berichte der int. eurythmie-fachtagung 2011 - Goetheanum
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BERICHTE DER INT. EURYTHMIE-FACHTAGUNG <strong>2011</strong><br />
Detaillierter Bericht<br />
von Barbara Lampe<br />
Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen versammelten sich ungefähr<br />
500 EurythmistInnen aus aller Welt in Dornach bei <strong>der</strong> Internationalen Eurythmie-<br />
Fachtagung <strong>2011</strong>. Erstmalig begegneten sich alle Berufsbereiche, um sich gegenseitig<br />
wahrzunehmen, auszutauschen und voneinan<strong>der</strong> zu lernen. Die Wiesen standen schon<br />
hoch und in voller Blüte. Gegen den tiefblauen Himmel leuchteten die weiß-roséfarbenen<br />
Blüten <strong>der</strong> Apfelbäume.<br />
Je<strong>der</strong> Tag war einer Berufsrichtung gewidmet, <strong>der</strong> Eurythmie als Bühnenkunst, <strong>der</strong> Eurythmie<br />
in <strong>der</strong> Pädagogik, <strong>der</strong> Eurythmie im Sozialen und <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong>. Die Abendaufführungen<br />
gaben einen künstlerischen Einblick in das jeweilige Arbeitsfeld.<br />
ERÖFFNUNG<br />
Am Abend des Ostermontag, alle waren schon anwesend, um den Eröffnungsvortrag zu<br />
hören, wurde die Vorbereitungsgruppe auf die erste Probe gestellt: Der Redner war aufgrund<br />
eines Missverständnisses noch nicht eingetroffen. Frau Solstad, mit ihrem wun<strong>der</strong>baren<br />
Humor und verbindlichem Wesen, stellte diese Herausfor<strong>der</strong>ung als Chance zur<br />
Flexibilität dar. Und tatsächlich konnte das große Ensemble <strong>der</strong> Stuttgarter und<br />
Dornacher Bühnen sofort die Lücke füllen und <strong>der</strong> Abend fand in umgekehrter Reihenfolge<br />
statt: zuerst das „Lamentate“ von Arvo Pärt dann <strong>der</strong> Vortrag „Der Kunstbegriff in <strong>der</strong><br />
Eurythmie“. Gottlob war Roland Halfen, bis dahin eingetroffen. Letztendlich stellte sich<br />
diese Reihenfolge als die eigentlich richtige heraus, denn wir hätten wohl kaum so konzentriert<br />
in die unglaublich lebendigen Gedanken des Vortragenden einsteigen können,<br />
ohne vorher Eurythmie in solch herrlicher Differenzierung und Lebendigkeit erlebt zu haben.<br />
TAG DER EURYTHMIE ALS BÜHNENKUNST<br />
Am Dienstag jährte sich <strong>der</strong> Tag des Supergaus in Tschernobyl zum 25.Mal.<br />
In Japan und <strong>der</strong> ganzen Welt bangten viele Menschen um den Ausgang o<strong>der</strong> Fortgang<br />
des Supergaus in Fukushima. Mit wenig Worten wurde dieser Tatsache gedacht und dann<br />
gab Yoichi Usami, Eurythmist und Komponist aus Japan, diesen Ereignissen in einer<br />
stummen Bewegungssequenz einen existenziellen Ausdruck. Sie beruhte auf den Lautelementen<br />
des Hallelujah und führte die Zuschauer durch den Tod in die Verwandlung zu<br />
neuer Hoffnung.<br />
Es schien in fließen<strong>der</strong> Übereinstimmung, dass nach dem Vortrag von Heinz Zimmermann<br />
<strong>der</strong> „Friedenstanz“ von R. Steiner als eine ur-eurythmische Form <strong>der</strong> Versöhnung und<br />
Lebenskraft von <strong>der</strong> Stuttgarter Bühne demonstriert wurde. Die präzise durchgeführten<br />
polarischen Elemente von „Rhythmus“ und „Bewegung“ zeigten die Grazie und Leichtigkeit,<br />
das beson<strong>der</strong>e Lichterleben, das man bei <strong>der</strong> Eurythmie haben kann, wenn die atmenden<br />
Bewegungen in gutem Zusammenklang dargestellt und durchgeführt werden.<br />
Dieses Lichterlebnis mündete abends in eine herrliche Vielfalt humoristischer Darbietungen<br />
aus aller Welt. Es war ein Genuss lachen zu können – und man konnte lachen! – und<br />
sich an <strong>der</strong> Originalität <strong>der</strong> Künstler zu freuen. Den Anfang machte das solistische wun<strong>der</strong>bare<br />
Gerätsel des nach Selbsterkenntnis strebenden „Here I am I think“ by Martin<br />
Porteous, das von Josephine Porteous ausgeführt wurde. Einen Gegensatz dazu bildete<br />
am Ende die große Gruppendarstellung <strong>der</strong> Stuttgarter Bühne mit dem köstlichen Stück:<br />
„Erna, <strong>der</strong> Baum nadelt“ von Robert Gernhardt. Das nur um die Eckpunkte zu nennen,<br />
zwischen denen sich das Programm sprudelnd vor Lebenslust und großem eurythmischen<br />
Können entwickelte.<br />
1
TAG DER EURYTHMIE IN DER PÄDAGOGIK<br />
Der Vortrag von Jost Schieren, <strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> Tag- und Nachtseite unseres Bewusstseins<br />
befasste, nahm Bezug auf die ersten Strophen von „Hymnen an die Nacht“ von Novalis<br />
und war eng verflochten mit den dazu gehörigen eurythmischen Demonstrationen.<br />
Die Krönung des Tages <strong>der</strong> Erziehungskunst war die große Aufführung eines sibirischen<br />
Märchens „Kotura, Herr <strong>der</strong> Winde“ von Schülern <strong>der</strong> WS Birseck und Ensemble-<br />
Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Goetheanum</strong>bühne. Das Schneetreiben, <strong>der</strong> Sturm, unendlich viele Kin<strong>der</strong>,<br />
so schien es, wirbelten in Spiralen und Kreisen über die Bühne. Ein Bewegungsstrom<br />
aus Leichtigkeit und Freude breitete sich durch die Kin<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Bühne aus. Dagegen<br />
stand die Kraft und Strenge des Kotura, <strong>der</strong> die menschlichen Schwächen mit elementarer<br />
Weisheit und herrlich großräumigen Bewegungen strafte. Die reiche Gewandung untermalte<br />
das Geschehen auf schwungvolle Art. Diese wun<strong>der</strong>volle Ausführung <strong>der</strong> Künstler<br />
und Schüler war gewaltig durch die zeitaktuellen Bezüge und berührend durch die<br />
Choreographie – ein Bewegungserlebnis von fast zwei Stunden.<br />
TAG DER EURYTHMIE IM SOZIALEN<br />
Der Thementag „Eurythmie im Sozialen“ wurde von Andrea Heidekorn so eingeführt, dass<br />
<strong>der</strong> ganze Saal die Laute W und B bewegte.<br />
Der Vortrag von Herrn Debus brachte in klarer und aufrütteln<strong>der</strong> Weise zu Bewusstsein,<br />
dass man nicht mehr übersehen kann, mit welcher Polarität wir es heute zu tun haben –<br />
mit Ahriman und mit Christus im Ätherischen – und wie gerade die Eurythmie diesbezüglich<br />
ihre heilende und weckende Aufgabe hat.<br />
„Eurythmie im Sozialen“ bezeichnet das Arbeitsfeld, das meist nicht „im Schutze“ von<br />
anthroposophischen Institutionen liegt und ausschließlich in Gruppen durchgeführt wird.<br />
Die „Betriebs<strong>eurythmie</strong>“ trifft am ehesten das, was Frau A. Ehrlich me<strong>int</strong>e, als sie anfing<br />
mit Menschen direkt am Arbeitsplatz Eurythmie zu machen: Auch Manager sollten durch<br />
Eurythmie ein differenzierteres Verständnis und Gefühl für soziale Prozesse vermittelt<br />
bekommen.<br />
Am Abend wurden drei Beispiele aus <strong>der</strong> „Eurythmie im Sozialen“ gezeigt. Eine Gruppe<br />
aus Amateurinnen und professionellen Eurythmistinnen präsentierte bewegte Bil<strong>der</strong>, Gesang<br />
und Sprache, ein Projekt von Andrea Heidekorn in Kooperation mit dem Rheinischen<br />
Landesmuseum Bonn.<br />
Dann ließ Michaela Trefzer uns einen Blick in ihre Arbeit in öffentlichen Kursen tun: „Lebendige<br />
Eurythmie“ als künstlerisch-therapeutischer Prozess im Verhältnis von Ruhe und<br />
Bewegung, Ich und Welt.<br />
Den Abschluss des Abends bildete eine „zeitgenössische Tanzperformance“ mit Jugendlichen,<br />
geleitet von Miriam Lenz. Diese Darbietung hatte nichts mehr mit Eurythmie zu tun<br />
und löste im Saal große Unruhe, Entsetzen und Empörung, aus. Viele verließen den Saal,<br />
auch Frau Solstad, die damit ihren Standpunkt signalisierte. An<strong>der</strong>e versuchten, <strong>der</strong> Unschuld<br />
und dem Unwissen <strong>der</strong> Jugendlichen mit Toleranz zu begegnen. Tatsache ist: Es<br />
trafen sich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort die falschen Menschen. Das löste einen<br />
Konflikt aus, <strong>der</strong> genau dem entsprach, was am Morgen von Herrn Debus als Zeitproblematik<br />
dargestellt worden war.<br />
TAG DER HEILEURYTHMIE<br />
Der folgende Tag stand unter dem Motto „Eurythmie als Heilkunst“. Der Vorbereitungskreis<br />
stand morgens geschlossen auf <strong>der</strong> Bühne. Frau Solstad betonte, dass die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Tage jeweils Verantwortlichen übertragen worden war, denen <strong>der</strong> Vorstand vertraut<br />
hatte, ohne das Programm im Detail nachzuprüfen. Frau Heidekorn, die die Verantwortung<br />
für den Tag innehatte, nahm in einem Schreiben die gesamte Verantwortung auf<br />
2
sich. Die klare, freiheitliche Position <strong>der</strong> Sektionsleitung beruhigte die hochschlagenden<br />
Emotionen und ermöglichte, dass das ganze Auditorium das Hallelujah zur Heilung des<br />
Saales eurythmisierte. Für manchen war das ein bewegen<strong>der</strong> Moment und öffnete die<br />
Herzen für die Heilkunst.<br />
Der Abend schloss die Tagung mit dem Programm <strong>der</strong> <strong>Goetheanum</strong>-Bühne ab: „…in apokalyptischer<br />
Zeit“. Das war nicht nur die Antwort auf die innere Bewegung <strong>der</strong> gesamten<br />
Tagung, es war auch <strong>der</strong> Abschied von Carina Schmid als Bühnenleitung und die letzte<br />
Aufführung des Ensembles in dieser Zusammensetzung. Viel gewaltiger in <strong>der</strong> Offenbarung<br />
<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sacher, viel menschlicher in <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Mittel, wurde das Geschehen des<br />
Vorabends ganz und gar in den Schatten gestellt. Das Gesamtkunstwerk von Orchester,<br />
Sprechchor, Eurythmie, Farbenlicht und den tiefen, geistigen Inhalten aus den Offenbarungen<br />
des Johannes, stellte die Möglichkeiten dieser Kunst in seiner Größe in den Raum<br />
und erschütterte die Zuschauer bis ins Mark. Carina Schmid nahm nicht enden wollende,<br />
stehende Ovationen entgegen. Sie stand da in ihrer Würde und Kraft, mit einem neuem<br />
Haarschnitt (…„<strong>der</strong> alte Zopf muß weg“…), nahm den herrlichen Blumenstrauß und gab<br />
ihn an Frau Solstad weiter, die ab da die Bühnenleitung übernahm. So standen diese beiden<br />
Frauen Arm in Arm auf <strong>der</strong> Bühne. Im Ensemble überreichten die „bleibenden“ Mitglie<strong>der</strong><br />
den ausscheidenden jeweils eine Rose. Dass da auch <strong>der</strong> Zuschauer nicht mehr<br />
einfach Zuschauer blieb, ist verständlich. Diese Tage nach Ostern haben uns Teilnehmer<br />
und Gestalter zu einer neuen, wacheren, herzkräftigeren Gemeinschaft verbunden.<br />
Stimmungsbild zur Tagung<br />
von Elisabeth Rieger<br />
Immer, wenn eine große Fachtagung für Eurythmisten o<strong>der</strong> Heileurythmisten anstand,<br />
war ich vorher skeptisch, ob es überhaupt „auszuhalten" wäre mit so vielen KollegInnen<br />
auf einem Haufen, die alle viel besser wissen, was „richtig" und was „gut" ist, welche<br />
Angabe von Rudolf Steiner nicht berücksichtigt wurde und überhaupt. Diese Befürchtung<br />
hat sich nie so richtig bestätigt – trotzdem taucht sie immer wie<strong>der</strong> auf. Und auch dieses<br />
Mal fragte ich mich, wie es wohl werden würde.<br />
Ich war dann sehr beschäftigt damit, den Stand für den Berufsverband <strong>der</strong> Eurythmisten<br />
in Deutschland aufzubauen und freute mich über viele helfende Hände und hilfreiche<br />
Ideen –gleich zu Anfang war ein kooperatives und kommunikatives Miteinan<strong>der</strong> zu erleben.<br />
Eine Kollegin holte mir ungefragt den Kaffee und das Brötchen <strong>der</strong> Morgenpause,<br />
sobald ich dort auftauchte, weil ich nie genug Zeit hatte mich anzustellen. Ist das nicht<br />
im besten Sinne des Wortes SOZIAL? Offenheit, Begegnungsfreude und Interesse am<br />
an<strong>der</strong>en waren für mich eine <strong>der</strong> Signaturen dieser Tagung. Zeit für Gespräche. Das gemeinsame<br />
Mittag- und Abendessen ließ viele Möglichkeiten für geplante und ungeplante<br />
Kontakte.<br />
Auf sehr angenehme Weise konnte ich an verschiedenen Stellen die Flexibilität erleben,<br />
die dank <strong>der</strong> Veranstalter auf dieser Tagung möglich war.<br />
Was mir im Programm fehlte, war ein allgemeines Abschlussplenum, in dem die Erlebnisse<br />
und Fragen zusammengeführt werden konnten, um Stoff für Neues zu bilden. Es ist<br />
klar, dass in vier Tagen nicht allen alles gezeigt und erlebbar gemacht werden kann.<br />
Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass die vielen verschiedenen Herangehensweisen an<br />
die Eurythmie in all ihrer Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit und Streitbarkeit sichtbarer geworden wären.<br />
Das hätte zwar für mehr „Zun<strong>der</strong>" gesorgt, wäre aber doch nah am Thema dran gewesen.<br />
Die Frage, wie es weitergeht mit <strong>der</strong> Eurythmie, wurde in allen Bereichen gestellt. Möge<br />
das Gespräch darüber nicht aufhören.<br />
3
Notizen zum Plenum am Freitagmittag<br />
von Elisabeth Rieger<br />
Ca. 80 Menschen kamen am 29.4.<strong>2011</strong> von 13.30 Uhr bis 14.30 Uhr zum spontan organisierten<br />
Plenum in den Terrassensaal am <strong>Goetheanum</strong>.<br />
Darco Sarcic wollte eine Möglichkeit zur Aussprache schaffen, nachdem die Aufführung<br />
<strong>der</strong> Tanzperformance die Gemüter aller sehr bewegt hatte. Daraus erwuchs <strong>der</strong> Wunsch,<br />
Kriterien zu finden, die Tanz, Theater, Pantomime und Eurythmie voneinan<strong>der</strong> abgrenzen<br />
und konkret beschreiben. Sehr spannend war <strong>der</strong> Vorschlag eines Teilnehmers, folgenden<br />
Fragen genauer nachzugehen:<br />
Wann gehe ich aus einer eurythmischen Bewegung in eine an<strong>der</strong>e Bewegungsart über?<br />
Wie verän<strong>der</strong>t sich mein Raum- und Leibgefühl von einer zur an<strong>der</strong>en Bewegungsart?<br />
Es wurde mehrfach gewünscht, bei einer <strong>int</strong>ernationalen Tagung zum Thema: „Eurythmie“<br />
keine an<strong>der</strong>en Bewegungskünste mehr dazu zu nehmen. Der Begegnung <strong>der</strong> Tanzkünste<br />
könnte eine eigene Tagung gewidmet sein.<br />
Es gab auch mehrere Gesprächsbeiträge, die den Begriff: „Sozial<strong>eurythmie</strong>“ nicht passend<br />
fanden. Das Soziale wäre nicht darstellbar, son<strong>der</strong>n „nur“ erlebbar und würde sich<br />
nicht auf diese Sparte <strong>der</strong> Eurythmie beschränken. (Anm. d. Herausgebers: In diesem<br />
Heft wird durchgängig von „Eurythmie im Sozialen“ gesprochen.).<br />
Ein weiterer Wunsch war, Möglichkeiten <strong>der</strong> Begegnung, des Gespräches, des Austausches<br />
nach einer Veranstaltung mit Gästen von „außen“ zu schaffen, um die Begegnungskultur<br />
nach Veranstaltungen zu pflegen.<br />
Grundtenor war, dass ein Plenum am Ende einer Tagung generell sehr sinnvoll wäre, um<br />
Ideen, Wünsche und konkreten Vorschläge für zukünftige Tagungen einbringen zu können.<br />
Im Gespräch entstünde mehr und an<strong>der</strong>es als auf einem „Feedback – Zettel“.<br />
Dank an die Veranstalter, dass sie dieses Plenum durch ihre Unterstützung möglich gemacht<br />
haben!<br />
4
Gruppe 1<br />
Wie för<strong>der</strong>n wir Initiativkraft?<br />
1. Tag - Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
VORMITTAGSGRUPPEN<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Eurythmie als Bühnenkunst kann die Titelfrage – „Wie för<strong>der</strong>n wir Initiativkraft?“<br />
– nicht so gestellt werden, denn Bühnenkunst will nicht för<strong>der</strong>n. Initiativkraft<br />
ist dagegen die Voraussetzung für alles künstlerische Tun und lässt sich deshalb auch in<br />
den künstlerischen Elementen wie<strong>der</strong>finden. Wir untersuchten toneurythmische Elemente:<br />
Die Initiativkraft lebt vor allem im Bewegungsimpuls vor einem Motiv und wird für<br />
jegliches „Dazwischen“ benötigt (z.B. zwischen Steigen und Fallen, Längen und Kürzen<br />
etc.). Sie lebt im Impuls, ein Motiv hervorzubringen, in <strong>der</strong> Bewegungsführung und insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Richtungsän<strong>der</strong>ungen innerhalb eines Motivs. Ein künstlerisches Motiv entspringt<br />
also <strong>der</strong> Initiativkraft. Zugleich wirkt sich das Üben dieser Elemente för<strong>der</strong>lich auf<br />
die Bewegungsimpulse aus und damit auf die Fähigkeit initiativ zu werden.<br />
Ingrid Everwijn (CH)<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Für die Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik wurde anhand eines Kin<strong>der</strong>gartenprogramms gezeigt,<br />
wann Kin<strong>der</strong> initiativ werden, d.h. wann sie kraftvoll und mit sachgerechter Eigeninitiative<br />
einsteigen:<br />
o Das Interesse <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> wird geweckt, wenn sie Kontraste, also rhythmischen<br />
Wechsel in den Bewegungen erleben.<br />
o Kin<strong>der</strong> brauchen die Wie<strong>der</strong>holung und Freiräume (wie z.B. längeres Fliegen als<br />
Vögelchen), in denen sie sich etwas vom Nachahmungs-Vorbild lösen können, um<br />
dadurch selbständiger in einem bestimmten Bewegungsablauf zu werden.<br />
o Kin<strong>der</strong> ahmen nach Übungen, die die unteren Sinne anregen (wie IAO mit Sprung,<br />
o<strong>der</strong> Stampfen) besser nach.<br />
Initiative kann über den Kopf, über die mittlere Organisation, aber auch über die Gliedmaßen<br />
geweckt werden.<br />
Diese Gedanken übertrugen wir dann auf die Arbeit mit Erwachsenen. Es wurden vor allem<br />
Übungen zu dritt gemacht.<br />
Zuletzt wurde auf den Theaterpädagogen J. Lecoq hingewiesen, <strong>der</strong> in seiner „Analyse<br />
<strong>der</strong> menschlichen Bewegung“ diese drei Bereiche sehr differenziert unterscheidet.<br />
Tille Barkhoff (DE)<br />
5
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Für die Eurythmie im Sozialen wurde anhand von Übungsbeispielen die Situation im<br />
Strafvollzug deutlich erlebbar gemacht. Anhand verschiedener Übungssituationen reflektierten<br />
wir differenziert, welche innere und äußere Haltung nötig ist, um mit Strafgefangenen<br />
Eurythmie machen zu können. Ich zeigte, welche Eurythmie-Übungen dort angenommen<br />
werden, welche Variationen in <strong>der</strong> Ausführung was bewirken und was die Kursteilnehmer<br />
dazu sagen, bzw. wie sie das, was sie dadurch erleben, in ihren Alltag <strong>int</strong>egrieren.<br />
Durch diese verschiedenen Herangehensweisen an die Situation wurde nachvollziehbar,<br />
welche soziale Wirksamkeit die Eurythmie im Strafvollzug haben kann.<br />
Iris Zenker (DE)<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Bei Kin<strong>der</strong>n mit Entwicklungsstörungen lässt sich Initiativkraft durch Heil<strong>eurythmie</strong> gut<br />
för<strong>der</strong>n. Bei Erwachsenen äußert sich <strong>der</strong> Mangel an Initiativkraft meist in Form von Lebenskrisen,<br />
Erschöpfungszuständen und reaktiven o<strong>der</strong> endogenen Depressionen.<br />
Der Aufbau <strong>der</strong> Stunde sollte auch bei den Kursteilnehmern Erschöpfung entgegenwirken<br />
und eine stärkende erfrischende Wirkung haben. So machten wir nach einstimmenden<br />
Konzentrationsübungen unseren Ätherleib mit den sogenannten „Seelischen Übungen“<br />
geschmeidig und beweglich.<br />
Nach einer kleinen Pause stellten wir uns mit einer fließenden, den Jahrsiebten folgenden<br />
Farb-Planeten-Übung (von Frau de Jager ) auf „Raum und Zeit“ ein. Die Übung ist sehr<br />
hilfreich bei Lebenskrisen.<br />
Im letzten Teil konzentrierten wir uns auf die Depression, versuchten über die Bewegung<br />
zu erleben, welche verschiedene Arten <strong>der</strong> Initiativlosigkeit wir enträtseln können.<br />
Zuletzt schauten wir uns die Lautreihe LMNR auf ihren Aufbau hin an:<br />
o L hilft aus dem Haften an <strong>der</strong> Vergangenheit und <strong>der</strong> Angst vor <strong>der</strong> Zukunft in ein<br />
fließendes Gegenwarts-Erleben zu kommen – „Das Künftige ruhe auf Vergangenem“<br />
