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3-2-1-Mut! Das Abenteuer Empowerment. - Verband binationaler ...

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Hast du mit anderenüber das Projekt gesprochen?Mit der Familieoder Freunden?„Ich habe mit meiner <strong>Mut</strong>terund meiner Schwester darübergesprochen, was ich im Projektmache und, dass es Spaß gemachthat. Meine <strong>Mut</strong>ter sagte‚ wennes dir Spaß macht, sollte dieTrainerin oft zu euch kommen,weil du mit ihr Spaß hast.“( Teilnehmerin,Evaluationsinter view)D i e R o l l e d e r E lt e r n . D i e g r o S S e n A b w e s e n d e n i m S c h u l b e r e i c hEines der großen Probleme des deutschen Bildungswesens ist sicher die Tatsache, dass viele Bemühungen,Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund zu fördern, dadurch verloren gehen, dass der RückkopplungskreisLehrer-Schüler-Erziehungsberechtigte nicht funktioniert. Im Falle von Zuwandererfamilienist die Situation besonders komplex und durch ganz spezielle Schwierigkeiten gekennzeichnet. Vor diesemHintergrund waren für die Implementierung dieses <strong>Empowerment</strong>-Projektes zweifellos die mangelnde Beteiligungund der schwierige Zugang zu den Erziehungsberechtigten eine Hürde. Eine der großen Herausforderungenbeim <strong>Empowerment</strong>-Training von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Schule istin der Tat unmittelbar mit den Schwierigkeiten verbunden, Zugang zu den Eltern zu bekommen und ihreUnterstützung für die Trainingsarbeit zu gewinnen.Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien erfahren schon sehr früh ein gespaltenes Leben voller innererSpannungen und Konflikte: Zwischen der Wertschätzung und der psychologischen Identifizierungmit der Welt, der Kultur und der Sprache ihrer Eltern einerseits und der Identifizierung (sei sie nun positivoder negativ) mit ihrem neuen kulturellen und sprachlichen Umfeld andererseits. Diese Spaltung wird mitbesonderer Schärfe im Schulalltag erlebt ( N a r a n j o , 2 0 0 7 ).Der Widerspruch, die Spannung und der Konflikt zwischen der Welt der Eltern und des Umfelds im Aufnahmelandhat enorme psychosoziale Auswirkungen auf die spätere Persönlichkeitsstruktur von Kindern undJugendlichen mit Migrationshintergrund, die von einer Generation auf die andere übertragen werden können.In vielen Fällen entstehen dadurch die unterschiedlichsten Probleme bei der kulturellen und persönlichkeitsbezogenenIntegration, deren soziale, politische und wirtschaftlichen Folgen schwer abzusehensind ( D u b a r , 2 0 0 2 ). Bei Schüler/innen mit Migrationshintergrund ist dieser Umstand von besonderer Bedeutung,weil viele dieser Jugendlichen in Deutschland stark darunter leiden, mit einem entsprechendenVerlust an Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl, dass ihre Eltern nicht richtig Deutsch sprechen und sie invielen alltäglichen Situationen (Besuch in der Schule, Hilfe bei den Schularbeiten, Kommunikation mit denLehrer/innen oder anderen Eltern etc.) nicht unterstützen können. Dieses Problem betrifft natürlich auchdie Lehrer/innen an den Schulen. Eine der Lehrerinnen unserer Projekt-Schule wurde in einem Interviewzur Mitarbeit der Eltern gefragt. Die wesentlichen Punkte ihrer Antwort:„Manche Eltern sind sehr interessiert, die kommen regelmäßig, die fragen nach und erkundigen sich nachden Fortschritten ihrer Kinder. Es gibt aber auch viele Eltern, da spricht nur ein Elternteil Deutsch – da fehltdie Kommunikation, die haben dann überhaupt keine Ahnung, was in der Schule passiert (...) Viele Elterninteressieren sich zu wenig für das, was die Kinder in der Schule machen. Darüber sind wir unglücklich. Wirkönnen manche Eltern einfach nicht erreichen, können keine Informationen weiterleiten und nichts nachfragen...Die Rückmeldung fehlt. Es wäre auch wichtig, dass nicht immer nur Einzelgespräche stattfinden,sondern auch Gruppenelterngespräche, dass man mal einen Überblick hat, wer da noch mit im Boot sitzt.