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Bulletin des médecins suisses 44/2013 - Schweizerische Ärztezeitung

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TABLE RONDE DU BMS02041 deDie «Experten» zum Expertentum auf dem Podium (v. l. n. r.): Brigitte Muff, Heinz Bonfadelli, Christoph Bosshard, Maya Shaha, Daniel Candinas.Podiumsdiskussion vom 5.9.<strong>2013</strong>: Sind Ärzte noch die Experten in der Medizin?«Wir sagen nicht mehr von oben herab,was richtig ist»Im Internet surfende Patientinnen, effizienzgesteuerte Ökonomen und eine zunehmendmedikalisierte Gesellschaft machen den Ärztinnen und Ärzten die Expertisein Gesundheitsfragen streitig. Diese suchen nach Wegen aus der Legitimationskrise.Einige wehren sich gegen Richtlinien, die sie als Zwang empfinden, anderebe grüssen sie, weil sie Routine von ärztlicher Kunst abgrenzen.Anna Saxanna.sax[at]saez.chIm Rahmen einer medizinhistorischen Tagung diskutiertenAnfang September Ärzte und Nichtärztedarüber, wie sich ärztliche Expertise im Zeitalter dergrenzenlosen Informationsmöglichkeiten noch behauptenkönne. Professor Hubert Steinke, der Direktor<strong>des</strong> Instituts für Medizingeschichte der UniversitätBern, hatte den Anstoss zu dieser Veranstaltunggegeben. Er wies einleitend darauf hin, dass mansich hier im Sahli-Haus <strong>des</strong> Inselspitals befinde. HermannSahli, Direktor der Inneren Medizin, habe sichvehement gegen Spezialisierungen in der praktischenMedizin gewehrt. Der zentrale Experte im medizinischenFeld sei für ihn der Internist gewesen,denn die Einheit <strong>des</strong> Körpers verlange eine Einheitin der Sichtweise <strong>des</strong> Arztes.Wie entsteht «wahre Expertise»?Der Moderator Eberhard Wolff, ebenfalls Medizinhistoriker,schilderte zum «Anwärmen» ein Problem,mit dem er sich vor kurzem herumschlagen musste:Seine neuen Schuhe zogen ihm beim Gehen dieSocken aus. Im Internet stiess er tatsächlich aufLeidens genossen, die das Gleiche erlebt hatten, undeiner von ihnen war sogar mit einem guten Rat zurStelle: «Klebe die Socken an den Füssen fest!» «Auchmedizinischer Rat ist im Internet nicht immer verlässlich»,frotzelte Wolff. Zudem gerieten die Ärztezunehmend in eine Legitimitätskrise. Als Ersteswollte er von der Chirurgin Brigitte Muff wissen, wasdie Entstehung neuer Berufszweige, Wissenskanäleund Spezialisierungen für die Ärztinnen bedeute.Diese bestätigte unumwunden, dass das Sockenbeispielauch auf die Medizin angewandt werdenkönne: «Bei einem banalen Problem kann manFreundinnen fragen oder sich in ein Forum einloggenund erhält auf diese Weise vielleicht nützlicheTipps.» Bei schwierigen, komplexen Problemenfunktioniere das aber nicht mehr, warnte Muff.« Sicher, man kann sich im Internet oder bei BekanntenKenntnisse aneignen, aber wahre Expertise beruhtauf implizitem Wissen, welches durch langjährigeErfahrung entsteht.» Sie sehe sich als Anwältinund Beraterin der Patienten, die dadurch überzeuge,dass sie die Leute im Gespräch dort abhole, wo siestünden. Natürlich gehe es nicht darum, das gutealte Bild <strong>des</strong> Arztes als Autoritätsperson wieder zu in-Editores Medicorum Helveticorum<strong>Bulletin</strong> <strong>des</strong> <strong>médecins</strong> <strong>suisses</strong> | <strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> | Bollettino dei medici svizzeri | <strong>2013</strong>;94: <strong>44</strong>1654

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