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3-2-1-Mut! Das Abenteuer Empowerment. - Verband binationaler ...

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„Man hilft den Menschen nicht,wenn man für sie tut, was sieselbst tun können.“(Abraham Lincoln)deutet „was die Stadt betrifft“, also sind alle Städter/innen dazu berufen, ihren Bedürfnissen bzw. WünschenAusdruck zu geben? Trotzdem könnte das Individuum sich fragen: „Warum soll ich meine ganze Kraftdafür aufwenden, um in der Gesellschaft aktiv zu werden, wenn es schon andere Menschen gibt, die meineStimme vertreten?“Ich finde besonders interessant, was weitere Vertreter des <strong>Empowerment</strong>-Ansatzes dazu sagen, wie zumBeispiel Rappaport: „<strong>Das</strong> Konzept des <strong>Empowerment</strong> unterstellt, dass das, was als Defizit wahrgenommenwird, das Ergebnis sozialer Strukturen und mangelnder Ressourcen darstellt, in denen sich vorhandene Fähigkeitennicht entfalten können. Müssen neue Fähigkeiten gelernt werden, so sind sie am besten in der natürlichenWelt, statt in künstlichen Programmen zu lernen, in denen jeder Beteiligte weiß, dass in Wirklichkeitder Experte die Zügel in der Hand hält“. ( R a p p a p o r t , 1 9 8 5 , S . 2 7 0 )Viele Programme, die bisher durchgeführt wurden, um die Einbeziehung der Migranten/innen zu fördern,zeigen die Grenzen der Interventionsmöglichkeiten auf, nämlich dort, wo der Mensch mit Migrationshintergrundtotal abwesend ist oder lediglich eine spezifische Rolle als „Auswanderer“ übernimmt, während seineFachkompetenzen und Tätigkeiten weggelassen werden.Sachs-Pfeiffer unterscheidet deshalb zwei grundlegende Partizipationsstrategien: die Teilnahme-und dieTeilhabe-Strategie ( z i t . i n L e n z 2 0 0 2 , S . 1 8 f. ) :T e i l n a h m e - M o d e l l („Top-down“): Die Expert/innen definieren Probleme und Ziele. Sie übernehmenebenfalls die Planung der Formen von Beteiligungsprozessen und die Organisation der Vorgehensweisen.Den Betroffenen bleibt die Möglichkeit, zwischen den Varianten erarbeiteter Konzepte, Lösungstrategienund Maßnahmen auswählen zu können.T e i l h a b e - M o d e l l („Bottom-up“): Die Betroffenen sind je nach Kompetenzen und Ressourcen von Anfangan für den Prozessverlauf verantwortlich und entwickeln eigene und zu ihren spezifischen Problemenpassende Lösungsmöglichkeiten und Bewältigungsstrategien. Andererseits begleiten die Expert/innen dieLernprozesse und leisten Unterstützung bei der Entdeckung der eigenen Ressourcen und Stärken.Natürlich orientiert sich der <strong>Empowerment</strong>-Ansatz am Teilhabe-Modell, besonders wenn er Formen derSelbtsorganisation unterstützt. Vergessen wir nicht, dass das <strong>Empowerment</strong>-Konzept in den 1960er Jahrenin den USA entstand, als die Bürgerrechtsbewegung, die Frauen-Emanzipationsbewegung und die Independent-Living-Bewegungvon Behinderten die Aufmerksamkeit der Gesellschaft gewannen.Leider verlieren wir die revolutionäre Bedeutung des <strong>Empowerment</strong>s häufig unterwegs aus den Augen, unddiese Tendenz beraubt es seiner politischen Komponente ( v g l . H e r r i g e r , 2 0 0 6 ). Dabei ist deutlich zu erkennen,dass Partizipation und Selbstorganisation sowohl auf die Gesellschaft als auch auf das Individuum Wirkungzeigen, weil die Akteure/innen des Prozesses positive Selbstwerterfahrungen erleben und Vertrauenin das individuelle und kollektive Vermögen gewinnen sowie Einfluss auf die Steuerung von politischen Entscheidungennehmen.Natürlich diskutiert man schon seit einiger Zeit, dass es heutzutage im Migrationsbereich notwendig ist, ausder Fürsorgelogik herauszugehen und, dass dieser Perspektivwechsel erst durch den Schlüsselbegriff derChancengleichheit realisierbar ist. Genau deswegen erweist es sich als enorm wichtig, dass man sich selbstfür seine Rechte engagiert. Denn die Sensibilisierung der Gesellschaft und folglich die politischen Veränderungenin den Institutionen gehen über die Teilhabe der Betroffenen. Nur Partizipation und Selbstorganisationkönnen zu einer Politik der Menschenrechte führen, statt nur eine Politik der Solidarität oder der Toleranzzu unterstützen.L i t e r at u rHerriger, Norbert (2006): <strong>Empowerment</strong> in der sozialen Arbeit. Kohlhammer Verlag, StuttgartLenz, Albert und Stark Wolfgang (Hrsg.) (2002): <strong>Empowerment</strong>. Neue Perspektiven für psychosoziale Praxis und Organisation. DGVT Verlag , TübingenRappaport, Julian (1985): Ein Plädoyer für die Widersprüchlichkeit. Ein sozialpolitisches Konzept des <strong>Empowerment</strong>s anstelle präventiver Ansätze.In: Verhaltenstherapie & Psychosoziale Praxis, 2, S. 257-278Wilson, Warner (1967): Correlates of Avowed Happiness, In: Psychological Bulletin, American Psychological Association, Heft 67, Issue 4, S. 294-306Wir kannten uns ja selber kaum!Weil wir viel von verschiedenen Blickwinkeln halten, haben wir den Spieß einmal umgedreht und eine Teilnehmerinaus einem unserer Elternworkshops gebeten, eines unserer beiden Trainertandems zur eigenenSichtweise auf ihre Arbeit zu befragen. Konkret handelt es sich um die sehr intensive Trainingserfahrung inWerdau, bei der insgesamt drei Jahre – also fast die komplette Projektlaufzeit – mit den Jugendlichen gearbeitetwerden konnte.Wie war das, was für Trainings habt ihr in Werdau gemacht?A n d r e a s ( A ) : <strong>Das</strong> war für Valentina und mich unsere erste Erfahrung als Trainertandem im September2008. Im Rahmen der Interkulturellen Wochen trafen wir uns nach einem Vorgespräch, das ich mit den Leutenvor Ort geführt hatte, in einer Villa der Volkssolidarität in der sächsischen Provinz bei Zwickau. Und füruns war ganz erstaunlich, dass da vor uns plötzlich 20 Jugendliche saßen.Va l e n t i n a ( V ) : Der Grund dafür war wohl, dass Du, Andreas, so gute Beziehungen zu dem SozialarbeiterMohammed vor Ort hattest und der wiederum einen guten Draht zu den Jugendlichen. Und du kannstgut mit Jungs – was in einer freiwilligen Gruppe echt wichtig ist, also die Jungs zu motivieren.A : Der Bezugspunkt für die Jugendlichen war, dass sie entweder noch im Asylbewerberheim in Werdauwohnten oder zumindest noch diesen Duldungsstatus hatten.Welche Nationalitäten und Lebensalter hatten die Jugendlichen?V: Die waren zwischen zwölf und 25 Jahre alt und hatten ganz unterschiedliche Herkunftsländer: Palästina,Inter viewerin:Zeynep Atay8 6 8 7

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