uNseR maNN IN euRopa

wenn im Grand hyatt am marlenedietrich-platz
in Berlin während
der Berlinale große dinners gegeben
werden oder die Berliner philharmoniker
zur Gala bitten, dann stehen nur
seine weine auf dem Tisch. die sansibar
auf sylt ist sein größter kunde,
sie wäre aber gerne noch ein sehr
viel größerer – was die menge seiner
flaschen betrifft. und die verwöhnten
Gäste auf der ms europa lieben seine
edlen Tropfen zum duft des meeres.
wer in markus schneider, dem erzeuger
dieser köstlichen Tropfen, nun
einen designer-winzer erwartet, wird
schwer enttäuscht. der mann, dem ich
in seinem minimalistisch gestylten
verkostungsraum gegenüber sitze, ist
33 jahre alt, ungefähr 100 kilo schwer,
trägt eine ausgebeulte jeans und ein
arg benutztes schwarzes poloshirt,
weil er gerade aus dem weinberg
kommt. Ruhig und auf eine sympathische
weise kompetent spricht er über
seine weine, wobei man spürt, wie
viel fingerspitzengefühl dieser riesige
mann für das schöne hat – für seinen
wein, klare architektur und äußerst
gelungene Grafik.
? herr schneider, die Namen
Ihrer weine sind so ungewöhnlich,
wie die etiketten schön sind. wie
kommen sie auf solche Namen wie
” kaitui“ oder ” Tohuwabohu“?
! Alle unsere Weinnamen sind
beim europäischen Patentamt in münchen
als marken eingetragen – wie die von
anderen Winzern auch. und deshalb muss
man schon Glück haben, um noch einen
Namen zu finden, der noch nicht anderweitig
geschützt ist. Aber ehrlich gesagt,
grübele ich nicht über diese Namen. Da
kommt man durch Zufall drauf. man liest
ein schönes Wort in einem Buch und sagt
sich, das kommt eigentlich viel zu selten
vor. Oder man spielt damit: ” Kaitui“ ist
zum Beispiel unser Name – Schneider
– auf maori, also in der Sprache der ureinwohner
von Neuseeland. Ich fand den
Klang schön. und ” Tohuwabohu“ ist mir
im wahren Sinn des Wortes zugeflogen.
Wir kamen nämlich vor Kurzem mit der
MY
world
Seite: 72
Besuch bei einem außergewöhnlichen
winzer in der pfalz
von Andreas lukoschik
maRkus
schNeIdeR
” BIs zehN
euRo wIRd
BeI uNs
GeschRauBT.“