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FOTO: HANSI HOFFMANN<br />
Die ganze Hektik begann am 20. Juli <strong>19</strong>98.<br />
Im Münchener Hotel „Vier Jahreszeiten“<br />
residierten neun Berater und Mitarbeiter<br />
von Superstar Michael Jackson, um mit Impresario<br />
Marcel Avram, langjähriger Freund und Veranstal-<br />
ter Jacksons, ein Wohltätigkeitskonzert im riesigen<br />
Münchener Olympiastadion zu besprechen, welches<br />
erst genau ein Jahr später − am 27. Juli <strong>19</strong>99 −<br />
über die Bühne gehen würde. Verdienen sollte<br />
keiner an dieser „Wohltätigkeit für die Kinder der<br />
Welt“, nur die Kosten sollten aus den Karten-<br />
verkäufen gedeckt werden. Erwartet wurden 71.<strong>00</strong>0<br />
Zuschauer, Ticketpreis: 69,<strong>00</strong> Deutsche Mark, das<br />
bedeutete summa summarum knapp fünf Millionen onen<br />
Mark.<br />
Ortsbesichtigungen, Hotelbegutachtungen,<br />
unzählige technische Details und Probe-<br />
essen in Spitzen-Restaurants wurden mit<br />
vier weiteren Besuchen der neunköpfi gen<br />
„Beraterclique“ in München absolviert –<br />
immer neun First Class-Flüge über den<br />
Ozean, dazu neun Mal drei bis vier Über-<br />
nachtungen in First Class-Juniorsuiten, plus<br />
drei Luxus-Limousinen mit ortskundigem<br />
Fahrer rund um die <strong>Uhr</strong>. Die Jackson-Leute<br />
liebten und genossen München. Der Anforderungskatalog<br />
des Superstars las sich wie<br />
der für einen Staatsbesuch eines Scheichs<br />
mit Harem, Söhnen und Personal: 28 First<br />
Class- und 87 Business-Class-Flüge von L.A<br />
und zurück, drei komplette Etagen mit wenigsten<br />
acht Suiten, zwölf Juniorsuiten und<br />
95 De-Luxe-Zimmern im besten Hotel am Platz, ,<br />
hoffmanns erzählungen � quadrat 06 / 2011<br />
Zwölf Stunden<br />
mit Michael Jackson<br />
in München<br />
HANSI HOFFMANN , PR-MANAGER DER SUPERSTARS, ERINNERT SICH<br />
vierzehn BMW-Limousinen mit Fahrern, 40 zusätzliche<br />
Security-Mitarbeiter im Drei-Schicht-<br />
Dienst. Die ganze Liste umfasste sechs Seiten –<br />
bis zur Festlegung des Blumenschmucks und der<br />
Größe der Badetücher.<br />
Dann kam der Tag der Supershow! 48 Topstars<br />
hatten zugesagt, darunter Udo Jürgens, Peter Maffay,<br />
Mariah Carey, Vanessa Mae, Helmut Lotti, die<br />
Kelly Family, Sasha und die Scorpions, Ringo Starr<br />
und Status Quo, Mario Adorf und Andre Rieu sowie<br />
Justus Franz, jeweils mit großem Orchester,<br />
Zucchero und Patricia Kaas und, und, und…<br />
Moderation Thomas Gottschalk. Das ZDF sendete<br />
fünfmal eine Stunde und zahlte 1,2 Millionen in<br />
den Spendentopf. Alle Künstler traten gratis auf,<br />
und wo die Plattenfi rma nicht spendabel war, zahl-<br />
ten sie auch ihre Spesen aus eigener Tasche. Dem<br />
Zugpferd Michael Jackson plus seinem 115-<br />
köpfi gen Team wurden jedoch alle Kosten erstat-<br />
tet, abgewickelt über ein New Yorker Anwaltsbüro.<br />
Großräumig war die Zufahrt in die dem Stadion<br />
angelehnte Olympiahalle abgesperrt: „Headquar-<br />
ter Jackson“. Ich wurde von Marcel Avram zum<br />
„Quartiermaster“ ernannt. Um 9.30 <strong>Uhr</strong> donner-<br />
ten drei Super-BMWs in die Tunnelstraße<br />
str zum Untergeschoss der Halle.<br />
Neun Ne Amis − die Vorhut des Superstars.<br />
st „Where is Hansiii!!??“, brüllte<br />
Bob B Marowe, ein wichtigtuerischer<br />
Halbmexikaner, H<br />
Quartiermacher des<br />
Jackson-Clans, Ja<br />
kaum aus dem Auto<br />
gestiegen. g Ich stand direkt neben<br />
ihm. ih Dann begann die Chefvisite.<br />
Wie W ein Klinikchef zog Bob mit seinem<br />
n „Schwesternteam“ durch die<br />
Gänge, G ich als sein „Oberarzt“ einen<br />
halben h Schritt hinter ihm, musste<br />
jede j<br />
Tür öffnen, jeden Raum – laut<br />
Anfor derungsliste – erklären: Ma-<br />
nager-Lounge, Stage-CO-Office 1,<br />
Tour-CO-Office, Agent-Lounge, Tu-<br />
ne-Room, Makeup-Room, Medical-<br />
Room, Hospitality-Lounge, Video-<br />
Team – insgesamt 31 Räume wurden<br />
inspiziert.<br />
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