Die Pfarrer des Hessischen Diakonievereins - Hessischer ...
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icht. An der Realschule erster Ordnung in<br />
Darmstadt (also am späteren Realgymnasium,<br />
der heutigen „Georg-Büchner-Schule“) 2 legte<br />
er zu Ostern 1880 die Maturitätsprüfung ab<br />
und begann gut vorbereitet das Studium der<br />
Evangelischen Theologie an der Lan<strong>des</strong>universität<br />
Gießen. <strong>Die</strong> dortige Theologische Fakultät<br />
erlebte gerade nach einer Zeit <strong>des</strong><br />
Niedergangs – es waren nur 15 Theologiestudenten<br />
eingeschrieben - einen erfreulichen<br />
Aufschwung. <strong>Die</strong> Zahl der Studenten stieg<br />
wieder deutlich.<br />
Das war wesentlich das Verdienst <strong>des</strong> Alttestamentlers<br />
Bernhard Stade (1848 -1906),<br />
der seit 1875 hier lehrte. Stade galt als „brillanter<br />
Gelehrter“ und „Hochschulpolitiker<br />
von großer Härte und Unnachgiebigkeit“. Mit<br />
ihm hat ein neuer Zeitabschnitt in Gießen begonnen.<br />
3 Stade nutzte zum Vorteil der damals<br />
wenig angesehenen Fakultät die besondere<br />
Chance, an der Neubesetzung von vier theologischen<br />
Lehrstühlen beteiligt zu sein. Damit<br />
lehrten hier zu Guyots Studienzeit fünf junge,<br />
gut zusammenarbeitende Theologen: Neben<br />
Stade der später sehr bekannte Kirchenhistoriker<br />
Adolf Harnack (1851-1930), von 1879<br />
bis 1886 in Gießen, sowie der Neutestamentler<br />
Emil Schürer (1844-1910), der Begründer<br />
der „Theologischen Literaturzeitung“, der Systematiker<br />
Ferdinand Kattenbusch (1851-<br />
1935) und der Praktische Theologe Johannes<br />
Gottschick (1847-1907), der hier die „Zeitschrift<br />
für Theologie und Kirche“ gegründet<br />
hat. 4 Harnack war dann maßgeblich an der<br />
„Theol. Literaturzeitung“ beteiligt. Der Vollständigkeit<br />
halber sei vermerkt: Damals entstand<br />
in Gießen eine weitere bedeutende the-<br />
<strong>Pfarrer</strong> D. Johannes Guyot<br />
ologische Fachzeitschrift, die „Zeitschrift für<br />
alttestamentliche Wissenschaft“, herausgegeben<br />
von Bernhard Stade. Auch durch diese<br />
Publikationen gewann die Gießener Fakultät<br />
in Fachkreisen neues Ansehen.<br />
Jean Guyot soll ein sehr eifriger Student gewesen<br />
sein, hat angeblich öfter auch nachts<br />
noch gearbeitet – zum Nachteil für seine Gesundheit,<br />
wie später vermutet wurde. Seine<br />
Protokolle von Seminarsitzungen und andere<br />
Arbeiten <strong>des</strong> engagierten Studenten wurden<br />
sehr gelobt. Er erfasste rasch das Wesentliche<br />
und konnte es gut verständlich darstellen. Professor<br />
Stade ließ ihn wegen dieser Begabung<br />
und vermutlich, weil er gute Hebräisch-<br />
Kenntnisse mitbrachte, bereits im ersten Semester<br />
zu seinem Seminar zu. Sonst beginnen<br />
Studenten in der Regel mit einem Proseminar.<br />
Im zweiten Semester war er dort bereits Seminar-Senior.<br />
Er war vorbildlich. Seine Vorlesungsnachschriften<br />
seien auch für andere eine<br />
Hilfe gewesen, wird berichtet.<br />
Für sein viertes und fünftes Semester ging<br />
Guyot an die Universität Göttingen – schon<br />
um den bekannten Theologen Albrecht<br />
Ritschl (1822-1889) zu hören. Doch habe er<br />
sich dort auch für den Philosophen Julius Baumann<br />
(1837-1916) und für den Psychologen<br />
Georg Elias Müller (1850-1934) sehr interessiert.<br />
Nach Gießen zum Studienabschluss zurückgekehrt,<br />
legte Guyot dort im siebten Semester,<br />
also 1883, seine erste theologische<br />
Prüfung ab.<br />
Guyot war ausgesprochen gesellig. Auf Anregung<br />
<strong>des</strong> jungen Professors Adolf Harnack<br />
gründeten die Studenten Johannes Bornemann,<br />
Johannes Guyot, Georg Wehsarg und<br />
2 Vgl. Theodor Ritsert, Hundert Jahre Darmstädter Schulgeschichte, Darmstadt 1926, S. 11.<br />
3 Björn Biester, Adolf Harnacks Berufung an die Theologische Fakultät der Universität Giessen 1878/79, Jahrbuch<br />
der <strong>Hessischen</strong> Kirchengeschichtlichen Vereinigung, 52.Band 2001, S. 118.<br />
4 Björn Biester, Adolf Harnacks Berufung... a.a.O. S. 111.<br />
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