o M för<strong>der</strong>t die innere Bewegung und Opferkraft – „Begrenztes opfere sich Grenzenlosem“<br />
o N för<strong>der</strong>t das erwachende Schicksalsverständnis – „Der Verlust sei Gewinn für<br />
sich“<br />
o R bekräftigt die Wirkung – „Erhelle dich, Wesensglanz“.<br />
Es wurde auch mit Sprüngen geübt, um die Auswirkung auf den Stoffwechsel zu erleben.<br />
Maria Scheily (HU)<br />
6
Gruppe 2<br />
Wie können wir die positive Wirkung <strong>der</strong> Eurythmie auf die Lebenskräfte<br />
bewusster einsetzen und verstärken?<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Wollten wir den „Schimmel“ noch weißer machen als er ist? Nein! Es sollte hier lediglich<br />
<strong>der</strong> Versuch unternommen werden, etwas <strong>der</strong> Eurythmie immanent Innewohnendes, den<br />
Bereich <strong>der</strong> Lebenskräfte – des Ätherischen - zu erfahren, sich dessen in verschiedener<br />
Weise bewusst zu werden.<br />
Ist es überhaupt möglich, uns dem Bereich, in dem wir täglich arbeiten, unbefangen<br />
zu nähern?<br />
Lässt sich diese Qualität des Lebendigen für uns „neu“ fassen?<br />
Es war ein Wagnis!<br />
1. Tag - Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Eurythmie als Bühnenkunst wurden verschiedene eurythmische Grundübungen<br />
unter dem Aspekt instrumentaler Grundlagenbildung für die eurythmische Bewegung<br />
angeschaut. Die Fragestellung war, welche instrumentalen Bedingungen notwendig<br />
sind, um die aufbauenden Kräfte in <strong>der</strong> Eurythmie überhaupt erfahren und wahrnehmen<br />
zu können. In diesem Zusammenhang standen die Themen „Zentrierung“ und<br />
„Doppelstrom“ im Zentrum <strong>der</strong> Arbeit. In ruhigem, innerlich abspürendem Üben ging es<br />
zunächst um die Wahrnehmung des Raums, <strong>der</strong> unsere Gestalt umgibt, in den wir uns<br />
bewusst hineinstellen und aus dem wir immer neu schöpfen können. Anhand von geraden<br />
(Pentagramm) und runden (Kreis) Raumformen wurde die jeweils unterschiedliche<br />
Aktivität des „inneren Vorgriffs“ geübt.<br />
Tanja Masukowitz (DE)<br />
Teilnehmer-Bericht<br />
Tanja Masukowitz arbeitete mit uns am Tag <strong>der</strong> Eurythmie in <strong>der</strong> Bühnenkunst hygienisch-künstlerisch.<br />
Wir beschäftigten uns mit <strong>der</strong> Frage, wie wir so Eurythmie machen<br />
können, dass wir alles, was wir brauchen, in uns finden und nicht an Kraft verlieren, son<strong>der</strong>n<br />
gewinnen. Anhand von Übungen, die von Ursula Zimmermann entwickelt worden<br />
waren, richteten wir unsere Aufmerksamkeit auf verschiedene Wahrnehmungsqualitäten<br />
<strong>der</strong> eurythmischen Bewegung.<br />
Aglaja Graf (DE)<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Der Tag <strong>der</strong> Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik wurde durch die vielen Beispiele aus <strong>der</strong> Arbeit<br />
mit Kin<strong>der</strong>garten- und Schulkin<strong>der</strong>n bewegt und quirlig-lebendig. Ballen und Spreizen<br />
war <strong>der</strong> Ausgangspunkt, um die belebende Qualität <strong>der</strong> Eurythmie zu erfahren. Es begann<br />
zunächst als <strong>int</strong>ime, zarte Hand- und Armbewegung für die kleinsten Kin<strong>der</strong>, dann<br />
ergriff das Lösen die ganze Gestalt und trug sie in schwingenden Formen weit durch den<br />
Raum, bis hin zu solch komplexen Raumformen, wo das Lösen wie in ein Chaos wirbelte<br />
und das Ballen wie<strong>der</strong> in die Ruhe <strong>der</strong> Struktur zurückführte.<br />
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Die Stimmung in <strong>der</strong> Gruppe war fröhlich und die Teilnehmer fühlten sich am Ende nicht<br />
ermüdet, son<strong>der</strong>n erfrischt – was ja auch geschehen soll, wenn man durch Ballen und<br />
Lösen die belebenden Kräfte beson<strong>der</strong>s aktiviert.<br />
Els Wabeke (NL)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Els Wabeke ließ uns am Tag <strong>der</strong> Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik anhand von Ballen und<br />
Spreizen in phantasievollen Variationen die Wirkung <strong>der</strong> Eurythmie auf unsere Atmung<br />
erleben:<br />
o Im Chaos sich suchen, in <strong>der</strong> Ordnung sich finden.<br />
o Eigene Bewegungen erfinden, in die vorgegebene Bewegung sich fügen.<br />
o Eine große Form überblicken und sie gleichzeitig ausführen.<br />
o Den An<strong>der</strong>en begegnen, sich wie<strong>der</strong> von ihnen lösen.<br />
So ließen wir uns im Tun erziehen von <strong>der</strong> Gesetzmäßigkeit <strong>der</strong> Atmung, die allem Lebendigen<br />
innewohnt.<br />
Aglaja Graf (DE)<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Aus den verschiedenen Bereichen meiner freiberuflichen Arbeit, „Eurythmie im Sozialen"<br />
genannt, die ich an öffentlichen und Waldorfkin<strong>der</strong>gärten, an Grund- und För<strong>der</strong>schulen<br />
und meinen Kursen mit älteren Menschen, als „rekreative Eurythmie" anbiete, stellte ich<br />
einige einstimmende Grundübungen vor. Bei allen ging es vor allem darum, im Körper<br />
anzukommen, sich innerlich zu spüren und von innen auszufüllen. Wie oft sind wir im<br />
Alltag mit unserer Aufmerksamkeit (zu) weit draußen und gleichzeitig dadurch innerlich<br />
angespannt! Wir versuchten anhand von bekannten Grundübungen zur Einstimmung, wie<br />
IAO und „Licht – Schwere“ sowie einer Übung zur „Entschleunigung“ des Schrittes, in<br />
unserem Leib „anwesend“ zu sein, zu uns zu kommen. Das wurde für die verschiedenen<br />
Arbeitsbereiche in jeweils unterschiedlicher Ausführung angedeutet. Die innere Präsenz/Anwesenheit<br />
im Leibe bewirkt häufig eine tiefe Ausatmung (bei kleinen Kin<strong>der</strong>n ein<br />
Gähnen!) und ist eine Voraussetzung, um sich an den Lebenskräftestrom anschließen zu<br />
können.<br />
Sabine Deimann (DE)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Sabine Deimann führte uns am Tag <strong>der</strong> Eurythmie im Sozialen anhand von schönen Kin<strong>der</strong>versen<br />
und -sprüchen durch verschiedene Bereiche <strong>der</strong> Eurythmie. Ihr war es ein Anliegen,<br />
uns in den unteren Menschen und in die Mitte zu führen.<br />
Aglaja Graf (DE)<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Um in die Heil<strong>eurythmie</strong> zu führen wurde die Metamorphose <strong>der</strong> künstlerischen Eurythmie<br />
in die therapeutisch wirksame Lautgestaltung geübt. Der Weg führte über eine Verdichtung,<br />
Wie<strong>der</strong>holung, Beschleunigung sowie eine Verstärkung <strong>der</strong> Laute durch Sprünge.<br />
Er führte auch über eine differenzierte Wahrnehmung von Vokal und Konsonant: Bei<br />
8
den Vokalen erspürten wir die geometrische Form, bei den Konsonanten wurde das innerliche<br />
Bild wahrgenommen.<br />
Anhand zweier gegensätzlicher Krankheitsbil<strong>der</strong> (Hysterie und Neurasthenie) wurde dargestellt,<br />
dass die Heil<strong>eurythmie</strong> aus diesem Ansatz heraus therapeutisch wirksam sein<br />
kann. Wir konnten selbst erleben, wie die heileurythmischen Laute bei dominanten Formkräften,<br />
bzw. einem Mangel an Gestaltungskräften, wirken.<br />
Christiana Link (DE)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Christiana Link machte am Heil<strong>eurythmie</strong>tag erlebbar, wie die Heil<strong>eurythmie</strong> in das Bestehende<br />
eingreift und es verän<strong>der</strong>t. Um den Konstitutionsgegensatz von Hysterie und<br />
Neurasthenie zu illustrieren, führte sie uns zwei Patienten vor, <strong>der</strong>en Übungen wir mit<br />
ABU und LMO, DTS nachvollzogen und ihre Wirkungen erahnen konnten.<br />
Aglaja Graf (DE)<br />
Gruppe 5<br />
Das Ich:<br />
aus dem Keim, in Entwickelung sein, nach Entfaltung strebend<br />
3.Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Alle Gruppen arbeiteten am IAO<br />
1. Aus dem Keim:<br />
IAO an <strong>der</strong> Gestalt<br />
danach mit Kugeln in zwei sich durchdringenden Kreisen<br />
im äußeren Kreis strecken mit <strong>der</strong> Kugel,<br />
im Inneren dem Dritten die Kugel oben übergeben, wenn man sich begegnet im<br />
mittleren Kreis<br />
2. In Entwickelung sein:<br />
Dreimal einen dreiteiligen Schritt (linke Schulter in die Mitte gewendet von <strong>der</strong> Kreislinie<br />
ausgehend) herein, dann einen Bogen h<strong>int</strong>en herum mit dreimal drei Schritten, dann am<br />
Kreis entlang in 18 Schritten. Dann im Kanon.<br />
Absatz<br />
3. Nach Entfaltung strebend:<br />
Dialog, Harmonie, sozial: in kleinen Gruppen diese Worte, jede Gruppe eines, gestalten,<br />
dann gleichzeitig das Wort machen. Es entsteht jedes Mal im Raum ein IAO. Dieses gemeinsam<br />
erleben und dadurch sozial verbunden sein.<br />
Annemarie Ehrlich (NL)<br />
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Gruppe 6<br />
Die Rhythmen in den vier Arbeitsgebieten <strong>der</strong> Eurythmie<br />
1. Tag –Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Alexan<strong>der</strong> Seeger ließ uns deutlich erleben, dass die Schönheit <strong>der</strong> eurythmischen Bewegungen<br />
in <strong>der</strong> Kunst ein <strong>int</strong>ensives Durchdrungen-Sein des physischen Leibes voraussetzte.<br />
Wir wurden geschüttelt und gerüttelt, um das Blut stärker zum Strömen zu bringen<br />
und so mehr Sauerstoff aufnehmen zu können. Dann fanden wir in einen schönen<br />
Rhythmus von Spannung und Entspannung, wobei wir in <strong>der</strong> Entspannung etwas von den<br />
Rhythmen des Ätherischen erleben konnten. Nach <strong>der</strong> Stunde war je<strong>der</strong> richtig müde und<br />
gut inkarniert in seinem physischen Leib.<br />
Kursleiterteam mit Alexan<strong>der</strong> Seeger (DE)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Am Dienstagvormittag ging es ganz „urtümlich“ zu. Mit eurythmischen Übungen, die Alexan<strong>der</strong><br />
Seeger mit uns machte, wurde <strong>der</strong> Ur-Rhythmus im Ätherischen wie<strong>der</strong> in<br />
Schwung gebracht. Durch Schütteln und Stampfen war man nach dem Kurs so „stark wie<br />
ein Bär“ und so „tief verwurzelt wie ein Baum“.<br />
Alexandra Gaudlitz<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Am Tag <strong>der</strong> Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik war eine wun<strong>der</strong>bare Mitte zu erleben. Bettina<br />
Kröner-Spruck nahm uns mit in die wun<strong>der</strong>e Welt <strong>der</strong> Erst-, Fünft- und Elftklässler. Wir<br />
versuchten uns hineinzufühlen in die verschiedenen Entwicklungsphasen dieser Kin<strong>der</strong>.<br />
Wir konnten bis in kleine Einzelheiten hinein spüren, dass Rhythmus in <strong>der</strong><br />
Eurythmiestunde den Kin<strong>der</strong>n hilft, auch größeren Kin<strong>der</strong>n, die in <strong>der</strong> Mitte ihres Wachstums<br />
sind.<br />
Kursleiterteam mit Bettina Kröner-Spruck (DE)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Bettina Kröner-Spruck führte die „äußerst vorbildlichen“ Erst-, Fünf- und Elftklässler, die<br />
wir waren, in den Rhythmus zwischen Ich und Welt.<br />
Alexandra Gaudlitz<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Unsere Eurythmistin aus <strong>der</strong> Eurythmie im Sozialen musste plötzlich absagen und wir<br />
fanden Maartje van <strong>der</strong> Wees bereit mit uns „in die Tiefe zu springen”. Sie machte vor<br />
ein paar Jahren die Fortbildung bei Annemarie Ehrlich. Mit klaren, transparenten Aufgaben<br />
brachte sie die ganze Gruppe auf originelle Art in einen sozialen Zusammenhang.<br />
Kursleiterteam mit Maartje v.d. Wees (NL)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Am Donnerstag kam es zu heiteren rhythmischen Begegnungen in <strong>der</strong> Sozial<strong>eurythmie</strong>.<br />
Maartje van <strong>der</strong> Wees zeigte, welch eine Freude es sein kann, den eigenen Namen im<br />
10
eigenen Rhythmus zu tanzen. Es war schön zu erleben, wie die rhythmischen Übungen<br />
die Gruppe belebten und den gemeinsamen Bewegungsprozess vertieften.<br />
Alexandra Gaudlitz<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Der letzte Tag war <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> mit Boudewijn Fehres gewidmet. Wir mussten “einen<br />
Stock tiefer steigen”, weil diese Art zu bewegen für den kranken Menschen entwickelt<br />
worden war. Nachdem wir therapeutisch warm geworden waren, versuchten wir uns<br />
in die Ur-Angaben <strong>der</strong> Konsonanten-Bewegungen einzufühlen und sie zu verstehen. Zwei<br />
Teilnehmerinnen „waren“Fräulein Wolfram und Frau Baumann und führten uns die Gebärden<br />
anhand <strong>der</strong> Angaben Rudolf Steiners vor. Dann übten wir sie selber bis zur Ermüdung.<br />
Als Letztes bemühten wir uns, aus dem eigenem Empfinden und dem Wahrnehmen<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beim Tun heraus, einen Einblick in den Krankheitsprozess zu bekommen.<br />
Kursleiterteam mit Boudewijn Fehres (NL)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Der Freitagvormittag wurde ganz vom heilenden Rhythmus des Tun und dessen Wirkungen<br />
getragen. Boudewijn Fehres <strong>berichte</strong>te über die sieben Vorträge <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong>.<br />
So wurden die Angaben von Rudolf Steiner zum Übungsgegenstand in dieser Stunde. Als<br />
Frau Baumann durfte ich zur Demonstration mit dem S schön und leuchtend durch den<br />
Raum hüpfen. Die harmonisierende Wirkung <strong>der</strong> heileurythmischen Übungen war noch<br />
lange nach dem Kurs für mich fühlbar.<br />
Für mich als Studentin des zweiten Ausbildungsjahres war <strong>der</strong> Vormittagskurs eine wertvolle<br />
Bereicherung. Ein Dankeschön an die Kursgeber.<br />
Alexandra Gaudlitz<br />
Gruppe 7<br />
Denken - Fühlen – Wollen<br />
1. Tag - Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Teilnehmerbericht<br />
Rudolf Steiner zeigt den Zusammenhang von Denken, Fühlen und Wollen des Menschen<br />
mit <strong>der</strong> sagittalen, horizontalen und frontalen Ebene des Raumes, in dem er steht.<br />
Im Ausüben <strong>der</strong> Bühnenkunst werden diese Ebenen wirksam als ein lebendiger Kräftezusammenhang.<br />
Sie helfen dem Künstler Imaginationen sichtbar zu machen.<br />
Das haben wir auf erfrischende, erweckende und belebende Weise in qualitativ differenziertem<br />
Tun mit Ursula Zimmermann erfahren dürfen.<br />
Maria Theresa Griff<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Teilnehmerbericht<br />
Nachdem wir uns auf europäisch (gegenseitiges Berühren im E des Händeschüttelns) und<br />
thailändisch (Sich-Selbst-Berühren in <strong>der</strong> Andachts-Haltung/Sagittal-Ebene) begrüßt hatten,<br />
erlebten wir unter <strong>der</strong> Anleitung von Noëmie Böken im Kreis das Miteinan<strong>der</strong> im<br />
Anapäst, indem das Metrum durch die Füße im Kreis ‚wan<strong>der</strong>te'. In einer kanonischen<br />
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Übung zu den Raumes-Ebenen übten wir die ‚Sicht von oben'. Wir versuchten wahrzunehmen:<br />
Was geschieht in mir und zwischen uns im Miteinan<strong>der</strong>?<br />
Grundelemente können in Konfliktsituationen in einfachster Weise verhärtete Formen<br />
auflösen – selbst, wenn im Gespräch nichts mehr ‚geht'. Das haben wir am Beispiel <strong>der</strong><br />
seelisch gebärdeten Vokale, zwischen Antipathie und Sympathie bewegt, erfahren:<br />
Welche (seelischen) Zwischen-Räume gehen auf, wenn sich zwei Menschen in solchen<br />
Stimmungen improvisatorisch im Raum bewegen?<br />
Wie re-agieren sie aufeinan<strong>der</strong> in ihren Bewegungen und Seelenhaltungen?<br />
Hier erweitert die Eurythmie die Gesprächs-Konfliktberatung um essentielle Mittel.<br />
Durch Eurythmie werden auf diese Weise kalte Konflikte in Bewegung gebracht, sichtbar<br />
und erfahrbar in <strong>der</strong> gegenseitigen Körper- und Raum-Wahrnehmung. Dies gibt Chancen<br />
zur Wandlung in <strong>der</strong> Konfliktberatung, erfor<strong>der</strong>t aber von <strong>der</strong> Eurythmie-Fachperson eine<br />
ausgeprägte Präsenz, um aus dem Moment des Gruppengeschehens sensibel wahrzunehmen,<br />
was in dem Moment nötig ist, damit hilfreich-transformierend mit Bewegungsübungen<br />
<strong>int</strong>erveniert werden kann.<br />
Elke Erika Wild<br />
4.Tag - Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Teilnehmerbericht<br />
Die drei Raumebenen und die ihr zugeordneten Seelenkräfte wurden von Mareike Kaiser<br />
ganz praktisch sichtbar gemacht an den Zahnfehlstellungen.<br />
Nachdem wir mit Flügel-Eurythmie den ätherischen Raum rund um uns fühlbar gemacht<br />
hatten, konnten wir mit praktisch wirksamen Heil<strong>eurythmie</strong>übungen den kleinen Hohlraum<br />
unseres Mondes erkunden. Die gewaltigen militärischen Bildekräfte waren im härtesten<br />
Teil unseres physischen Leib sofort zu spüren – auch im Mund steckt <strong>der</strong> ganze<br />
Mensch!<br />
Griet Missinne<br />
Gruppe 9<br />
Aspekte zu den Lauten L, M und B<br />
1. Tag –Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Eurythmie als Bühnenkunst verwies Bettina Grube auf die immer neue<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung, Sprache mit Bewegung zu verbinden. Dabei stand die Tatsache, dass<br />
Rudolf Steiner im Dramatischen Kurs (1924) für das Erüben <strong>der</strong> Laute beson<strong>der</strong>e Bil<strong>der</strong><br />
gab, im Vor<strong>der</strong>grund als eine Anregung, das Verhältnis von künstlerischer Sprache und<br />
eurythmischer Bewegung in einem sich gegenseitig inspirierendem und freischöpferischem<br />
Zusammenwirken zu erarbeiten.<br />
Beate Speer-Bechinger (DE) für Bettina Grube (DE)<br />
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2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Matthias Jeuken setzte die Arbeit für die Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik fort. Bei den Übungen<br />
spürten wir den Angaben Rudolf Steiners im Lautkurs nach. In den Lautgebärden von<br />
B,M und L wurden Entwicklungsgesten des ersten (B), zweiten (M) und dritten Jahrsiebts<br />
(L) erlebbar. Ergänzend zu <strong>der</strong> Arbeit an den Lautgebärden gab jeweils eine exemplarische<br />
pädagogische Übung Einblick in die jeweilige Entwicklungsstufe des Kindes- bzw.<br />
Jugendalters.<br />
Beate Speer-Bechinger (DE) für Mattias Jeuken (DE)<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Eurythmie im Sozialen stellten wir uns die Frage:<br />
Wie können die eurythmischen Lautqualitäten auch für Laien alltagsrelevant werden?<br />
Das L wurde unter dem Aspekt <strong>der</strong> Vitalisierung behandelt: Es wirkt anregend aus dem<br />
eigenen inneren Lebensquell. Zunächst übte je<strong>der</strong> für sich, anschließend übten wir die L-<br />
Bewegung in einer Gruppenform, so dass die Energie jedes Einzelnen durch die entstehende<br />
gemeinsame Bewegung noch gesteigert wurde.<br />
Beim M wurde mehr <strong>der</strong> seelische Aspekt herausgearbeitet: Das sympathische, tastende<br />
Nach-außen-Gehen und das sympathische Zu-sich-Zurückkehren. Einfühlsam auf den<br />
an<strong>der</strong>en Menschen zuzugehen und gleichzeitig einfühlsam sich selbst gegenüber zu bleiben<br />
– Empathie und Selbstempathie.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> M- und L-Qualität erarbeiteten zwei Gruppen eine Choreografie zu<br />
einem Gedicht von Eugéne Guillevic.<br />
Der Laut B bildete als Hülle gebende Qualität den Abschluss.<br />
Beate Speer-Bechinger (DE)<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
In Bezug auf die Heil<strong>eurythmie</strong> regte Monika Eichele an, das Wesen <strong>der</strong> Laute B, M und L<br />
als Dreiklang aus den Farben in <strong>der</strong> Bewegung, dem Gefühl und dem Charakter zu erleben.<br />
Ausgehend von einfachen Farb-Bewegungsübungen wurden die Farbqualitäten von<br />
Bewegung und Gefühl als Dialog zwischen zwei Gruppen bewegt und mit <strong>der</strong> Charakterfarbe<br />
durch eine dritte Gruppe zum Ausgleich gebracht. Auch übte je<strong>der</strong> einzeln, die Laute<br />
