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3-2-1-Mut! Das Abenteuer Empowerment. - Verband binationaler ...

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<strong>Empowerment</strong> an das englische ‚power‘, das in unsere Umgangssprache Eingang gefunden hat, anschlussfähigwird und wir aus dem Blickwinkel eines neuen Machtbegriffs zur Verbreitung der Philosophie und Tradition einerweltweiten <strong>Empowerment</strong>bewegung beitragen können.“ Beate Blank, www.empowerment-consulting.de<strong>Empowerment</strong> ohne „<strong>Empowerment</strong>-Etikette“Gefangenen und Zerschlagenen als Grundlage für die Befreiungstheologie. Diese sich seit den 1960er Jahrenvon Lateinamerika ausbreitende christliche Strömung interpretiert die biblische Tradition als Grundlage füreine umfangreiche Gesellschaftskritik und weist bereits <strong>Empowerment</strong>-Bausteine auf.In der Verbindung von Kinderrechten und <strong>Empowerment</strong> wird bei Maede als Vorreiter auf den polnischenKinderarzt, Schriftsteller und Pädagogen Janusz Korczak (1878-1942) verwiesen.„I‘m not concerned with your likingor disliking me ... all I ask is thatyou respect me as a human being.“Jackie RobinsonPhilip Maede hat in einer seiner Arbeiten zusammengetragen, welche zeithistorischen Geschehnisse bereitsEmpower ment-Prozesse darstellen, ohne dass überhaupt jemand diese als solche bezeichnen würde ( M a e d e ,2 0 0 2 ). Dieser Rückgriff auf die Menschheitsgeschichte erweitert den Blick auf <strong>Empowerment</strong> und erscheintuns als sinnvoll, um die historischen und gesellschaftlichen Bezüge von <strong>Empowerment</strong> zu illustrieren.Maede führt zunächst aus der griechisch-römischen Antike die Plebejer auf, welche die Mehrheitder einfachen Bürger/innen im antiken Rom bildeten. Ihnen blieb es verboten, Ämter im Staat auszuübenoder Ehen mit anderen Ständen einzugehen. In mehreren Aufständen und Streiks zwischendem 5. und 3. Jahrhundert v.u.Z. erkämpften sie ihre Gleichberechtigung mit dem Stand der Patrizier.So wurde das Eheverbot aufgehoben und sie konnten staatliche Ämter bekleiden. Dabei kam dem Amt desVolkstribunen, welcher die Plebejer vor ungerechten Handlungen der Magistraten und Konsule schützte, einehervorgehobene Bedeutung zu. Ihm war es ebenso möglich, Volksversammlungen einzuberufen. Mit derLex Hortensia im Jahre 287 v.u.Z. erhielten die Plebejer schließlich die volle politische Gleichberechtigung.Ein weiteres Beispiel ist die legendäre Geschichte des Spartakusaufstandes im Jahr 73 v.u.Z. Spartakus, einerGladiatorenschule in Capua entflohen, führte bis zu 70.000 entflohene Sklaven gegen das römische Heerund fügte diesem empfindliche Niederlagen zu. Zu einer großen Bewegung wurde der Aufstand auch, weilsich Spartakus neben Sklaven auch Bauern und verarmte Landarbeiter anschlossen.Aus der Antike wird von Maede weiterhin noch die Kriegssatire Lysistrata von Aristophanes angeführt. Indieser schließen sich Frauen zusammen, um eine strukturelle Veränderung bewirken zu können. Lysistrataist gleichzeitig Titel und Heldin dieser Geschichte aus dem Jahre 411 v.u.Z. Sie rief zum „Ehestreik“ (die konsequentesexuelle Verweigerung) der Frauen auf, um die Männer zu zwingen, den seit zwei Jahrzehnten andauerndenPeloponnes-Krieg zwischen Sparta und Athen zu beenden.„<strong>Das</strong> neue Testament der Bibel zeigt, im Gegensatz zur griechischen Antike, <strong>Empowerment</strong> überwiegendauf der psychologischen Ebene auf. Durch den Glauben an den Herrn geschahen Wunderheilungen, wie inJohannes Kap. 5, Vers 1-18. Jesus sagte zu einem Mann, der schon 38 Jahre lang krank war und an einem heilendenTeich saß, sich aber nicht hineinbewegen konnte: ‚Steh auf und geh!