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14 politik<br />
Ein politisches Urgestein tritt ab<br />
Wentorfs Bürgervorsteher Bernd Helms legt alle Ämter nieder<br />
Wentorf – Nach 17 Jahren politischer Tätigkeiten<br />
in Wentorfs Gemeinderat, davon die letzten<br />
8 Jahre als Bürgervorsteher, erklärt Bernd Helms<br />
(CDU) zum 30. April des Jahres seinen Rückzug<br />
von allen Funktionen. Dies gab der 67-jährige<br />
bei der Gemeindevertreterversammlung am 14.<br />
April bekannt.<br />
»Abschiedsworte müssen so kurz<br />
sein wie eine Liebeserklärung«<br />
Mit diesem Theodor Fontane-Zitat blieb sich<br />
der christdemokratische Vollblutpolitiker auch in<br />
seiner Abschiedsrede treu: Wie immer kompakt<br />
und schnörkellos bedankte er sich nicht nur<br />
bei seinen parlamentarischen Kolleginnen und<br />
Kollegen und den Mitgliedern der Verwaltung für<br />
die Jahre währende Zusammenarbeit. Er gab auch<br />
einige Einsichten mit auf den Weg. So sei die<br />
»Akzeptanz demokratischer Entscheidungen« wesentlich,<br />
auch wenn man beim Beschließen in der<br />
Minderheit war. Helms plädierte dabei für einen<br />
Prozess des sorgsamen Abwägens: »Hören Sie zu,<br />
wenn Andere etwas sagen.« Denn Demokratie<br />
sei immer ein Kompromiss. »Demokratie ist zwar<br />
nicht die beste, aber die vernünftigste Form.«<br />
Als Erster stellvertretender Bürgervorsteher<br />
unterstrich Günter Hellweg (UWW) an erster<br />
Stelle die gute Zusammenarbeit zwischen Helms<br />
und ihm. Besonders betonte er die besonderen<br />
Fähigkeiten des scheidenden Bürgervorstehers<br />
speziell bei Konflikten wie zum Beispiel bei der<br />
Rettung des Jugendzentrums »MaBu«. Charakteristisch<br />
sei für Bernd Helms, wie er auf Menschen<br />
zugehen könne, was sicherlich zu seinem hohen<br />
Ansehen in der Wentorfer Bevölkerung beigetragen<br />
habe. Nicht zuletzt hob Hellwig auch das<br />
fachliche Können von Bernd Helms als Vorsitzender<br />
verschiedener Ausschüsse hervor.<br />
Bürgermeister Matthias Heidelberg zeigte sich<br />
bewegt: »Mir fallen die Worte etwas schwer.<br />
Ein Freund verlässt das Haus.« Aus dem ersten<br />
freundschaftlichen Aufeinanderzugehen sei in<br />
sechs Jahren eine wirkliche, auch private Freundschaft<br />
geworden. Dass nicht nur der Bürgermeister<br />
berührt war, zeigte sich an den stehenden<br />
Ovationen für Helms, der seinerseits mit einem<br />
kleinen Empfang am Ende der Gemeinderatssitzung<br />
dankte.<br />
»<strong>Der</strong> <strong>Reinbeker</strong>« im Gespräch<br />
mit Bernd Helms<br />
Bekanntlich war Bernd Helms Bundeswehroffizier,<br />
unter anderem Kommandeur des Panzergrenadierbataillons<br />
162. Bis zum Ende seiner<br />
Dienstzeit 1993 war er aber nicht politisch aktiv.<br />
Wie ist er dann zur CDU gekommen?<br />
»Ich bin in Wentorf geworben worden. Das<br />
war 1994. Zu meiner Überraschung sorgte der<br />
damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas<br />
Kleipoedszus dafür, dass ich hinter ihm bei den<br />
anstehenden Wahlen Listenplatz 2 erhielt.«<br />
Helms eroberte auf Anhieb ein Direktmandat,<br />
denn er war damals schon in Wentorf bekannt.<br />
Das Direktmandat hat er seitdem ohne Unterbrechung<br />
immer wieder gewonnen. Vielleicht liegt<br />
das auch mit daran, dass Bernd Helms ein etwas<br />
untypischer Mensch ist. Schmunzelnd räumt er<br />
ein, dass er mit der CDU zwar schon zu Bundeswehrzeiten<br />
sympathisiert habe: »Ich habe aber<br />