wie einen Akkord nacheinan<strong>der</strong> aus den Farbbewegungen entstehen zu lassen.<br />
Im nächsten Schritt wurde die heileurythmische Verstärkung <strong>der</strong> Laute nach den Angaben<br />
Rudolf Steiners im Heil<strong>eurythmie</strong>kurs bearbeitet.<br />
Im dritten Teil wurden während eines regen Austauschs in <strong>der</strong> Gruppe verschiedene Variationen<br />
<strong>der</strong> Gestaltung und Anwendung <strong>der</strong> Laute B, M und L geübt.<br />
Beate Speer-Bechinger (DE) für Monika Eichele (CH)<br />
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Gruppe 10<br />
Vokale und Konsonanten in den Sprachen:<br />
Japanisch, Norwegisch, Arabisch und Holländisch<br />
Wie verhält sich das Vokalische und Konsonantische in den vier Sprachen?<br />
Was ist das Charakteristische im Umgang mit Vokal und Konsonant am Beispiel<br />
aus <strong>der</strong> Bühnenkunst in Japanisch, aus <strong>der</strong> Pädagogik in Norwegisch, aus <strong>der</strong> Eurythmie<br />
im Sozialen in Arabisch und aus <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> in Holländisch?<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst auf Japanisch<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Zur Einstimmung wurde ein Kin<strong>der</strong>lied auf Japanisch im Kreis eurythmisiert. Die japanische<br />
Vokal- und Konsonantenstimmung wurde anhand von zwei im Charakter sehr unterschiedlichen<br />
Haikus von Eiko herausgearbeitet.<br />
1. Haiku in vokalischem Charakter, hören, nachsprechen und eurythmisieren:<br />
„Im Maienwind<br />
hebe ich den Stein - blau auf<br />
in meiner Hand.“<br />
2. Haiku in prosaischem Charakter, die Worte und Bil<strong>der</strong> werden aneinan<strong>der</strong> geklebt:<br />
Yoichi Usami (JAP)<br />
Teilnehmerbericht<br />
„Im Leben beim Tod<br />
wäre ich doch einsam…<br />
- das Alpenveilchen“<br />
In <strong>der</strong> ersten Stunde führte Yoichi Usami ganz behutsam in die japanische Sprache ein.<br />
Als Erstes tauchten wir in ein Kleinkin<strong>der</strong>gedicht ein und erlebten vor allem die Vokale,<br />
die uns wie ein Gesang entgegen kamen. Zwei Haikus standen im Mittelpunkt unserer<br />
Arbeit. Die Konsonanten und Vokale sind nicht getrennt – <strong>der</strong> japanische Mensch erlebt<br />
sie immer zusammen. Wir übten die Sprache und hörten uns gegenseitig zu. Eine Gruppe<br />
sprach einen Vokal und Yoichi sprach das Haiku hinein. Eine zweite Gruppe hörte zu und<br />
fühlte sich mitgenommen in die Leichte des Umkreises. Die Sprechenden sollten ihren<br />
Vokal immer in <strong>der</strong> Vorstellung schon voraushören und auch die an<strong>der</strong>en noch hören.<br />
Auch hier wurde die Erfahrung gemacht, vom Umkreis getragen zu sein, was dem Lebensgefühl<br />
des japanischen Menschen sehr entspricht. Die Naturbeschreibungen des Haikus<br />
vermitteln indirekt die seelische Lage des Beschreibenden. Das ist zugleich auch ein<br />
Charakteristikum <strong>der</strong> japanischen Ausdrucksweise und das Gegenteil des Vokalerlebens<br />
in <strong>der</strong> deutschen Sprache, wo die Seele sich von innen nach außen mitteilt: Wir machten<br />
die Erfahrung, das <strong>der</strong> Vokal im Japanischen aus dem Erleben des Umkreises kommt.<br />
Dafür sei Yoichi Usami herzlich gedankt.<br />
Celia Furze<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik auf Norwegisch<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Zu unserem Thema wählte ich mir den Anfang <strong>der</strong> „Voluspå“ aus <strong>der</strong> Edda.<br />
14
Bedeutend sind die Übungen für den “leicht stampfenden Schritt” in dem Gestalten des<br />
Stabreims und das Erleben und Gestalten <strong>der</strong> Laute aus dem ”grandiosen Zusammenklang<br />
aller Elemente”.<br />
Die Formen wurden für die Kin<strong>der</strong> einer 5. Klasse in Norwegen entwickelt. Es kam mir<br />
darauf an, einen Weg aufzuzeigen, <strong>der</strong> zum eurythmischen Erfassen <strong>der</strong> nordischen<br />
kraftvollen Sprache führen kann.<br />
Eva Schickler (NO)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Mit Spannung kam ich nach dem 1. Tag mit dem Japanischen zur norwegischen Sprache.<br />
Mit Phantasie und Herzenswärme führte uns Eva Schickler in die lebendige Welt <strong>der</strong> Konsonanten<br />
ein: Hier lebt viel mehr Elementarwesen-Kraft, als ich es vom Deutschen her<br />
gewohnt war. Die Vokale wirken auf mich noch "singen<strong>der</strong>" und zugleich wie lichte Blumen,<br />
die aufblühen. Sehr beeindruckend fand ich die Übung, bei <strong>der</strong> wir uns alle frei im<br />
Raum bewegten und improvisierten und Konsonanten und Vokale greifen konnten. Es<br />
war wie das Ur-Sprachmeer, aus dem wir im nächsten Schritt den Anfang <strong>der</strong> "Edda" auf<br />
Norwegisch gestalteten.<br />
Gabriela Jüngel<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen auf Arabisch<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
1. Wie können wir soziale Prozesse im eurythmischen Tun durch die Arbeit an Lauten<br />
(Vokalen und Konsonanten) anregen und in Gang bringen?<br />
2. Wie können sich die zwei Ur-Polaritäten von Vokal und Konsonant so begegnen,<br />
dass in dieser Begegnung ein Zwischenraum entstehen kann, an dem sich soziale<br />
Prozesse spiegeln können?<br />
3. Und in Anknüpfung an das Tagungsthema: Wie erarbeiten wir uns ein Verhältnis<br />
zur inneren Realität <strong>der</strong> Sprache als eine von geistigen Wesen erfüllte Realität?<br />
4. Wie können wir in dem "Dazwischen" von Vokal und Konsonant, von Wort zu Wort<br />
verschiedener Sprachen an einer neuen Sprache arbeiten, die einen Herzensraum<br />
öffnet, weil sie auf gegenseitiges Verständnis baut und nicht auf <strong>int</strong>ellektuelles<br />
Verstehen?<br />
5. Kann diese Herzenssprache eine Basis bilden für ein neues, völkerverständigendes<br />
soziales Umfeld?<br />
Durch das „Weiterreichen" eines Lautes im Kreis wurde als Anfangsübung die Achtsamkeit<br />
für den Zwischenraum zwischen den Lauten erweckt. Die Aufmerksamkeit wurde auf<br />
den Prozess des Aufnehmens, Durchführens und Abgebens gelenkt. Zur Steigerung wurden<br />
beliebige Laute in beliebiger Reihenfolge kreuz und quer durch den Kreis so weitergegeben,<br />
dass jede/r im Kreis nur einmal dran kam. Nach einem vollständigen Durchgang<br />
wurde die entstandene Bewegungsabfolge rückwärts bewegt: Was man zuvor dem<br />
einen gegeben hatte, bekam man jetzt von ihm zurück. Hierbei erweiterte sich die Aufmerksamkeit<br />
auf den gesamten Kreis. „Ballen und Lösen“ wurde in zwei Kreisen durchgeführt<br />
und dabei das Bewusstsein auf einen mittleren, dritten Bereich gelenkt, bei <strong>der</strong><br />
die Durchdringung bei<strong>der</strong> Kreise entstand. Hier fand eine Ur-Gebärde <strong>der</strong> Eurythmie im<br />
sozialen statt: ein gegenseitiges Wahrnehmen zweier unterschiedlicher Bewegungsprozesse.<br />
Hierzu wurde ein arabisches Gedicht von Khalil Gibran rezitiert:<br />
„Nimm die Flöte und singe, denn <strong>der</strong> Gesang ist das Geheimnis <strong>der</strong> Ewigkeit, und <strong>der</strong><br />
Klang <strong>der</strong> Flöte bleibt bestehen, auch wenn das Dasein vergeht.“<br />
15
Nun näherten wir uns <strong>der</strong> arabischen Sprache. Das Charakteristische an den fünf arabischen<br />
Vokalen wurde anhand eines arabischen Spruches geübt. Drei Vokale sind im Arabischen<br />
ein und <strong>der</strong>selbe Laut nur mit einer an<strong>der</strong>en Färbung und Bewegungsrichtung.<br />
Zwei weitere Vokale können auch Konsonanten sein. Die Vokale werden mehr im Umkreis<br />
erlebt und machen auf die Seele von außen einen Eindruck. Die einströmende Bewegungsrichtung<br />
gibt <strong>der</strong> arabischen Sprache einen Mollcharakter.<br />
Eine dem Deutschen entgegengesetzte Erlebnissituation wurde deutlich: Konsonanten<br />
werden mehr im Körper erlebt. Eine <strong>int</strong>eraktive eurythmische Gestaltung von jeweils zwei<br />
arabischen und deutschen Wortpaaren und das Zusammenführen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Bewegungstendenzen dieser Worte, bringt ein neues Wort hervor, das in einer stummen<br />
Sprache von Herz zu Herz schwingen kann:<br />
Licht und Nur, Liebe und Mahaba.<br />
Martina Dinkel (EG)<br />
Teilnehmer<strong>berichte</strong><br />
Durch die plastische Formkraft <strong>der</strong> Laute wurde es möglich, sich als ein gemeinsam pulsieren<strong>der</strong><br />
Organismus zu empfinden. Die Laute warf man sich gegenseitig zu. Der Ätherleib<br />
wurde durch die Rückschau auf die Übung gestärkt. Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> arabischen<br />
Sprache wurden mit viel Empfindung und Liebe deutlich gemacht. Man konnte sich<br />
mehr im Umkreis erleben und durfte auf europäische Eindeutigkeit verzichten. So sollten<br />
wir das I von oben, das A von unten und das U aus <strong>der</strong> Umgebung gestalten. Die Schrift<br />
meidet das O und E. Die Konsonanten werden stark an <strong>der</strong> Leiblichkeit empfunden. Das<br />
wird durch sieben verschiedene S-Laute noch verstärkt. Die Arbeit gipfelte im<br />
Eurythmisieren je zweier Worte in Deutsch und Arabisch: Licht und Nur, Liebe und<br />
Mahaba. Am Ende wurden diese zwei Worte jeweils zu einer zweisprachigen Sprachskulptur<br />
zusammengefügt. Vielen Dank für die Erweiterung des eigenen Sprachhorizonts!<br />
Darko Sacic<br />
Zusammenfassung einer Teilnehmerin<br />
Meine Muttersprache ist Russisch. In dieser Sprache gibt es spezifische Vokale und Konsonanten<br />
und dementsprechend auch ihre eigenen Aufgaben in <strong>der</strong> Eurythmie. Ich beschäftige<br />
mich seit Jahren mit <strong>der</strong> russischen Eurythmie, deswegen war es für mich wichtig<br />
und <strong>int</strong>eressant zu erfahren, wie die Vokale und Konsonanten in den verschiedenen<br />
Sprachen zusammenwirken. Der Unterschied zwischen den formbildenden Kräften <strong>der</strong><br />
Konsonanten im Japanischen, den Alliterationskräften im Norwegischen, den Kräften des<br />
harmonischen Gleichgewichts und <strong>der</strong> Kraft im Arabischen und <strong>der</strong> Durchdringungskraft<br />
<strong>der</strong> Laute im Holländischen haben mich begeistert. Für mich war es wichtig zu sehen, wie<br />
die Menschen kreativ und suchend mit ihrer eigenen Sprache arbeiten können. Ich kann<br />
diese Betrachtung in meiner Forschung im Bereich <strong>der</strong> russischen Eurythmie benutzen.<br />
Die Vereinigung von zwei Sprachen in Raum und Zeit schärfte das Sprachgefühl und vereinigte<br />
die Menschen aus verschiedenen Gruppen. Ich arbeite an einem Projekt, bei dem<br />
Schüler aus zwei Län<strong>der</strong>n (Deutschland und Russland), in zwei Sprachen kommunizieren.<br />
Ich hoffe, dass diese Übung mir hilft, die Hin<strong>der</strong>nisse zu beseitigen, die bei den Jugendlichen<br />
auftauchen.<br />
Olga Gerasimova<br />
16
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong> auf Holländisch<br />
Teilnehmerbericht<br />
Wie <strong>int</strong>ensiv Vokale und Konsonanten wirken und wie eng diese mit dem Menschen verbunden<br />
sind, machte Gertrud Mau in <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> erlebbar. Wer noch nie Heil<strong>eurythmie</strong><br />
gemacht hatte, aber schon länger eurythmisch tätig war, konnte sein Innerstes<br />
von den beson<strong>der</strong>en Kräften zunächst aufgewühlt und dann wie<strong>der</strong> geordnet fühlen. Wie<br />
oft hat man das IAO in Kursen und im Unterricht gemacht, ohne dessen heileurythmische<br />
Dimension zu erahnen! Man war eben „nur“ künstlerisch, pädagogisch o<strong>der</strong> sozial an die<br />
Sache herangegangen. Nach etwa 60 Minuten wollten sich viele Teilnehmer einfach nur<br />
noch hinsetzen, um den inneren Bewegungsprozessen nach zu lauschen.<br />
Thomas Boer<br />
Gruppe 11<br />
Dazwischen – In Between<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
„Differenziertes Erleben des Unhörbaren zum Ausdruck bringen“<br />
Erleben des dreidimensionalen Kreuzes am eigenen Instrument (Körper), sowie von<br />
Zentrum und Umkreis und die Übergänge dazwischen.<br />
Erleben <strong>der</strong> Substanz zwischen den Menschen. Wir beschäftigten uns mit den Fragen:<br />
Wer bin ich?<br />
Bin ich Nr. 1 o<strong>der</strong> Nr. 2?<br />
Wann muss ich nach rechts o<strong>der</strong> links o<strong>der</strong> vorwärts o<strong>der</strong> rückwärts gehen?<br />
Erleben am eigenen Instrument:<br />
Was passiert zwischen den Armen, in mir, durch mich wenn ich die Tonwinkelgesten<br />
mit <strong>der</strong> Skala ausübe?<br />
Maren Stott (GB)<br />
4.Tag –Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Das Thema in <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> war: „Der musikalische Mensch zwischen Kosmos und<br />
Knochen“.<br />
Wir begannen mit einer ausgedehnten Atem-Übung (Ballen und Spreizen). Sie for<strong>der</strong>te<br />
und för<strong>der</strong>te die Beherrschung und Koordination unseres eurythmischen Instruments, das<br />
genau so unentbehrlich für die Heil<strong>eurythmie</strong> ist wie für die Eurythmie als Kunst. Beson<strong>der</strong>e<br />
Aufmerksamkeit wurde auf die Elemente von Wie<strong>der</strong>holung und Spiegelung gelenkt<br />
als wichtigen Aspekt <strong>der</strong> therapeutischen Arbeit. Die gleichzeitige Anwendung von innerer<br />
Konzentration und Wahrnehmung <strong>der</strong> Peripherie wurde dadurch geübt, dass wir uns<br />
nicht stören ließen von den verspäteten Teilnehmern, aber doch den Raum öffneten, damit<br />
sie im Laufe <strong>der</strong> Übung einsteigen konnten.<br />
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Die Dynamik zwischen Zentrum und Peripherie wurde durch die Arbeit mit den Meditationen<br />
„Schau in Dich/Schau um Dich”, „In mir ist Gott/Ich bin in Gott” (für die Eurythmie in<br />
verschiedener Weise adaptiert) und „Licht strömt aufwärts/Schwere lastet abwärts” vertieft.<br />
Durch diese Meditationen belebten wir unsere <strong>int</strong>uitive Fähigkeit, die uns zur richtigen<br />
Wahl von Übungen für den Patienten sowie zu richtiger Interpretation eines Kunstwerkes<br />
führte. „Andacht zum Kleinen” (GA 317), die Dienerin <strong>der</strong> Intuition, wurde durch<br />
die diagnostische Beobachtung des dreiteiligen Schreitens geübt, wie es Rudolf Steiner<br />
am Anfang <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> empfohlen hat.<br />
Wir stimmten unser Instrument noch weiter durch die Imagination, dass wir von <strong>der</strong> Umgebung<br />
des Jerusalemer Tempels durch die äußeren und inneren Räume bis in das Allerheiligste<br />
schreiten, was nur dem bereinigten Hohen Priester am Versöhnungstag erlaubt<br />
wurde. Das Bewusstsein vom Ansatz unserer Gebärden in dem Zwischenraum in <strong>der</strong><br />
Brustgegend, <strong>der</strong> frei ist vom Einfluss Luzifers und Ahrimans und wo hinein <strong>der</strong> Zauberhauch<br />
Jahves geht (GA158), gibt uns ein Gefühl für das therapeutische Potential <strong>der</strong> Eurythmie.<br />
In Anbetracht <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> Übung „Licht strömt aufwärts/Schwere lastet abwärts”,<br />
die den Geheimschüler erst zum Erleben seines Knochenmarks führt und von dort in die<br />
geistige Welt hinein (GA 233a), drehten wir die Reihenfolge um und gingen vom Üben<br />
<strong>der</strong> kosmischen Qualität <strong>der</strong> Töne über in das Üben <strong>der</strong> inneren Qualität <strong>der</strong> Intervalle.<br />
Wir traten mit <strong>der</strong> Außenwelt wie<strong>der</strong> in Verbindung durch die Vokal-Konkordanzen, indem<br />
wir durch die ganze Tonleiter jeweils zwischen Intervall und Vokal über die Schwelle<br />
schritten.<br />
Die Verbindung mit <strong>der</strong> Außenwelt wurde verstärkt durch die Einführung <strong>der</strong> Konsonanten-Konkordanzen,<br />
die teils von Rudolf Steiner und teils von Lea van <strong>der</strong> Pals stammen.<br />
Die Reihenfolge Ton-Interval-Vokal-Konsonant wurde von Lea van <strong>der</strong> Pals für Hautkrankheiten<br />
vorgeschlagen, da unsere Haut das Organ ist, das zwischen Innen- und Außenwelt<br />
vermittelt („Ton-Heil<strong>eurythmie</strong>”, Lea van <strong>der</strong> Pals und Annemarie Bäschlin).<br />
Wenn wir die entsprechende Tierkreisgebärde zu dieser Reihenfolge am Anfang (gemäß<br />
Tonleiter) und Ende (gemäß Konsonant) hinzufügen, bekommen wir eine geraffte Übung<br />
eines großen Teiles <strong>der</strong> eurythmischen Elemente, die nach Rudolf Steiner vom Heileurythmisten<br />
nicht weniger als vom Bühnenkunst-Eurythmisten gekannt und beherrscht<br />
werden sollten.<br />
Wir haben mit <strong>der</strong> bereinigenden Bewegungsmeditation „Hallelujah” abgeschlossen, die<br />
selbst schon eine therapeutische Wirkung entfaltet, denn die ganze Eurythmie war von<br />
Anfang an nicht nur als Tanz gedacht, son<strong>der</strong>n auch um „kranken Menschen zu helfen”<br />
(GA 277a).<br />
Jan Ranck (IL)<br />
Gruppe 12<br />
Die Welt <strong>der</strong> Drei im Menschen<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Teilnehmerbericht<br />
Werner Barfod führte uns auf künstlerischem Gebiet in diese Thematik hinein.<br />
Wir begannen mit <strong>der</strong> IAO-Übung zum Ergreifen <strong>der</strong> Gestalt, gehalten von <strong>der</strong> Lichtsäule,<br />
die vor mir entstehen kann zwischen Ballenpunkt und Stirnpunkt. Wir bildeten die Auf-<br />
18
ichte im Alliterationsschritt und schritten zwischen Erde und Licht, imaginativ umgeben<br />
von Wind und Wasser gemäß dem Bilde des Barden, <strong>der</strong> am Meeresufer den Elementen<br />
trutzt. Wir tauchten ein in das dreiteilige Schreiten und den Ich–Weltbezug im Ballen und<br />
Lösen – eine zentrale Aufgabe <strong>der</strong> Eurythmie in den verschiedenen Bereichen:<br />
o Glie<strong>der</strong>welt – schlafend,<br />
o Herzens/Lungenwelt – träumend<br />
o Nerven/Sinneswelt – wachend<br />
So kamen wir zum dreifachen Aufbau eines Lautes, wie er in den Eurythmiefiguren anschaulich<br />
gemacht worden ist. Ich „kleide“ mich mit den drei Hüllen des Lautes, wie ich<br />
mich auch überhaupt mit meinen Hüllen bekleide – ich trage einen Leib an mir, ich bin<br />
nicht mein Leib.<br />
Das führte uns hin zur künstlerischen Gestaltung einer Schlüssel-Stelle aus <strong>der</strong> 3. „Hymne<br />
an die Nacht“ von Novalis. Die vorher geübten Elemente wurden mit aufgegriffen und<br />
so konnten wir e<strong>int</strong>auchen in die Stimmung dieser Hymne, als aus <strong>der</strong> verzweifelten<br />
Trauer am Grabe <strong>der</strong> Geliebten, Sophie, plötzlich <strong>der</strong> Schleier <strong>der</strong> Sinneswelt zerreißt und<br />
eine Vision aus dem Übersinnlichen ersche<strong>int</strong>, die das gesamte spätere Leben von Novalis<br />
überstrahlt.<br />
Nach einem Rückblick auf das Geübte, kam es noch zu einem regen Austausch über eurythmische<br />
Fragen.<br />
Birgit Thiersch<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Teilnehmerbericht<br />
Am Tag <strong>der</strong> Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik tauchten wir mit Christiane Frank ganz in die<br />
Erlebnis- und Bewegungswelt <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ein. Anknüpfend an den tags zuvor geübten Alliterationsschritt,<br />
durften wir uns ganz als Viertklässler fühlen und mit Stab versehen im<br />
Kampfschritt durch den Raum ziehen und fanden uns dann, durch „ wun<strong>der</strong>same Aufteilungen“<br />
überraschend h<strong>int</strong>ereinan<strong>der</strong> in Viererreihen wie<strong>der</strong>. Durch die Bil<strong>der</strong>, die dabei<br />
gegeben wurden, fühlte man sich als starkes Ich in einer Gemeinschaft, die dem Feind<br />
trutzt, voll Mut, Kraft und Vertrauen, weil man seinen Platz im Ganzen hatte.<br />
Im 2. Teil erarbeiteten wir dann zahlreiche Übungen im Zusammenhang mit dem Spruch<br />
– „Standhaft stell ich mich ins Dasein…“ – und einer dazu passenden Musik: zunächst<br />