‘ Der Mann wurde sofort gesund,nahm seine Bahre und ging.“ ( M a e d e , 2 0 0 2 ). Nun lässt sich trefflich streiten, ob die biblischen Heilsgeschichtentatsächlich Bezüge zum <strong>Empowerment</strong> nach heutigem Verständnis aufweisen – zumindest liegt diesemGeist der Bibel eine radikale „Philosophie der Menschenstärken“ zugrunde. Auch im vierten EvangeliumLukas Kap. 18-19 ist die Heilung eines Blinden beschrieben, weiterhin gilt die hier prophezeite Befreiung der<strong>Das</strong> Wirken von Janus Korczak: „Während seines Studiums und seiner ärztlichen Laufbahn setzte er sich für arme und verwahrlosteKinder ein. Als junger Erwachsener übernahm er die Leitung eines Waisenhauses, in dem die Kinder nach demokratischenRegeln mit einem möglichst hohen Anteil an Selbstverwaltung und Partizipation lebten. Im Waisenhaus existierte eine Waisenhauszeitung,ein Kinderparlament, ein Kinderplebiszit sowie ein Kameradschaftsgericht. Korczak gründete eine Zeitung vonKindern für Kinder, die 13 Jahre lang als ein Sprachrohr vor allem für jüdische Kinder in Warschau fungierte.Während der Schoa herrschte jedoch auch im Waisenhaus, das in das jüdische Ghetto umziehen musste, Angst und Misstrauen.Obwohl Korczak die Möglichkeit hatte, nach Israel auszuwandern, entschloss er sich, die 200 Kinder, die in das VernichtungslagerTreblinka abtransportiert wurden, zu begleiten. Bald darauf folgte er den Kindern und Mitarbeiterinnen in den Tod.“ (Maede, 2002)Korczak versuchte, seine Erfahrungen möglichst nicht in allgemeingültigen pädagogischen Theorien zu verbreiten,sondern verwendete eine narrative Erzähltechnik, um seine Ideen, Beobachtungen und Reflexionenin Worte zu fassen und für andere verständlich zu machen. Korczaks Magna Chartis Libertatis (die alsVorläufer der UN-Kinderrechtskonventionen betrachtet werden kann) fordert:<strong>Das</strong> Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod,das Recht des Kindes auf den heutigen Tag unddas Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist.Diese Pädagogik der Achtung fordert eine dialogische Struktur, in der das „Anderssein“ des Kindes geschütztwerden muss ( M a e d e , 2 0 0 2 ). In seiner Haltung sind viele Elemente von <strong>Empowerment</strong> bereits aufzufinden.<strong>Empowerment</strong> mit „<strong>Empowerment</strong>-Etikette“<strong>Empowerment</strong> ist untrennbar mit der Geschichte von sozialen Bewegungen in den USA verbunden. Im Wesentlichengibt es drei Stränge, welche die Geschichte des <strong>Empowerment</strong>s prägten: Zum einen die Bürgerrechtsbewegungder schwarzen Bevölkerung in den 1950er und 1960er Jahren, zum anderen die feministischeBewegung seit den 1960er Jahren und schließlich die Selbsthilfe-Bewegung ab den 1970er Jahren.Ursprung der Philosophie und Praxis des <strong>Empowerment</strong>s ist also die Bürgerrechtsbewegung mit ihren Aktionenvon gewaltfreiem zivilen Ungehorsam gegenüber der in den USA herrschenden rassistisch-segregativenPolitik und Alltagspraxis. Mit kalkulierten Regelverletzungen (Besetzungen, Sitzblockaden oder Boykott-Aufrufen) und gewaltfreiem Widerstand wurden die Muster der Ausgrenzung von Schwarzen öffentlichkeitswirksamaufgezeigt. Diese civil-rights-movements sind eng mit Martin Luther King (1929-1968) ver-Der Begriff in seinem aktuellenWortsinn wurde von BarbaraSolomon mit ihrem Buch „Black<strong>Empowerment</strong>: Social Work inOppressed Communities“ 1976eingeführt.1 6 1 7

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