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MY<br />
europe<br />
Seite: 66<br />
dr. Harald Noack ist der Mann,<br />
der kontrolliert, wie der jährliche<br />
forschungsetat der eu verwendet wird.<br />
Außerdem ist er als Mitglied einer der<br />
fünf großen Institutionen der eu ein<br />
Kenner der Materie.<br />
<strong>uNseR</strong><br />
<strong>maNN</strong><br />
<strong>IN</strong><br />
<strong>euRopa</strong><br />
? herr dr. Noack vorweg eine verständnisfrage:<br />
sie sind der vertreter der Bundesrepublik<br />
deutschland am europäischen<br />
Rechnungshof. Ist das richtig?<br />
! Nicht ganz. Ich bin das deutsche mitglied<br />
am Europäischen Rechnungshof. Der unterschied<br />
ist der, dass jedes mitgliedsland an den<br />
Europäischen Rechnungshof (ERH) ein mitglied<br />
entsendet – so sieht es die Finanzregulierung<br />
vor – und ich bin von Deutschland entsandt,<br />
benannt und in einem nicht ganz unaufwändigen<br />
Verfahren durch das Parlament und den<br />
Rat bestellt. Ich bin aber nicht der ” Vertreter“<br />
in dem Sinne, dass ich von bundesdeutschen<br />
Weisungen abhängig bin. Ich bin in meinen Entscheidungen<br />
völlig unabhängig als mitglied des<br />
Europäischen Rechnungshofes – neben 26 anderen<br />
mitgliedern aus den anderen mitgliedstaaten<br />
der Europäischen Gemeinschaft. Eine unserer<br />
wichtigsten Aufgaben ist der Annual Report, der<br />
dem Europäischen Parlament als Grundlage<br />
dient, Kommission und Rat zu entlasten.<br />
? oder auch nicht?<br />
! Oder auch nicht! Wie immer im leben<br />
gibt es neben Weiß auch Schwarz und Grau. Die<br />
Administration auf der europäischen Ebene ist<br />
nicht ganz einfach. Die Europäische Kommission,<br />
die den europäischen Haushalt von circa 133<br />
milliarden administriert, muss sich dazu auch<br />
der mitgliedstaaten – und in föderalen Staaten<br />
wie der Bundesrepublik auch der länder – bedienen,<br />
um im Rahmen eines Shared management<br />
die mittel vor Ort zu bringen. Da gibt es<br />
natürlich ein hoch kompliziertes Regelgeflecht.<br />
und wie immer, wenn Regeln auf verschiedenen<br />
Ebenen erlassen sind, sind sie nicht immer kohärent,<br />
wodurch es also zu Komplikationen und<br />
missverständnissen kommen kann. ” Errors“ wie<br />
wir sie im Finanzprüferenglisch nennen. um<br />
dies klar zu sagen, solche Errors sind nicht mit<br />
unregelmäßigkeiten und Betrug gleichzusetzen.<br />
Ein paar Gründe, weshalb es noch zu keiner<br />
Entlastung im Sinne einer unqualified opinion<br />
kam.<br />
? man liest ja immer wieder, dass<br />
in der eu die unglaublichsten ” fehler“<br />
passieren, bei denen sich der Bürger fragt,<br />
wie so was denn überhaupt möglich sein<br />
kann. so etwas muss der Rechnungshof<br />
aufdecken, oder?<br />
Illustration: Tina Berning