erfuhren wir den Spruch „körpergeografisch“ mit den dazu gehörigen Gesten und Stellungen,<br />
leiteten daraus den Fünfstern ab und entwickelten daraus wie<strong>der</strong>um eine<br />
Raumform. Diese wurde im Gruppenzusammenhang (Reihenaufstellung/Vierecke) zur<br />
Musik mit <strong>der</strong> Kreisform in schneller Weise abgewechselt – Koordination, Beweglichkeit,<br />
Aufmerksamkeit, Geistesgegenwart und Erfolgsfreude wurden uns zum Erlebnis, wenn<br />
es gemeinsam gelang. Was wünscht man Schülern mehr?<br />
Birgit Thiersch<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Angabe <strong>der</strong> Kursleitung<br />
In diesem Kurs ging es um das Entdecken <strong>der</strong> Lautstimmungen in den verschiedenen<br />
Begegnungen.<br />
Danuta Perennes (FR)<br />
19
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Angabe <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Bewusstseinsschritte in <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong>: vom Erinnern (Jambisch-Trochäisch) über das<br />
Fühlen ( Vokale) zum Schauen (Abfotografieren).<br />
Brigitte v.Roe<strong>der</strong> (CH)<br />
Gruppe 13<br />
Ich und Du und IAO<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Kurzbericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Dem Bühneneurythmisten kam insbeson<strong>der</strong>e die Aufgabe zu, den Teilnehmern raumgreifende,<br />
lebensgetränkte Erlebnisse und Energien nahe zu bringen.<br />
Helgo Zücker (DE) für Benedikt Zweifel (DE)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Benedikt Zweifel vertiefte vor allem das IAO bis hinein in sein Aufscheinen in den Worten<br />
„Iohannes“ und „Iehova“. Seine Bezüge zum Denken, Fühlen und Wollen und seine Farben<br />
vor allem in <strong>der</strong> Bewegung wurden erlebbar.<br />
Ulf Matthiesen<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Kurzbericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Am zweiten Tag wurde das Anliegen <strong>der</strong> Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik anhand von<br />
menschenkundlich untermauerten Übungen im Spektrum von direkten und indirekten<br />
Methoden des Unterrichtens in den Mittelpunkt gerückt.<br />
Helgo Zücker (DE) für Kjell-Johan Häggmark (DE)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Kjell-Johan Häggmark führte nach sehr anregenden Vorübungen (u.a. zum Erlebnis des<br />
Luftraumes um unsere bewegte Gestalt) in die Kin<strong>der</strong>garten<strong>eurythmie</strong> ein.<br />
Wie taucht hier die IAO-Übung auf und wird Erlebnis für die Kin<strong>der</strong> ganz aus dem<br />
Bild heraus?<br />
Eine einfache Stabübung brachte spielerisch vielfältige Gestaltungsideen hervor, die in<br />
Gruppen weiter ausgearbeitet und variiert werden sollten.<br />
Ulf Matthiesen<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Kurzbericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Am dritten Tag wurde den Teilnehmern Eurythmie im Sozialen nahegebracht, die sich<br />
sowohl auf Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong> als auch auf traumatisierte erwachsene Menschen bezog –<br />
in unserem Fall insbeson<strong>der</strong>e auf sich in Not befindliche Menschen.<br />
Helgo Zücker (DE) für Bernhard Merzenich (DE)<br />
20
Teilnehmerbericht<br />
Bernhard Merzenich überraschte mit einer Fülle von Übungen aus seinem reichen Erfahrungsschatz<br />
mit Menschen verschiedenster Nationen: Als Einleitung stellte er Klatsch-<br />
und Kugelübungen vor; es folgte nun zum ersten Mal auch das „Ich und Du“ und „Du und<br />
Ich“ (mit umrahmendem Energietanz) wie es im Laut<strong>eurythmie</strong>kurs beschrieben wird –<br />
schnell, frisch und genau gearbeitet; im Anschluss eine Kin<strong>der</strong>garten-Eurythmiestunde<br />
mit dem IAO/ OAI.<br />
Ulf Matthiesen<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Kurzbericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Dem Heileurythmisten kam am letzten Tag die Aufgabe zu, die drei vorangehenden Kurseinheiten<br />
so aufzugreifen, dass möglichst keine Wie<strong>der</strong>holungen, dafür aber möglichst<br />
viel Abrundendes zum Zuge kam. Zudem sollte er nach den Ereignissen des Donnerstagabends<br />
die Teilnehmer mit Hilfe hygienisch-eurythmischer „Griffe“ zu innerer Ruhe und in<br />
<strong>der</strong> Folge zu einer hygienisch-therapeutischen Eurythmie führen.<br />
Helgo Zücker (DE)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Helgo Zücker erschuf von Anfang an eine sehr konzentrierte, verinnerlichte Stimmung<br />
und führte sowohl das IAO wie auch das „Du und Ich“ in eine Vertiefung, die noch einmal<br />
ganz an<strong>der</strong>e Erlebnisebenen eröffnete. Die wohltuende Ruhe, die sich schon in den Demonstrationen<br />
zur Heil<strong>eurythmie</strong> zuvor im großen Saal ausgebreitet hatte, war hier in<br />
allen Übungen <strong>int</strong>ensiv und heilend erlebbar.<br />
Ulf Matthiesen<br />
Gruppe 15<br />
Zentrum und Umkreis<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Die Eurythmie als Bühnenkunst eröffnete den Reigen. Rob Schapink führte anhand dreier<br />
charakteristischer Musikstücke in die Dreiheit von Unten, Mitte und Oben, resp. Wollen,<br />
Fühlen und Denken ein. Er richtete das Augenmerk darauf, dass stets aus <strong>der</strong> Polarität<br />
heraus gearbeitet werden müsste, um sich nicht in den einzelnen Dimensionen zu verlieren.<br />
Die Mittekraft wurde stark angesprochen, um von dort aus in den Umkreis zu gelangen.<br />
Danach übten wir an einigen Zeilen <strong>der</strong> Grundsteinlegung von Rudolf Steiner ebenfalls<br />
die drei Bereiche von Wollen, Fühlen und Denken.<br />
Rachel Mae<strong>der</strong> (CH) für Rob Schapink (CH)<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Am folgenden Tag kam Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik an die Reihe, mit Prosper Nebel. Er<br />
ließ uns an Übungen für die Unter- und Mittelstufe erleben, wie Zentrum und Umkreis<br />
21
durch Begeisterung und Freude wachgerufen werden können. Wir begannen mit einer<br />
Kreuzübung, vier Schritte zum Kreismittelpunkt und zurück, vier nach rechts und zurück,<br />
vier nach links und zurück, dies alles begleitet mit den Gebärden <strong>der</strong> Vokale. Anschließend<br />
wurde das Ganze im Kanon versucht. Eine scheinbar einfache Übung, die es aber in<br />
sich hat und für viel Erheiterung sorgte. Auf ein Präludium von J. S. Bach bewegten wir<br />
uns alle gleichzeitig in fortlaufenden Wellen. Später wurden diese so variiert, dass ein<br />
Einzelner mit <strong>der</strong> Welle begann, ein Zweiter dazu kam, dann ein Dritter und so fort, bis<br />
schlussendlich die ganze Gruppe in Bewegung war. Ein kleines Stück von W. A. Mozart<br />
für „Frage und Antwort“ (Spirale) folgte – bestimmt sehr erheiternd für die Drittklässler.<br />
Danach kamen verschiedene Varianten <strong>der</strong> Übung „Ballen und Spreizen“ – von leicht bis<br />
zum kanonischen Einsetzen in zwei Gruppen. Apollinische Formen in <strong>der</strong> 4. Klasse: Ein<br />
sitzendes Kind (Zentrum) wird umhüllt von einem an<strong>der</strong>en Kind (Umkreis, konkreter<br />
Winkel = Haus) und mit dem Anfangsbuchstaben seines Namens eurythmisch beschenkt.<br />
Wir konnten uns gut vorstellen, dass die Kin<strong>der</strong> mit Herz und Seele dabei sind.<br />
Rachel Mae<strong>der</strong> (CH) für Prosper Nebel (CH)<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Am Donnerstag war Eurythmie im Sozialen an <strong>der</strong> Reihe, mit Rachel Mae<strong>der</strong>. Das Thema<br />
war: „Das Herz als Quellpunkt des Lichtes“. Wir begannen im Kreis mit einer Wurfübung.<br />
Je<strong>der</strong> hatte den weichen Ball einmal zu empfangen und einmal weiterzuwerfen. Hatte <strong>der</strong><br />
letzte den Ball empfangen, war die Aufgabe, diesen denselben Weg zurückzuschicken,<br />
von Teilnehmer zu Teilnehmer. Konzentration war von Anfang an gefragt. Danach lenkten<br />
wir unsere Aufmerksamkeit zu den Füßen, um wach zu werden bis unten. Wir wan<strong>der</strong>ten<br />
höher, zur Verankerung in <strong>der</strong> Hüfte (mit einem Tanz von B. Bartok), weiter bis<br />
zum Sonnengeflecht und zum Herzen, sodass <strong>der</strong> Leib von unten bis oben gut durchwärmt<br />
und ergriffen werden konnte. „Ballen und Lösen“ folgte auf ein Gedicht und wir<br />
wurden aufgefor<strong>der</strong>t, die innere Tätigkeit <strong>der</strong> Umstülpung und des Ausstrahlens wahrzunehmen.<br />
Eine kleine Lautfolge, als Schutzübung für die Mitte, folgte und darauf ein kurzes<br />
Gedicht. Vom Zentrum aus eroberten wir den Umkreis mit Hilfe von Seidentüchern an<br />
Stäben. Zu einer beschwingten Melodie schwangen wir die Fahnen und gaben diese auf<br />
die Motivschwünge weiter, ein Gespräch in Bewegung. Dies wurde weitergeführt mit einer<br />
Übung <strong>der</strong> Lemniskate: Auch hier sollten wir zentriert bleiben, wenn wir in den Umkreis<br />
kamen, stets von <strong>der</strong> Kraft des Herzens ausgehend. Den Schluss bildete eine heitere<br />
Klatschübung mit schnellen Wendungen. Ziel war, die TeilnehmerInnen zu begeistern<br />
und aufzuwecken.<br />
Rachel Mae<strong>der</strong> (CH)<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Der letzte Morgen war <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> gewidmet, mit Magdalena Majorek. Die Punkt-<br />
Umkreis-Meditation war Anlass zu einer Reihe von Übungen. „Ich bin in Gott – In mir ist<br />
Gott“. M. Majorek begann mit „Das Innere hat gesiegt, das Äußere hat gesiegt“. Darauf<br />
bewegten wir uns in zwei Spiralkreisen, Innenkreis und Außenkreis wechselten sich ab,<br />
Zentrum und Peripherie wurden erlebbar. Eine Variation: paarweises Bewegen auf einer<br />
Lemniskate. Dann auch: <strong>der</strong> eine spiralt ein, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e spiralt aus. So entstanden immer<br />
wie<strong>der</strong> neue, unerwartete Erlebnisse. Anhand <strong>der</strong> Farben wurde versucht, die Qualität<br />
zu verstärken.<br />
22
Seitens <strong>der</strong> vielen Teilnehmenden war stets ein freudiges, offenes, <strong>int</strong>ensives Mittun<br />
wahrzunehmen. Es bildete sich eine schöne warme Gemeinsamkeit. Es wäre schön, wenn<br />
auch künftige Tagungen auf diesem Modell basieren. Es för<strong>der</strong>t die Initiativkraft und<br />
schafft einen gesunden Gemeinschaftssinn – das Soziale <strong>der</strong> Künste.<br />
Rachel Mae<strong>der</strong> (CH) für Magdalena Majorek CH)<br />
Gruppe 16<br />
Denken – Fühlen – Wollen<br />
Ecce Homo<br />
„Ja, ich weiß, woher ich stamme,<br />
Ungesättigt gleich <strong>der</strong> Flamme<br />
Glühe und verzehr' ich mich.<br />
Licht wird alles, was ich fasse,<br />
Kohle alles, was ich lasse:<br />
Flamme bin ich sicherlich.“<br />
Friedrich Nietzsche<br />
(Die fröhliche Wissenschaft, "Scherz, List und Rache", Nr. 62)<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Wir hatten eine sehr anregende Arbeitsgruppe mit KollegInnen aus aller Welt und konnten<br />
gemeinsam eine regsame Arbeitsatmosphäre schaffen.<br />
Angeregt durch den Spruch „Ecce Homo“ arbeiteten wir am Tag <strong>der</strong> Eurythmie als Bühnenkunst<br />
mit den drei Seelenkräften, wie sie sich hauptsächlich als reines Denken, Fühlen<br />
und Wollen äußern.<br />
Dann bewegten wir die Fragen, wie die drei Sphären uns helfen können, stärker im Kräftestrom<br />
zu verbleiben und wie sich die Seelendreiheit im Musikalischen durch Tonhöhe,<br />
Tondauer und Tonstärke äußert.<br />
Als weiteren Schritt versuchten wir die schnelle Verwandlung einer Kraft in die an<strong>der</strong>e<br />
ohne die vorhergehende vollständig zu verlieren – dies angeregt durch den zweiten Teil<br />
des Spruches.<br />
Silke Sponheuer (SA)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Silke Sponheuer eröffnete die gemeinsame Arbeit am Thema mit Ballen und Lösen zu den<br />
Gedichtzeilen. Anhand <strong>der</strong> drei Ebenen und <strong>der</strong> Polaritäten <strong>der</strong> Raumesrichtungen wurden<br />
wir an die Seelenqualitäten herangeführt. Wir übten diese schwungvoll, lebendig und<br />
freudig an einem Bachchoral und Ausschnitten einer Brahms-Rapsodie.<br />
Monica Patricia Campion und Jeannette Hengartner<br />
2. Tag –Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Teilnehmerbericht<br />
Michael Werner: Über die Raumerfahrungen <strong>der</strong> Vertikalen und Horizontalen wurden wir<br />
vom dumpfen ins helle Bewusstsein geführt. In <strong>der</strong> Folgeübung durften wir diese Elemen-<br />
23
te mithilfe des fühlenden Wahrnehmens einzeln, zu zweit und in <strong>der</strong> Gruppe erleben.<br />
Thema bei dieser Arbeit war das Erwachen des Kindes zum selbstbewussten Menschen.<br />
Monica Patricia Campion und Jeannette Hengartner<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Teilnehmerbericht<br />
Ina Kornfeld: Sozial-Sein erfor<strong>der</strong>t „Selbstheit“. Zu Anfang übten wir Präsenz und Standhaftigkeit.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Qualitäten und vor dem H<strong>int</strong>ergrund des Gedichts<br />
entwickelten wir Aspekte für ein Miteinan<strong>der</strong> im Sozialen: Wir erlebten, dass das Chaos<br />
durch Vereinbarungen und Gesetzmäßigkeiten überwunden werden kann.<br />
Monica Patricia Campion und Jeannette Hengartner<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Teilnehmerbericht<br />
Pirkko Ollilainen: Beim heutigen Menschen sind diese drei Seelenanteile oft nicht richtig<br />
verbunden. Mit dem IAO, einer Ur-Angabe von R. Steiner zur Wesensglie<strong>der</strong>diagnostik,<br />
übten wir das richtige Verbinden. Einfühlsam suchten wir passende Übungen zur Behebung<br />
von Einseitigkeiten. Ernst und ausdauernd machten wir heilende seelische Übungen,<br />
die im Menschen den Ausgleich und Harmonisierung anregen.<br />
Monica Patricia Campion und Jeannette Hengartner<br />
Gruppe 18<br />
Die beson<strong>der</strong>e Gestaltung des Raumes und <strong>der</strong> Zeit in <strong>der</strong> Eurythmie<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Der Raum in <strong>der</strong> Laut<strong>eurythmie</strong> - Die Zeit in <strong>der</strong> Ton<strong>eurythmie</strong>.<br />
Kann man die Formensprache unterschiedlich erleben?<br />
Die allerersten Anfänge in <strong>der</strong> Laut- und Ton<strong>eurythmie</strong> können wie Urbil<strong>der</strong> erlebt werden<br />
für eine vertiefte Herangehensweise an <strong>der</strong> Erarbeitung von Stücken:<br />
o Das Hinaus-Schreiten in die Beziehung zu den beherrschenden Kräften <strong>der</strong> uns<br />
umgebenden Welt im Alliterationsschritt<br />
o Das Wahrnehmen eines mehr kosmischen Raumes im Empfangen <strong>der</strong> sieben Töne<br />
<strong>der</strong> Ur-Skala im Stehen.<br />
Diese Unterschiede im Ergreifen des eigenen Instrumentes wurden einerseits an einer<br />
Form zu einem Wahrspruch Rudolf Steiners, an<strong>der</strong>erseits an <strong>der</strong> „Doktor-Form" zu einem<br />
Geigensolo von A. Corelli aufgezeigt.<br />
Mirjam Tradowsky (CH)<br />
24
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Wie kann ein Jugendlicher als Zeitgenosse lernen, authentisch und ausdruckstark<br />
plastisch mit dem Raum zu arbeiten und qualitativ mit dem Zeitfluss umzugehen?<br />
Paul Klee: „Kunst macht sichtbar“. Die Qualität von Raum und Zeit kann in differenzierter<br />
Weise erlebt werden, wenn <strong>der</strong> Mensch sich seiner eigenen Präsenz gewahr wird.<br />
o Bewegungssinn, Tastsinn, Sehsinn, Hörsinn, Gleichgewichtssinn und Lebenssinn<br />
ermöglichen die konkrete Raumerfahrung.<br />
o Zeiterfahrung ist Prozesswahrnehmung. Das Erleben von Zeitablauf und Kontinuum<br />
setzt innere Aktivität des Menschen voraus.<br />
Die beiden unterschiedlichen Erfahrungswelten und ihre Verbindung wurden im Kurs erlebbar<br />
anhand unterschiedlicher Bewegungsarten, durch Fokussieren auf Raumesrichtungen<br />
und Zwischenräume, durch die Evolutionsreihe und eine Bewegungsstudie an<br />
Rose Auslän<strong>der</strong>s Gedicht „Keine Zeit“.<br />
Ein Fünfstern zu zweit machte spürbar, wie die Begleitung durch einen An<strong>der</strong>en die eigene<br />
Präsenz zu verstärken vermag.<br />
Christiane Brunk (DE)<br />
3. Tag –Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Wie gestaltet unsere Sprache den Raum zwischen uns?<br />
Findet das, was <strong>der</strong> An<strong>der</strong>e uns sagen will Gehör – findet es einen freien Raum<br />
und freie Zeit, um sich zu ent-wickeln?<br />
Durch eurythmische Elemente erschließt sich die Kunst <strong>der</strong> Kommunikation. Gespräch<br />
findet statt in Raum und Zeit. Unsere Intention gestaltet den Raum zwischen uns. Elementare<br />
Bewegungs- und Begegnungswahrnehmungen und Übungen an den Vokalstimmungen<br />
<strong>der</strong> fünf Vokale schufen Aufmerksamkeit dafür, wie sich <strong>der</strong> Raum zwischen<br />
Menschen verän<strong>der</strong>t, wenn die eigene Intention sich än<strong>der</strong>t. Fünf Minuten, in denen jeweils<br />
einer einem An<strong>der</strong>en „Gehör schenkte“, brachten konkrete Erfahrungen eines Freiraumes,<br />
in dem sich die eigene Sprache verwandeln konnte. Einfachste eurythmische<br />
Grundlagen wurden so zum Geburtshelfer für elementare Erlebnisse von Raum und Zeit.<br />
Hannah Hartenberg (DE)<br />
4. Tag –Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
In je<strong>der</strong> Krankheitssituation verän<strong>der</strong>t sich das Raum-Zeit-Erleben in spezifischer Weise.<br />
Wie kann dies in <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> aufgegriffen, gestaltet und<br />
verwandelt werden?<br />
Zeit ist nicht nur <strong>der</strong> gleichmäßige Verlauf auf <strong>der</strong> Zeitachse. „Zum Raum wird hier die<br />
Zeit“ sind die Worte aus Wagners Parzival. Dieser neue Raum ersteht, wenn <strong>der</strong> Zeitstrom<br />
zur Ruhe kommt. In diesem Raum ist <strong>der</strong> Quellort <strong>der</strong> heileurythmischen Bewegung<br />
– bewusst ergriffen, gestaltet, dynamisiert und rhythmisiert.<br />
Dieser Ansatz wurde im Kurs anhand <strong>der</strong> Übungen IAO, an einem Mozartthema, am Hexameter,<br />
an <strong>der</strong> Übung UB und <strong>der</strong> „Zeit-Raum-Uhr“ erarbeitet.<br />
Fröydis Lutnaes-Mast (DE)<br />
25
Gruppe 19<br />
Die Kunst <strong>der</strong> Eurythmie als verbindende und ausgleichende Kraft<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Teilnehmerbericht<br />
Wie arbeitet ein Eurythmist in einer Form mit dem Raum?<br />
Wie entsteht eine Form dank <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong>jenigen, die sie gestalten?<br />
Wie ist es möglich, mit <strong>der</strong> Hilfe von Rhythmus, uns selbst besser in unserer<br />
Leiblichkeit zu empfinden und die Gemeinschaft zu erleben?<br />
Das sind einige <strong>der</strong> Fragen, die uns beschäftigten und die wir in unserer Arbeitsgruppe<br />
am ersten Tag unter <strong>der</strong> Leitung von Alois W<strong>int</strong>er zu beantworten versuchten. Für einen<br />
Text von Nelly Sachs suchten wir nach einem Ausdruck im Räumlichen, <strong>der</strong> den Bil<strong>der</strong>n<br />
aus dem Gedicht entspräche. Mit Hilfe von Rudolf Steiners Wochenspruch, konnten wir<br />
erleben, wie wichtig die Ganzheit ist, die erst die einzelnen Elemente in den Vor<strong>der</strong>grund<br />
bringt. Nach <strong>der</strong> eurythmischen Arbeit wurde viel und lebhaft über die künstlerische Arbeit<br />
gesprochen.<br />
Jitka Radová und Lucie Ko<strong>der</strong>ová<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Teilnehmerbericht<br />
Am nächsten Tag erinnerten wir uns an unsere eurythmische Jugend mit Horst Krischer.<br />
Wir probierten verschiedene Übungen für Kin<strong>der</strong> unterschiedlichen Alters. Wir hatten<br />
wie<strong>der</strong> die Gelegenheit uns in <strong>der</strong> entstehenden Form zu empfinden, die diesmal von den<br />
Schülern selbst gestaltet war.<br />
