13.07.2015 Aufrufe

Bulletin des médecins suisses 44/2013 - Schweizerische Ärztezeitung

Bulletin des médecins suisses 44/2013 - Schweizerische Ärztezeitung

Bulletin des médecins suisses 44/2013 - Schweizerische Ärztezeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

edaction.bms@emh.chCOURRIERzubringen wären, weil sie beim Herausgeberoder an den Gutachtern scheitern (Chan undAltman, BMJ 2005). Dies mag auch dazu führen,dass nach dem Abschluss von Studiennach positiven signifikanten Ergebnissen gesuchtwird, auch wenn dies nicht mit derursprünglichen Zielsetzung der Studie übereinstimmt(Redmond et al. J Clin Epidemiol <strong>2013</strong>;Chan et al. JAMA 2004).Als Gutachter einer Zeitschrift besteht womöglichder Konflikt, vor allem solche Artikel zufördern oder zu akzeptieren, die die Bedeutungbzw. Wertung <strong>des</strong> Journals anheben: Wenn dieImpact­Punkte durch geeignete Zitationsweiseder Artikel angehoben werden können, undpositive grosse Studien häufiger zitiert werdenals «Fehlversuche», entsteht auch auf Verlagsseiteund bei Gutachtern vermutlich ein BIASin der Annahme von Manuskripten.Letztendlich entscheidet sogar der Leser undKäufer eines Journals ganz wesentlich mit, waspubliziert wird: Wer kämpft sich schon gernedurch zahlreiche Veröffentlichungen zu negativenEndergebnissen von Studien? – Manmuss ja als Folge dieser Artikel zumin<strong>des</strong>t immedizinischen Alltag weniger ändern. Veröffentlichungenmit positiven Ergebnissen hingegenkönnen zu einer Änderung <strong>des</strong> eigenenVorgehens führen, wenn auch zuweilen verfrühtoder wegen <strong>des</strong> Publikations­BIAS sogarfälschlich.Und den Patienten kann man in Klinik undPraxis etwas Neues und Innovatives sicherbesser verkaufen, von denen man soeben aufeinem Kongress oder in einem Journal erfahrenhat, als wenn man etwas Althergebrachtesanbietet, nur mit der Bemerkung, etwas Besseresgibt es eben nicht.Von daher ist die Auflage der Offenlegung vonStudien, aber auch die Pflicht zum Publizierennur zu begrüssen: Es braucht dann aber eineguterreichbare Plattform, um die Publikationenunterzubringen.Mir erscheint die Einrichtung eines umfassendenStudienregisters der erste dringlicheSchritt, um kompetitive Doppelspurigkeiten inder klinischen Forschung zu vermeiden (z. B.zeitgleich startende Studien bei seltenen Erkrankungen)und Studienverläufe nachzuverfolgen.Man könnte sogar noch weiter gehen,wenngleich dies derzeit undenkbar scheint:Klare Förderregeln für die Forschung! Vergabevon Mitteln nicht direkt durch die Industrie,sondern über qualifizierte und zertifizierte Fachgesellschaften,z. B. die SAKK oder die Krebsliga.Einwerben von Förder­ und Spendengeldernüber diese Strukturen, und nur über dieseStrukturen. Einrichtung eines Publikationsorgans(z. B. elektronische Zeitschrift mit Impact­Punkten) über die zentrale Förderstelle, dieauch das vollumfängliche Studienregister führt.Hier bestünde dann die Möglichkeit, zeitnahauch Studien mit negativen Ergebnissen zu veröffentlichen!Prof. Dr. med. Frank Zimmermann, Basel1 Witte F. Verschweigen, fälschen und erfinden,bis die Daten stimmen. Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>.