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3-2-1-Mut! Das Abenteuer Empowerment. - Verband binationaler ...

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„Train the Trainer “-Tag,2009Teilweise wurde unser Angebot von <strong>Empowerment</strong> auch mit der Angst verbunden, dass Jugendliche mit Migrationshintergrunddurch das Training in ihrem aggressiven Verhalten gestärkt werden könnten. Ganz imGegensatz dazu ist es das Ziel des Projektes, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, durch ein gesteigertesSelbstbewusstsein, andere Formen der Problembewältigung als Gewalt und Aggression zu finden.Ein Phänomen, das uns immer wieder begegnete, war der Kampf des Fachpersonals mit den bestehendenStrukturen und Anforderungen auf der einen Seite und den Bedürfnissen und Herausforderungen der Zielgruppeauf der anderen.„Wir sind auch nur Menschen; Schule ist sehr vielschichtig; wir haben nicht nur mit Migrant/innen, sondernauch mit Deutschen zu tun. Man möchte sehr viel, aber man muss sich entscheiden, was man tut – wohernehme ich meine Kraft, wofür setze ich sie jetzt ein. Wir brauchen Hilfe und nehmen sie gerne an, aber mandarf uns nicht mit Ansprüchen überschütten.“ (Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache)Im Laufe unserer Arbeit sind wir auf sehr viele Menschen gestoßen, die Jugendliche auf ihrem Weg ins Erwachsenwerdenunterstützen. In vielen Fällen wurde Rassismus nicht als relevantes Problem der Jugendlichenwahrgenommen und auch unser Anliegen stieß nicht immer auf Verständnis. Eine Studie von ClausMelter (2006) ergab, dass Pädagogen, die mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund arbeiten, dem ThemaRassismus häufig Abwehrverhalten entgegenbringen. Im Umgang mit dem Thema zeigt sich unter anderemdie Strategie des Negierens von Rassismus. Oft besteht Unsicherheit darüber, ob es tatsächlich Rassismuswar oder doch etwas ganz anderes. Rassismusvorwürfe werden als problematische Handlungsweisenrelativierende Strategie der Jugendlichen abgewertet ( M e l t e r , 2 0 0 6 ). Auch das Netzwerk für Demokratieund Courage e.V., um ein ostdeutsches Beispiel zu zitieren, sieht Bedarf für Sensibilisierung und Unterstützungseitens der Sozialpädagog/innen: „Lehrkräfte und Sozialpädagog/innen reagieren sehr unterschiedlichauf die von uns beobachteten Rassismen. Eine eher kleine Gruppe verfügt über ein umfassendes Problembewusstseinund fundierte argumentative Kenntnisse. Viele Pägagog/innen sind überrascht, da dieentsprechenden Themen im Schulalltag scheinbar selten angesprochen werden. Sie wirken häufig ratlos,wie mit problematischen Einstellungen und neonazistischen Tendenzen umgegangen werden kann.“ ( N D CS a c h s e n , 2 0 1 0 , S . 6 0 )Auf unsere Frage, ob Rassismus eine Rolle spiele und in ihrer Arbeit ein spezielles Angebot von Nöten ist,antworteten 70 Prozent mit Nein. In der Argumentation lagen Rassismuserfahrungen ganz hinten in einerlangen Reihe von Problemen, mit denen Jugendliche zu tun haben.„Die Probleme unserer Jugendlichen sind unterschiedlich. Sehr viele unserer Besucher leiden unter dem Verlustvon Heimat, Freunden und Verwandten. Es fehlt die Anerkennung und sie fühlen sich hier fremd. Vielehaben Sprachprobleme und dadurch Schwierigkeiten in der Schule, bei der Ausbildung und beim Studium.Einige unserer Besucher haben Alkohol- bzw. Drogenprobleme. Häufig kommen zu uns junge Menschen, diewegen Gewalttätigkeit ihre gemeinnützigen Stunden abarbeiten müssen.“ (Sozialarbeiterin)In diesem Sinne ist es zwingend notwendig, dass Strukturen so verändert werden, dass das Fachpersonalüberhaupt erst in die Lage kommt, selbstreflektive und selbststärkende Arbeit leisten zu können und dadurch<strong>Empowerment</strong>-Prozesse anzuschieben.ZusammenfassungUnserer Ansicht nach bietet der <strong>Empowerment</strong>-Ansatz tatsächlich eine sehr wirkungskräftige und sinnvolleMöglichkeit, mit Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen umzugehen, ohne direkt bei diesem Problemfeldanzusetzen. Die Erfahrung, aufgrund von Herkunft, Sprache und Religion diskriminiert zu werden,ist eine Schwierigkeit von vielen, mit denen sich die Jugendlichen auseinandersetzen. Rassismus- und Diskriminierungserfahrungensind tief verwoben mit Prozessen des Erwachsenwerdens. Sie suchen nach ihrerIdentität und ihrem Platz in viel stärkeren und extrovertierteren Formen als es Erwachsene tun. Die Arbeitan der eigenen Biographie, an den eigenen Erfahrungen, Fähigkeiten und Talenten eröffnet erst die Möglichkeit,Rassismus zu bearbeiten.L i t e r at u r :Herdel, Shantala: Was ist Anti-Bias? http://www.anti-bias-werkstatt.de/resources/3+Was+ist+AB, verfügbar am 01.08.2010Keupp, Heiner (2005): Patchworkidentität – Riskante Chancen bei prekären Ressourcen.http://www.ippmuenchen.de/texte/keupp_dortmund.pdf 2010, verfügbar am 01.08.2010Scharathow, Wiebke; Leiprecht, Rudolf (Hrsg.) (2009): Rassimuskritik. Band 2: Rassimuskritische Bildungsarbeit. Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts.C. Artelt; J. Baumert, N.; Julius-McElvany; J. Peschar (2003): Learners for Life: Student Approaches to Learning. Results from PISA 2000. Paris: OECD.Mishela Ivanova; Pier-Paolo Pasqualoni. http://www.midasequal.com/de/downloads/modul1/diskriminerung2.pdf, verfügbar am 01.08.2010Halil Can (2007): HAKRA - <strong>Empowerment</strong> gegen Rassismus und Diskriminierung aus der Minderheitenperspektive, S. 14-15, In: Interkulturelles Leben15 Jahre iaf in Ostdeutschland, Leipzig7 6 7 7

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