Jitka Radová und Lucie Ko<strong>der</strong>ová<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Teilnehmerbericht<br />
Am dritten Tag fand eine erfrischende Begegnung mit Konstanze Gundudis statt. Von<br />
Anfang an war klar, gleich bei <strong>der</strong> Begrüssung mit den Blumen, dass es in <strong>der</strong> Eurythmie<br />
im Sozialen vor allem um Kontaktaufnahme geht, sei es nun zwischen den Menschen<br />
o<strong>der</strong> mit dem eigenen Körper, <strong>der</strong> vielleicht nicht mehr so gut „dient“. Trotzdem wäre es<br />
wichtig, ihn mit Liebe und Ehrfurcht anzunehmen.<br />
Jitka Radová und Lucie Ko<strong>der</strong>ová<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Teilnehmerbericht<br />
Die letzte Begegnung war mit Barbara Trapp und <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong>. Einige Übungen<br />
machten wir paarweise, an<strong>der</strong>e in stiller Konzentration. Wir erfuhren, wie wichtig es ist,<br />
die Beine in die Übungen einzubinden, sogar bei Patienten, die sich nur sehr begrenzt<br />
bewegen können.<br />
Jitka Radová und Lucie Ko<strong>der</strong>ová<br />
26
Gruppe 20<br />
Die vier Elemente in <strong>der</strong> Eurythmie als Bühnenkunst, <strong>der</strong> Eurythmie<br />
in <strong>der</strong> Pädagogik, <strong>der</strong> Eurythmie im Sozialen und <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong><br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Zum Aufwärmen arbeiteten wir zuerst mit den Füssen: Wir schritten so, dass wir die Erde<br />
in ihrer Tragkraft fühlen und begrüßen konnten.<br />
Dann arbeiteten wir mit <strong>der</strong> Schwerkraft: In das Tragen lebten wir uns ein, indem wir uns<br />
vorstellten durch das Element des Wassers o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Luft zu gehen. Im Heben erlebten<br />
wir das Feuer als Revolte gegen die Schwerkraft.<br />
„Druck“ und „Zug“, die Grundkräfte im Dialog <strong>der</strong> eigene Bewegung mit <strong>der</strong> Peripherie,<br />
erfuhren wir im Kreis: Alle Teilnehmer standen Schulter an Schulter, die Arme dicht aneinan<strong>der</strong>,<br />
um den Druck zu spüren. Dann lösten wir die Berührung ganz leicht und <strong>der</strong> Zug<br />
des Umkreises wurde spürbar. Wir folgten ihm.<br />
In dem Umkreis <strong>der</strong> immer luftigeren Worte gingen wir zur Musik über: „Le vent sur la<br />
plaine“ von C. Debussy. Die Aufgabe lautete, im ruhigen Stehen innerlich alle Impulse<br />
<strong>der</strong> Musik zu erleben. Im Zurückhalten <strong>der</strong> Bewegung wurde das Luftige in einem selbst<br />
geweckt.<br />
Wir arbeiteten an den unterschiedlichen Ansätzen, aus dem Zentrum und aus <strong>der</strong> Peripherie<br />
heraus sich zu bewegen. Alle Übungen wurden in zwei Gruppen ausgeführt, angeschaut<br />
und die jeweilige Wirkung beschrieben. Damit rückte vor allem <strong>der</strong> Bühnenaspekt<br />
ins Zentrum, dass Menschen die Eurythmie anschauen und die Wirkung reflektieren. Auf<br />
diese Weise arbeiteten wir gemeinsam an dem Stil des Stückes.<br />
Gia van den Akker (IT)<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Der Rubikon: erstes Ankommen und sich wohlfühlen im Leib durch den Umgang mit den<br />
vier den Elementen zuzuordnenden Konsonantengruppen.<br />
Voraussetzung für eine wirkungsvolle Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n ist u.a. das innerliche Nachempfinden<br />
des Bewegungsgefühles einer bestimmten Altersstufe.<br />
So begannen wir mit einer eurythmischen Grundübung, um den Moment nachzuempfinden,<br />
in dem das Kind aus dem träumenden, nachahmenden Bewusstsein für die eigene<br />
Bewegung aufzuwachen beginnt.<br />
Der Prozess des Aufwachens für die Laute wird durch das häufige Üben von Lautwie<strong>der</strong>holungen<br />
mit jeweils an<strong>der</strong>en Bil<strong>der</strong>n geför<strong>der</strong>t. Als Beispiel dienten Texte zu den vier<br />
Elementen.<br />
o Um das Erdige in die Bewegungserfahrung zu bringen wurden alle Stoßlaute des<br />
entsprechenden Textes eurythmisiert,<br />
o Das Wässrige wurde durch den Laut L in den verschiedensten, dem Text angehörigen<br />
Bil<strong>der</strong> variiert.<br />
o Das R wurde entsprechend dem Luftigen ausgeführt.<br />
27
o Alle Blaselaute standen für das Feurige.<br />
Kin<strong>der</strong> können schließlich lange Texte aus <strong>der</strong> Nachahmung heraus eigenständig ausführen.<br />
Die Verbundenheit <strong>der</strong> Bewegung mit dem Leibgefühl auf <strong>der</strong> einen Seite und <strong>der</strong> klingenden<br />
Sprache auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite führen die Kin<strong>der</strong> im Laufe des Prozesses zum<br />
Erkennen eigener Bewegungen als Laute des Alphabetes. Dieser Aufwachmoment findet<br />
bei den einzelnen Kin<strong>der</strong>n ganz individuell statt.<br />
Doch auch die Füße <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> werden geschult: Sie lernen in bestimmten Formen zu<br />
laufen, die <strong>der</strong> Erde, dem Wasser, <strong>der</strong> Luft und dem Feuer entsprechen.<br />
Helga Daniel (NL)<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Kommunikationsprozesse entdecken und gestalten über die vier Elemente in den vier<br />
Lautgruppen.<br />
Zum Aufwärmen gehen wir – wir wecken die Füße auf, die Wirbelsäule, die Arme, den<br />
Kopf.<br />
1. Phase:<br />
Die Bewegung und den Raum entdecken. Mit weichen, gelassenen, empathischen Bewegungen<br />
durch den Raum gehen. Alles wird bewegt, Füße, Arme, Gestalt. Erst ganz bei<br />
sich selber sein, dann die an<strong>der</strong>en Menschen und ihre Bewegungen wahrnehmen. Auf<br />
einen Klang hin die Bewegung stoppen: „freeze“.<br />
Allmählich das Stoppen gestalten – etwas festigen, stärken, eine Haut bilden (B).<br />
Als nächstes Raum Schaffen beim Stoppen, ihn etwas nach außen erweitern, größer werden,<br />
(G). Beides abwechseln.<br />
Jetzt diese Qualitäten in Zweiergruppen bewegen.<br />
Dah<strong>int</strong>er steht das erdige Element in den Stoßlauten (B, G). Die Bewegung wird geformt.<br />
2. Phase:<br />
Nun geht es darum, die Bewegung aus einer gehaltenen, dichten Gestalt herauszulösen,<br />
zu befreien. Das lässt sich in verschiedene Richtungen gestalten – die Anregungen gehen<br />
zu den Blaselauten H, F, S, die die Qualität des Feuers repräsentieren.<br />
3. Phase:<br />
Entwicklung einer stets gestalteten, immer verwandelnden Bewegungsqualität. Schwere<br />
und Leichte verwandeln sich ineinan<strong>der</strong>, vorne und h<strong>int</strong>en, oben und unten. Wahrnehmung<br />
ganz im Prozess (L). Dieses nun auch im Gehen bewegen: erst alleine, dann mit<br />
Bezug zu den an<strong>der</strong>en, zuletzt in Zweiergruppen.<br />
Der Wellenlaut repräsentiert die Qualität des Wassers.<br />
4. Phase:<br />
Die an<strong>der</strong>e Möglichkeit einer stets gestalteten, sich verwandelnden Bewegung ist das R.<br />
Der Zitterlaut beinhaltet die Qualität <strong>der</strong> Luft.<br />
28
5. Phase:<br />
Es werden kleine Gruppen gebildet. Je<strong>der</strong> entscheidet für sich, welche drei Lautqualitäten<br />
er <strong>der</strong> Reihe nach seiner Bewegungsimprovisation zugrunde legt. Es folgt eine spontane<br />
„Aufführung“: Je<strong>der</strong> geht durch seinen Prozess, nimmt die an<strong>der</strong>en Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />
wahr und reagiert so weit wie möglich und gewünscht auf sie. Die an<strong>der</strong>en Teilnehmer<br />
beobachten diese kleinen Performances.<br />
Nach je<strong>der</strong> Phase gibt es einen kurzen o<strong>der</strong> längeren Austausch zum Reflektieren. Die<br />
Improvisationsgruppen am Ende zeigen, obwohl sie spontan entstehen, sehr deutlich wie<br />
vielschichtig das Thema „Kommunikation“ ist und regen an, weiter daran zu arbeiten.<br />
Gerade weil die Übschritte nicht auf einen konkreten Kommunikationsprozess o<strong>der</strong> –<br />
Konflikt bezogen sind, gibt es viel Freiraum zum Entdecken und Entwickeln von Kommunikationsmöglichkeiten.<br />
Andrea Heidekorn (DE)<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Wie erscheinen die vier Wesensglie<strong>der</strong> in den Lauten W, R, L, D?<br />
Wir fingen mit dreiteiligem Schreiten im Kreis auf ein kleines Gedicht („Erde, ich spüre<br />
dich...“) an.<br />
Anschließend schritten jeweils zwei nebeneinan<strong>der</strong>: Der eine versuchte den Schritt des an<strong>der</strong>en<br />
wahrzunehmen und in die eigene Bewegung aufzunehmen. Dem ersten wurde so seine<br />
Art zu Schreiten gespiegelt.<br />
Wir eurythmisierten das holländische Wort WERELD auf einer Kreisform. In den Lauten dieses<br />
Wortes sind alle vier Elemente vertreten.<br />
In einem nächsten Schritt suchten wir nach dem therapeutischen Wert jedes dieser Laute<br />
anhand von heileurythmischen Übungen:<br />
o Das W führten wir wie eine Lemniskate durch die ganze Gestalt.<br />
o Das R wurde in Form des „rhythmische R“ ausgeführt.<br />
o Das L wurde gemäß den vier Phasen <strong>der</strong> Jahreszeiten bewegt, die jede ein eigenes<br />
Wirkungsgebiet haben: vitalisierend, ich-stärkend, Innen und Außen verbindend, sich<br />
mit <strong>der</strong> Schwere verbindend.<br />
o Entsprechend suchten wir beim D.<br />
Bei den Konsonanten achteten wir auf das „Abfotografieren“.<br />
Zum Schluss machten wir die große heileurythmische E-Übung miteinan<strong>der</strong>.<br />
Irene Pouwelse (NL)<br />
29
Gruppe 21<br />
Hallo Füße…<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Teilnehmerbericht<br />
Cornelia Klose begann mit einer Aufwärmübung, durch die wir die Grenzen <strong>der</strong> Füße<br />
wahrnehmen konnten, weil sie die ganze Fußfläche durchwärmte und uns unseren<br />
„Standpunkt“ auf diese Weise fühlbar machte.<br />
1. Übung<br />
Cornelia Klose erläuterte uns, dass die Bewegung beim Schreiten vom 5. Lendenwirbel<br />
aus gesteuert werden muss, um die Beine und Füße bei <strong>der</strong> Übung des Schreitens deutlich<br />
in wacher Präsenz halten zu können. Wir begannen zuerst an uns selber, per Handdruck,<br />
diesen Bereich zu erspüren. Die bewegte Phase dieses „Wachmachens“ wurde als<br />
Partnerübung durchgeführt: einer <strong>der</strong> beiden Partner wurde von dem h<strong>int</strong>er ihm gehenden<br />
Partner durch den Raum geführt, indem dieser ihm eine Hand auf den 5. Lendenwirbelbereich<br />
legte. Der h<strong>int</strong>ere Partner führte durch den Kontakt mit <strong>der</strong> Hand den Vor<strong>der</strong>en.<br />
Dieser musste sehr genau auf den Handkontakt am Rücken „lauschen“ und sich führen<br />
lassen und seine Beine und Füße fühlen, bis ein warmer Strom vom Lendenwirbelbereich<br />
durch die Beine bis in die Füßen spürbar wurde: wirkliches Verbunden-Sein von <strong>der</strong><br />
Hüfte abwärts – ein sehr angenehmes und belebendes Gefühl. .<br />
Beide Partner führten und wurden geführt – beide Rollen ermöglichten ganz verschiedene<br />
Erfahrungen.<br />
2. Übung:<br />
Wir sollten beim Anhören einer Tonleiter (in diesem Fall C- Dur) von <strong>der</strong> Prim zur Oktav –<br />
die Töne von den Füßen aufwärts im Leib zu lokalisieren versuchen.<br />
Welcher Bereich des Leibes korrespondiert mit dem gehörten Ton?<br />
O<strong>der</strong> konstruiere ich etwas aus dem „Wissen“ über die Intervalle?<br />
Jede/r einzeln spürte dem Klang im Leib nach. Daraus entwickelte sich eine Partnerübung,<br />
bei <strong>der</strong> einer dem an<strong>der</strong>en durch Entlangstreichen an den Beinen und am Rücken<br />
die Stellen verdeutlichen sollte, wo er/sie selber die Klänge erlebt hatte – und vice versa.<br />
Eine sehr <strong>int</strong>eressante Tonhöhen-Übung, die den Klang am, im und mit dem Leib schwingen<br />
ließ.<br />
Elisabeth Rieger<br />
Gruppe 22<br />
Schreiten: Bewusstes Arbeiten an <strong>der</strong> Schwere und Leichte<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Durch Übungen wurde daran gearbeitet, das eurythmische Instrument (Körper) zu wecken<br />
und zu sensibilisieren für Leichte und Schwere in <strong>der</strong> Gestalt, in <strong>der</strong> Bewegung und<br />
im Raum, hinführend zur Differenzierung des Schrittes. Anhand des „Erlkönigs“ von Goe-<br />
30
the wurden die verschiedenen Schritt- und Bewegungsqualitäten in den drei Bereichen<br />
geübt.<br />
Ursula Heusser (DE)<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Im übenden Tun wurde erlebt, wie sich das Kind im Laufe des Eurythmie-Unterrichtes<br />
durch die Schritt- und Rhythmusübungen im Spiel mit <strong>der</strong> Schwerkraft allmählich frei und<br />
beherrscht bewegen lernt.<br />
Veronika Ryser (CH)<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Forschungs<strong>berichte</strong> über Eurythmie in sozialen Zusammenhängen (Bauarbeiter, Aufführende<br />
und Publikum bei einer Eurythmie-Tournee).<br />
Praktisches Üben an Spiralen als Bild für die Vereinzelung einerseits und die Fähigkeit,<br />
die Welt wahrzunehmen, an<strong>der</strong>erseits.<br />
Christine Kahlhammer (AT)<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong>:<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Im ruhigen dreiteiligen Schreiten sich selber wahrnehmen und im Angleichen an den<br />
Nachbarn An<strong>der</strong>sartigkeiten erleben.<br />
Variationen <strong>der</strong> Beinstellungen in <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong>-Praxis erkunden.<br />
Die grosse I-Übung als Schlüssel für das Schreiten erleben.<br />
Ursula Järvi (CH)<br />
Gruppe 24<br />
Die Mitverantwortung des Einzelnen<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Carina Schmid stieg ein mit IAO und „Ballen und Spreizen“. Alles begleitete sie mit sehr<br />
feiner Musik: Arvo Pärt und Beethoven. Mit knappen, freilassenden, inspirierenden Angaben<br />
hat sie die Gruppe <strong>der</strong> etwa 25 Personen angeregt. Die Mitverantwortung des Einzelnen<br />
war die tragende Instanz, aus <strong>der</strong> je<strong>der</strong> seinen Einsatz bei <strong>der</strong> Arbeit steuern sollte.<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Aufmerksamkeit stand die Eigeninitiative, die jede Angabe neu belebt<br />
und das Gemeinsame aus dem freien Spiel entstehen lässt.<br />
Cristi Heisterkamp (DE) für Carina Schmid (CH)<br />
31
Teilnehmerbericht<br />
Wie kann ich als Eurythmieanweisen<strong>der</strong> nicht nur Nachahmern und Ausführern<br />
gegenüberstehen, son<strong>der</strong>n künstlerische Eigenaktivität wecken?<br />
Eigentlich ging es darum, wie eine Gruppe von Eurythmisten in ein gemeinsames Üben<br />
und Gestalten eines Kunstwerks einsteigen kann. Carina Schmid gab uns die Möglichkeit,<br />
durch ihre klaren, bildhaften Anweisungen die eurythmische Bewegung von Wärme getragen,<br />
innerlich-seelisch zu ergreifen und in einen gemeinsamen Strom zu führen. Da<br />
war die Eigenaktivität jedes einzelnen aufgerufen.<br />
Bei den verschiedenen Übungen sollten wir auch auf unser Wahrnehmen achten:<br />
Wann bin ich nur auf mich bezogen, wann auf einen Partner und auf eine Gruppe<br />
zu dritt o<strong>der</strong> viert und wie nehme ich wie<strong>der</strong> den ganzen Kreis wahr, ohne mich<br />
selber zu verlieren?<br />
Aus dem reichen Angebot möchte ich einen Übungsaufbau beschreiben:<br />
Wir stehen im Kreis und machen das IAO.<br />
I: sich aufrichten als Persönlichkeit, freudig<br />
A: sich dem göttlichen Raum öffnen, Kraft daraus empfangen (nach h<strong>int</strong>en neigen)<br />
O: das Empfangene in die Welt geben; hier ist es unser Kreis, <strong>der</strong> Substanz empfängt<br />
(nach vorne neigen)<br />
Steigerung: I A.O mit Gebärden und Bewegung im Raum und die rote Farbe einbeziehen<br />
Das I mit rotem Schleier: ein Gefühl <strong>der</strong> Freude durch sich in die Welt schicken, aufrichten,<br />
sich strecken<br />
Das A: Einatmung in den Glie<strong>der</strong>n, herunterkommen zur Erde<br />
Das O mit rötlichem Kleid: Bewegung mit Wärme und Liebe, in den Umkreis<br />
Nachdem wir diesen Dreiklang geübt hatten, kam ein Text von Christian Morgenstern<br />
dazu:<br />
„Ich habe den MENSCHEN gesehn in seiner tiefsten Gestalt,<br />
ich kenne die Welt bis auf den Grundgehalt.<br />
Ich weiß, daß Liebe, Liebe ihr tiefster Sinn,<br />
und daß ich da, um immer mehr zu lieben, bin.<br />
Ich breite die Arme aus, wie ER getan,<br />
ich möchte die ganze Welt, wie ER, umfahn.“<br />
Er passte zu <strong>der</strong> Stimmung des IAO. Man konnte dieses dreimal h<strong>int</strong>ereinan<strong>der</strong> machen.<br />
Nun folgt noch ein Beispiel aus <strong>der</strong> Ton<strong>eurythmie</strong>, aus einer Klaviersonate von Beethoven:<br />
Nachdem wir die Tonhöhe als Ein- und Ausatmen <strong>der</strong> Bewegung geübt hatten, stellten<br />
wir uns so auf, dass wir alle nach vorne schauten. Eine Person führte von vorne die<br />
Gruppe an mit einer improvisierten Form, die an<strong>der</strong>en machten es nach. Dann führte<br />
eine an<strong>der</strong>e Person ihre Form an und so weiter. Sinn dieser Übung war, Interesse für die<br />
Bewegung eines an<strong>der</strong>en Menschen zu entwickeln, indem man seine Bewegung aufnahm<br />
und nachahmte. Wie viel Gutes und Fruchtbares könnte in <strong>der</strong> Eurythmie entstehen,<br />
wenn wir anstatt Kritik, Selbstbehauptung und Rivalität unter Kollegen Interesse, Verständnis<br />
und Liebe entwickeln würden!<br />
In diesen Stunden durfte ich von Neuem erleben, wie schön, stärkend und heilend die<br />
Eurythmie ist und auch Gemeinschaft bildend.<br />
32
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Marc Büche gönnte uns mit seinem Schwung und Humor keinen Zeit-Raum für Ungewissheit.<br />
Flott und begeistert eurythmisierten wir ein Stück nach dem an<strong>der</strong>en, lustvoll<br />
und mit leichtem Sinn. Die Übungen waren sehr unterschiedlich, sodass man am Ende<br />
<strong>der</strong> Stunde eine wohlige Zufriedenheit spürte. Wie verabredet konnten wir im Gespräch<br />
rückblickend und fragend das Geheimnis <strong>der</strong> Mitverantwortung in <strong>der</strong> Pädagogik näher<br />
beleuchten. Es war stark zu erleben, wie man sich ganz mit dem Lehrer im Rahmen einer<br />
solchen Stunde identifiziert, wie viel weniger man „bei sich“ ist. In diesem Miteinan<strong>der</strong><br />
schien etwas vom Geheimnis <strong>der</strong> Pädagogik durchzuschimmern.<br />
Cristi Heisterkamp (DE) für Marc Büche (AT)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Marc Büche, Lehrer an <strong>der</strong> Waldorfschule in Salzburg, machte mit uns lebendige, fröhliche<br />
Eurythmie für die verschiedenen Altersstufen. Wichtig ist, dass das, was wir mit den<br />
Schülern machen, sie seelisch ergreift. Macht <strong>der</strong> Lehrer selber mit Freude Eurythmie, so<br />
können die Kin<strong>der</strong> auch e<strong>int</strong>auchen. Nicht viele Erklärungen geben, son<strong>der</strong>n die Kin<strong>der</strong><br />
direkt in die Bewegung hineinführen, ist ein gutes Mittel; denn <strong>der</strong> Kopf möchte nicht<br />
Eurythmie machen.<br />
Anweisungen, die anregen und die Mitverantwortung wecken, sind zum Beispiel:<br />
o „Ich möchte sehen, was ich höre" (von <strong>der</strong> Musik o<strong>der</strong> Sprache) o<strong>der</strong><br />
o „Wir zeigen einan<strong>der</strong>, was die Musik sagt."<br />
Eine Form kann aus freiem Bewegen langsam entstehen: z.B. im Raum umhergehen,<br />
suchen und wie<strong>der</strong> zu seinem Platz zurückkehren. Eurythmische Spiele wecken beson<strong>der</strong>s<br />
die Eigenaktivität und machen Spaß: z.B. in einem dafür geeigneten Musikstück<br />
rasch abwechselnd den Rhythmus stampfen und mit den Armen im leichten Laufen die<br />
Tonhöhe bewegen. Dann in zwei Gruppen teilen: Die mit dem schreitenden Rhythmus<br />
versuchen die leicht Beweglichen <strong>der</strong> Melodie zu fangen. Wer gefangen wird, muss sich<br />
setzen.<br />
Beson<strong>der</strong>s anregend und harmonisierend waren die Übungen, die auf verschiedene Arten<br />
