppich.„Meinst du nicht, dass <strong>der</strong>Teppich jetzt bald fertig ist?“,fragte Omi und schaute von ihrerArbeit auf.„Noch nicht“, sagte Katy lächelnd.Sie wollte ihre gemeinsame Zeit mitOmi noch länger genießen. ◼<strong>Juli</strong> 2013 67
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