dennoch Helmut Schmidt gewählt!«<br />
Das Untypische bezieht sich auch auf seine<br />
Militärzeit: »Soldatenklischee? Das hat es bei uns<br />
nie gegeben. Bei uns wurde immer alles ausdiskutiert.«<br />
In der Tat meint er damit nicht nur seine<br />
Familie: »Wenn ich bei der Bundeswehr Befehle<br />
zu geben hatte, ging es mir immer darum, dass<br />
der Gehorsam aus Einsicht erfolgt.<br />
Das war und ist meine Maxime,<br />
weil dadurch Vertrauen entsteht.«<br />
Das positive »feedback« seiner<br />
Untergebenen war Helms dabei<br />
wichtiger als das seiner Vorgesetzten<br />
– die er aber ein um’s andere<br />
Mal auch zu Einsichten veranlassen<br />
konnte, wie sich Helms grinsend<br />
erinnert.<br />
Dieser Philosophie folgend hat<br />
Helms auch als Bürgervorsteher<br />
versucht, die Leute zu überzeugen.<br />
Allerdings ist er da auch an<br />
Grenzen gestoßen: »Ich bedaure,<br />
dass in der heutigen Gesellschaft<br />
Zuhören und Nachdenken nicht<br />
mehr so vorhanden sind.« Völlig<br />
parteienunabhängig sei es typisch<br />
für Politik geworden, mit vorgefassten<br />
Meinungen Diskussionen zu<br />
bestreiten.<br />
War es dann Frustration, die den<br />
Politiker, der auch schon Fraktionsvorsitzender<br />
seiner Partei war,<br />
zum Rückzug bewegte? Helms<br />
verneint entschieden: »Es sind zwei<br />
Gründe: Einmal die Gesundheit.<br />
Und zweitens ist meine Frau vor<br />
wenigen Tagen in den Ruhestand<br />
getreten. Da können wir gemeinsam<br />
viel mehr unternehmen.« Was<br />
bei dem Rücktritt wirklich weh<br />
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tue: Er werde die<br />
Gesellschafterversammlungen<br />
des<br />
E-Werks Reinbek/<br />
Wentorf sehr vermissen:<br />
»Dort habe ich<br />
wirkliche Freunde<br />
kennen gelernt.«<br />
Wie wird Bernd<br />
Helms seine neue<br />
Freizeit ausfüllen?<br />
Seine Augenerkrankung<br />
wird bald so<br />
weit überwunden<br />
sein, dass er wieder<br />
lesen kann, was<br />
er für sein Leben<br />
gern tut. Dann ist<br />
Helms sportlich sehr<br />
interessiert: Er spielt<br />
Golf, und er ist, auch<br />
wieder so etwas Untypisches, eine<br />
der wenigen, die gleichzeitig Fan<br />
von HSV und FC St. Pauli sind.<br />
Ansonsten stehen Reisen mit seiner<br />
Frau auf dem Programm. Als Erstes<br />
ist eine Ungarn-Rundreise geplant,<br />
dann eine Ostsee-Kreuzfahrt mit<br />
Besuchen in Tallinn, Riga und St.<br />
Petersburg. An eine spätere ehrenamtliche<br />
Betätigung denkt Bernd<br />
Helms auch, »aber die Richtung ist<br />
noch offen.«<br />
Die ganze Natur ist eine Melodie, in der eine<br />
tiefe Harmonie verborgen ist. Johann Wolfgang von Goethe<br />
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18. April 2011<br />
Ist Bernd Helms etwa schon in Vorfreude auf den<br />
Kabarett-Abend, den die Verwaltung seiner Frau<br />
und ihm zum Abschied als Bürgervorsteher geschenkt<br />
hat? Oder erheitert ihn nur der Gedanke,<br />
jetzt auch mal ohne Krawatte auftreten zu dürfen?<br />
Seine letzte Amtshandlung als<br />
Bürgervorsteher wird Bernd Helms<br />
am 30. April vollziehen, wenn die<br />
Freiwillige Feuerwehr Wentorf den<br />
Maibaum aufstellt.<br />
»<strong>Der</strong> <strong>Reinbeker</strong>« wünscht dem<br />
scheidenden Bürgervorsteher und<br />
Menschen Bernd Helms alles Gute<br />
für seine Zukunft und bedankt sich<br />
für seine immer entgegenkommende<br />
Zusammenarbeit. td<br />
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