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Bulletin des médecins suisses 44/2013 - Schweizerische Ärztezeitung

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TABLE RONDE DU BMSkomplexen Situationen. Für jeden von uns, für alleBerufsgruppen, gibt es genug zu tun.» Shaha stellteaber auch fest, dass sowohl Angehörige der Gesundheitsberufewie auch Patienten ambivalent auf diesteigenden Kosten reagierten: «Wenn wir betroffensind, kümmern uns die Kosten keinen Deut mehr.Wenn dann andere Fachpersonen versuchen, unseinen Weg zu zeigen, müssen wir uns auf die Diskussioneneinlassen.»«Zur Expertise gehört auch das Wissen, dass die eigeneErkenntnis stets Grenzen hat.» (Christoph Bosshard)Eine von vielen engagierten Stellungnahmen aus dem Publikum: Der MedizinhistorikerAlfons Labisch nimmt Guidelines und evidenzbasierte Medizin kritisch unter die Lupe.Der Orthopäde Christoph Bosshard, RessortleiterQualität im Zentralvorstand der FMH, sieht in denFachgesellschaften ein hohes Mass an Expertise.Für Bonfadelli sind die Zeiten der «natürlichenVertrauenszuweisung» an den Hausarzt vorbei. «Esgibt zunehmend Medieninformationen, die denNimbus Arzt zerstören, etwa über hohe Einkommenund Geschenke der Pharmaindustrie.» Das Vertrauenkönne nur mit aktiver Kommunikation zurRolle und zum Selbstverständnis der Ärzteschaft wiederhergestelltwerden.In den Voten aus dem Publikum wurde verschiedentlichthematisiert, wie ökonomische Zwänge,evidenzbasierte Medizin und Guidelines zum Vertrauensverlustbetragen würden. «Das ist eine enormeEinschränkung der ärztlichen Handlungsfreiheit»,beklagte zum Beispiel der Medizinhistoriker undehemaliger Rektor der Universität Düsseldorf AlfonsLabisch. Es handle sich um Versuche, Unsicherheitenauszuschliessen und ökonomische Wege zu beschreiten.«Aber ich kann doch nicht wie ein bekloppterAutofahrer in den Fluss fahren, wenn mir dasNavi das sagt!» Guidelines finde er etwas Grossartiges,entgegnete darauf Candinas, denn das bedeute,dass er zu 80 % den Leitlinien folgen könne und dadurchZeit gewinne, um sich mit den interessanten20 % der Arbeit zu beschäftigen.Die Podiumsdiskussion, so harmonisch sie aufden ersten Blick dahinfloss, offenbarte beim genauerenHinhören doch tiefe Spaltungen zwischen Ärzteschaftund anderen Berufsgruppen, aber auch innerhalbder Ärzteschaft: Wer ist hauptsächlich für dieBewältigung der Herausforderungen zuständig, diesich mit der demographischen Alterung und der Zunahmechronischer Erkrankungen ergeben? Werkommt für die Kosten der zunehmenden Spezialisierungund Technisierung der Medizin auf, und wohinfliesst das Geld? Und wie gross ist eigentlich der Beitragder Medizin zur Gesundheit der Bevölkerung?Die Diskussion hat erst eingesetzt, und wir dürfenauf die Fortsetzung gespannt sein.Editores Medicorum Helveticorum<strong>Bulletin</strong> <strong>des</strong> <strong>médecins</strong> <strong>suisses</strong> | <strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> | Bollettino dei medici svizzeri | <strong>2013</strong>;94: <strong>44</strong> 1657

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