www.sailing–journal.de | ausgabe 04 / 2008 | august / september

Und der Vorschiffsmann selbst sieht, ob das Schiff
aus der nächsten Halse wohl hoch oder tief kommt,
und er sich entsprechend am Spibaum zu schaffen
macht oder gleich den Trimmer unterstützt. Damit
das funktioniert, muss jeder Vorschiffsmann auch
Steuermann sein, jeder Steuermann auch Vorschiffsmann
und jeder Trimmer auch ein Taktiker. Im Flugzeug
macht heute alles der Autopilot. Aber segeln,
das muss man noch selbst! Der aufmerksame Leser
mag nun ein wildes Sprach- und Kompetenzwirrwarr
an Bord vermuten, dass einem Bayern beim Brötchenkaufen
in Sachsen gleichkommt. Ich gebe zu, es
hat lange Jahre gedauert, bis wir diese Art zu segeln
abgestimmt hatten. Wenn die geistige Aufgabenverteilung
an Bord nichts mehr mit der eigenen physischen
Aufgabe zu tun hat, wird Segeln zwangsläufi
g deutlich komplexer. Die Tätigkeiten von Kopf und
Körper sind ihres Gleichlaufes beraubt. Das heißt:
Alle geben Input. Jede Information wird verarbeitet.
Und es kommt genau eine Handlung dabei heraus. In
Sekundenschnelle. Wenn wir Rennen verlieren, dann
meistens, weil genau dieses fein abgestimmte System
von Input und Output nicht funktioniert hat, wichtige
Infos übergangen wurden oder Kommandos nicht laut
genug waren. Denn segeln können alle. Aber zusammen
segeln, das fällt auch uns manchmal schwer.
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