Die Pfarrer des Hessischen Diakonievereins - Hessischer ...
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insbesondere seine lan<strong>des</strong>kirchliche Art und<br />
Abzweckung dem Ganzen unserer Arbeit einen<br />
anderen Weg gewiesen als die von Zimmer<br />
für einen Ausschnitt der Arbeit übernommenen<br />
Formen.<br />
Das wird am deutlichsten und augenfälligsten<br />
in Erscheinung treten, wenn erst einmal<br />
auch der äußere Rahmen unserer Arbeit vollständig<br />
ist, d. h. wenn unser Gemeindepflegeseminar<br />
eröffnet ist und seine Aufgabe erfüllt.<br />
<strong>Die</strong>ses Gemeindepflegeseminar soll uns<br />
recht eigentlich erst das bringen, was wir<br />
an der ganzen seitherigen Vorbildung der<br />
Schwestern, zumal derer, die in den Gemeindedienst<br />
treten, vermissen.<br />
Eine Gemein<strong>des</strong>chwester braucht selbstverständlich<br />
eine gründliche und allseitige<br />
Ausbildung in der Krankenpflege. <strong>Die</strong>se muss<br />
gleichsam das Rückgrat für die gesamte Tätigkeit<br />
der Schwester bilden. So weit sind wir mit<br />
allen bestehenden Schwesternorganisationen<br />
einig. Aber wir sagen weiter: die Gemein<strong>des</strong>chwester<br />
braucht mehr als nur solche Ausbildung.<br />
Denn ihr Beruf ist ein viel umfassenderer<br />
und größerer als dass er sich in der<br />
Krankenpflege erschöpfen dürfte. Es gibt in<br />
unseren Gemeinden reichliche, große, ganz<br />
dringliche und unumgängliche Arbeiten, welche<br />
ihre Lösung gerade von der Gemein<strong>des</strong>chwester<br />
erwarten, und die der größte Teil<br />
der Gemein<strong>des</strong>chwestern zur Zeit noch nicht<br />
einmal im vollen Umfang sieht, geschweige<br />
denn löst.<br />
Wir fragen: sind denn nur die an akuten<br />
Krankheiten Leidenden in unseren Gemeinden<br />
hilfs-, pflege- und erziehungsbedürftig?<br />
Wer nimmt sich von Seiten der Frauenwelt<br />
der nervösen Frauen an, welche, ohne direkt<br />
als Kranke zu gelten, doch in vielen kleinen<br />
Haushaltungen in Stadt und Land, unter Vornehm<br />
und Gering einen Kampf mit ihren<br />
Nerven, mit der Sorge, mit den Widerwärtig-<br />
Erster Jahresbericht <strong>des</strong> HDV<br />
keiten und Grausamkeiten <strong>des</strong> Lebens kämpfen,<br />
von dem ja freilich die Außenwelt nicht<br />
immer viel erfährt, wenn es nicht gerade zu<br />
Katastrophen führt, der aber eine solche<br />
Summe von Herzleid in sich birgt, dass niemand<br />
daran vorüber gehen kann, der ihn erst<br />
einmal geschaut hat. Ferner: da sind die vielen<br />
Einsamen, Unverstandenen, Uebersehenen<br />
unter den Witwen, die ohne krank zu<br />
sein, doch der Pflege bedürfen. Wohl haben<br />
sie den <strong>Pfarrer</strong> und den Arzt, aber Arzt und<br />
<strong>Pfarrer</strong> kommen und gehen. <strong>Die</strong>se Frauen<br />
aber brauchten jemand, der auch einmal Zeit<br />
hat zum Bleiben, der auch für solche Leute<br />
nicht bloß Rat erteilen sondern auch pflegen<br />
kann. Noch ganze Gebiete der Volkspflege<br />
harren der Bebauung. Ich nenne als Beispiel<br />
nur die Ueberführung der sozialen Fürsorgegesetzgebung,<br />
in welcher doch der geniale<br />
Schöpfer derselben, Fürst Bismarck, ein Stück<br />
praktischen Christentums gesehen hat, in das<br />
Volksbewusstsein. Wie viel Gutes für das<br />
materielle und ideale Wohl, das in dieser<br />
Gesetzgebung für unser Volk steckt, bleibt ungenützt,<br />
weil die geeigneten Organe fehlen,<br />
das Vorhandene zu verwerten. Gerade aber<br />
unter der Frauenwelt fehlt es an geeigneter<br />
sachverständiger Beratung.<br />
Und nun will man angesichts der hier vorliegenden<br />
Aufgaben noch immer Gemein<strong>des</strong>chwestern<br />
hinausschicken, welche für weite<br />
Ausschnitte ihrer späteren Wirksamkeit nicht<br />
oder fast nicht vorgebildet sind? Wo tut man<br />
dies bei irgend einem anderen Stand oder<br />
Beruf? Haben wir hier nicht noch einen Rest<br />
von Geringschätzung vor uns, mit der man<br />
noch immer weibliche Tätigkeit in dem Gemeinwesen<br />
betrachtet? Wir müssen lernen,<br />
größer zu denken von der Tätigkeit der Frau<br />
in einem Gemeinwesen, sie höher zu bewerten<br />
und eben <strong>des</strong>halb auch ihr eine bessere<br />
Vorbildung zu gewähren, denn gerade in dem<br />
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