von Ballen – Lösen o<strong>der</strong> Ballen – Spreizen aufgebaut waren, entsprechend den Altersstufen.<br />
So erlebten wir, wie Eurythmie-Unterricht in <strong>der</strong> Schule fröhlich und lebendig sein<br />
kann.<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Cristi Heisterkamp nützte die Eurythmie, um – wie es in Sozialen Arbeitsfel<strong>der</strong>n meistens<br />
<strong>der</strong> Fall ist – an<strong>der</strong>e Gebiete zu beleuchten. Über den Klang einer den meisten unbekannten<br />
Sprache (spanisch) sind wir zu einem Erlebnis dieser Sprache gekommen. Dann wurden<br />
wir als Zweijährige durch ein „Spiel-Lied“ bewegt um im Anschluss, mit saftigen<br />
Orangen gewappnet, einem vorangegangenen u.U. langen Sitztag eine lemniskatische<br />
Variation entgegenzusetzen. Hier lag die Mitverantwortung eher in <strong>der</strong> Anpassung und<br />
Flexibilität die Eurythmie nicht als einen Fremdkörper zu erfahren, damit sie fruchtbar<br />
wirken konnte.<br />
Cristi Heisterkamp (DE)<br />
33
Teilnehmerbericht<br />
Christi Heisterkamp, gebürtige Argentinierin und in Deutschland tätig, zeigte uns drei<br />
Beispiele aus ihrem Berufsleben. Eines davon sei hier beschrieben: Wir sollten erleben,<br />
wie es ist, wenn Kin<strong>der</strong> in einer Sprache, die sie nicht kennen, in die Eurythmie eingeführt<br />
werden. So wurden wir direkt in eine spanische Eurythmie-Stunde geworfen. Eine<br />
Erzählung in <strong>der</strong> schönen spanischen Sprache wurde mit ausdruckskräftigen Gebärden<br />
begleitet. Wörter und Sätze wie<strong>der</strong>holten sich mehrmals, dazu dieselben lustigen Bewegungen,<br />
wie zum Beispiel „Salto" mit Sprung und L. Plötzlich merkte ich: Das ist doch<br />
das Märchen vom „Dicken fetten Pfannkuchen"! Plastisch und musikalisch prägte es sich<br />
ein, mit Humor und Heiterkeit.-So möchte auch ich noch eine neue Sprache lernen.<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong>:<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Barbara Lampe ließ uns sehr konkret in die Heil-Form des IAO einsteigen, damit wir uns<br />
anschließend in ein konkretes Krankheitsbild einleben konnten. Wir arbeiteten zu zweit.<br />
Mal waren wir Patient, mal Therapeut. Dabei machten wir sanfte, erhellende Erfahrungen.<br />
Das Gespräch wurde <strong>int</strong>ensiv genutzt, um die unterschiedlichen Bereiche zu beleuchten.<br />
Der Fähigkeit dieser Gruppe war es zu verdanken, dass es gelang, sowohl ein eurythmisches<br />
„Motto“ durchzutragen (IAO), die Gesprächsform zu kultivieren und auch die alles<br />
verbindende Eurythmie ganz präsent zu haben.<br />
Cristi Heisterkamp (DE) für Barbara Lampe (DE)<br />
Teilnehmerbericht<br />
Barbara Lampe, Heileurythmistin in <strong>der</strong> Klinik Lahnhöhe, führte uns in diesem Bereich<br />
ein.<br />
Die Bewegung <strong>der</strong> Laute in <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> geschah in ihrem eigenen Tempo und ihrer<br />
eigenen Art. Es war deutlich wahrzunehmen, dass es um eine Vertiefung und ein Raum-<br />
Schaffen für die Wirksamkeit des Lautes in jedem einzelnen Menschen ging. Barbara<br />
Lampe <strong>berichte</strong>te, welche Bedeutung es hat, dass das Urbild des Lautes, des Tierkreisbildes<br />
o<strong>der</strong> des Planeten im Bewusstsein des Therapeuten bei <strong>der</strong> Ausübung des Lautes<br />
anwesend ist. Sie veranschaulichte dann anhand eines Patienten-Beispiels deutlich, wie<br />
stark die Imaginativsphäre <strong>der</strong> Lautbildung auf den Patienten einwirken kann.<br />
Der Nachklang eines Lautes und die Ruhe nach einer Sequenz von Bewegungen spielen<br />
eine wichtige Rolle. Die exakte Wahrnehmung des Patienten in seinem ganzen Sein, aber<br />
auch natürlich in seinen Bewegungen ist äußerst wichtig in <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong>. Die Stunde<br />
bei Frau Lampe war durch ihren heileurythmischen Inhalt allein schon eine kleine heilende<br />
Stunde.<br />
Annette Beisswenger<br />
34
Gruppe 25<br />
Vokale zwischen künstlerischem Ausdruck und heilen<strong>der</strong> Wirkung,<br />
die gleichzeitig einen sozialen Raum erschaffen und Kin<strong>der</strong> in ihrer<br />
Entwicklung unterstützen<br />
Wir baten die Teilnehmer in den Gruppen jeden Tag ein paar Worte über die gemachten<br />
Erfahrungen zu schreiben. Im Folgenden Eindrücke und Erfahrungen aus unserer Gruppe:<br />
Teilnehmerkommentare<br />
Wir arbeiteten in einer Art zusammen, dass die Frage eines einzelnen zur Frage aller<br />
wurde, das Bedürfnis eines einzelnen zum Bedürfnis aller. Gemeinsam kamen wir zu einem<br />
Zuhören, das es demjenigen, <strong>der</strong> sprach, ermöglichte seine innersten Gedanken und<br />
Gefühle auszudrücken bis hin zu Dingen, von denen er vorher selbst nichts gewusst hatte.<br />
Sie treffen und die Zusammenarbeit in und mit unserer Gruppe erfüllte mich mit einem<br />
warmen hoffnungsvollen Gefühl, wie sie einan<strong>der</strong> dazu verhelfen können die zu sein,<br />
die sie sind o<strong>der</strong> werden wollen.<br />
1. Tag – Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Wir begannen damit, die Qualitäten von Farben durch ein inneres Bild, eine Stimmung<br />
und eine Körperhaltung zu erfahren und auszudrücken. Wir erforschten die musikalischen<br />
Qualitäten <strong>der</strong> Vokale, indem wir uns zu einem schwedischen Gedicht bewegten. Wir folgten<br />
Steiners Angaben zur schwedischen Sprache, indem wir die Vokale verwendeten, um<br />
die Steigerung in dem Gedicht auszudrücken. Im zweiten Teil erkundeten wir den dramatischen<br />
Ausdruck <strong>der</strong> Vokale. Wir arbeiteten mit dem hoch dramatischen Teil des numerischen<br />
Mythos „Innanas Abstieg”<br />
Charlotte Weber-Krantz (SE)<br />
Teilnehmerkommentare<br />
„Wir bewegten uns zu den Vokalen in lebendigen Bewegungen in <strong>der</strong> Zeit, steigend und<br />
fallend wie Musik; auch die Seelenbewegungen steigend und fallend – manchmal in <strong>der</strong><br />
Sonne manchmal im Schatten."<br />
„Ich erfuhr mich selbst als sehr eindimensional: Die apollinischen Formen fühlten sich<br />
leicht an, aber die dionysischen Qualitäten, die mit Blut und Drama verbunden sind,<br />
konnte ich mir nicht abringen."<br />
2. Tag – Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Wir begannen mit geometrischen Formen (Gesten) und erfuhren den Zusammenhang<br />
zwischen <strong>der</strong> Vokalqualität und reinen geometrischen Gesten; Planetenvokale; die Farben,<br />
die uns transformieren, scheinend aus dem schaffenden Raum; Erforschung von<br />
Raumformen für AU und EI.<br />
Regula Nilo-Schulthess (SE)<br />
Teilnehmerkommentare<br />
„Ich atmete Dunkel und Licht,<br />
Planeten färbten das All –<br />
35
Form von außen<br />
Seelenwachstum innen –<br />
ich selbst."<br />
von einer Elftklässlerin<br />
„Ich erfuhr unterschiedliche Grüntöne als wir die Form bewegten."<br />
„Ein Wie<strong>der</strong>sehen mit einem alten Freund; die Vergangenheit begegnete mir aus <strong>der</strong> Zukunft."<br />
„Was die Farben betrifft: ich habe Lieblingsfarben in <strong>der</strong> Eurythmie, in die ich gerne e<strong>int</strong>auche.<br />
An<strong>der</strong>e Farben verlangen einen großen Kraftaufwand, bevor sie sichtbar werden."<br />
3. Tag – Eurythmie im Sozialen<br />
Kurzbericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Zuhören und bereit sein, gleichzeitig zu handeln und sich zu bewegen.<br />
Regula Nilo-Schulthess (SE)<br />
Teilnehmerkommentare<br />
„Aus <strong>der</strong> Ruhe Bewegung – aus <strong>der</strong> Stille Ton / Klang”<br />
„Wir haben einer zum an<strong>der</strong>n hin Flügel aus Wärme: A E U E A U U E A.”<br />
„Es ist möglich, den Körper zu befähigen, dem Bewegungsfluss <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu lauschen;<br />
wach zu sein für den Raum h<strong>int</strong>er mir, in dem die Bewegung im Sozialen lebt – des an<strong>der</strong>en<br />
gewahr zu sein, offen für ihn."<br />
"“Nach <strong>der</strong> Übung breitete sich ein Gefühl tiefen Friedens und tiefer Ruhe aus dem Raum,<br />
ein Gefühl atmen<strong>der</strong> Bewegung und gemeinschaftlichen Seins."<br />
„Der Fluss fließt; wir sind alle sichtbarer und unsichtbarer Teil von vielen. Wir sind da."<br />
„Indem ich meinem Ziel folgte mit meinem Gegenüber in Austausch zu treten, wurde ich<br />
auch <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en um mich gewahr.”<br />
4. Tag – Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Der Wunsch etwas zu verän<strong>der</strong>n, schafft die Möglichkeit unsere Gewohnheiten zu beobachten.<br />
Mach einen Schritt und ruhe. Planetenbewegungen auf ihrem Weg zu Vokalen,<br />
im Inkarnationsprozess von <strong>der</strong> Sonne zum Mond.<br />
Die sehr künstlerische Komposition <strong>der</strong> Vokal-Übungen von Rudolf Steiner: Ton – Bewegung<br />
– Versuch, den Ton innerlich zu hören.<br />
Manja Wodowoz-de Boon (NL)<br />
Teilnehmerkommentare<br />
„Als wir unsere Schritte beobachteten, bemerkte ich, dass ich ziemlich impulsiv bin. Ich<br />
bin nicht aufmerksam, während ich meine Füße hinstelle, ich bin bereits beim nächsten<br />
Schritt."<br />
„Fähig zu sein, die eurythmischen Geste bewusst in den physischen Leib zu bringen.”<br />
36
Gruppe 26<br />
Blüte und Knospe<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Es war eine große Freude zu erleben, wie unkompliziert und offen zusammengearbeitet<br />
werden konnte. Diese Offenheit ermöglichte ein <strong>int</strong>ensives E<strong>int</strong>auchen in die verschiedenen<br />
Ausrichtungen <strong>der</strong> Eurythmie.<br />
Sehr eindrücklich wurden den Beteiligten die vier Gestaltungsbereiche des Eurythmischen<br />
greifbar. Durch die Bemühungen <strong>der</strong> sehr unterschiedlichen Kursgeber, die eurythmischen<br />
Übungen möglichst durch sich selbst sprechen zu lassen, entstand <strong>der</strong> Eindruck<br />
einer sachlichen Ganzheit.<br />
Barbara Derbidge (CH), Daniel Maslen (GB), Tanja Baumgartner (FR),<br />
Anne-Marie Somero (FI)<br />
Eindrücke und Aussagen von Teilnehmern<br />
„Es sind tatsächlich vier ganz verschiedene Berufe in <strong>der</strong> Eurythmie. Das ist begeisternd!“<br />
„Ich nehme viele neue Anregungen mit nach Hause!“<br />
„Je nach Fachrichtung war die Stimmung und <strong>der</strong> Umgang miteinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gruppe<br />
völlig an<strong>der</strong>s.“<br />
„Es wurden vier verschiedene Erlebnisreisen unternommen, obwohl die Menschen jeweils<br />
die gleichen waren. Dadurch wurde deutlich, dass die eurythmische Beziehung verschiedene<br />
Begegnungsqualitäten ermöglicht.“<br />
„Es war schön zu erleben, dass sich alle bemüht haben die unterschiedlichen Wege freudig<br />
und engagiert mitzugehen.“<br />
„Die Eurythmie ist so groß! Es braucht nicht EINE Autorität! Je<strong>der</strong> zeigt SEINEN Anknüpfungspunkt,<br />
an dem er arbeitet.“<br />
„Es wurde nicht Wissen vermittelt, son<strong>der</strong>n Erkanntes und Entdecktes im Tun umgesetzt.“<br />
„Eine reiche Woche!“<br />
zusammengestellt von Tanja Baumgartner und Barbara Derbidge<br />
37
FACHBEREICH BÜHNENEURYTHMIE<br />
NACHMITTAGSGRUPPEN<br />
Gesten finden in <strong>der</strong> Ton<strong>eurythmie</strong><br />
Nachmittagsgruppe mit Maren Stott<br />
Teilnehmerbericht<br />
Als Eurythmielehrer, <strong>der</strong> 30 Jahre lang an einer Waldorfschule tätig war, an <strong>der</strong> tiefen<br />
gehaltvollen Arbeit an <strong>der</strong> Ton<strong>eurythmie</strong> mit Maren teilhaben zu dürfen, war wie eine<br />
Begegnung mit dem Wasser des Lebens. Diese Früchte zu pflücken und zu schmecken<br />
war ein Erneuerungserlebnis, für das ich sehr dankbar bin.<br />
Larry Klatzro (UK)<br />
Das Handhaben des erweiterten Dur- und Mollbegriffs<br />
Rudolf Steiners<br />
Nachmittagskurs mit Margrethe Solstad<br />
Teilnehmerbericht<br />
Nach dem temperamentvollen Anfangsstück von B. Bartok, durch das wir in unseren<br />
Glie<strong>der</strong>n wach wurden, tauchten wir ein in die Welt von Dur und Moll, von den ersten<br />
Angaben, die R. Steiner darüber gab, bis zu dem, was in "Eurythmie als sichtbarer Gesang"<br />
steht. Das war im Üben konkret erlebte Menschenkunde.<br />
Schaffen wir es zum Beispiel bei Moll, wirklich bei uns "zu Hause" anzukommen?<br />
Und ergreifen wir uns aus dem Wollen als ganzer Mensch und strömen aus bei Dur?<br />
Unsere Seele direkt zu führen, nicht irgendwie, irgendwohin, daran arbeiteten wir mit<br />
innerer Freude und waren glücklich, wenn es gelang. Eine sehr fruchtbare, belebende<br />
und vertiefende Arbeit.<br />
Gabriela Jüngel<br />
FACHBEREICH EURYTHMIE IN DER PÄDAGOGIK<br />
Rhythmus – <strong>der</strong> allem Lebendigen innewohnt –<br />
als künstlerisch-pädagogisches Element in allen Altersstufen<br />
Nachmittagsgruppe mit Doris Bürgener<br />
Teilnehmerbericht<br />
In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von Doris Bürgener setzten wir uns mit dem Thema „Rhythmus “<br />
auseinan<strong>der</strong>.<br />
Es wurden praktisch-erfahrbare Anregungen für den Eurythmieunterricht an <strong>der</strong><br />
Waldorfschule gegeben. Durch die Bewegung kamen wir in den Atem und die<br />
Seelenqualitäten verschiedener Rhythmen. Dabei bildeten die steigenden und fallenden<br />
Rhythmen und ihr Bezug zu den drei Seelenqualitäten Denken, Fühlen und Wollen den<br />
Grundduktus. Auch verschiedene Stile künstlerischer Gestaltung berührten wir mit Epik,<br />
38
Lyrik und Dramatik.<br />
Der Durchgang durch die Übungen und Gedichte verschaffte uns einen Überblick, über<br />
die 12 Schuljahre. Die Altersstufen mit ihren beson<strong>der</strong>en Stimmungen und <strong>der</strong> jeweiligen<br />
eurythmischen Herangehensweise wurden deutlich.<br />
Doris Bürgener ließ uns an ihrem reichen Erfahrungsschatz zum Thema „Rhythmus – <strong>der</strong><br />
Lebensstrom <strong>der</strong> Dichtung“ teilhaben. Es war ein Geschenk dazu in einen Austausch und<br />
in eine gemeinsame Arbeit zu kommen.<br />
Felix von Verschuer<br />
Pädagogische Übungen und die Lebensalter<br />
Nachmittagsgruppe mit Matthias Jeuken<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe befassten wir uns mit den pädagogischen Übungen Rudolf Steiners.<br />
Als Grundidee lag dem Kurs die Erfahrung zugrunde, dass diese Übungen gleichsam als<br />
„Siegelübungen“ für die einzelnen Klassenstufen erschlossen werden können. Sie können<br />
helfen, die verschiedenen Lebensalter besser zu verstehen, sind aber auch geeignet, einen<br />
guten Einstieg in die eurythmische Arbeit mit Schülern zu finden. Den Klassenstufen<br />
folgend spürten wir den pädagogischen Grundgesten fast aller Klassen anhand verschiedener<br />
pädagogischer Übungen nach. Während <strong>der</strong> Kursstunden gelang es Dank <strong>der</strong> Mitarbeit<br />
<strong>der</strong> Teilnehmer immer wie<strong>der</strong>, die Übungen von verschiedenen Seiten und mit unterschiedlichen<br />
Ansätzen kennenzulernen und zu erproben, so dass sich neue Gesichtspunkte<br />
erschließen ließen.<br />
FACHBEREICH EURYTHMIE IM SOZIALEN<br />
Eurythmie – praktische Anthroposophie<br />
Nachmittagsgruppe mit Andrea Heidekorn<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Die Frage nach <strong>der</strong> praktischen Seite <strong>der</strong> Anthroposophie im Zusammenhang mit <strong>der</strong> eurythmischen<br />
Arbeit wird in <strong>der</strong> Lehrerbildung, in Waldorfkollegien, in Mitarbeiterkonferenzen<br />
anthroposophischer Einrichtungen usw. gestellt. Es liegt <strong>der</strong> Wunsch zugrunde, z.B.<br />
die Themen <strong>der</strong> Menschenkunde Rudolf Steiners „leibhaftig“ direkt zu erfahren und zu<br />
erforschen. Gibt es etwas, das in mir anklingt, das mir eine Erkenntnishilfe sein kann?<br />
Wir gehen in den drei Stunden einen beispielhaften Weg durch Polarität (Materie/Schwere<br />
und Licht/Sog nach oben), Dreiheit (Seelenkräfte) und Vierheit (Wesensglie<strong>der</strong>).<br />
Jede Einheit beginnt mit einer kurzen Einführung und dem Aufwärmen, das bereits<br />
auf das Thema vorbereitet. Dann folgt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> praktische Teil mit angeleiteten,<br />
zum größten Teil sehr improvisatorischen, Übungsfolgen und einer Gestaltungsaufgabe<br />
für kleine Gruppen. Die kleinen Choreografien werden einan<strong>der</strong> vorgeführt. Als Abschluss<br />
gibt es eine kürzere o<strong>der</strong> längere Reflektion über <strong>der</strong> Erlebte, Gesehene und Begriffene<br />
und Zeit für Fragen.<br />
39
POLARITÄT<br />
Thematisches Aufwärmen:<br />
Es geht um das Geschmeidig- und Lebendig-Machen <strong>der</strong> Muskeln, um das Fühlsam-<br />
Werden <strong>der</strong> Bewegung. Deshalb ist es wichtig, weiche geführte, bewusst begleitete Bewegungen<br />
auszuführen, immer mit <strong>der</strong> Empfindung dabei zu bleiben. Die meisten Übungen<br />
werden mit Musik begleitet, um den Klangraum zu Hilfe zu nehmen.<br />
Qualitäten: Schwere, Körper, unten:<br />
Wir beginnen mit den Füßen: laufen, Fersen, Seiten außen/innen, Ballen/Zehen, ganz<br />
abrollen. Dann folgt die „Schaukelpferdübung“:Fußklappen am Boden – Vor<strong>der</strong>füße.<br />
Dann Wippen auf den Ballen (h<strong>int</strong>ere Beinmuskulatur). Kniedrehen auf belastetem Fuß.<br />
Anschließend die Arme hoch dehnen, während die Füße tief treten. Abschließend die Arme<br />
langsam über außen senken, <strong>der</strong> Kopf geht innerlich hoch, die Wirbelsäule sucht ihren<br />
Platz.<br />
Füße ausschütteln – Ballen/Zehengang (Senegal-Wasserholen)<br />
Qualitäten: Umkreis, Licht, oben:<br />
Jetzt kommen die Arme dran: Schütteln – die „Ameisen“ müssen weg.<br />
Auf Schulterhöhe in <strong>der</strong> Luft liegen (Mittelfinger zieht vor, Ellenbogen zurück)<br />
Hän<strong>der</strong>eiben über dem Kopf (ich zähle von 30 bis 1) und danach langsam die Arme senken.<br />
Mit <strong>der</strong> freiwerdenden Energie weich den ganzen Körper durch bewegen. Mich im Licht<br />
fühlen. Das Licht um mich herum wahrnehmen. Allmählich die Arme dem Licht öffnen,<br />
die Beine. Im Licht bewegen. Auch von innen durch Augen und Arme das Licht ausstrahlen<br />
lassen und dem äußeren Licht begegnen. Sich im Umkreis verorten. Schreiten.<br />
Euythmisches Vertiefen:<br />
Bewegungsansätze, Bewegungszentren, Aktionsräume.<br />
Unterer Ansatz (Raum von Hüfte, Körperschwerpunkt. Unterer Bauch. 1 : stark mit <strong>der</strong><br />
Schwerkraft verbunden, kraftvoll dynamische Bewegung, eher dunkel, schwarz/rötlich,<br />
warm bis heiß, stark ballend und dynamisch lösend – das Durchführen <strong>der</strong> Bewegung ist<br />
nicht leicht und erfor<strong>der</strong>t Krafteinsatz und stetes Bewusstsein. Allerdings gibt die vom<br />
unteren Zentrum geführte Bewegung auch Kraft und erzeugt Wärme. Sie geht stark von<br />
innen nach außen und begegnet dort ebenso starken Kräften, sie wird willenshaft erlebt.<br />
Bild: warmes, mooriges Wasser. Ich trage mich in <strong>der</strong> Schwere. Hüfte ist eher flächig,<br />
zwischen vorne und h<strong>int</strong>en gespannt. Wichtig ist das ständige empfindsame Gespräch<br />
und Gestalten mit <strong>der</strong> Schwere.<br />
Oberer Ansatz (Kopf, Raum zwischen H<strong>int</strong>erkopf und Stirn, vgl. Werner Barfod „Denkansatz“)<br />
Lichthaft, wenig körperliche Bewegung, aber unendlich viel Umraum. Sphärische<br />
Bewegung. Innen: das Denken, <strong>der</strong> Sinn. Auch die Sinnesorgane Auge, Ohr, Nase. Ihr<br />
unterschiedlicher Gebrauch än<strong>der</strong>t total die Räume <strong>der</strong> Bewegung, die sichtbar werden.<br />
Eher hell, offen.<br />
Wichtig: Die Arme lassen sich mit allen drei Ansätzen in Bewegung bringen. Ganz natürlich<br />
ist die entspannt hängende Hand im Raum des unteren Ansatzes. Der Oberarm im<br />
Bereich des mittleren Ansatzes. Um in den Bewegungsraum des oberen Ansatzes zu<br />
kommen, muss <strong>der</strong> Arm „sich verän<strong>der</strong>n“. Das ist <strong>der</strong> Schlüssel.<br />
1 vgl. Werner Barfod „Willensansatz“<br />
