Das Magazin 4/2008 - Evangelische Heimstiftung
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ist stressärmer, weil die Fachkenntnisse<br />
der Betreuer vorausschauendes Handeln<br />
ermöglichen.<br />
Hohe Anforderungen an die Mitarbeiter<br />
Der große Anteil gerontopsychiatrisch<br />
veränderter Menschen, der hier betreut<br />
wird, stellt hohe Anforderungen sowohl<br />
an die Fähigkeiten zur Wahrnehmung<br />
und Beobachtung als auch an die Fähigkeit,<br />
spezielle Handlungsstrategien situationsgerecht<br />
einzusetzen. „Als Präsenzkräfte<br />
kommen daher nur entsprechend aus- und<br />
weitergebildete Fachkräfte in Frage“,<br />
sagt Hausdirektorin Christina Kieble. In<br />
jedem Wohnbereich sind mindestens zwei<br />
Mitarbeiter gerontopsychiatrisch zusatzqualifiziert,<br />
wenigstens drei absolvieren<br />
pro Jahr eine Trainingsmaßnahme über<br />
den Umgang mit demenziell erkrankten<br />
Menschen. Auch zwei der mittlerweile<br />
drei Präsenzbetreuer verfügen über eine<br />
gerontopsychiatrische Weiterbildung und<br />
rund die Hälfte der 70 Pflegekräfte ist<br />
examiniert. Mit diesem Ansatz unterscheidet<br />
sich das Stift signifikant von einem<br />
Modell, das das Kuratorium Deutsche<br />
Altershilfe (KDA) propagiert. Die Erfahrungen<br />
im Königin-Paulinenstift haben<br />
gezeigt, dass die Betreuung von Bewohnern<br />
mit demenzbedingtem, abweichenden<br />
Verhalten gerontopsychiatrische<br />
Fachkenntnisse erfordert. Den Mitarbeitern<br />
müssen verschiedene Handlungsstrategien<br />
zur Verfügung stehen, die sie<br />
auch situationsgerecht einsetzen können.<br />
Impulse.<br />
Präsenzbetreuung zeitigt therapeutischen<br />
Erfolg<br />
Die drei Präsenzkräfte können mit den<br />
Bewohnern jenseits der normalen Pflege<br />
viel Zeit verbringen und dadurch<br />
Veränderungen, die als Krankheitsfolgen<br />
oder aufgrund therapeutischer Maßnahmen<br />
eintreten, wesentlich besser<br />
beobachten und dokumentieren, als dies<br />
selbst den Pflegefachkräften möglich ist,<br />
die in einem knapp bemessenen Zeitraum<br />
die Körper- und Behandlungspflege<br />
sicherstellen müssen. Zu den gerontopsychiatrischen<br />
Veränderungen gehören<br />
beispielsweise Depressionen, Wahnvorstellungen<br />
und Alterspsychosen.<br />
Spezialisierung auf gerontopsychiatrische<br />
Erkrankungen verlangt Segregation<br />
Gemäß dem Pflegekonzept im Königin-<br />
Paulinenstift versucht man in Friedrichshafen,<br />
dem unterschiedlichen Grad der<br />
gerontopsychiatrischen Veränderungen<br />
bei den meisten der Heimbewohner mit<br />
der Gestaltung möglichst homogener<br />
Gruppen zu begegnen. Dieser segregative<br />
Ansatz erfordert eine bauliche Entsprechung,<br />
die in dem derzeit erstellten und<br />
für 2007 projektierten Neubau noch<br />
besser als in den jetzigen Räumen der<br />
ehemaligen Töchter-Erziehungsanstalt<br />
realisiert werden sollen. Für die schwerstdementen<br />
Heimbewohner wurden dort<br />
zwei Zimmer in einen besonders heimelig<br />
und liebevoll eingerichteten Raum, „Oase“<br />
genannt, hergerichtet. Hier können bis zu<br />
drei Schwerstdemente gleichzeitig gepflegt<br />
werden. Auf der Basis der basalen Stimulation<br />
können in der „Oase“ die Sinne mit<br />
adäquaten Mitteln angeregt werden. Die<br />
Ausstattung dieses Raumes führt zu optischen,<br />
akustischen, sensorischen, haptischen<br />
und vestibulären Reizen bei den Schwerstdementen.<br />
Gleichwohl legt das Königin-<br />
Paulinenstift den Pflegeschwerpunkt seiner<br />
zunehmenden Spezialisierung entsprechend<br />
auf Menschen mit weiteren gerontopsychiatrischen<br />
Erkrankungen.<br />
Christoph Ludwig<br />
Aus der <strong>Heimstiftung</strong> Dezember 2004 19