Die Pfarrer des Hessischen Diakonievereins - Hessischer ...
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<strong>Pfarrer</strong> D. Johannes Guyot<br />
der Lan<strong>des</strong>versammlung in Darmstadt die Arbeit<br />
<strong>des</strong> Diakonissenhauses Elisabethenstift<br />
dankbar anerkannt, aber zugleich zur Überwindung<br />
<strong>des</strong> bestehenden Mangels an evangelischen<br />
Gemeinde- und Krankenschwestern<br />
verlangt, „in Hessen ein evangelisches<br />
Diakonie-Seminar ins Leben zu rufen“. Man<br />
bezog sich auf den Beschluss der Abgeordneten-Versammlung<br />
<strong>des</strong> Evangelischen Bun<strong>des</strong>,<br />
der damals im Großherzogtum 4500 Mitglieder<br />
hatte, im Oktober 1899 „eine Verbindung<br />
mit dem Ev. Diakonieverein <strong>des</strong> Professors<br />
Zimmer in Berlin einzugehen“.<br />
In der Lan<strong>des</strong>versammlung am 6.11.1900<br />
legte <strong>Pfarrer</strong> Guyot (Dortelweil) in einem Referat<br />
„die allgemeine <strong>Die</strong>nstpflicht aller Christen<br />
für ihre Kirche“ ausführlich dar. Dazu<br />
wurde dann in einer einstimmig angenommenen<br />
Resolution erklärt: „Wie es auf evangelischem<br />
Boden kein Vorrecht einer Priesterkaste<br />
geben kann, so auch kein Reservatrecht<br />
der Laien auf Gleichgültigkeit gegenüber ihren<br />
kirchlichen Pflichten“: 34<br />
Guyot, der von 1899 bis 1909 Mitglied im<br />
Evangelischen Bund war, bemühte sich um eine<br />
echte Alternative zu den bestehenden Diakonissenhäusern,<br />
zur Schwesternausbildung<br />
und zur rechtlichen Stellung der Schwestern,<br />
die nun als Angestellte arbeiten sollten.<br />
Den Evangelischen Bund trieb damals ein<br />
konfessionelles Problem um: Auf 440 Katholiken<br />
in Deutschland kam eine barmherzige<br />
Schwester und auf 1200 Evangelische nur eine<br />
Diakonisse. Dazu kamen interne Schwierigkeiten<br />
im Darmstädter Elisabethenstift, das<br />
eine Krise durchzustehen hatte.<br />
<strong>Die</strong> Freie Lan<strong>des</strong>kirchliche Vereinigung<br />
wollte von Anfang an gegen diese Notstände<br />
80<br />
vorgehen. Deshalb wurde nach der Gründung<br />
am 2. Januar 1906 schon am 17. Januar 1906<br />
ein Diakonieausschuss gebildet, der sofort seine<br />
Arbeit aufnahm. Am 19. März 1906 fand<br />
eine Vorbesprechung statt. Dazu waren neben<br />
anderen interessierten evangelischen Männern<br />
und Frauen Vorstandsmitglieder <strong>des</strong> Protestantenvereins<br />
und der „Friedberger Konferenz“<br />
eingeladen. – <strong>Die</strong> Friedberger Konferenz<br />
bestand seit 1856 und sammelte in Hessen<br />
die der Union zwischen Lutheranern und<br />
Reformierten nahestehenden Kräfte.<br />
Bei der Vorbesprechung stellte <strong>Pfarrer</strong> Friedrich<br />
Kunkel (1870-1920) die damaligen Lösungsmöglichkeiten<br />
der Schwesternfrage in<br />
einem Referat vor. Kunkel, der damals Gemeindepfarrer<br />
in der Odenwaldgemeinde<br />
Fürth war (1900-1908), wirkte von 1908 bis<br />
zu seinem Tod 1920 als Oberlehrer an der<br />
Viktoriaschule und dem damit verbundenen<br />
Lehrerinnenseminar. Er gehört zusammen mit<br />
D. Guyot zu den Gründern <strong>des</strong> <strong>Hessischen</strong><br />
<strong>Diakonievereins</strong>.<br />
<strong>Die</strong> Gesprächsteilnehmer vertraten sehr<br />
unterschiedliche Meinungen. Sollte man<br />
nun ein neues Mutterhaus oder einen Verein<br />
gründen?<br />
Am 13. Juni 1906 wurde dann der Diakonieverein<br />
gegründet und wurde in das Vereinsregister<br />
eingetragen unter dem Namen „Verein<br />
zur Gründung und Unterhaltung eines Diakoniehauses<br />
in Hessen“. 35 <strong>Pfarrer</strong> D. Guyot<br />
übernahm zunächst den Vorsitz und leitete<br />
den Aufbau <strong>des</strong> Vereins und seiner Einrichtungen.<br />
Bezeichnend dafür ist die kurze Bemerkung<br />
am 7. Januar 1908 im Brief an einen<br />
Freund: „Im Diakonieverein sind in der nächsten<br />
Zeit recht schwierige Fragen zu lösen, vor<br />
34 Ausführlicher Bericht über die Lan<strong>des</strong>versammlung 1900: Darmstädter Zeitung, 124. Jahrgang Nr. 520, 5.11.1900.<br />
35 Nach: Wilhelm Röhricht, Tätiges Christentum – Aus der Geschichte und Arbeit der Inneren Mission in Hessen,<br />
Darmstadt 1933, S. 68ff.