40
Wir bewegen zuerst extrem die Schwere, dann extrem das Licht. Allmählich eine Verbindung<br />
bilden im Übergang.<br />
Es kann zwei Wege <strong>der</strong> Wahrnehmung geben:<br />
1. Entwe<strong>der</strong> ist das Erlebnis stark durch das Kräfteweben bestimmt – dann<br />
entsteht aus <strong>der</strong> Polarität Schwere-Licht ein Erlebnis <strong>der</strong> ätherischen<br />
lebendigen Kräfte zwischen Stoff und Geist und man kann darauf weiter<br />
aufbauen.<br />
2. O<strong>der</strong> es wird das Ganze eher seelisch erlebt: Schwere, die zur Trauer und<br />
Licht, das zur Heiterkeit führt. Dann könnte man die Seele als verbindendes<br />
Glied zwischen Körper und Geist erleben und darauf aufbauen.<br />
Erste Erlebnisse stellen sich ein zum<br />
Mittleren Ansatz (Schlüsselbein, Schultergürtel, Herzraum). Hier setzen direkt die freischwingenden<br />
Arme an, ihre Bewegung ist unendlich größer als die <strong>der</strong> Beine und Füße.<br />
Wahrnehmend und zugleich klingend, sprechend, also kommunizierend, wird die Bewegungsqualität<br />
des mittleren Ansatzes beschrieben; ein viel größerer Umkreis.<br />
Bild: Nebel/feuchte Luft; getragen Sein von den Kräften des Umkreises. Wichtig ist Lage<br />
und Bewegung <strong>der</strong> Hände: Strömt Energie aus? Hole ich sie heran? Wohin zeigt die<br />
Handfläche? Fühle ich? Greife ich gestaltend ein?<br />
Hier urständet die eurythmische Bewegung zentral. Reflektion zum Menschenbild.<br />
DREIHEIT<br />
Wie<strong>der</strong> ein kurzes Aufwärmen, diesmal von den Füßen über den Rumpf mit Schultern und<br />
Armen zum Kopf. Beson<strong>der</strong>en Wert legen wir auf die Beweglichkeit <strong>der</strong> Mitte. Die Ansätze<br />
werden wie<strong>der</strong> bewusst gemacht und in strömen<strong>der</strong> Raumbewegung wirksam.<br />
Die Gruppe bewegt sich frei im Raum. Die Bewegungsangaben <strong>der</strong> dionysischen Eurythmie<br />
werden hineingegeben und die Bewegung entsprechend verän<strong>der</strong>t. All das steht in<br />
<strong>der</strong> Verantwortung jedes einzelnen. Alles wird in improvisatorischer Weise erkundet und<br />
entwickelt. Dazwischen kurze Phasen des Austauschs. Die Teilnehmer sollen mithilfe von<br />
eurythmischen Mitteln Erfahrungen und Erlebnisse sammeln zu Rudolf Steiners Charakterisierung<br />
von Wollen – Denken – Fühlen. Es geht darum, eine Verständnishilfe zu finden.<br />
Wollen: Runde, ständig sich verwandelnde, gestaltete, immer im Bewusstsein gehaltene<br />
Raumbewegung, unterer Ansatz, Kraftbildung und Kraftstütze. Dynamik in <strong>der</strong> Bewegung<br />
(Kreise, Wellen, Spiralen). Aufmerksamkeit richten auf die Zeitgestaltung <strong>der</strong> Bewegung,<br />
Tempoverän<strong>der</strong>ungen, ballende und lösende Qualitäten. Der Kopf frei darüber, Blick frei<br />
auf alles, was geschieht. Die Souveränität des Hauptes spricht sich dadurch aus (Wir versuchen<br />
herauszufinden, was sich än<strong>der</strong>t, wenn Kopf und Blick sich mit <strong>der</strong> Bewegung<br />
synchronisieren). Absteigende Gebärde mit den Armen, von <strong>der</strong> Schulter, dem Herzraum<br />
abwärts. Die Kräfte gestalten. Wir geben Ihnen ein konsonantisches Gepräge: B-artig,<br />
G-artig, schließlich L- und R-artig.<br />
Austausch darüber, was hier als Wille zur Erscheinung kommt (Wie an<strong>der</strong>s wären gerade<br />
Wege, <strong>int</strong>entionaler denken<strong>der</strong> Wille, usw.)<br />
Denken:Es folgen die Bewegungsgrundlagen und Angaben zum Denken. Fließen<strong>der</strong> tragen<strong>der</strong><br />
Schritt. Gerade Wege im Raum. Wir beachten die Richtungswechsel, binden immer<br />
mindestens drei Wege bewusst zusammen, um ein sinnvolles, in sich verbundenes<br />
Gefüge zu kreieren. Im ganzen Körper wahrnehmen. Der Kopf senkt sich, die „äußeren<br />
41
Augen“ wenden sich nach innen, <strong>der</strong> H<strong>int</strong>erkopf öffnet sich zum Kosmos, zum Geist, zum<br />
Licht. Die Mitte entfalten; Gebärde in <strong>der</strong> Mittezone: Wir machen die Fingerspitzen zu<br />
„Augen“, sehen tastend die Welt, nehmen alles wahr, nehmen alles in uns hinein und<br />
geben von innen den Begriff dazu und, indem wir ihn benennen, wie<strong>der</strong> hinaus in die<br />
Welt. Konsonant und Vokal wechseln sich ab, wir gestalten Silben, Worte.<br />
Austausch über das, was hier als Denken erlebbar wird.<br />
Fühlen: Schritt im Heben beson<strong>der</strong>s empfinden. Aus dem Umkreis etwas heranfluten<br />
fühlen, was durch uns durchgeht, uns ganz mitnimmt, auch den Kopf, von unten nach<br />
oben, bis wir ganz überwältigt sind, das uns dann wie<strong>der</strong> loslässt – und wie<strong>der</strong>kommt.<br />
Doppelt gebogene Wege; Gerade und Krumme wechseln sich ab, beides ist möglich. Auf<br />
den seelischen Atem achten. Das Fühlen als solches wahrnehmen, keine konkreten Emotionen.<br />
Vokalisches Gestalten des seelisch-fühlenden Flutens.<br />
In den Kleingruppen entscheidet sich je<strong>der</strong> ganz individuell für eine Abfolge <strong>der</strong> drei<br />
Qualitäten. Dann gestalten alle gemeinsam eine Bewegungsimprovisation. Reaktionen<br />
aufeinan<strong>der</strong> sind ganz frei.<br />
Anschließend Reflektion über das Erlebte und Gesehene.<br />
Der Dreiklang <strong>der</strong> Seelenkräfte war deutlich spürbar. Auch wurde besser verständlich,<br />
welche Qualität Rudolf Steiner in <strong>der</strong> Eurythmie zu den Seelenkräften herausarbeitet und<br />
wie die Kräfte sich im realen Leben auf immer an<strong>der</strong>e Art miteinan<strong>der</strong> mischen.<br />
VIERFACHES BALLEN – LÖSEN – SPREIZEN<br />
Diese Abfolge habe ich von Werner Barfod vor vielen Jahren gelernt und im Hinblick auf<br />
die Menschenkunde auf meine Weise ergriffen.<br />
1. Physisch- körperlich<br />
Übung: Wir ballen uns zusammen, größte Anspannung nach vorne innen unten , lösen<br />
dann bis zum Normaltonus und erweitern die Lösung bis zur Spreizung, größte Spannung<br />
nach außen oben h<strong>int</strong>en und wie<strong>der</strong> zurück.<br />
Aspekte: Kraft, Dichte, Zentrum, Blut und Weite, Lösung, Kühle, Offenheit, Spreizung,<br />
Innen- und Außenspannung, sowie mittlere gelöste Qualität.<br />
Erleben <strong>der</strong> Muskeln, des Körpers, <strong>der</strong> Kraft; Zentrum und Umkreis im Wechsel.<br />
2. Ätherisch-energetisch<br />
Übung: Beginn auf dem „weichen“ Fuß, vorwärts-rückwärts Schwanken.<br />
Bild: Alge in wellenden Wasserwogen, festgewachsene Wurzeln; diese lösen sich allmählich;<br />
wir werden nach oben mitgenommen, schließlich taucht die Knospe aus dem Wasser<br />
und öffnet und schließt sich mit <strong>der</strong> Sonne.<br />
Aspekte: Umkreisabhängigkeit und – verbundenheit, rhythmisches fließend-strömendes<br />
atmendes Bewegen „von außen“, keine Extreme, ständige Verwandlung, erfrischend,<br />
fließend, träumend. Erleben des Spiels <strong>der</strong> Kräfte mit den Umkreiskräften.<br />
3. Seelisch-emotional<br />
Übung: Wir empfinden die innere Verbindung mit Schwere und Leichte gefühlsmäßig,<br />
seelisch. Unsere Bewegung drückt die seelische innere Bewegung nach außen aus. Wir<br />
üben verschiedene Übergänge und Verbindungen.<br />
42
Begriffe wie Schwermut/Depression – Selbstbehauptung – Gelassenheit – Erleichterung –<br />
Heiterkeit – Freude – Glück – Extrovertiertheit - Nervosität – Hysterie usw. zeigen, dass<br />
wir unsere Befindlichkeit, viele unserer Gefühle am inneren Verhältnis zur Schwere messen.<br />
Erleben <strong>der</strong> Seele im, am, durch den Körper.<br />
4. Ich-<strong>int</strong>entional<br />
Erstes Extrem: „Trenne das Ich von den Ereignissen“:<br />
Übung: Wir gehen irgendeinen Weg, den wir rückwärts wie<strong>der</strong>finden.<br />
Aspekte: Erinnerungsqualität, (Selbst)Bewusstsein in <strong>der</strong> Tätigkeit.<br />
Beson<strong>der</strong>s beim ersten Versuch ist es spannend, da wir noch nicht wissen, dass wir den<br />
gelaufenen Weg exakt rückwärts „aufrollen“ sollen.<br />
Übung: Wir verbinden unsere eigene Zentrierung mit <strong>der</strong> Aufrechten, <strong>der</strong> Wirbelsäule.<br />
Dann trennen wir die Arme davon und lassen sie sich frei bewegen. Wir bleiben innerlich<br />
ruhig dabei und beobachten die Bewegung <strong>der</strong> Arme, als würden sie nicht zu uns gehören.<br />
Schließlich übernehmen die Arme die drei Stufen des Ballens und Lösens/Spreizens.<br />
Die Mitte bleibt frei.<br />
Aspekte: Fabel im Buddhismus: „<strong>der</strong> Berg bleibt ruhig, wenn die Affen darauf tanzen“.<br />
Christlicher Aspekt dazu: Die Affen tanzen, „wie <strong>der</strong> Berg will“.<br />
Es gibt etwas in mir, das meine eigene Tätigkeit beobachten kann und trotzdem frei und<br />
unabhängig bleibt.<br />
Diese Übung machen wir auch als Gruppe – innen steht das „Ich“, außen tanzen die „Affen“,<br />
die Emotionen. Austausch über die Erlebnisse.<br />
Arbeit mit dem an<strong>der</strong>en Extrem:<br />
Übung: Die Mitte, die Aufrechte bleibt wie<strong>der</strong> frei und offen, während:<br />
- Die rechte und linke Seite jeweils im vierfachen Ballen und Lösen/Spreizen das Gegenteil<br />
gestalten<br />
- Arme und Beine diagonal in <strong>der</strong> jeweiligen Polarität sich bewegen (dreifaches Ballen –<br />
Lösen/Spreizen)<br />
Aspekte: Was ist das, was wir „Ich“ nennen? „Reine Tätigkeit“, „ein Mückenschwarm aus<br />
großer Entfernung“. Zwei Charakterisierungen, die Rudolf Steiner auf die Frage nach dem<br />
Ich äußerte.<br />
In <strong>der</strong> Arbeit mit dem an<strong>der</strong>en Extrem wird deutlich wie vielschichtig unser Bewegungsorganismus<br />
sich differenzieren kann und dass es mit einiger Übung gelingen kann, trotzdem<br />
ein kontinuierliches Bewusstsein zu behalten, ja sogar die Vielschichtigkeit <strong>der</strong> Bewegung<br />
wahrzunehmen und zu gestalten.<br />
Im Grunde beginnt das eurythmische Gestalten erst dort, wo unterschiedliche Qualitäten<br />
gleichzeitig gestaltet werden.<br />
43
Das Soziale; <strong>der</strong> Zwischenraum?<br />
Die Kugel als das Verbindende, Begleitende, Führende<br />
Nachmittagsgruppe mit Annemarie Ehrlich<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
1. Tag <strong>der</strong> Eurythmie als Bühnenkunst<br />
Du-wir-ich mit <strong>der</strong> Kugel, sich richten, umfassen, zu sich kommen,<br />
Abschluss mit L in drei Stimmungen, Kanon.<br />
Auch das L in drei Phasen: Energie sammeln, aufsteigen gegen die Schwerkraft, nach<br />
h<strong>int</strong>en zwischen die Schulterblätter greifen, entfalten, verschenken.<br />
2. Tag <strong>der</strong> Eurythmie in <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Du-wir-ich als unterschiedliches Verhältnis auf dem Kreis, mit Pflichtform. Daraus sind<br />
Achten durch die Mitte entstanden, zu viert.<br />
Das Ganze auch im Kanon, wobei man große Zurückhaltung üben muss.<br />
3. Tag <strong>der</strong> Eurythmie im Sozialen<br />
Fünfstern, aus <strong>der</strong> Wahrnehmung mit <strong>der</strong> Kugel aufgebaut.<br />
Dann fünfmal fünf Sterne zur Mitte gewendet in drei Kreisen, danach einen großen Fünfstern<br />
um einan<strong>der</strong> herum, dabei die Kugel im Vertikalen geführt.<br />
Zuletzt nach jedem Weg die Äußerungen im Bogen nach innen, damit je<strong>der</strong> alle Plätze<br />
wahrnehmen kann.<br />
4. Tag <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong><br />
Gerade und Rrund zusammengeführt.<br />
Ein Kreuz mit Kugelabgabe, gekreuzt in <strong>der</strong> Mitte, nach rechts, rechts abgeben, nach<br />
h<strong>int</strong>en oben sich selbst übergeben, nach links, links abgeben.<br />
Dann einen frontalen Kreis laufen, Kugel, wenn man gegenüber ankommt, abgeben; und<br />
wenn man am Platz ankommt, abgeben – zweimal den Kreis laufen.<br />
Aus einem Kreis zwei Gruppen bilden; die eine Gruppe macht das Kreuz, die an<strong>der</strong>e<br />
zweimal den Kreis – Abgabe immer ein Kreis zusammen: Struktur und Leben verbinden<br />
sich.<br />
Teilnehmerbericht<br />
In einer Gruppe von 25 Frauen haben wir 4 Nachmittage an <strong>der</strong> „Eurythmie im Wirtschaftsleben“<br />
gearbeitet, wie Annemarie ihre Arbeit gern nennt. Während unserer Übungen<br />
überraschte sie uns des öfteren mit den Fragen wie:<br />
„Wo ist die kupferne Kugel, die du gerade eben noch hattest?”<br />
„Was haben deine Füße gemacht?”<br />
„Welche Figur bist du gelaufen?”<br />
Durch die Art <strong>der</strong> Übungen appelliert Annemarie gezwungenermaßen an unsere Beobachtungsgabe.<br />
Aufmerksam wahrzunehmen ist nicht jedem Eurythmisten gegeben, ist aber<br />
in <strong>der</strong> Wirtschaft von großer Bedeutung.<br />
Wie erfahren wir z.B. die Zwischenräume, in denen Substanz entstehen kann?<br />
Sind wir mit unserem Bewusstsein dort, wo wir j? auf unseren Füssen stehen?<br />
Sind wir lebendig in unseren Bewegungen?<br />
Wir bewegen uns oft in alten Mustern, weil wir es so gewohnt sind. Nur im Hier und Jetzt<br />
können wir wach und lebendig bleiben in den Bewegungen, jeden Tag aufs Neue.<br />
44
An jedem Kurstag gab es Augenblicke des Staunens, aber auch <strong>der</strong> Enttäuschung, weil<br />
etwas nicht gut gelang. Dann gab es wie<strong>der</strong> Momente <strong>der</strong> Erleichterung, als es dank unserer<br />
gemeinschaftlichen Beobachtungen und Anstrengungen doch klappte.<br />
Am Ende des Kursus saß je<strong>der</strong> von uns im Kreis und wurde von Annemarie aufgefor<strong>der</strong>t<br />
aufzuschreiben, was unsere momentanen Gefühle waren. Dem folgte die Frage nach <strong>der</strong><br />
wichtigsten Erfahrung des Nachmittags. Am Ende nahmen wir schrittweise und <strong>der</strong> Reihe<br />
nach durch, was wir im Unterricht erlebt hatten.<br />
Am letzten Nachmittag sprach Annemarie darüber, dass sie „Das Wesen <strong>der</strong> Menschheit”<br />
aus <strong>der</strong> Theosophie als Grundlage für die Eurythmie im Wirtschaftsleben sieht.<br />
Edith van den Bemd (NL) und Els Wabeke(NL)<br />
FACHBEREICH HEILEURYTHMIE<br />
Praxisfeld: Schulheil<strong>eurythmie</strong><br />
Unruhe, zappelig, nervös, unsicher?<br />
Wie findet das Kind zur Selbstsicherheit?<br />
Nachmittagsgruppe mit Sebastian Junghans<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
In den letzten Jahren sind viele Bezeichnungen und Begriffe gefunden und benutzt worden,<br />
die das obige Themenfeld beschreiben. Sind bei R. Steiner die Begriffe „Unruhe“,<br />
„Zappeligkeit“, „nervös“ und „maniakalisch“ zu finden, so sind heute die Begriffe „Hyperkinetisches<br />
Syndrom“, „MCD“, „POS“, „ADHS“ gebräuchlich. Jedes Begriffspaar trifft einen<br />
wahren Teil des zu umschreibenden Problems.<br />
In dieser Arbeitsgruppe ist versucht worden, einen Zugang über das Dreigliedrige System<br />
zu finden: Nerven-Sinnes-System (NSS), Rhythmisches System (RHS) und Gliedmaßen-<br />
Stoffwechsel-System (GSS).<br />
Wie drückt sich Unruhe im NSS aus?<br />
Wie drückt sich Unruhe im RHS aus?<br />
Wie drückt sich Unruhe im GSS aus?<br />
Hinzu kommen Tingierungen durch die Konstitutionstypen und Temperamentsneigungen<br />
als Verstärker bestimmter Unruhen: So ist ein Zappel-Phillip eher bei den Kleinköpfigen<br />
und den Phantasiearmen zu finden, bei denen die Unruhe sich nach außen richtet<br />
(Zwangshandlungen), richtet sie sich nach innen, haben wir es eher mit den Irdischen<br />
und phantasiereichen Kin<strong>der</strong>n (Zwangsvorstellungen) zu tun.<br />
Bei den Temperamentsneigungen drücken sich Unruhen wie folgt aus:<br />
o beim Choleriker als Wut, Aggression, POS, Maniakalie<br />
o beim Melancholiker als inneres „Kochen“, Ängste, zwanghaftes wie<strong>der</strong>holendes<br />
Denken und Vorstellen<br />
o beim Phlegmatiker bei Entzug von „Nahrung" unterschiedlicher Art als unberechenbare<br />
Unruhe,<br />
o beim Sanguiniker als Nervosität, Flüchtigkeit, Ablenkbarkeit, permanente Zappeligkeit<br />
45
Melancholiker und Phlegmatiker brauchen eher Nachreifung, Sanguiniker neigen zu Verfrühung.<br />
Grundsätzlich schauten wir im Üben zuerst einmal auf eine Polarität: Ballen und Lösen<br />
auf den eigenen Leib bezogen mit <strong>der</strong> Übung 2 :<br />
o Gerade Wege mit U = an den Leib gebunden, in den Leib gefühlt, Raum verengend,<br />
wegnehmend.<br />
o Gebogene Wege mit O = Leib lösend, weitend, ausdehnend, Raum gebend, schaffend.<br />
Zuerst gerade Wege im Dreieck (U), dann die gebogenen Wege um das Dreieck (O),<br />
dann im Wechsel gerade, gebogene Wege U O, U O, U O. Darauf achten, dass im Wechsel<br />
zwischen U und O keine Pausen entstehen, also ein unmittelbarer Wechsel stattfindet<br />
und damit die Aufmerksamkeit, die den Leib mit dem altersentsprechendem Bewusstsein<br />
durchzieht, die Ich-Kräfte stärker einbinden lernt, die Welt im Leib besser erfährt, die<br />
Verhältnisse des Seelisch-Geistigen zum Leiblich-Physischen regulieren lernt, das Ätherische<br />
„flexibler“ macht.<br />
o Unruhe entsteht, wenn diese Verhältnisse nicht stimmen, wenn man nicht zu seinen<br />
eigenen Rhythmen finden kann, wenn man aus seinen Eigenrhythmen<br />
herausfällt;<br />
o Ruhe entsteht, wenn man zu seinen Eigenrhythmen gefunden hat, die Verhältnisse<br />
wie<strong>der</strong> stimmiger werden.<br />
Verhältnis-Verschiebungen entstehen auch dadurch, dass <strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> nach außen die<br />
??Welt wahrnehmende Seele über das nach innen plastizierende NSS an den Organen,<br />
vor allem im ersten Jahrsiebt, über das Entwickeln <strong>der</strong> unteren Sinne – Tastsinn, Lebenssinn,<br />
Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn – die Seele durch Ablenkung mitnimmt und<br />
dadurch die erfühlenden leibbezogenen Sinne in ihrer gestaltenden, plastizierenden Arbeit<br />
am Leib, an den Organen untergräbt 3 . Lustlosigkeit, Kraftlosigkeit und beson<strong>der</strong>s<br />
Unruhe sind die Folge.<br />
Sitzt die Unruhe im GSS, drückt sie sich als aus dem Leib kommende Dynamik: Bewegungsdrang,<br />
aggressive Handlungen, die direkt aus den Glie<strong>der</strong>n hervorschießen und den<br />
gesamten Menschen „in die Welt schießen“ lassen, ohne Rücksicht auf Hin<strong>der</strong>nisse. Die<br />
oberen Sinne sind nicht ansprechbar, nicht benutzbar, weil die „brodelnde" Gliedmaßen-<br />
Stoffwechsel-Seite alles überschwemmt.<br />
Daraus resultiert auch die Bewertung R. Steiners, wenn er im Heilpädagogischen Kurs<br />
über das „maniakalische Kind“ spricht, dass die Unruhe eine nicht gut bearbeitete Verarbeitung<br />
<strong>der</strong> „Nahrung" im Stoffwechselsystem bedeutet. Er gibt dort die Reihe M N B P A<br />
U an, die wir dann auch geübt haben. (Die oberen Wesensglie<strong>der</strong> sind zu schwach, um<br />
die unteren zu durchdringen! Weiteres wird auch im Heil<strong>eurythmie</strong>-Kurs, GA 315, bzgl.<br />
<strong>der</strong> Indolenz, <strong>der</strong> Schmerzlosigkeit, beschrieben).<br />
Wenden wir uns <strong>der</strong> Unruhe im NSS zu, haben wir es eher mit <strong>der</strong> nervösen, zappeligen,<br />
nervigen Seite zu tun: Die gesamte Bewegungsart, ja <strong>der</strong> ganze Leib, orientiert sich<br />
an den Sinneswahrnehmungen aus <strong>der</strong> Welt, ist zu <strong>der</strong> Welt hin gerichtet, meist kurz,<br />
ohne Dauer. Die unteren Wesensglie<strong>der</strong> sind zu schwach, die oberen finden keinen Halt<br />
in den unteren Wesensglie<strong>der</strong>n. Die Nerven-Sinnes-Organisation ist zu stark mit dem<br />
Seelisch-Astralen auf die Welt ausgerichtet, vom Leib weg.<br />
2 Tautz, Specht: „Heil<strong>eurythmie</strong> und Medizin“<br />
3 GA 317<br />
46
Blut und Stoffwechselmensch müssen gestärkt werden; das Blut als Ich-Träger muss begrenzen,<br />
Halt geben.<br />
Für diese Fälle wendeten wir die Stoffwechsel-Laute D F G K H - R an, um die untere Organisation<br />
zu stärken. D, F, G mit Anapäst jeweils ein Fünfsternweg, K H als zwei Längen<br />
auf einen Fünfsternweg und das fortlaufend im Fünfstern. Das R bewegt sich danach auf<br />
einen Fünfeckplatz weiter. ??<br />