“D i e R o l l e d e r I n s t i t u t i o n e n . D i e S c h u l l e i t u n g u n d d i e S c h u l s o z i a l a r b e i t e r i nZum Abschluss unserer Betrachtungen über die wichtigsten Akteure beim Prozess des hier behandelten <strong>Empowerment</strong>-Trainingsmuss darauf hingewiesen werden, dass ein Projekt dieser Art idealerweise von Anfangan mit der entsprechenden institutionellen Unterstützung seitens der höchstmöglichen hierarchischen Ebenedurchgeführt wird, sei es die Schulleitung selbst, die Schulsozialarbeiterin oder eine andere Person mitentsprechenden Befugnissen. Obwohl das selbstverständlich erscheint, ist diese Unterstützung keineswegsleicht zu bekommen. Die Mehrzahl der Schulen und Bildungseinrichtungen ist personell so stark durch ihreneigenen Aufgaben, Probleme und internen Erfordernisse in Anspruch genommen, dass sie nicht automatischneue Angebote von externen Dienstleistern begrüßen. Darüber hinaus münden viele Projekte, die gut gemeint,aber in ihrer Konzeption und Umsetzung schwach sind, lediglich in einer zusätzlichen Belastung derBildungseinrichtungen. So ist es kein Wunder, dass viele Schulleitungen mit anfänglicher Skepsis oder sogaroffener Ablehnung auf innovative Versuchsveranstaltungen reagieren. Sobald das Eis gebrochen ist, ist eswichtig, eine auf längere Sicht angelegte Zusammenarbeit mit der Schulleitung und der Schulsozialarbeiterinaufzubauen. Letzterer kommt eine entscheidende Rolle zu, wenn es gilt, die Arbeit auf lokaler Ebeneunter Einbeziehung weiterer für das Leben an der Schule oder im Stadtviertel wesentlicher Akteure undKanäle zu verlängern und zu vertiefen.Hierbei geht es dann wesentlich um die Koordination verschiedener Interaktionsebenen oder -kreise, dereninnerer Kern aus der Schule (Lehrer/innen, Schulsozialarbeiter/innen) und ihren „Nutzern“ (Schüler/innenund Erziehungsberechtigte) besteht. Zu den weiteren Ebenen zählen verschiedene lokale Akteure, die fürdas tägliche Zusammenleben im betreffenden Stadtviertel relevant sind, beispielsweise die Polizei, die Gesundheitsdienste,die Kaufleute und ganz allgemein die Einwohner des Viertels. Alle diese Akteure sind Teileeines mikrosozialen Gewebes, die für ein gelungenes interkulturelles Zusammenleben entscheidend sindund die den Ausschlag dafür geben, ob alle von den Vorteilen der interkulturellen Öffnung bzw. des interkulturellenBrückenschlags profitieren können oder im Gegenteil die negativen und destruktiven Folgen interkulturellenMisstrauens ertragen müssen.Die Institution Schule muss in diesem Sinne aus der Sicht des Autors eine dauerhafte strukturelle Aufgabeim Rahmen des Stadtviertels übernehmen und zu einem Forum für interkulturelle Begegnung und Dialogwerden. Aus eben diesem Grund muss die Schule in Deutschland auch als einer der Hauptakteure beider Schaffung von Integrationsprojekten und -programmen wie den hier beschriebenen betrachtet werden:Dieses jedoch nicht nach dem Muster des „Tropfens auf den heißen Stein“, sondern nach dem Vorbildeines koordinierten, nachhaltigen Vorgehens unter Einbindung der verschiedenen jeweils betroffenen sozialenAkteure vor Ort.Kinder sind keine Puppen.5 4 5 5

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