<strong>2013</strong>;94(41):1554–6.Liegen 200 Millionen Frankenauf der Strasse?Wie das Kaninchen auf die Schlange, starrenZentralvorstand und Ärzteschaft nach demRückzug der Initiative «Ja zur Hausarztmedizin»auf das BAG und Bun<strong>des</strong>rat Berset undwarten darauf zu erfahren, wo die versprochenen200 Mio. Franken gefunden werden können.Ungewöhnlich an der Situation ist dieTatsache, dass innerhalb der FMH eine Gruppevia Drohung mit einer Volksinitiative zuungunstenanderer Gruppen eine Umverteilungder zur Verfügung stehenden Gelder erzwingt.Deshalb lohnt es sich, 15 Jahre zurückzublenden.In den Neunzigerjahren <strong>des</strong> letzten Jahrhundertswurde der TARMED in zahllosen Sitzungenbesprochen und ausgehandelt. Das zentraleZiel war es, zu Beginn bei allen Beteiligtenunbestritten, einen betriebswirtschaftlich korrektgerechneten Tarif zu erhalten. Schon baldwurde klar, dass der ambulante Tarif nur ungenügenddazu geeignet war, Einkommensunterschiedezwischen verschiedenen Ärztegruppenauszugleichen, da die Differenzen v. a. Folgestationärer Behandlungen von privatversichertenPatienten waren. Trotzdem wurdeversucht, im Rahmen <strong>des</strong> TARMED den Allgemeinärztenmehr und den Spezialärztenweniger zu geben. Dieser nicht mehr betriebswirtschaftlichunterstützte Umverteilungsversuchführte dazu, dass die Mehrheit derSpezialärzte, im Gegensatz zu den Haus­ undpraktischen Ärzten, den Tarif ablehnten undeine Urabstimmung erzwangen. Das Ergebnisist bekannt.Inzwischen sind 10 Jahre vergangen und niemandwill sich mehr erinnern, dass die Hausärzteals vermeintliche Sieger aus der damaligenAbstimmung hervorgegangen sind. Vergessenist, dass zwei wichtige Voraussetzungen,welche zur Annahme <strong>des</strong> Tarifs in der Urabstimmunggeführt hatten, der Taxpunktwertvon einem Franken und das sogenannte ReingeneeringII nie in Kraft getreten sind. Vergessenging auch, dass Spezialärzte, welcheausschliesslich mit dem TARMED abrechnen,nach <strong>des</strong>sen Einführung bis zu 30% ihres Einkommenseingebüsst haben.Wenige Ausreisser mögen vom TARMED profitierthaben. Es ist aber eine Tatsache, dasswegen der Manipulation der TaxpunktwerteAllgemeinärzte und Spezialisten zu den Verliererngehören.Damit wird klar, dass es die Aufgabe <strong>des</strong> ZV ist,jetzt einen für alle Ärzte akzeptablen ambulantenTarif auszuhandeln und nicht die Tarifhoheitdem BAG und dem Bun<strong>des</strong>rat zu überlassen.Diejenigen Kolleginnen und Kollegen,welchen die 200 Mio. zufliessen sollen, jubelnund diejenigen, welchen die 200 Mio. fehlenwerden, ducken sich und schweigen und hoffen,dass der Rasenmäher sie nicht trifft. Dabeiist durch die nicht betriebswirtschaftlich begründeteUmverteilung der Willkür ein Scheunentorgeöffnet worden. Kämpfe von Interessengruppenum die sinkenden Ressourcen unddamit eine Zerreissprobe für die FMH sind programmiert.Der ZV ist aufgefordert, dafür zu sorgen, dassder TARMED nicht zum Spielball von Interessengruppenverkommt, sondern sich zu dementwickelt, zu dem er eigentlich bestimmt war.Ein betriebswirtschaftlich gerechneter Tarif,welcher die Tätigkeit <strong>des</strong> einzelnen Arztes, Allgemeinarztoder Spezialist, in einer Einzelpraxisoder in einem Ambulatorium tätig, korrektabbildet.PD Dr. med. Marcus Schwöbel, ZollikonLettres de lecteursEnvoyez vos lettres de lecteur de manièresimple et rapide. Sur notre site internet, voustrouverez un outil spécifique pour le faire.Votre lettre de lecteur pourra ainsi être traitéeet publiée rapidement.Vous trouverez toutesles informations sous: www.bullmed.ch/auteurs/envoi-lettres-lecteurs/Editores Medicorum Helveticorum<strong>Bulletin</strong> <strong>des</strong> <strong>médecins</strong> <strong>suisses</strong> | <strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> | Bollettino dei medici svizzeri | <strong>2013</strong>;94: <strong>44</strong> 1660

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!