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"EINBLICKE"(PDF-Datei 3,7 MB) - RBO Rehabilitationszentrum ...

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Informationen Aus der <strong>RBO</strong> gGmbH54Wenn die Musik im Rahmen einer Therapie verwirklichtwird, ist die Beziehung zwischen Patient und Therapeuteine entscheidende Größe. Musik vermittelt immer aucheine Form von Beziehung zwischen den Teilnehmern undwenn ich mich jetzt aus meinem Arbeitsverhältnis zurückziehe,muss ich mich auch aus diesen Beziehungen wiederlösen und Abschied nehmen.Seit Monaten habe ich meinen Abschied in Gesprächenmit Mitarbeitern angesprochen und auch versucht, meineKlienten darauf vorzubereiten. Ich mache mir Sorgen, oballe verstehen, worauf ich sie vozubereiten versuche? Ichmöchte einen Übergang in eine neue Situation ermöglichen,der nicht als ein Bruch erlebt wird und als ein Verlust,der nicht wieder ausgeglichen wird. Ich habe mir immerschon darüber Gedanken gemacht, wie die Bewohner eserleben, dass ihre Betreuer regelmäßig verschwinden undfür sie verloren gehen.Es muss doch schwer sein, in abhängiger Position einensolchen Verlust auszuhalten und auszugleichen! MehrereBewohner, mit denen ich im regelmäßigen Kontakt war,haben die Angewohnheit, die Namen der früheren Betreuerimmer wieder aufzuzählen. Vielleicht ist das ein Hinweisauf einen Versuch den Verlust zu verarbeiten, in dem derVerlorene immer noch als ein Name und ein inneres Bildzurückgerufen werden kann.Es verdeutlicht eine Entwicklungsstufe, auf der eine innereRepräsentanz, ein inneres Bild vergegenwärtigt werdenkann. Wie aber erleben es jene, die diese kognitivenund sprachlichen Mittel nicht zur Verfügung haben? DenTeilnehmern der wöchentlichen Musiziergruppe habe ichversprochen, dass sich jeder ein kleines Instrument aussuchendarf, damit ihnen ein Souvenir bleibt, ein Gegenstandüber den die hoffentlich positiven Aspekte unserergemeinsamen Erfahrung im Bewusstsein gehalten werdenkönnen. Vielleicht könnte man diesen Gegenstandauch als eine Art Platzhalter sehen, der helfen soll, dieLücke zu füllen, die entsteht, wenn jemand geht.Die Trennung wird auf jeden Fall nicht einfach sein! Beieinigen Klienten spüre ich bereits, dass sie auf den erwartetenVerlust reagieren. Einerseits mit Verleugnung: „Nein,du gehst nicht weg!“ aber auch mit Wut und Ärger. Beimir selbst bemerke ich eine Art Irritation und Unsicherheit,wie es wohl sein wird, wenn ich nicht mehr in der <strong>RBO</strong>arbeiten werde. Wie werde ich damit leben, wenn ich michjetzt hier zurückziehe? Das habe ich in meiner Supervisionbesprochen. „Wie können Sie sich davor schützen, nachdem Weggang Schuldgefühle zu haben?“, fragte meineSupervisorin. „Indem ich versuche, den Abschied mit denbesten Mitteln zu gestalten, die mir zur Verfügung stehen,die ich kenne und für angemessen halte. Damit ichweiß, ich habe mein Bestes gegeben.“ Ich erinnere michan meine Lehrerin für Musiktherapie Johanna von Schulz,die für Verabschiedungen stets ein paar Packungen Kekseund Gummibärchen bereit hielt. Die Studierenden machtendarüber ihre Witzchen: „Das macht sie bloß, weil sieselbst so gerne etwas Süßes isst.“ Aber im Rückblick versteheich jetzt besser, dass es der Versuch war, die Lückezu schließen, die entsteht, und ein Opfer, welches mandarbietet, um die Zurückbleibenden günstig zu stimmenund um allen den Abschied zu versüßen. Auf der sprachlichenEbene versuche ich hier in analoger Weise meinenAbschied zu nehmen, indem ich in Form von Worten eineGabe hinterlasse.Liebe Mitarbeiter und Bewohner, ich verabschiede michvon Ihnen! Ich habe mit Ihnen zusammen diesen sozialenRaum gestaltet und belebt, den wir die Heimstätte der<strong>RBO</strong> in der Allee der Kosmonauten nennen. Ich habe versucht,mich mit meinen besten Kräften an diesem Projektzu beteiligen, habe vieles ausprobiert, einiges erreicht undbin in einigem auch gescheitert.Ich ziehe mich hier zurück und will jetzt wieder etwas Neuesin meinem Leben ausprobieren und gestalten. Ich werdeSie nicht vergessen, sondern diese Erfahrungen, die ich mitIhnen geteilt habe, in der Erinnerung als einen wichtigenAbschnitt meines Lebens bei mir tragen. Ich habe hier vielgelernt!Ich grüße Sie alle und wünsche Ihnen, dass Sie weiterhingute Inspirationen haben, wie die Aufgaben des Alltags zumeistern sind und auch Wege finden, um die notwendigeMotivation aufrecht zu erhalten, um auch die schwierigenSituationen im Zusammenleben zu meistern. Alles Gute!Bob RomanowskiE i n b l i c k e • N r . 3 4 / A U G U S T 2 0 1 3

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