vv D , vv F , vv G , K , H , R einen Fünfeckweg weiter 4 .<br />
Dann führten wir diese Lautreihe, die sog. „Beruhigende Reihe“, mit allen Angaben, gerade<br />
für die Beine, kräftig heileurythmisch durch.<br />
In Bezug auf die Unruhe im RS? wurde in die Laute L M O S, I L M gemacht und Jambus-A<br />
angesprochen. Das Kind, dessen Unruhe in diesem System sitzt, kann zum Beispiel<br />
abends nicht einschlafen, hängt stark am an<strong>der</strong>en Menschen, wirkt unselbständig, ist<br />
nicht in <strong>der</strong> Lage, seine Aufgaben alle zu bewältigen, ihm fehlen Entscheidungskräfte.<br />
Das geht bis zu Atem-Arhythmen, Hyperventilieren, (Schul)Bauchschmerzen usw.<br />
Während im jambischen A die Mittelachse des Menschen gefunden wird durch „Halbieren";<br />
das die Sehnsucht erzeugt, etwas wie<strong>der</strong> ganz zu machen. Mit sog. „Ergänzungsübungen“,<br />
wurde im L M O S die Einatmung mit L, die Ausatmung mit M, <strong>der</strong> Umgang mit<br />
Ängsten mit O („So wenig, wie <strong>der</strong> Mond auf die Erde fallen wird, sowenig brauchst Du<br />
Angst haben", R. Steiner), und Zur-Ruhe-Kommen und Stille mit S erübt.<br />
L = Wasserwellen sein: Im Vor- und Zurückgehen an den Strand wellen und<br />
sich wie<strong>der</strong> zurückziehen ins Meer. Das L eher horizontal nach vorne und<br />
h<strong>int</strong>en führen.<br />
M = Mit beiden Armen die Welle beruhigen nach vorne sowie nach h<strong>int</strong>en, bis<br />
das Meer still und glatt ist.<br />
O = Das O von oben nach unten führen, quasi um die Erde, den Menschen<br />
Herum.<br />
S = Das S von oben nach unten führen (Blatt, Fe<strong>der</strong>, Schneeflocken o<strong>der</strong> so<br />
ähnlich).<br />
Dies war in Kürze ein Versuch, die brennenden Fragen rund um Unruhezustände aufzugreifen.<br />
Diese Übungen sollen dem Kind zur Selbstständigkeit verhelfen und zur Kohärenz<br />
in seiner Seele über diese Systeme beitragen. Der dringende Wunsch nach einer<br />
Zusammenarbeit mit dem Arzt und seinen Mitteln (Medikamenten?) und nach <strong>der</strong> Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Vertiefung in die Angaben von R. Steiner bleibt bestehen.<br />
4 siehe E. Baumann<br />
47
Praxisfeld: 1. Jahrsiebt<br />
Methodik und Didaktik <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong> aus den Grundlage <strong>der</strong><br />
plastisch – musikalischen Menschenkunde des 1. Jahrsiebts<br />
Nachmittagsgruppe mit Elke Neukirch<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Die Menschenkunde R. Steiners ist aus den Nachtseiten des menschlichen Wesens heraus<br />
entwickelt worden und beleuchtet aus diesem Blick die Tagseiten des sich entwickelnden<br />
Kindes. Dieser Tatbestand bildet die Grundlage je<strong>der</strong> heileurythmisch-menschenkundlichen<br />
Betrachtung.<br />
Wir beschäftigten uns mit den Wesensglie<strong>der</strong>n in ihrer Tätigkeit einen individuellen Leib<br />
heranzubilden. In diesen Vorgang sind alle hierarchischen Bildestufen schaffend wirksam<br />
eingebunden, um eine Konkordanz aller im Kinde wirksamen Kräfte zu schaffen und mit<br />
dem Leib zu vereinen.<br />
In diesem Zusammenhang lenkten wir den Blick beson<strong>der</strong>s auf die Aufgaben und Wirksamkeiten<br />
<strong>der</strong> zwei kosmischen Hüllen und <strong>der</strong> Ich-Aura des Kindes im 1. Jahrsiebt.<br />
Ein Blick auf die heutigen inneren und äußeren Lebensformen zeigt, wie diese störend in<br />
die Bilde-Zusammenhänge eingreifen und es dadurch zu kindlichen Fehlentwicklungen im<br />
Inkarnationsgeschehen kommt. Diese Problematik kann in all ihren vielfältigen Erscheinungen<br />
durch ein vertieftes Verständnis <strong>der</strong> plastisch-architektonischen und musikalischsprachlichen<br />
Menschenkunde in seinen tieferen Dimensionen begriffen werden. Eine so<br />
vertiefte Menschenkunde im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Wahrnehmung des Kindes führt uns<br />
zur Idee des therapeutischen Handelns.<br />
Die Kin<strong>der</strong> haben heute vielfach große Mühe, ihre Geistseele mit dem physischätherischen<br />
Leib zu verbinden. Dadurch entstehen in den feineren Lebensbewegungen<br />
und -kräften Deformierungen, die bewirken, dass die im Flüssigen, Luftigen und in den<br />
Wärmeströmungen tätigen Wesensglie<strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> nicht mehr genügend o<strong>der</strong> zu stark<br />
im Organischen befestigt werden.<br />
Im 1. Jahrsiebt liegt <strong>der</strong> Aufbau in allen vier leiblichen Daseinsformen. Von diesen, im<br />
Leiblichen sich bildenden Daseinsformen ausgehend, spiegeln sich, aus den vom unbewussten<br />
Willen des Kindes durchzogenen Lebensbereichen, Deformierungen hinauf ins<br />
Seelenleben, wo sie in unterschiedlichsten Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungshemmungen<br />
ihren Ausdruck finden. In einer beson<strong>der</strong>s ausgeprägten Weise reagieren die<br />
sich entwickelnde Bewegungsgestalt und die Sprache des Kindes auf die mangelnde<br />
„Einleibung“ des Ich in den physisch-ätherischen Leib und seine Lebensbewegungen,<br />
wenn sie Kränkungen durch die Welt erfahren haben.<br />
Die Betrachtung des „Violetten Südfensters“ im <strong>Goetheanum</strong> eröffnete uns in einem weiteren<br />
Schritt u.a. den Zugang zu den einerseits polaren, an<strong>der</strong>erseits fortwährend zusammenwirkenden<br />
Zeiten-Strömen im Menschen. Diese beiden Bildeprinzipien entfalten<br />
durch die Lebensalter hindurch eine fortwährende Metamorphose und lebendige Rhythmik.<br />
Das „Violette Südfenster“ zeigt die Dynamik des sich fortschreitend zur Entwicklung<br />
bringenden Menschen.<br />
In <strong>der</strong> Eurythmie werden diese Zeitenströme als trochäisches und jambisches Bildeprinzip<br />
erfasst.<br />
Die heileurythmischen Übsequenzen standen unter dem Stern einer beson<strong>der</strong>s zu<br />
erübenden Bewegungsqualität des Lautes für die therapeutische Arbeit mit dem kleinen<br />
Kind.<br />
48
Wie kann <strong>der</strong> kosmische Bildner des Lautes erfühlt und zur inneren Gewahrwerdung <strong>der</strong><br />
Ordnung schaffenden Weltgesetze werden, die den kindlichen Leib aufbauen und Deformierungen<br />
in den Lebensbewegungen ausgleichen, damit das Kind durch gesunde Organformen<br />
heranreifen kann?<br />
Wir übten mit großer Sorgfalt wie durch Farbe, Klang und Wärmeströmung des Lautes in<br />
uns eine Welt fühlbar zu werden beginnt und zur inneren Anwesenheit gelangt. In <strong>der</strong><br />
Farbe berühren sich Seelisches und Schöpferisches unmittelbar. Hier können die wirksamen<br />
Kräfte erlebt und gleichzeitig erkannt werden. Durch die Farbe hindurch werden wir<br />
von Wesen berührt, die sonst für unser gewöhnliches seelisches Erleben farb- und gestaltlos<br />
blieben.<br />
Je un-egoistischer wir die geistigen Gedankenbildner bewegend im Laut erfühlen, desto<br />
reicher offenbaren sie uns ihren „Inhalt“.<br />
Wir werden zum Schauplatz für Wesenheiten, die in unserem durchfühlten Willen ein Sein<br />
erlangen und unsere therapeutische Substanz bilden. Je weniger <strong>der</strong> Heileurythmist die<br />
Bewegung nicht als Eigenbewegung erlebt, son<strong>der</strong>n als Willensoffenbarung einer geistig<br />
schaffenden Welt empfängt, mit seiner Wärme verbindet und das kleine Kind darin nachahmend<br />
e<strong>int</strong>aucht, desto mehr kann Neues für die Zukunftsentwicklung im Sinne <strong>der</strong><br />
Schöpfung entstehen. In diese Sphäre kann das Ich unmittelbar wie<strong>der</strong> in leiblicher Hinwendung<br />
tätig werden. Kein moralisch-geistiger Entwicklungsimpuls kann auf äußeren,<br />
mechanischen Wegen an denjenigen Ort gelangen, an dem die Entwicklungskeime <strong>der</strong><br />
Menschwerdung zu finden sind. An diesen Ort gelangen wir aber durch die Heil<strong>eurythmie</strong>.<br />
Hier kann <strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> sinnlichen Empfindung zu <strong>der</strong> übersinnlichen Sprache<br />
schaffen<strong>der</strong> Wesenheiten gefunden und die heilende Substanz des Lautes unmittelbar<br />
erfahren werden.<br />
Zum Abschluss schauten wir uns ein Kind mit einer Sprachentwicklungsstörung an. Aus<br />
den Grundlagen <strong>der</strong> angedeuteten, umfassenden Menschenkunde heraus konnte ein konkreter<br />
Weg zur heileurythmischen Behandlung aufgezeigt und übend bewegt werden.<br />
Praxisfeld: Heil<strong>eurythmie</strong> an <strong>der</strong> Klinik<br />
Zwischen Freude und Verzweiflung, Gelassenheit und Stress<br />
Nachmittagsgruppe mit Eva Maas-Küstermann<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Wir waren sehr bunt gemischt, auch altersmäßig: Eurythmie- und Heil<strong>eurythmie</strong>studenten,<br />
Landesvertreter, Heileurythmisten aus Schule, Heilpädagogik und freier Praxis,<br />
nicht zu vergessen meine Klinik Kolleginnen aus Schweden.<br />
Den Einstieg fanden wir über die Arbeit mit traumatisierten Menschen, sowohl die hygienische<br />
Arbeit in <strong>der</strong> Gruppe, als auch die heileurythmische in <strong>der</strong> Einzeltherapie.<br />
Als nächstes Thema wurde das Thema „Sucht“ gewünscht.<br />
Am letzten Tag kamen wir in einen fruchtbaren Austausch über die Seelischen Übungen:<br />
Es ist kaum zu glauben, wie viele Varianten es davon gibt!<br />
Die Gruppe wollte lieber tun als reden. Ich erlebte ein sehr liebevolles, aufmerksames,<br />
undogmatisches, sich gegenseitig achtendes Miteinan<strong>der</strong>.<br />
Herzlichen Dank nochmal an alle Beteiligten.<br />
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Praxisfeld: Heilpädagogik und Sozialtherapie<br />
Heil<strong>eurythmie</strong> mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
mit Autismus-Spektrums-Störungen<br />
Nachmittagsgruppe mit Gabriele Lang<br />
Teilnehmerbericht<br />
Diese Gruppe widmete sich dem Schwerpunktthema, bot aber auch Raum für Erfahrungsaustausch<br />
bezüglich an<strong>der</strong>er Fragen aus diesem Praxisfeld.<br />
Die Teilnehmer des Kurses kamen aus vorwiegend sozialtherapeutischen Heimen in<br />
Skandinavien, Irland, Schweiz und den USA.<br />
Als Nicht-Heilpädagogin aus Deutschland nahm ich sozusagen als Gast an diesem Kurs<br />
teil. Je mehr wir uns in das Thema hineinarbeiteten, umso aufregen<strong>der</strong> wurde es. Mit<br />
meiner Arbeit als Schuleurythmistin eng verbunden empfand ich die profunden Grundlagen,<br />
die uns Frau Lang vermittelte. Trotz des anspruchsvollen und umfangreichen Themas<br />
brachte sie uns mit Humor und Leichtigkeit die vielen Facetten des Autismus nahe.<br />
Eine ausgeprägte autistische Phänomenologie, wie sie insbeson<strong>der</strong>e beim frühkindlichen<br />
Autismus anzutreffen ist, konfrontiert uns mit einem Erscheinungsbild, das uns auf die<br />
basalen Fähigkeiten <strong>der</strong> sozialen Interaktion aufmerksam macht. Diese Fähigkeiten liegen,<br />
meist unreflektiert, auch jedem schulischen und therapeutischen Prozess zugrunde.<br />
Sind sie im therapeutischen o<strong>der</strong> schulischen Setting nicht erkennbar, sche<strong>int</strong> ein heileurythmisches<br />
Arbeiten zunächst kaum möglich.<br />
Nun ist <strong>der</strong> Heileurythmist aufgefor<strong>der</strong>t, zusätzlich zu seinen pädagogischmenschenkundlichen<br />
und heileurythmischischen Kenntnissen sich auch ein spezifisches<br />
Fachwissen über Autismus zu erarbeiten, will er sich einen Weg zu diesem Schüler mit<br />
seinen autismustypischen Bedürfnissen und Schwierigkeiten bahnen. „Handeln aus Erkenntnis“<br />
wird so zum obersten Gebot, soll ein sinnvoller therapeutischer Prozess in Gang<br />
kommen.<br />
Um diese so notwendige Sachkenntnis zu vermitteln, wurde die autistische Phänomenologie<br />
von verschiedenen Seiten her beleuchtet. Nach einer Einführung in die Geschichte<br />
<strong>der</strong> Autismus-Forschung und <strong>der</strong> aktuellen schulmedizinischen Klassifizierungen wendeten<br />
wir uns drei Aspekten zu, die drei verschiedenen Gesichtspunkten entsprechen:<br />
Wahrnehmungsverarbeitung entlang <strong>der</strong> 12 Sinnesfel<strong>der</strong><br />
Das breite Feld <strong>der</strong> verbalen und vor allem nonverbalen sozialen Interaktion und<br />
Kommunikation; dazu gehörte auch ein Erfahrungsaustausch zur gestützten<br />
Kommunikation.<br />
Abschließend warfen wir einen Blick auf die Grundlagen <strong>der</strong> Handlungskompetenz,<br />
zu welcher „Nachahmung“ und „Bewegung“ als Basiselemente <strong>der</strong> Heil<strong>eurythmie</strong><br />
zu zählen sind.<br />
Die praktischen Heil<strong>eurythmie</strong>-Übungen nahmen wir dankbar auf, doch hätte sich hier<br />
<strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e noch mehr davon gewünscht.<br />
Reich beschenkt kam ich nach den Osterferien zurück in die Schule und sah mit neuem<br />
Blick auf manche Kin<strong>der</strong>, an die ich während des Kurses denken musste. Heilpädagogische<br />
Kenntnisse sind heutzutage wohl nicht nur in den entsprechenden Heimen und<br />
Schulen Voraussetzung, son<strong>der</strong>n auch in den sogenannten "normalen", großen Waldorfschulen<br />
eine wichtige Hilfe.<br />
Pamela Lippke zusammen mit Gabriele Lang (DE)<br />
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Praxisfeld: Senioren<br />
Von <strong>der</strong> Eurythmie zur Heil<strong>eurythmie</strong> –<br />
aus <strong>der</strong> Arbeit mit hochbetagten Menschen<br />
Nachmittagsgruppe mit Thilo Riebold<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Während <strong>der</strong> Internationalen Eurythmie-Fachtagung am <strong>Goetheanum</strong> trafen sich zum<br />
jüngsten <strong>der</strong> sechs Praxisfel<strong>der</strong> diejenigen Kollegen, die mit den Senioren arbeiten und<br />
Anregungen und Austausch suchten. An den vier Nachmittagen wurde ein Bogen gespannt,<br />
<strong>der</strong> den Menschen in seiner ganzen Bewegungsvielfalt zeigte – vom sich künstlerisch<br />
bewegenden hin zum bewegt-werdenden Menschen.<br />
Frei im Raume, stehend und uns bewegend, erlebten wir uns in unserer Ganzheit, indem<br />
wir dem Steinerschen Spruche nachspürten: „…durch meiner Füße Wort;...durch meiner<br />
Hände singen;...durch meines Hauptes Sinnen, wie die Welt im Menschen spricht, singt,<br />
sinnt!“<br />
Wir näherten uns eurythmisch dem Gedicht „Er ist`s“ von Mörike, liefen den Rhythmus<br />
mit den Füßen heiter und leicht und erarbeiteten anschließend die Lautgestalt mit den<br />
Armen – unter Einbeziehung unterschiedlicher künstlerischer Elemente <strong>der</strong> Eurythmie.<br />
Der sich im Sitzen bewegende Mensch in <strong>der</strong> Gruppe<br />
Am folgenden Tag ging es um die eurythmische Arbeit mit Senioren, wie sie in manchen<br />
Altersheimen angeboten wird. Das Beson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Senioren-Eurythmie ist, dass sie im<br />
Sitzen stattfindet. Wir spürten dem Phänomen des alten Menschen nach:<br />
Wie fühlt sich das Sitzen?<br />
Wie wird das Nachlassen <strong>der</strong> Sinnestätigkeiten erlebt?<br />
Wie ist es, plötzlich in einer neuen Gemeinschaft Gleichaltriger zu leben?<br />
Welche eurythmischen Übungen müssen nun altersgerecht entwickelt werden?<br />
Was ist sinnvoll, was ist noch machbar?<br />
Konnten wir in <strong>der</strong> Kunst<strong>eurythmie</strong> uns noch allen Lauten hingeben, machten wir jetzt,<br />
wie mit den Senioren, größere und langsamere Bewegungen zu dem Gedicht „Frühling<br />
lässt sein blaues Band…“:<br />
o ein allumfassendes L<br />
o ein begrenzendes B<br />
o und ein weites A<br />
So wie <strong>der</strong> Mensch in <strong>der</strong> Kunst<strong>eurythmie</strong> Instrument wird für Sprache und Musik, so<br />
kann <strong>der</strong> sich auch <strong>der</strong> alte Mensch in <strong>der</strong> Senioren-Eurythmie in seiner Leiblichkeit neu<br />
erleben: Wir beginnen mit den Füßen rhythmisch zu arbeiten, gestalten mit den Armen<br />
den Raum, indem wir die Lautgebärde zu einem Gedicht machen – was sich auch als seelisch-geistige<br />
Anregung auswirkt.<br />
Der Mensch, <strong>der</strong> bewegt wird – im Sitzen, im Liegen<br />
Nach <strong>der</strong> Kunst- und Senioren-Eurythmie tasteten wir uns weiter zum Verständnis <strong>der</strong><br />
Heil<strong>eurythmie</strong> mit hochbetagten Menschen. Menschenkundliche Betrachtungen lassen<br />
erleben, dass es im Wesensgefüge des alten Menschen zu Lockerungszuständen kommt.<br />
Wie und wo kann da Heil<strong>eurythmie</strong> als Bewegungstherapie eingreifen, als Leibgebärde<br />
und/o<strong>der</strong> als Bewegung im Umraum?<br />
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Dann folgten zwei Fallbespiele aus <strong>der</strong> Praxis: Wir stellten eine sprachverwirrte Frau vor,<br />
die sich bewegend führen ließ, also noch mitmachen konnte, und eine bettlägerige Frau,<br />
die keine Eigenbewegung mehr hatte. Die sprachverwirrte Frau sagte nach dem Anblick<br />
des Halleluja klar und deutlich: „Das ist noch viel zu früh!“ Nach <strong>der</strong> heileurythmischen<br />
Behandlung wurde ihre Sprache verständlicher und sie wirkte zufriedener an ihrem neuen<br />
Ort.<br />
Praktisch übend versuchten wir uns an das Phänomen heranzutasten, wie es sich für den<br />
Patienten anfühlt, bewegt zu werden, und was <strong>der</strong> Heileurythmist tun muss, um den<br />
Menschen in seiner Leiblichkeit anzuregen. Es war etwas ganz Beson<strong>der</strong>es, die Kollegen<br />
voller Konzentration so im gemeinsamen Tun erleben zu dürfen.<br />
Die Nachmittage waren getragen von einem warmen Verständnis für die beson<strong>der</strong>e Situation<br />
<strong>der</strong> uns anvertrauten hochbetagten Menschen, denen wir eurythmisch und heileurythmisch<br />
begegnen. So waren die teilnehmenden Kollegen nicht nur Zuhörer und Empfänger,<br />
<strong>der</strong> Dozent nicht nur Wissen<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n alle Teilnehmer des Kurses wurden zu<br />
tatkräftigen Mitarbeitern in einem Praxisfeld, das sich noch entwickeln kann.<br />
Kompetenzschulung in <strong>der</strong> heileurythmischen Dokumentationstätigkeit<br />
Nachmittagsgruppe mit Anja Meierhans<br />
Bericht <strong>der</strong> Kursleitung<br />
Zehn Heileurythmisten aus Finnland, Holland, Deutschland, aus <strong>der</strong> Schweiz, ja sogar aus<br />
Brasilien, trafen sich jeden Nachmittag zu einer engagierten und <strong>int</strong>eressierten Lerngruppe<br />
zum Thema „Kompetenzschulung in <strong>der</strong> heileurythmischen Dokumentationstätigkeit“.<br />
In Einzel-, Paar- und Gruppenarbeiten wurden die verschiedenen Aspekte <strong>der</strong> Dokumentation,<br />
ihre Grundlagen und Kompetenzfel<strong>der</strong>, erörtert und analysiert.<br />
Als zentraler Themenkomplex stand die Frage im Raum, wie die eurythmische/heileurythmische<br />
Bewegungs<strong>int</strong>entionen, die ihren Ursprung in kosmischen Gesetzmäßigkeiten<br />
haben, am physischen Bewegungsmenschen, a) abzulesen und b) zu<br />
benennen sind? Und weiter: Welche methodischen Grundlagen müssen dazu geschaffen<br />
und geschult werden?<br />
Die Diskussionen erfolgten in einem angeregten und offenen Lernklima. Beson<strong>der</strong>s erfreulich<br />
war die Rückmeldung von zwei Teilnehmerinnen am Ende des Kurses. Diese waren<br />
zu Beginn eher zurückhaltend gegenüber <strong>der</strong> Dokumentationstätigkeit eingestellt<br />
gewesen. In <strong>der</strong> abschließenden Feedbackrunde konnten sie aber eine positive Bilanz<br />
ziehen. Ihr Interesse an <strong>der</strong> schriftlichen Arbeit und <strong>der</strong> damit verbundenen therapeutischen<br />
Reflexion konnte geweckt und geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Positive Lernerfahrungen in Gang zu bringen, Lust und Freude an <strong>der</strong> Dokumentation zu<br />
wecken, ist ein zentrales Anliegen <strong>der</strong> Kursleiterin und umso erfreulicher ist es, wenn<br />
dies in kleinen, doch stetigen Schritten gelingt!<br />
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